Religionen-Weltanschauungen Sind religiöse Gesellschaften 'besser'?

Abgesehen von allen Diskussionen über Wahrheit und Berechtigung von Religionen,
oder die persönliche Wertschätzung (oder das Gegenteil) von deren Vertretern,
ist es gerade im Umkreis 'Gesellschaft' interessant, die tatsächlichen Auswirkungen
von Religionen (oder zumindest bestimmter Religionsformen) auf die Gesellschaft
zu betrachten. Vor einigen Jahren hat der amerikanische Soziologe Gregory Paul
in der Zeitschrift Journal of Religion and Society eine vergleichende Studie über die
gesellschaftlichen Auswirkungen des Glaubens veröffentlicht.

Seine Zusammenfassung:
Allgemein korrelieren höhere Werte für einen Glauben an einen Schöpfer und dessen
Verehrung in wohlhabenden Demokratien [anderswo gibt es kaum aussagekräftige
Statistiken darüber] mit höheren Raten bei Mord, Sterblichkeit bei Jugendlichen und
jungen Erwachsenen, Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten, Schwanger-
schaften bei Minderjährigen und Abtreibung. Die am wenigsten gläubigen Gesellschaften
(Frankreich, Japan und die skandinavischen Länder) hätten dagegen die besten Werte.
Dieselben Unterschiede ließen sich auch innerhalb der USA finden. So sind die sozialen
Probleme in den Südstaaten und den Staaten im Mittleren Westen, deren Bevölkerung
stark religiös ist, deutlich höher als in den nordöstlichen Staaten, die den europäischen
Kulturen ähnlicher seien.
Hier eine deutsche Zusammenfassung
(Herrschaftzeiten - irgendwas hakt da bei mir... )
(Der Originalartikel ist unter 'Archive' (2005) auf der Website des Zeitschrift zu finden)

() qilin

Dazu fällt mir grad das ein.Wenn die gesamte Menschheit eine goldene Regel beachten und praktizieren würde, die heißt: was Du nicht willst das man Dir tu das füg auch keinen Andern zu, dann liese sich auf der Erde paradiesisch leben, für alle für Jeden!

Sind religiöse Gesellschaften besser?

nordstern

Danke - jetzt hab' ich's begriffen...

@ Qilin,

das ist ein interessanter Link. Ich lese dort

Paul aufgrund seiner Daten auch zu dem Ergebnis kommt, dass die USA, die Nation mit dem größten Anteil von religiösen Menschen, den höchsten Grad an "sozialer Dysfunktionalität" aufweisen. Während beispielsweise in allen anderen Ländern die Mordrate weiter sinkt, seien die USA die einzige wohlhabende Demokratie mit einer hohen Mordrate. Die Selbstmordrate bei Jugendlichen ist jedoch vergleichbar mit der in anderen Ländern. Eine stärkere Religiosität, eine höhere Zahl von Kirchenbesuchen und Gebeten haben auch in einem diesbezüglichen länderübergreifenden Vergleich keine Auswirkungen darauf. Allgemein aber lasse sich ein Rückgang der Lebensdauer mit wachsender Religiosität erkennen. Quelle

Spannend ist für einen Biologen wie mich auch folgende Aussage:

Während so in Japan, Frankreich und den skandinavischen Staaten, die am stärksten säkularisiert sind, auch die Evolutionstheorie allgemein anerkannt ist, sind die USA das einzige reiche demokratische Industrieland, dessen Menschen einen Grad an Religiosität aufweisen, wie man ihn sonst nur in Dritte-Welt-Ländern findet. 90 Prozent der US-Amerikanern sagen nach unterschiedlichen Umfragen, dass sie an Gott glauben. Hier wird die Evolutionstheorie auch am wenigsten akzeptiert, während sie die höchste Zustimmung in Japan findet, dem am stärksten nicht-gläubigen Land. Quelle

Korrelationen sind nicht notwendiger Weise mit Kausalbeziehungen gleich zu setzen. Trotzdem geben einem die Aussagen der Erhebung zu denken:

Allgemein korrelieren höhere Werte für einen Glauben an einen Schöpfer und dessen Verehrung mit höheren Raten bei Mord, Sterblichkeit bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, Infektionen mit sexuell übertragbaren Krankheiten, Schwangerschaften bei Minderjährigen und Abtreibung in wohlhabenden Demokratien. Quelle

@ Qilin,

es macht Sinn, wie von Dir beabsichtigt, die Diskussion der gesellschaftlichen Auswirkungen von Religion von der der Glaubensinhalte zu trennen. Hoffen wir auf eine sachliche Auseinandersetzung.

Karl

Vision

Zitat:
"JR Ich würde sagen, wir treten in ein globales Zeitalter ein, und der neue Allgemeinzustand wird Schutzlosigkeit und Verwundbarkeit sein. Die Menschen werden viel dichter vernetzt sein, ob freiwillig oder weil es sich so ergibt - weil wir alle voneinander abhängig sind. Unter diesen Umständen wäre Mitgefühl das einzige Bindemittel, das uns zusammenhalten könnte. Mitgefühl ist eine Art, sich mit der Schutzlosigkeit anderer zu identifizieren. Wir identifizieren uns mit Menschen, deren Leid wir verstehen. Soweit also Schutzlosigkeit die erkennbare Lage des Menschen ist (dies klingt allmählich nach den Lehren Christi), ist Mitgefühl das soziale Bindemittel. Ein globales Bewusstsein und universelle Menschenrechte wären der Traum."

Mareike

für die meisten ist doch Geld der größte Gott!

Für die meisten Menschen (von denen war bei JR die Rede) ist 'Geld der größte Gott'?
Seltsam, ist mir noch nie aufgefallen - dann hängen wohl Atheisten am wenigsten daran?
Oder meinst Du vielleicht Religionen, von denen jetzt eigentlich gar nicht die Rede war?
Wie viele davon kennst Du so gut, dass Du das so global unterstellen zu können glaubst?

hier in Europa zumindest ist es so! Und du brauchst mir nicht schreiben wie der Oberlehrer! Von wegen, wieviele ich kenne!

JR sagt:

Wir Amerikaner glauben seit langem, dass wir umso autonomer sein können, je mehr Geld wir haben.
......
Und Amerika ist wesentlich religiöser: Zwei Drittel der Amerikaner bezeichnen die Religion als das Wichtigste in ihrem Leben. In Europa sind weniger als 15% der Bevölkerung religiös, und sehr wenige glauben auch nur an Gott. Europa ist die säkularste Region der Welt.
.......

So schließt das Eine das Andere offenbar nicht aus ...

Mareike