Religionen-Weltanschauungen Kurz und bündig.

clara
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Re: Kurz und bündig.
geschrieben von clara
als Antwort auf sarahkatja vom 25.03.2011, 14:43:12
J

Wäre Elisabeth, Zarin von Russland, nicht gestorben und Peter, ich glaube, es war der Dritte, der ein Verehrer von Friedrich war, und den seine Gattin Katharina später verschwinden ließ, würde er heute nicht der Große genannt.


Die Anekdoten über Friedrich den Großen sind nett! Er war ja ein gebildeter Mann, sehr geistreich und schon der Aufklärung verpflichtet.
Was mich schon immer sonderbar berührt hat, ist, dass oft die größten Kriegstreiber in rückschauender Verklärung als "groß" bezeichnet werden. So auch bei Napoléon Bonaparte, der so viel Elend über Europa brachte und dennoch von vielen Franzosen immer noch verehrt wird. Ist es nur Chauvinismus?

Das Oderbruch habe ich kurz nach der Wende radelnd durchquert und die schöne Gegend genossen. Mich würden Gründe für die mangelnde Pflege interessieren.

Wer nicht gerade ein Geschichtsbuch zur Hand nehmen möchte, um sich über die Entwicklung des "Alten Fritzen" zu informieren, etwa, warum er so und nicht anders geworden ist, dem sei der Roman "Der Vater" von Jochen Klepper empfohlen.

Clara
sarahkatja
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Re: Kurz und bündig.
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf clara vom 27.03.2011, 14:10:09
Liebe Clara,

das Buch kenne ich zwar nicht, habe aber über seine Kindheits – und Jugendjahre gelesen. Er wollte dem harten Vater mit seinem Freund Kate entfliehen.
Die Flucht misslang. Friedrich musste vom Fenster seines Kerkers mit ansehen, wie sein liebster Freund enthauptet wurde. Er selbst ist der Hinrichtung nur knapp, aufgrund von Protesten, entkommen.

Es war eine andere Zeit, mit anderen Einstellungen, die die nachfolgenden Generationen mit sehr vielen Kämpfen und Leid hoffentlich überwunden haben.

Zur Ruhe kommt der Baum des Lebens nicht, er muß andere Kämpfe bestehen.
Doch die Freiheit zu sagen, was wir denken, werden wir uns nicht mehr nehmen lassen. Aber sehr wachsam bleiben müssen wir und die nachfolgenden Generationen.

Einen sonnigen Vorfrühlingssonntag
wünscht Sarahkatja

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Das bekam die kurmärkische Kammer ins Album geschrieben:

“Wenn im Directorium keine Ministers wären, so würde ich sagen, es seien Esels – aber von Ministers behüte Gott, daß man so was denken darf.“

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In Berlin war großer Opernball. Der König saß mit dem französischen Gesandten in der Loge.
Der Vorhang sollte eben aufgehen, aber die Schnüre verfingen sich und der Vorhang blieb in geringer Höhe hängen, so daß man nur die Beine des aufgestellten Sängerchors zu sehen bekam.

Da wandte sich der König belustigt an den Gesandten von Frankreich
und sagte so laut, dass man es nicht nur in der Diplomatenloge hörte:
“ Marquis, sehen Sie: Das Ministerium von Frankreich: Viele Beine und kein Kopf!“




clara
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Re: Kurz und bündig.
geschrieben von clara
als Antwort auf sarahkatja vom 27.03.2011, 16:37:59
Liebe Sarahkatja,

die letzten Anekdoten zeigen den Zyniker, zu dem der Alte Fritz geworden war. Wen wundert’s, wenn ein Mensch mit diesem Vater und diesem unbeschreiblichen Erlebnis zum Zyniker wird! Und mit zunehmender Macht auch sein Zynismus zunahm. Aus einem sensiblen, künstlerisch begabten jungen Mann zu jemandem, der in seinem Testament schreibt: "Ich muß zugeben, daß Machiavell recht hat." Nein, eine Anekdote ist das nicht!

Es war eine andere Zeit, mit anderen Einstellungen, die die nachfolgenden Generationen mit sehr vielen Kämpfen und Leid hoffentlich überwunden haben.

