Religionen-Weltanschauungen Osho

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Osho
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Bias vom 18.02.2021, 07:19:26

Andererseits: Was können wir wissen ?
und
Ist nicht am Ende alles Wissens der Glaube, der sprichwörtlich Berge versetzen kann, dem Wissen überlegen?


 
geschrieben von Bias

Ich zumindest meine kein Faktenwissen über Inhalte der Religion (und so habe ich Luchs auch nicht verstanden), sondern sich über die Richtung, über die Gruppierung, ihre Leiter/Meister/Gurus kundig zu machen, und das so objektiv wie möglich. Ich denke, dass das viel Enttäuschung (und/oder Abhängigkeit) ersparen könnte.

Ich bin, das stelle ich fürsorglich fest, kein Wissender.



Das bin ich auch nicht. Aber ich bin ein Suchender, und zwar auch nach möglichem Wissen. Vielleicht hatte deswegen auch nach meiner Abwendung vom kath. Christentum keine andere Religion eine Chance als der Buddhismus, weil er eine Religion ist, die sehr wenig Glauben voraussetzt. Der ursprüngliche Buddhismus, der "Pâli-Buddhismus" setzt sogar keinerlei Glauben voraus, weswegen ich in dieser Richtung auch am längsten mitmachte. Und vielleicht wirst Du schmunzeln, es war gerade dieses für das Gefühl wenig Ansprechende, das mich dann davon nach gut 15 Jahren entfernt hat. Ich bin dann zu japanischen Formen des Buddhismus "gewechselt", die zwar auch nicht so "gefühlig" sind wie die meisten anderen Religionen, aber dem doch etwas mehr Raum geben.

Apropos, ich denke, dass Ole Nydahl da in eine Nische gestoßen ist, denn seine Richtung, die ihre Wurzeln im tibetischen Buddhismus hat, ist recht "gefühlig" ;-)
 
Ich bin einer der vermeintliches Wissen ebenso geprüft sehen will wie Glaubensbekenntnisse.
Einer, der vom Wesen her skeptisch ist. Nein - das ist nicht Ergebnis eines Willensaktes, es ist halt ein Wesenszug, der sich nicht immer hilfreich auswirkt.

So sehe ich mich auch. Ob das bei mir mit meinem "Wesen" zu tun hat,  weiß ich nicht. Ich bin "multireligiös" aufgewachsen, inkl. Agnositizismus und Atheismus. In meiner Familie, aber auch in meinem nachbarschaftlichen Umkreis gab es nicht "die" Religion. Es waren mehrere  Weltreligionen und diverse Konfressionen in dem Viertel vertreten, und so etwas beeinflusst natürlich sehr.


Du schreibst einerseits:

ich kann mir Skepsis leisten.

Andererseits aber:
 

Manchmal, ich schrieb das hier ab und zu schon mal, beneide ich Gläubige um einen Glauben den sie  unprätentiös und ohne Gerede darüber leben.

Dann scheint Dir in der Skepsis doch etwas zu fehlen. Das soll nur ein Hinweis sein, was mir einfiel, Du musst da natürlich nicht drauf eingehen. Bei mir kann ich aber durchaus sagen, dass mein Agnostizismus mir nicht immer Freude macht, ebenso wenig wie meine Skepsis. Ich beneide unfanatische, aber gefestigte Gläubige durchaus auch manchmal. Und bei mir hat das mit meiner Beziehung zum Thema Sterben/Tod zu tun.

Ein ander Mal bin ich um die Ergriffenheit froh, die mich während des Betrachtens einer sich plötzlich erschließenden Landschaft erfasst oder sich in einem Gespräch mit Vertrauten ungeplant einstellt.
Froh um Momente, die ich geneigt bin zu konservieren und gut verpackt zum jederzeitigen Neugebrauch in einen Safe oder in das Bücherregal zu stellen.
Das geht nicht und gerade das macht ihren Wert aus.
Den Kairos, den "glücklichen Augenblick" nannten die Griechen solche Erfahrungen, habe ich von Hans-Georg Gadamer (Hörbuch) gelernt.

Der Buddha, dieser Miesepeter, würde nun sagen: Das ist ja das Leid: Dass alles vergeht, vergehen MUSS.

