Forum Politik und Gesellschaft Religionen-Weltanschauungen Kath. Kirche kündigt die Missbrauchs-Aufarbeitung

Religionen-Weltanschauungen Kath. Kirche kündigt die Missbrauchs-Aufarbeitung

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Re: Kath. Kirche kündigt die Missbrauchs-Aufarbeitung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 10.01.2013, 15:22:06
Der Antrag auf Unterlassungsklage wurde lt. Mitteilung von Pfeiffer (24.1.20013) zurückgezogen.

Er darf also weiterhin behaupten, dass die Kirche bei einer möglichen Publikation von Studienergebnissen eine Zensur beabsichtige.

Es kann natürlich sein, dass der Begriff "Zensur" in der kirchlichen Sprache eine etwas andere Bedeutung hat als im Wissenschaftsbetrieb.
Mareike
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Re: Quergedacht
geschrieben von Mareike
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.01.2013, 19:40:16
Ich habe leider mehr als einen Schimmer.

Sowohl Jugendamt wie Ev.Beratungsstelle wie Frauenarzt haben von einer Anzeige abgeraten. Betroffen war eine 12 Jährige.

Es war kein Priester.

Es war ein, wie wir erst sehr viel später erfuhren, ein mehrfach einschlägig vorbestrafter damals 21 Jähriger, somit mündig, auf Bewährung.
Das Jugendamt wußte davon - nur wir nicht.

Beweise wurden nicht gesichert.

Reicht das zu Eure Info hinsichtlich Standpunkt?

Zu erwarten, das sich die Täter freiwillig outen ist leider illusorisch.

Mareike
Re: Quergedacht
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Mareike vom 28.01.2013, 19:21:24
Dennoch bleibt die Frage: Viele Opfer haben sich gemeldet, geoutet ... warum zeigen sie den Missbrauch nicht dort an, wo es sinnvoll wäre? Nur dann kann eine Strafverfolgung stattfinden.

"Strafanzeigen werden von allen Polizeidienststellen, Staatsanwaltschaften und Amtsgerichten entgegengenommen."


Nun, dann verstehe ich das hier nicht.

Abgesehen davon kann jeder eine solche Straftat zur Anzeige bringen Mareike. Ich weiß jetzt nicht, wie es gesetzlich ist, aber ich denke, es ist eine unterlassene Hilfeleistung, eine derartige Tat nicht zur Anzeige zu bringen.

Und es gibt auch so etwas wie Dienstaufsichtsbeschwerden.
Wenn das Jugendamt hier abrät, hätte es sehr triftige Gründe dafür haben müssen. Oder war es in der von mir angesprochenen Zeit?

In dieser Zeit wurde aus Scham und Angst geschwiegen, auch unter Verächtlichmachung von Frauen und Kindern.
Die psychischen Strategien Opfer zum Schweigen zu bringen, sind doch dann ebenfalls hinreichend bekannt.
Diese ziehen immer noch, daran hat sich nichts geändert.

Meli

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Re: Quergedacht
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Mareike vom 28.01.2013, 20:20:37
Gut, du wirst Erfahrungen in deinem Umfeld haben, in den des kath. Inzuchtskartells aber nicht.

Verurteilst du nun die 12-jährige, von der du vorhin erzählt hast dafür, dass sie und/oder ihre Erziehungsberechtigten keine Anzeige erstattet haben? Hältst du sie für eine Betrügerin bzw. Simulantin oder wirst du sie, wenn sie in vielleicht 20 Jahren denn doch den Mut findet ihre Stimme zu erheben, dafür halten? Ist Vergewaltigung und sexueller Mißbrauch bei einem Mädchen nicht leichter zu dokumentieren als bei einem Buben?

