Forum Politik und Gesellschaft Religionen-Weltanschauungen Wie wäre Kultur ohne Religion gewachsen?

Religionen-Weltanschauungen Wie wäre Kultur ohne Religion gewachsen?

RE: Wie wäre Kultur ohne Religion gewachsen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.06.2019, 18:47:15
Heute schreibt man seine Heldentaten ins Internet oder macht ein Selfie - willst Du das auch als Gbet bezeichnen ?

zitiert nach WoSchi

Wenns zu blöd wird, (und noch bestätigt) hör ich auf, wie immer.

Mein angesammeltes Wissen ist längst wissenschaftlich verfolgt, archäologisch demonstriert etc.
Schade um die Zeit, die man hier verplempert.

Clematis

 
jaja, mit der eigenen, viel zu grossen Klugheit, die man  zu haben glaubt, zieht man sich gerne aus Fragen zurück, bei deren Beantwortung man zugeben müsste, Unrecht zu haben. Verplempere nur ja nicht Deine Zeit, um mir Dummen zu antworten , Deine tönernden Füsschen könnten sichtbar werden- 
Das ist Deine Interpretation, WoSchi, nicht die meinige.

Clematis

 
teri
teri
Mitglied

RE: Wie wäre Kultur ohne Religion gewachsen?
geschrieben von teri

Köstlich, wie lebendig die Diskussion hier verläuft. Meines Erachtens gerade richtig. Denn gerade das Thema Kultur und Religion ist so vielschichtig, wie die gesamte Menschheit auf diesem Globus. Daumen hoch

Na ja, dann versuche ich mich auch ein wenig einzubringen...


Die Kulturgeschichte und damit auch die Menschheitsgeschichte begann ungefähr ab 100.000 vor Chr., dem Zeitpunkt des ersten Begräbnisses eines homo sapiens, denn ein solches Ritual setzt einen bewussten und kulturell vermittelten Umgang mit der Tatsache des Todes voraus.

Das Leben der altsteinzeitlichen Wildbeuter hat immer noch ein schlechtes Image.  Angeblich hätten die Jäger und Sammler ständig um ihr Überleben kämpfen und Nahrung suchen müssen. Wenn das stimmen würde, wären die Wildbeuter rohe, gewalttätige, kulturlose und asoziale Gestalten gewesen. 

Der Ethnologe M. Sahlins*  vermittelt in seinem Werk ein ganz anderes Bild:  Aufgrund ausführlicher Feldstudien über Völker, die heute noch als steinzeitliche Wildbeuter leben, interpretiert er die Lebensumstände dieser Menschen als „Urgesellschaft im Überfluss". Die Dürftigkeit ihrer Werkzeuge zeugt nicht von Primitivität, sondern von ihrem Bedürfnis nach Bewegungsfreiheit

Auch die mangelnde Vorratshaltung ist kein Problem - die Natur ist das beste Vorratslager und hält ihre Produkte (Tiere und Pflanzen) immer frisch, so dass sie nur bei Bedarf „geerntet" zu werden brauchen.

 Das spart viel Arbeit, ebenso wie das Fehlen von Kämpfen um Eigentumsrechte oder um den Erwerb prestigeträchtiger Statussymbole.

Es wäre ganz falsch, unsere heutige Fixierung auf die Berufsarbeit auf diese Menschen und ihre Epoche zu übertragen.

Die Wildbeuter waren und sind von solchen Zwängen frei und haben so ein Maß an Autonomie und Selbstbestimmung, von dem wir als „zivilisierte" Menschen nur träumen können. 

Diese altsteinzeitliche Lebensweise war auch sehr ökologisch, es wurde nicht mehr verbraucht als gebraucht wurde, so dass die Ressourcen geschont wurden.  

Auch die rituellen Institutionen hatten eine positive ökologische Bedeutung - alles Leben von Pflanzen, Tieren und Menschen war Ausdruck einer kosmischen Gottheit und daher heilig.

*http://www-news.uchicago.edu/releases/02/021014.sahlins.shtml

teri

RE: Wie wäre Kultur ohne Religion gewachsen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf teri vom 12.06.2019, 21:07:34
Auch die mangelnde Vorratshaltung ist kein Problem - die Natur ist das beste Vorratslager und hält ihre Produkte (Tiere und Pflanzen) immer frisch, so dass sie nur bei Bedarf „geerntet" zu werden brauchen.

 Das spart viel Arbeit, ebenso wie das Fehlen von Kämpfen um Eigentumsrechte oder um den Erwerb prestigeträchtiger Statussymbole.