Und dabei belasse ich es. Danke für den Link zum Gadamer-Film, , den schaue ich mir bald an.

Schönen Gruß

DW
Bias
Bias
Mitglied

RE: Osho
geschrieben von Bias
als Antwort auf Der-Waldler vom 18.02.2021, 09:17:00

"Dann scheint Dir in der Skepsis doch etwas zu fehlen", schreibst Du, Waldler und ich meine: Klar, nichts ist vollkommen.
Zur Klärung dessen, was ich unter Skepsis verstehe:
Gemeint ist damit nicht das, was gemeinhin unter Misstrauen läuft sondern es ist der Agnostiker in mir, der prüfen möchte.


Ole Nydal betreffend habe ich ihn schon als jemand in Erinnerung, der ganz offensichtlich Leute anzieht.
Einer der glaubwürdig wirkt, auch weil er seine Habe verschenkt haben soll.
Aber eben auch als jemand, dem es gelungen ist sich alles was seinen Bedürfnissen entspricht schenken zu lassen (für den Vortrag in Darmstadt ist es das Hotel Traube als Übernachtungs- und Verpflegungsstätte gewesen, erinnere ich).

Am Buddhismus finde ich ebenso wie Du vieles anziehend.
Bücher darüber - hab gerade mal drauf gesehen - nehmen bei mir über einen halben Meter Raum im Regal ein.
Dessen Lehren entstammen jedoch einer jahrtausendenalten, fremden Kultur und Lebensweise, die sich sehr von der unseren unterscheidet.
Ich bezweifle von daher, dass er sich in einem Menschenleben erschließt, wenn man wie ich Deutscher ist (doch das kann ich naturgemäß nicht prüfen; auch nicht, wenn ich wöchentlich einmal ins nahegelegene Kloster, "Buddhas Weg" auf dem Hardberg ginge. Von daher habe ich es bei einem Besuch belassen).

schorsch
schorsch
Mitglied

RE: Osho
geschrieben von schorsch

Da wir ja bei uns die Religionsfreiheit haben, darf sich auch jede/r seine/ihre Religion selber basteln.....

.....und das finde ich so lange gut, als der/diejenige nicht seinen/ihren Mitmenschen das Selbstgebastelte aufdrängen will!


Anzeige

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Osho
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf Bias vom 18.02.2021, 09:53:29

Der ursprüngliche Buddhismus ist ganz einfach, aber es würde den Rahmen dieses Threads sprengen, dies hier aufzuschreiben. Vielleicht mache ich mal einen eigenständigen Thread auf.

Zu Ole Nydahl nur so viel:

Über die Probleme der DBU mit Nydahl

Ausschlussverfahren der DBU gegen Nydahl

Nochmal: Was an all dem wirklich dran ist, kann ich nicht beurteilen, dafür bin ich viel zu lange raus dem organisierten Buddhismus. Aber da ich nach wie vor Zeitschriften beziehe, lese und viele Sympathien für den Buddhismus habe, sehe ich das alles mit Sorge, denn ich persönlich finde es für den GANZEN Buddhismus in Europa fatal, wenn solche Streitereien über Jahre und Jahrzehnte gehen. Zumal ich Nydahl in seinen Anfangsjahren, als auch noch seine Frau Hannah lebte, durchaus anregend fand, obwohl er nicht "meine" Richtung vertrat.

Meine buddhistische Bibliothek steht bei mir im Keller (der trocken und buchgeeignet ist), ejnige Dutzend Handexemplare hier am Arbeitsplatz. Ich werde demnächst schauen, was ich von all dem weggebe. Auch unsere Bücher in der Wohnung sollen reduziert werden. Es ist einfach zu viel, und unsere Erben werden dankbar sein, statt der aktuell mehr als 8000 Bücher (Belletristik, Sachbuch und Wissenschaft zusammen) nur noch 4000 oder 5000 entsorgen zu müssen. Loslassen, heißt die (übrigens buddhistische) Devise...

Gruß

DW

RE: Osho
geschrieben von ehemaliges Mitglied

@Bias
@Der-Waldler

Eure Korrespondenz ist sehr interessant.
Da ich mich mit dem Buddhismus nie näher beschäftigt
habe, kann ich nichts dazu sagen.