Nun, nach dieser Erfahrung, die du hast, frage ich dich, wie schwierig es gewesen sein mag, eine Anzeige gegen den Pfarrer oder gegen den Priester-Lehrer-Erzieher einer Institution, in der der Sohn als Hoffnungsträger der Gemeinde und Eltern lernen durfte, beim Dorfgendarmen zu machen.

1.Hauptregel: der Pfarrer, der Arzt, der Lehrer, der Bürgermeister, haben Recht; der Gendarm folgte weit hinten - es gab ja viele Schmuggler und Wilderer
2.Hauptregel: Nestbeschmutzer gehören eliminiert, da sie psychisch- moralisch gestört sind.

Mart
Mareike
Mareike
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Re: Quergedacht
geschrieben von Mareike
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.01.2013, 20:26:55
Es liegt 25 Jahre zurück.

Das Eltern von der Anzeige absehen hat längst nicht immer mit falscher Scham oder Katholizismus zu tun, sondern mit dem Umstand, dass man dem Kind, welches ohnehin total verstört ist, "Schlimmeres" ersparen möchte. Nur: Das ist ein Fehlschluss! Das kann man zu dem Zeitpunkt aber leider nicht so einschätzen und verlässt sich auf fachlichen Rat.

Viele Eltern erfahren jedoch nichts, weil die Kinder schweigen.
Häufig weil die Kinder meinen selbst (mit) Schuld zu sein.
Aber das wisst ihr ja alles.

Mein Hinweis auf die Strafverfolgungsbehörde hat den einzigen Grund, dass ich darauf hinweisen möchte, das Priester, wie jeder anderer Vergewaltiger, verurteilt werden können wenn sie denn angezeigt werden.

Sie sind nicht straffrei auf Grund des Kirchenrechts. Das zu behaupten ist Unfug.

Eine Aufarbeitung nach so vielen Jahren ist kaum möglich es sei die Täter sind bereit sich zu stellen.

Mareike
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Re: Quergedacht
geschrieben von Mareike
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.01.2013, 20:26:55


Abgesehen davon kann jeder eine solche Straftat zur Anzeige bringen Mareike. Ich weiß jetzt nicht, wie es gesetzlich ist, aber ich denke, es ist eine unterlassene Hilfeleistung, eine derartige Tat nicht zur Anzeige zu bringen.

Meli
geschrieben von meli

Schaue hier mal nach - Stand 2013

Zitat: "Eine Anzeigepflicht bei sexuellem Missbrauch besteht in Deutschland bisher nicht. Kritikerinnen und Kritiker einer Anzeigepflicht argumentieren, dass es den Opfern weiterhin möglich sein muss, sich jemandem anzuvertrauen - ohne dass zwangsläufig Anzeige erstattet und ein Strafverfahren eingeleitet wird. Sie warnen vor der Gefahr einer Retraumatisierung der Betroffenen durch das Strafverfahren.

"Die Pflicht, eine Kindeswohlgefährdung zu verhindern, eröffnet jedoch nur die Möglichkeit, nicht die Verpflichtung zur Einschaltung der Strafverfolgungsbehörden.
Behörden und Ämter: Die Polizei ist verpflichtet, das Jugendamt nicht.

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Re: Quergedacht
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Mareike vom 28.01.2013, 21:05:56
Danke Mareike,

so kann es kein Missverständnis geben.

Die Schlussfolgerung aus allem ist dann wieder einmal, dass die Politik hier gefragt ist.

Und es gehört auch in den Unterrichtsstoff der Schulen, denn es gibt Eltern, die nicht in der Lage sind, ihre Kinder entsprechend aufzuklären, aus welchen Gründen auch immer.

Man bedenke nur die Spirale, dass Missbrauchte wiederum missbrauchen. Ich bitte, das nicht als Verallgemeinerung zu werten, denn so ist es nicht gemeint. Doch nicht aufgearbeitete Traumata werden sich immer wieder aus dem Untergrund rühren und ihr Unwesen treiben.