Diese altsteinzeitliche Lebensweise war auch sehr ökologisch, es wurde nicht mehr verbraucht als gebraucht wurde, so dass die Ressourcen geschont wurden.  
geschrieben von teri
Also dann zurück zu den Wildbeutern... Keine Eigentumsrechte die verteidigt werden müssen, die Vorratskammer "Natur" ist ja prall gefüllt, der Mercedes kann ruhig dahin rosten - keine Statussymbole mehr.
Die Grünen wird's freuen. Bloß, wollen wir das wirklich..?
 

Auch die rituellen Institutionen hatten eine positive ökologische Bedeutung - alles Leben von Pflanzen, Tieren und Menschen war Ausdruck einer kosmischen Gottheit und daher heilig.

geschrieben von teri

Also doch die Religion..?

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teri
teri
Mitglied

RE: Wie wäre Kultur ohne Religion gewachsen?
geschrieben von teri
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.06.2019, 21:18:13

Also dann zurück zu den Wildbeutern... Keine Eigentumsrechte die verteidigt werden müssen, die Vorratskammer "Natur" ist ja prall gefüllt, der Mercedes kann ruhig dahin rosten - keine Statussymbole mehr.Die Grünen wird's freuen. Bloß, wollen wir das wirklich..?
geschrieben von dicker68

Tja dicker, zurück kann niemand - unsere Zeit geht immer nur vorwärts.

Es fragt sich nur, ob manche bereit sind, sich diese Vergangenheit einmal vergleichend vorzustellen und dann entsprechend unserer heutigen Ökologisch-katastrophalen Lebenssituation ein wenig Phantasie einzusetzen und nachzudenken.... ...

......das wäre schon mal sehr viel....

Ich persönlich brauche dabei keine stellvertreternden politischen Denker - bisher funktioniert mein Gehirn noch wie vor vielen Jahren. Auch besitze ich genug Kreativität, um mir vorzustellen, was für mich in diesem Fall zu tun ist. Und das ist natürlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich - deshalb sind solche Diskussionen wie hier sehr nützlich und erkenntnisreich.

teri
 

RE: Wie wäre Kultur ohne Religion gewachsen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.06.2019, 20:52:36

ach Clematis , nun meander doch nicht so herum - belege mal Deine wissenschaftlichen Erkenntnisse und versuche doch auch DU einmal. die Dinge von verschiedenen Seiten zu betrachten - ich kann einfach nicht glauben, dass Du so festzementiert bist.

Einfach nur zu sagen "ich hab recht, weil ich wissenschaftliche Belege dafür habe" das ist ein bisschen wenig ..

Noch einmal: kein Mensch streitet ab, dass Religionen in allen Völkern und fast zu jeder Zeit vorhanden waren -  aber: ob es irgend welche höheren Wesen gibt, die das Geschick der Welt lenken, beruht nun einmal nur auf GLAUBE und kann wissenschaftlich nicht nachgewiesen werden.

Religionen und davor der Totemkult, wie ich ihn weiter vorner versucht habe, zu umreissen, waren immer eine von den Menschen  - dem Ältestenrat, den Frauen oder wer auch immer etwas zu sagen hatte -  das Regelwerk, in dem eine Gemeinschaft friedlich miteinander zu leben lernte.

Trotzdem odr gerade drum gab es zu allen Zeiten Menschen - Künstler -  die frei von religiösen Motiven die wunderbarsten Kunstwerke geschaffen haben, über die wir heute zum Glück noch stauen dürfen und uns Auskuft geben.Über die Geschichte der Menschheit genauso wie über die  Geschichte des Planeten und wie er sich verändert hat.

Ich denke nur an die erstaunlichen "Schwimmer in der Wüste" - als Wissenschaftlerin weisst Du ja sicher, was ich meine,

 

dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

RE: Wie wäre Kultur ohne Religion gewachsen?
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.06.2019, 21:45:12
Ich verstehe Dich sehr gut WoSchi und es stößt mich auch ab, Alles und Jedes auf irgendeine Gottheit oder Religion zurückzuführen. Wenn Archäologen eine eiszeitliche Elfenbein-Schnitzerei einer dicken Frau ausbuddeln, wird sofort ein "Venuskult" oder eine "Muttergottheit" reingedeutet.

Aber meiner Meinung nach hatte der stolze Schnitzer ein dicke Frau und hat seiner dicken Frau diese Schnitzerei einer dicken Frau zum Valentinstag geschenkt, weil er die dicke Frau sehr sehr liebte und er hat auch kunstvoll herausgearbeitet WAS er an seiner dicken Frau besonders liebte.

urmenschen-dicke frau.jpg

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Karl
Karl
Administrator

RE: Wie wäre Kultur ohne Religion gewachsen?
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.06.2019, 21:18:13

@teri

Ähnlich äußert sich auch Yuval Harari. Die Jäger und Sammler hatten ein wesentlich besseres Leben als die ersten seßhaft gewordenen Bauern. Sie hatten sogar als Allrounder etwas größere Gehirne, aber erst das Seßhaftwerden erlaubte das Gründen von Städten und führte zu einer ersten Bevölkerungsexplosion. 