Doch ich stelle beruhigt fest:
Ihr drängt niemandem Eure Meinung auf.

Das ist gut so.

Ich weiß nur von Hermann Hesse.
Er hat Weib und Kinder verlassen, um im Osten seinen Weg
für die Seele zu finden.

Er wurde kräftig enttäuscht.
Das schreibt er mal in einem Brief.

lieben Gruß
Clematis
 

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Osho
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.02.2021, 10:44:32

Liebe @Clematis

ich denke, Hermann Hesse ist mit ungünstigen Voraussetzungen "gen Osten" gegangen. Er hoffte, seine Probleme, die er mit Familie und Beruf hatte, dort "lösen" zu können, vor allem wollte er seine schlimmen Kindheits- und Jugenderfahrungen dort "bearbeiten". Aber ein Zen-Meister meinte mal, wer im Zen (das gilt sicher auch für andere Formen des Buddhismus) etwas "sucht", der wird "nichts" finden... Allerdings "hatte" Hesse damals nur die Möglichkeit, etwas im ursprünglichen Buddhismus zu suchen. Zen, Tibetischer B. und andere mahayanischen Wege waren damals fast unbekannt in Europa. HEUTE würde er vielleicht anders darüber urteilen??? Immerhin war Hesse aber dank der buddh. Erfahrungen, die in "Siddharta", aber auch in "Steppenwolf" eingeflossen sind, für die Beat-Zen-Generation der 1950er und 60er  Jahre ein großer Inspirator...

Liebe Grüße

DW




 


Anzeige

RE: Osho
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Der-Waldler vom 18.02.2021, 11:38:09

Lieber @Der-Waldler,

das stimmt alles, was Du schreibst, doch -
ganz konkret - er schrieb, dass er das Christentum
gesucht und anerkannt habe.

DAS ist für mich der Knackpunkt und das wollte ich
in diesem Forum nicht erwähnen.
Aber irgendwie ist es scheints auch hier wichtig,
ALLES zu sagen.

lieben Gruß
Clematis

 

Der-Waldler
Der-Waldler
Mitglied

RE: Osho
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.02.2021, 11:44:51

Liebe @Clematis

ich denke, es gibt einige Menschen, die "im Osten" das Christentum suchen, oder anders ausgedrückt: die hoffen, über den Umweg über den Buddhismus zurück zum Christentum zu finden. Und es gibt auch Menschen (mir ist ein solche aus meiner buddh. Zeit bekannt), der eigentlich vor seiner Beschäftigung mit der Lehre des Buddha "nix" war und nach mehreren buddhistischen Jahren das Christentum für sich ganz neu entdeckte. Letztendlich ist der spirituelle Kern aller Religiosität  die Frage (und Antwort???)  nach dem "höheren Sinn" des Ganzen. Wie man diesen bezeichnet, ob Nirvana, Gott, Krishna, Brahman, Weltseele, All oder "die Natur", das ist letztendlich und im Tiefsten meiner Menung nach nicht von Relevanz.

Liebe Grüße

DW
 

Mareike
Mareike
Mitglied

RE: Osho
geschrieben von Mareike
als Antwort auf Bias vom 18.02.2021, 07:19:26

Den Begriff Kairos kannte ich nicht.

"Vom Kairos spricht man im Allgemeinen dann, wenn man den günstigen, den flüchtigen, den alles entscheidenden Augenblick beschreiben will. Ein solcher Augenblick sticht heraus im Fluss der Zeit (Chronos, das zweite griechische Wort für Zeit). Der Kairos ist etwas Besonderes und etwas Seltenes, geprägt von eminenter Tragweite."

Es gab solche Augenblicke in meinem Leben - ja, von eminenter Tragweite.

Da braucht es keinen Safe oder Aufbewahrungsort, man ist damit verschmolzen.

Es ist ein unmittelbares Erleben, kraft-voll, auch erschütternd, mit dem Denken nicht zu erfassen. Wohl auch  willentlich nicht zu erreichen. Aber entscheidend ...

Da werden alle Theorien zur Nebensache.

Bias
Bias
Mitglied

RE: Osho
geschrieben von Bias
als Antwort auf Mareike vom 18.02.2021, 20:45:32

Ja - oder so.


Anzeige