Letztlich aber, Mareike, und da stimme ich Dir voll zu. Ein Verschweigen des Missbrauchs (evtl. auch noch gegen monetäre Entschädigung) macht ein Opfer wiederum zum Opfer.

Meli
schorsch
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Re: Quergedacht
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 28.01.2013, 19:04:50
Es kommt immer drauf an, wessen Kind Opfer geworden ist. Ich selber war Opfer eines Lehrers und Beinahe-Opfer eines katholischen Pfarrers (trotzdem ich selber gar nicht katholisch war). Eines Tages vergingen sich die Beiden an Opfern, deren Eltern nicht arm waren, sondern Einfluss hatten im Dorf. Beide verschwanden sang- und klanglos.
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Re: Quergedacht
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf schorsch vom 28.01.2013, 21:44:56
Schorsch, wie ein persönliches Bekenntnis des Mißbrauchs zum Verstummen führen kann! Ich danke dir dafür!
--------

Ja, es darf jeder bei der Polizei anzeigen, die dann dem Verdacht nachgehen müssen.

Für obere Stellen in Institutionen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, besteht ein besondere Verpflichtung Verdachtsmomenten nachzugehen.

So, wie ein Schuldirektor den Verdacht, dass ein Lehrer Schüler geschlagen hat, der Polizei weitergibt - schon zum Selbstschutz, wenn schon nicht zum Schutz der Schüler - , würde ich erwarten, dass dasselbe geschieht, wenn es sich um Pädophilie geht.

Die Praxis der kirchl. Institutionen sah anders aus.

Ein Freund kam vor 50 Jahren in den Genuß in das Internat eines Klosters aufgenommen zu werden und "höhere Bildung" zu bekommen. Dieses Kloster hatte damals zu wenig Anmeldungen für die ersten Klassen des neue Schuljahrs. Der Mißbrauch hatte im Schüler-Einzugsbereich zur Folge, dass Eltern ihre Kinder nicht mehr den Patres anvertrauen wollten. So wurden Pater auf Werbetour zu den (armen) Bauern ausgeschickt.

Nun, heute steht dieses Kloster wiederum im Gespräch, da in den vergangenen 50 Jahren, gerade dieser Mißbrauch immer wieder vorkam und die weltl. Gerichtsbarkeit von den kath. Interntsleitern vor der Tür belassen wurde.

Private Ermahnungen und Versetzungen helfen nichts, wenn der Wurm im Apfel haust. Der Krug geht so lange zum Brunnen bis er bricht.

Institutionen haben in der Vergangenheit allzu oft die Erstattung von Strafanzeigen bei Missbrauchsverdacht unterlassen, um Missbrauchsfälle in ihren Reihen zu vertuschen.

LG mart

PS: Der Kadinal Mahony Skandal spricht eine deutliche Sprache:

[i]"...Mahony, von 1985 bis 2011 Chef der größten US-Erzdiözese Los Angeles, soll mindestens 120 Missbrauchsfälle vertuscht haben. Ihm wird vorgeworfen, sexuellen Missbrauch in seiner Diözese verheimlicht und einem pädophilen Priester die Flucht vor den Behörden ermöglicht zu haben, indem er ihn in einer kirchlichen Gesellschaft und später in der Stadtverwaltung von Los Angeles unterbrachte...."[/indent]
Karl
Karl
Administrator

Re: Quergedacht
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 26.03.2013, 11:08:49
@ mart,
Kardinal Mahony sitzt im Konklave in Rom, doch die Vergangenheit holt ihn ein: Er selbst, die Erzdiözese von Los Angeles und ein früherer Priester zahlen insgesamt zehn Millionen Dollar - im Gegenzug werden Vorwürfe in einer Missbrauchsaffäre nicht weiter verfolgt.
geschrieben von aus deiner verlinkten Spiegel-Quelle
Schweigen erkaufen durch Geld? Da geht einem doch "das Messer in der Tasche" auf.

Karl

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