Religionen-Weltanschauungen Zwiebeltürme in Bolivien?

longtime
longtime
Mitglied

Zwiebeltürme in Bolivien?
geschrieben von longtime
Keine Gottesfrage, sondern eine Menschenfrage stellt die Zeitschrift "kontinente" (Heft 9/10. 2008):

Bayerische Zwiebeltürme in Bolivien?


Pater Sebastian Obermaier aus Bayern ist Pfarrer in der bolivianischen Stadt El Alto. „Ich wollte immer nur das Wort Gottes verkündigen,aber auf keinen Fall eine Kirche bauen“, sagt der rührige Pastor. Doch es kam anders, seine Gemeinde wuchs und wuchs und er baute ihr ein Dach über dem Kopf. Inzwischen weiß der rührige Padre schon nicht mehr, wie viele Kirchen er gebaut hat. Etwa sechzig, schätzt er. Und zwar 60 weiß-blaue Kirchen mit Zwiebelturm. Ist das nicht ein fragwürdiger Import bayerisch-westlicher Kirchenarchitektur? Bei uns empfinden ja auch viele Menschen eine Moschee im typisch osmanischen Baustil mitten in einer urdeutschen Kleinstadtals unpassend und störend, ja sogar als bewusste Demonstration des Andersseins. Christen machen das übrigens genauso: In manchen Ländern, in denen sie in der Minderheit sind, bauen sie überdimensionierte,große und teure Kirchen, nur um zu zeigen: „Wir sind auch hier. Und wir sind wer.“ — Das sei Pater Obermaier nicht unterstellt. Er verteidigt den für Bolivien ungewöhnlichen Baustil und verweist auf die russisch-orthodoxe oder muslimische Architektur, die die Zwiebelform ebenfalls kenne. Mag sein. Aber er beraubt seine Gläubigen der Möglichkeit, ihre Art christlich zu glauben, in der eigenen kulturellen Sprache und Ästhetik auszudrücken. Anderswo haben Christen einzigartige Gotteshäuser geschaffen, die von einem großen Selbstbewusstsein des eigenen kulturellen Reichtums Zeugnis geben und gerade dadurch echte missionarische Qualität erlangen. Dazu sollten westliche Missionare wie Pfarrer Obermaier die Jungen Kirchen anspornen, statt ihnen ihren eigenen kulturellen Stempel aufzudrücken. Denn eine Weltkirche, die diesen Namen verdient, braucht diese kulturelle Vielstimmigkeit.

Veronika Buter (von "kontinente")


Dazu fragt die Redaktion:
Was meinen Sie dazu? Schreiben Sie uns:
Redaktion kontinente
52064 Aachen
*

e-mail-Adresse der Redaktion

[email protected]


Wer hat Lust, diese Frage hier zu diskutieren. Ich werde meine Meinung auch einstellen.


--
longtime
longtime
longtime
Mitglied

Re: Zwiebeltürme in Bolivien?
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 29.08.2008, 12:55:03
Informationen zum Thema:

Reiner Luyken:
Weshalb ein Pfarrer aus Bayern in Bolivien eine Kirche nach der anderen baut.

(Artikel in der ZEIT)

--
longtime
Medea
Medea
Mitglied

Re: Zwiebeltürme in Bolivien?
geschrieben von Medea
als Antwort auf longtime vom 29.08.2008, 12:55:03
Pater Obermaier stellt Zwiebeltürme in die bolivianische Tiefebene (falls es dort überhaupt so etwas gibt), im Riesengebirge steht eine Stabkirche, wie in Skandinavien üblich, die Aleviten benötigen überhaupt kein Gotteshaus, sondern versammeln sich zum Gebet unter freiem Himmel, unter den Kommunisten dienten Gotteshäuser als Speicher etc., -
vielleicht empfinden die Gläubigen diese "Zwiebelchen" nicht
als Kulturschock, sondern als eine Bereicherung zu ihren sonstigen Kirchen?

Medea

Anzeige

hema
hema
Mitglied

Re: Zwiebeltürme in Bolivien?
geschrieben von hema
als Antwort auf longtime vom 29.08.2008, 12:55:03
Es ist doch egal welchen Baustil eine Kirche hat. Ob mit Zwiebelturm in weiß/blau oder modern,
gotisch, barock, überdimensionale Kathedralen oder kleine Kapelle.

Wichtig ist, dass es ein Gotteshaus ist, wo Menschen Einkehr halten und zu ihrem Gott beten können.
Ich gehe auch gerne in Tempel und Moscheen. Auch sie sind Gotteshäuser.

Das große Problem mit Neubauten von Moscheen in Europa ist nicht das Gebäude und der Baustil, sondern die
Menschen haben Angst, dass dort falsches Tun gepredigt wird, das ein friedliches Miteinander nicht will.
Eine fremde, aggressive und gegnerische Kultur wollen die Menschen in Europa nicht und das ist auch richtig so.

