Religionen-Weltanschauungen Stalin - Ein Gott? 60. Todestag

Re: Diskussion um ein Zitat
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.03.2013, 18:01:17
"Hat sich keiner von Euch die Mühe gemacht, die Stalinfolgen zu sehen?
Was ist los?"
geschrieben von margarit


Doch - ich habe inzwischen viel dazu gelesen, sogar Originaldokumente gesehen ( vor 2 Jahren in Petersburg), einige Filmbeiträge gesehen und viel mit polnischen Kollegen( älteren Ge-Lehrern) gesprochen. Ich wohne ja direkt an der poln. Grenze - und hier wohnen vor allen Dingen die Nachkommen der aus den ehemal. polnischen Ostgebieten (den heutigen russ. Westgebieten) hierher umgesiedelten (oder besser -vertriebenen Polen).

Ich habe sowohl die "gottähnliche" Behandlung Stalins als Schüler miterlebt, Gedenkfeiern in der Aula der Schule über mich ergehen lassen müssen und ganze Lesebücher voller Geschichten, Gedichte... zu Stalin lesen bzw. lernen müssen.
Ich erinnere mich an ein Gedicht, das in etwa die Überschrift :"Stalin du Morgensonne des Ostens" hatte. Den Text habe ich glücklicherweise vergessen.
Das war schlimmster Personenkult und hatte - im Gegensatz zu dem, was dutchweepee dazu schrieb ("Sowohl wurde Stalin selbst zu besten Zeiten von Niemandem als "Gott" verehrt...") tatsächlich den Anstrich einer gottesähnlichen Verehrung.
Das kann aber dutchweepee nicht so genau wissen, denn Ende der 40-iger bis Mitte der 50-iger, der Blütezeit des Stalin-Personenkults, war dutch noch nicht mal im "Anlagestadium".

Ich habe dann auch die ersten echten Entstalinisierungsbestrebungen unter Gorbatschow miterlebt, die sich u.a. in der deutschen Ausgabe der sowj. Zeitschrift "Sputnik" niederschlugen (und das auf Hochglanzpapier).
Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde die sonst überall herumliegende Zeitschrift so interessant, dass sie kaum noch zu bekommen war.
Sputnik wurde dann Ende Oktober 1988 von der SED-Führung verboten. Ich erinnere mich, dass da im Sputnik vorsichtige Kritiken u.a. am Hitler-Stalin-Pakt geübt wurden und angedeutet wurde, dass unter Stalin Verbrechen begangen wurden.
Das ganze Ausmaß wurde dann erst vor wenigen Jahren bekannt, als die geheimen Dokumente z.T. veröffentlicht wurden. Dukumente, die beweisen, dass unter Stalin schwerste Verbrechen und hunderttausendfacher Mord verübt wurden.

Auch die Tatsache, dass die Rote Armee unter Führung Stalins den Hauptanteil an der Zerschlagung des Faschismus trug, kann keinesfalls überdecken, dass Stalin ein Verbrecher war.

Dass es heute noch Stalinverehrer ( auch auf Internet- Seiten aktiv) und Schreiber gibt, die diese Verbrechen bagatelisieren oder- noch schlimmer, wie hier geschehen - als Notwendigkeit darstellen, macht mich einfach nur fassungslos und ich will das auch nicht weiter kommentieren.
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Das hat aber ganz sicher nichts damit zu tun, dass du dich jetzt nicht richtig verstanden fühlst.
Ich glaube, das hast du wirklich nur "in den falschen Hals" bekommen, wie Karl eben schrieb.

Entschuldige die Länge meiner Antwort - es musste mal raus!
Karl
Karl
Administrator

Re: Diskussion um ein Zitat
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 03.03.2013, 19:02:21
@ Klaus,

zu Deinem letzten Absatz, um das noch einmal deutlich zu machen: Margarit hat sich hier einen Schuh angezogen, den ich ihr gar nicht hingestellt hatte.

Luchs35 zitierte den von mir angesprochenen Spruch,
Zitat von Benedetto Croce:
Wer vor seinem dreißigsten Lebensjahr niemals Sozialist war, hat kein Herz. Wer nach seinem dreißigsten Lebensjahr noch Sozialist ist, hat keinen Verstand.

Benedetto Croce
italienischer Historiker, Philosoph und Politiker (1866 - 1952)
mart1 kommentierte diesen und ich antwortete auf mart1 in Bezug auf diesen Spruch.

Dass sich Margarit dadurch in den Schmutz gezogen fühlt, verstehe ich nicht und das ist schlimmstenfalls ein Missverständnis, zu dem möglicherweise meine Formulierungen beigetragen haben. Dafür habe ich mich entschuldigt.

Zur Person Stalins: ich bin da bei Dir. Ich hege für diesen Massenmörder keinerlei Sympathien.

Karl
adam
adam
Mitglied

Re: Diskussion um ein Zitat
geschrieben von adam
Die Aussage über den Sozialismus um Herz und Verstand ist eine Polemik. Wer sich über sie erregt, hat schon verloren, denn er geht darauf ein, die Sachlichkeit der Argumentation fallen und sich statt dessen von Emotionen, ja Feindschaft leiten zu lassen. Ein Konsens ist nicht mehr möglich.