@dicker68

Ein Zurück zum Jäger und Sammler Dasein ist leider nicht möglich, weil es heute viel zu viele Menschen dafür gibt. Die Erde hat leider nur eine begrenzte Oberfläche. 

Allerdings, auch wenn die Jäger und Sammler ein freies Leben führten, ihr Leben war kurz und ihre Zähne wurden ohne Betäubung gezogen. Ihre Wahrscheinlichkeit eines gewaltsamen Todes zu sterben war um ein Vielfaches höher als unsere. 

Ich ziehe es also vor, heute zu leben. 

Karl

Kettwiger
Kettwiger
Mitglied

RE: Wie wäre Kultur ohne Religion gewachsen?
geschrieben von Kettwiger
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.06.2019, 20:29:27

Muslime sind etwa 500 Jahre nach dem gelungenen Coup einen Jesus zum Gottessohn zu erheben auf einen schon bestens fahrenden Zug aufgesprungen (Trittbrettfahrereffekt). Wir werden also mindest noch 500 Jahre länger mit dieser Fakultät zu tun haben. Bröckelt bei denen aber auch schon, keine Panik.

RE: Wie wäre Kultur ohne Religion gewachsen?
geschrieben von ehemaliges Mitglied

ein Aspekt, der noch überhaupt nicht berücksichigt wurde,  ist die Befriedigung menschlicher Grundbedürfnisse, die immer vorhanden waren und die auch immer ein Grund waren, Künstlerisches zu schaffen - um noch einmal auf die Ausgangsfrage zurückzukommen.

Ich darf die Pyramide der Grundbedürfnisse nach Maslow hier noch einmal in Erinnerung bringen:



aus Wikipedia:


Grundbedürfnisse finden sich in diesem Modell in den unteren Stufen:
  • körperliche Grundbedürfnisse (auch biologische Grundbedürfnisse genannt):  Atmung (saubere Luft); Wärme (Kleidung); Trinken (sauberes Trinkwasser); Essen (gesunde Nahrung); Schlaf (Ruhe und Entspannung)
  • Sicherheit: Unterkunft/Wohnung; Gesundheit; Schutz vor Gefahren; Ordnung (Gesetze, Rituale)
  • Soziale Beziehungen: Freundeskreis, Partnerschaft, Liebe, Nächstenliebe, Sexualität, Fürsorge, Kommunikation
Eine Abgrenzung oder Definition, die erklärt, was Grundbedürfnisse sind, trifft das Modell nicht. Die unterste Stufe des Modells beschreibt körperliche Grundbedürfnisse.

In den Wirtschaftswissenschaften werden Bedürfnisse nach Dringlichkeit ihrer Erfüllung unterschieden.
  • Existenzbedürfnisse sind auch in der Not erforderlich: ausreichend Nahrung und Wasser, Luft, Kleidung, Wohnraum, Beschäftigung und medizinische Versorgung.
  • Grundbedürfnisse umfassen saubere Luft, sauberes Wasser und Nahrung. Hinzu kommen Schlaf, Unterkunft, Kleidung, Krankenversorgung, Geborgenheit und Partnerschaft.
  • Kulturbedürfnisse beschreiben den Wunsch nach Kultur, beispielsweise Ästhetik, kreativem Ausdruck und Bildung.
  • Luxusbedürfnisse umfassen die Bedürfnisse nach luxuriösen Gütern und Dienstleistungen (Schmuck, Auto usw.), auch wenn sie an anderen Stellen Not, Leid und Umweltfrevel fördern. Eine Grenze zur Begierde ist nicht vorhanden.
Sicher entspringt jede Religion der Befriedigung eines dieser Grundbedürnisse - wie hier beschrieben vor allem  nach dem Bedürfnis nach Sicherheit  ...
Die Aufzählung zeigt jedem sehr deutlich, dass das Handeln von Menschen - speziell das künstlerische Gestalten -  keinesfalls immer religiöse Gründe hatte und hat.
JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Wie wäre Kultur ohne Religion gewachsen?
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf dutchweepee vom 12.06.2019, 20:23:02

alles gut, dutch!

Freut mich dass es dir gut geht.

Ich schwirr jetzt dann wieder ab zu meiner ambulanten "Klinik-Reha", die noch eine gute Woche dauert.


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