Das ist meine Meinung zu Ihrem Artikel.

--
hema
bongoline
bongoline
Mitglied

Re: Zwiebeltürme in Bolivien?
geschrieben von bongoline
als Antwort auf hema vom 29.08.2008, 18:35:29
Kirchtürme - na ja Zwiebeltürme in Bolivien, stimmt, dieses Geld könnte wirklich den Ärmsten der Armen zugute kommen .....

aber es gibt einen geheim gehaltenen Spender, der jetzt am Stephansdom in Wien den klein gehaltenen Nordturm ausgebaut sehen will und zwar auf gleicher Höhe wie der weltbekannte bestehende Turm.

Was das kostet, dieses schöne Bauwerk zum zu verschandeln und wieviel mit diesem Geld wieder geholfen werden könnte. Aber es gibt nunmal mehr als genug Spinner auf der Welt, die sich noch ein "fragwürdiges DenkmalW setzen wollen.

--
bongoline
simba
simba
Mitglied

Re: Zwiebeltürme in Bolivien?
geschrieben von simba
als Antwort auf bongoline vom 29.08.2008, 19:06:03
Zwiebeltürme gefallen mir eigentlich nirgends so richtig, Gotik ist für mich schöner. Was den Spender für den zweiten Turm des Steffls betrifft, so finde ich diese Idee etwas abstrus, aber man wird ja sehen was dabei rauskommt. Andererseits kann sich jeder aussuchen für was er spenden will und vielleicht ist er der Meinung, dass für die Armen der Staat sorgen soll...
--
simba

Anzeige

angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: Zwiebeltürme in Bolivien?
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf bongoline vom 29.08.2008, 19:06:03
ich habe keine ahnung, warum longtime diesen beitrag 2x eingestellt hat und ich bedauer es ein wenig, dass offenbar keinen interessiert, was die bolivianer von dem sauberen pfaffen halten, was er sich dort herausnimmt und vor allem was er für millionen dollar beträge, die im ausland für die hilfe der armen gesammelt wurde, unterschlagen haben soll, um deine dämlichen kirchen dafür zu bauen. siehe übersetzung im anderen thread.

da wird wieder einmal so getan, als wenn ein frommes priesterlein aus deutschland im fernen bolivien gotteshäuser baut und offenbar ein feiner mensch ist ... ich wünschte, einige hier könnten spanisch ... seine gemeinde will ihn seit jahren loswerden, nicht nur wegen der unterschlagungen sondern wegen mobbing und misshandlung eines behinderten in der messe und unter anderem auch, weil er den früheren diktaror des landes, Hugo Banzer Suárez, regelmässig "in weihwasser gebadet" hat und alles vor seiner gemeinde guthiess und segnete, was dieser verbrecher getan hat.
--
angelottchen
carlotta
carlotta
Mitglied

Re: Zwiebeltürme in Bolivien?
geschrieben von carlotta
als Antwort auf angelottchen vom 30.08.2008, 11:36:49
BRAVO ANGELOTTCHEN. du hast es wieder einmal auf den punkt gebracht.
--
carlotta
angelottchen
angelottchen
Mitglied

Re: Zwiebeltürme in Bolivien?
geschrieben von angelottchen
als Antwort auf carlotta vom 30.08.2008, 11:46:25
danke, charlotta - schau mal unter das 2. thema das longtime einstellte, da habe ich das ausführlicher beschrieben ...
--
angelottchen
bongoline
bongoline
Mitglied

Re: Zwiebeltürme in Bolivien?
geschrieben von bongoline
als Antwort auf angelottchen vom 30.08.2008, 11:36:49
angelottchen,

ich verstehe Deine Verärgerung, noch dazu, wo Du anscheinend einen großen Bezug zu diesen Ländern hast.

Aber bedenke mal, in der Zeit (Mittelalter und noch Jahrhunderte davor) als bei uns diese Prachtbauten errichtet wurden, da war die Kluft zwischen Kirche und Volk eine genauso große und auch hier wurde zum Zweck, diese Monumentalbauten zu errichten und den eigenen Säckel zu füllen, die arme Bevölkerung ausgeblutet.

Und solange noch Machthaber am Werk waren und sind, die darauf auch noch ihre Macht- und Profitgier aufbauen und damit auch eine gesetzliche Handhabe gegen solche Personen unterbinden, wird immer und überall auf dieser Welt Schindluder getrieben werden, von dem nur ein Bruchteil an die Öffentlichkeit kommt.

Nur besser war die Bevölkerung in unserem Lebensraum eben zur Zeit der Errichtung dieser - nunmehr historischen - Baudenkmäler auch nicht dran.

--
bongoline

Anzeige