In unserem Teil der Welt vielleicht, in anderen Teilen sind die Befreiungskämpfe von den absolutistischen Herrschern gerade in vollem Gange, und wer weiß, wie lange sie noch dauern oder überhaupt erfolgreich sind!

Nimm mir bitte die Abschweifung von dem vermutlich anders gedachten Thema nicht übel! Aber bei Friedrich II fällt mir das Lächeln nicht immer ganz leicht, auch wenn er für Preußens Glanz und Glorie steht!

Gruß, Clara

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sarahkatja
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Re: Kurz und bündig.
geschrieben von sarahkatja
als Antwort auf clara vom 28.03.2011, 13:36:24
Nein Clara,
das nehme ich Dir durchaus nicht übel. Ich kann nur nicht mehr darüber schreiben, weil es mir zu sehr unter die Haut geht.

Was Friedrich betraf, so glaube ich, dass er nur gewissen Stellen der
Ausführungen des Machiavelli zugestimmt hat, und darin hatte er,
zu seiner Zeit, vielleicht nicht einmal Unrecht.

Aus Wikipedia:

Niccolò Machiavelli [nikkoˈlɔ makjaˈvɛlli] (* 3. Mai 1469 in Florenz; † 21. Juni 1527 in Florenz; eigentlich Niccolò di Bernardo dei Machiavelli) war ein italienischer Politiker, Diplomat, Philosoph, Geschichtsschreiber und Dichter.·

Sein Name wird heute mit rücksichtsloser Machtpolitik unter Ausnutzung aller Mittel verbunden. Der später geprägte Begriff Machiavellismus wird daher oft als abwertende Beschreibung eines politischen Verhaltens gebraucht, das raffiniert, aber ohne ethische Einflüsse von Moral und Sittlichkeit die eigene Macht und das eigene Wohl als Ziel sieht.

Dieses Verhalten war aber nach heutigem Wissensstand nicht Machiavellis Ziel. Vor allem aufgrund seines Werks Il Principe („Der Fürst“) gilt er als einer der bedeutendsten Staatsphilosophen der Neuzeit. Sein politisches und literarisches Werk Discorsi ist darüber in den Hintergrund getreten.


„Wer glaubt, Machiavelli sage, Politik könne man nur mit Gift und Dolch, Lüge und Verbrechen machen, hat ihn gründlich missverstanden. Wo es ohne diese Dinge geht, darf man diese Mittel gar nicht anwenden, nicht aus moralischen Gründen, sondern weil es unpolitisch wäre, es zu tun. Wo aber, gewissermaßen von der Technik des Machtkampfes her, in einer bestimmten Lage Gift und Dolch, Lüge und Verbrechen nicht entbehrt werden können, um den Gegner zu überwinden, wenn es wirklich um Sein oder Nichtsein geht, dann ist einer als Staatsmann nur dann richtig am Platze, wenn er es über sich bringt, sich dieser Mittel zu bedienen, sei es als nihilistischer Zyniker, sei es als einer, der dem Staat „das Königsopfer seiner Seele“ bringt. Das ist der Sinn des Wortes von Machiavelli, dass ein Staatsmann auch böse handeln können müsse.“ CARLO SCHMID

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GADDAFI UND ANDERE DESPOTEN LEBEN NOCH IN DIESER VERGANGENEN ZEIT UND SIE WERDEN ERKENNEN MÜSSEN, DASS DIESE ZEITEN VORBEI SIND.

Was MACCHIAVELLI betrifft, darf nicht vergessen werden, dass er im
15/16. Jahrhundert lebte, in einem zerrissenen, von allen Seiten bedrohten Italien.

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NOCH EINMAL WORTE VOM ALTEN FRITZ:

Ein Märkischer Geheimrat, der sich beim König über das sittenwidrige Verhalten in einem Nachbarhaus beschwerte, bekam vom Alten Fritz den aufklärenden Bescheid:

„IN EUREM UND IN MEINEM ALTER KANN MAN NICHTS MEHR MACHEN; WIR WOLLEN DIEJENIGEN MACHEN LASSEN, DIE NOCH KÖNNEN.“

Es grüßt Dich
Sarahkatja







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