Wie wäre es mit der folgenden Aussage:

"Wer mit 20 keiner Ideologie folgt, hat kein Herz, wer es mit 40 noch tut, ist kein selbstverantwortlicher Mensch geworden."

--

adam

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Karl
Karl
Administrator

Re: Diskussion um ein Zitat
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 03.03.2013, 21:18:44
@ Adam,

auch Deine Formulierung wird der menschlichen Natur nicht gerecht. Als wenn Menschen eindimensional entlang des Parameters Lebenszeit zu klassifizieren wären.

Das funktioniert nicht, Karl
Edita
Edita
Mitglied

Re: Diskussion um ein Zitat
geschrieben von Edita
als Antwort auf adam vom 03.03.2013, 21:18:44


"Wer mit 20 keiner Ideologie folgt, hat kein Herz, wer es mit 40 noch tut, ist kein selbstverantwortlicher Mensch geworden."
--
adam
geschrieben von adam


Adam nach meinem Sprachverständnis, in dem ich " Ideologie " wertfrei mit " Weltanschauung " gleichsetze, trifft Dein o.g. Zitat eine katastrophal diffamierende Aussage über die Menschen! Ich gehe aber selbstverständlich davon aus, daß Du das so nicht gemeint hast!

Edita
adam
adam
Mitglied

Re: Diskussion um ein Zitat
geschrieben von adam
als Antwort auf Karl vom 03.03.2013, 21:33:16
Karl,

eigentlich wichtig ist doch die Erkenntnis, daß jede Ideologie einengt und, über diesen Verlust an Freiheit, den Verlust von Eigenverantwortung bedeutet. Das nennt man dann Mitläufertum und viele Verbrechen in ideologisch gesteuerten Gesellschaften werden/wurden mit der Begründung begangen, es für "die Sache" zu tun oder getan zu haben.

--

adam

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adam
adam
Mitglied

Re: Diskussion um ein Zitat
geschrieben von adam
als Antwort auf Edita vom 03.03.2013, 22:03:14


"Wer mit 20 keiner Ideologie folgt, hat kein Herz, wer es mit 40 noch tut, ist kein selbstverantwortlicher Mensch geworden."
--
adam


Adam nach meinem Sprachverständnis, in dem ich " Ideologie " wertfrei mit " Weltanschauung " gleichsetze, trifft Dein o.g. Zitat eine katastrophal diffamierende Aussage über die Menschen! Ich gehe aber selbstverständlich davon aus, daß Du das so nicht gemeint hast!

Edita
geschrieben von adam


Edita,

laß mich anhand meinen Erfahrungen erklären:

Mein Großvater war SA-Mann der ersten Stunde und Nationalsozialist bis zu seiner letzten. So schwer mir die Entscheidung auch immer gefallen ist, bis heute fällt: Was gibt es bei Menschen dieser Einstellung zu diffamieren?

--

adam
Medea
Medea
Mitglied

Re: Stalin - Ein Gott? 60. Todestag
geschrieben von Medea
Stalin war ein Monster, Hitler ebenfalls.
Diese Menschen werden in unsere Welt hineingeboren
und dann muß wohl in der Zeit ihrer kindlichen Entwicklung
gravierend Furchtbares geschehen sein. Von Stalin ist bekannt,
daß er von seinem brutalen Vater als Kind fast totgeschlagen wurde.

M.
adam
adam
Mitglied

Re: Stalin - Ein Gott? 60. Todestag
geschrieben von adam
als Antwort auf Medea vom 04.03.2013, 06:12:40
Ja Medea

und um auf die Überschrift einzugehen, passt wohl Antichrist besser. Millionen Tote als Opfer der Ideologie, gestorben durch und für deren Führer, sind stumme Zeugen.

Und in der Folgezeit kamen überall dort, wo Sozialismus als ideologische Marschrichtung draufstand, kleine Ableger an die Macht. Das Denken der Menschen wurde ideologisch eingeengt und ein Feindbild vermittelt, was wiederum zu nationalistischem Denken führte, was wohl den meisten Menschen unter "sozialistischen" Regimen nicht klar werden konnte, denn sie wurden nicht nur intellektuell eingegrenzt und indoktriniert, sondern auch körperlich. Der ideologische Feind mußte bekämpft werden, aber die Menschen durften keinesfalls mit diesem Feind in Berührung kommen, weil sonst der ganze Schwindel nur allzu schnell aufgeflogen wäre.

Trotzdem war Ende der 1980er der Spuk vorbei. Wir alle waren Zeugen.

--

adam
weserstern
weserstern
Mitglied

Re: Stalin - Ein Gott? 60. Todestag
geschrieben von weserstern
als Antwort auf adam vom 04.03.2013, 07:42:02
Zu diesem Thema kam gestern ein Bericht in TTT in der ARD

Der neue Stalinkult

Wohin treibt Russland?

weserstern

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