Seniorentreff-Beitraege Da war mir plötzlich alles klar …

tranquilla
tranquilla
Mitglied

Schon so lange her ...
geschrieben von tranquilla
Du hast es geschafft - Glückwunsch...

und doch ist es nie vorbei...

Ich wünsche Dir, dass Du immer Helfer an Deiner Seite hast, wenn Du sie brauchst.

Alkoholismus ist eine furchtbare Krankheit. Sie zerstört so viel. Nicht nur den Menschen, der sie hat und sich ihr ergibt. Oft werden auch die Menschen an seiner Seite zerstört, die Frau, Lebensgefährten oder die Kinder. Eine Erfahrung, für die sich geschämt wird, die verschwiegen wird, über die man nur hinter vorgehaltener Hand redet.

Ich beglückwünsche jeden Menschen, der das durchlebt hat und nicht daran zerbrochen ist.

Ich wünsche für Dich, dass Du nicht zu viele Menschen verletzt hast - und dass du jede Chance nutzt, die dir hilft nicht rückfällig zu werden.
Ich drücke mal ganz fest die Daumen für Dich

Herzliche Grüße aus Hamburg

Tranquilla / Angelika
Hallo Tranquilla / Angelika
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Du hast recht - es ist nie vorbei - oder wie ich zu sagen pflege:
Der Teufel schläft nie … Aber der Blick geht nach vorn, meine Gedanke dazu:

Ich bin geformt von meiner eigenen Biografie. Alles was
ich heute denke und fühle ist gewachsen aus den unzähligen
Ereignissen meines Lebens und den daraus resultierenden
Erfahrungen. Jeder Fehler hat seine Vorgeschichte und entsteht
aus der Situation heraus. Genau diese Situation lässt sich nicht
wiederholen und daher auch nicht ungeschehen machen.

Irgendwann habe ich beschlossen die Zeit einfach so nehmen
wie sie ist und mich auf die Gegenwart zu konzentrieren.
Alles was heute passiert ist ein Geschenk des Lebens.
Alles was morgen passieren könnte, liegt nicht in meiner Hand.
Alles was in der Vergangenheit passiert ist macht mich weiser.

Liebe Grüße aus Österreich
FranzFink / Ferdinand
.
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Wenn einem plötzlich alles klar wird, ist das wie ein Drehen des inneren Schalters. Und es gibt kein Zurück. Tief in dir drinnen weisst du, dass du es nie wieder machen wirst, auch wenn der Gedanke daran dich nicht so schnell loslässt.
Mit dem "du" bin ich gemeint. Bei mir war es das Rauchen, das ich so losgelassen habe. Nach vielen Weh und Ach. Vor ca. 35 Jahren.

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Mit dem
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Rauchen aufzuhören war für mich lange kein Thema. Es war eine Ersatzhandlung - "An irgend etwas muss ich mich doch anhalten können" so oder so ähnlich lauteten meine Ausflüchte.
Es hat sechs Jahre gedauert (ich war inzwischen ein "Grüner" geworden und glaubte, dass es sich mit dieser Einstellung nicht schickt zu rauchen), bis ich die Sargnägel in die Ecke schmiss.
Nach zehn Jahren Rauchpause habe ich wieder begonnen zu "tschicken", wie man bei uns sagt. Als Ausrede musste der Stress bei meiner Geschäftseröffnung herhalten. Naja, an Ausreden hat es mir nie gefehlt
Es hat was Gutes für mich - es zeigt mir wie das ist mit meiner Abhängigkeit läuft und dass es mit dem Trinken natürlich genauso sein würde. Ich will gar nicht daran denken. Der Preis wäre einfach zu hoch.
Übrigens: Ich bin seit 7 Wochen wieder Nichtraucher und stolz wie Oskar.
tranquilla
tranquilla
Mitglied

Allein zu bemerken, ...
geschrieben von tranquilla
... dass eine Abhängigkeit besteht, eine Sucht nach ... das Leben beherrscht, allein dies zu bemerken ist schon gut, finde ich. Dann auch noch den Willen aufzubringen, dagegen anzugehen und immer wieder dagegen anzugehen, wenn man doch mal erlegen ist, ist eine Leistung.

Und wenn man es dann geschafft hat, lache dir zu, Ferdinand, dann darf man mit Recht stolz sein wie Oskar.

Ich glaube, dass jeder Mensch süchtig werden kann. Meist ist es nur ein kleiner Schritt von einer Bedürfnisbefriedigung zur zwanghaften und fast nicht mehr steuerbaren Handlung. Und vieles was wir tun, findet in der Gesellschaft Anerkennung, auch wenn es nicht immer zweckdienlich ist für einen selbst oder letztendlich für die Gesellschaft.

Aus diesem Teufelskreis auszubrechen - Hut ab vor der Persönlichkeit, die das schafft.

tranquilla / angelika
christl1953
christl1953
Mitglied

Hallo Franz,endlich habe ich die ruhige Zeit,bei dir weiter zu lesen.
geschrieben von christl1953
Ja du hast es geschafft,trocken zu sein und ich wünsche es Dir es zu bleiben.Bei mir ist es mit dem Alkoholismus
nicht so,dass ich mich selbst darin schwer tute,nichts zu trinken.Trotzdem beherrscht dieser Zustand mein ganzes Leben seit ich denke.Mein Mann er ist an den Spätfolgen des Alkoholismus gestorben,hat es trotz einer Entgiftuung und Tabletten dagegen nicht geschafft,dem zu entsagen.ich war dreizehn Jahre verheiratet hatte zwei Kinder und habe gehofft und gehofft und immer wieder an die versprechen geglaubt,nie mehr wieder trinken.Es waren Katastrophen des Lebens die ich versucht habe zu mindern, indem ich vieles verschwiegen habe,was zuhaus passiert ist.Die Kinder geschützt indem ich sie weg geschickt habe zum Spielen.Doch irgendwann war auch ich gesundheitlich am Ende und ich wusste du musst da weg,sonst haben die Kinder weder Vater noch Mutter.Doch ich liebte diesen Menschen,der nüchtern eine Seele von Mensch war.Doch ich konnte ihm nicht helfen weil ich auch keine Kraft hatte.Also war es wenigstens der Kinder wegen die einzige Möglichkeit zu gehen.Nicht dass ungewisse ohne Geld zu sein-das habe ich längst selbst verdient indem ich Nachtschicht in der Näherei und tagsüber bei fremden Leuten geputzt habe.Aber alles was wir hatten und die Kinder ihre Freunde und das Zuhause zu verlassen,das war ein harter Schritt.meine Schwester lebte damal in Frankfurt,war finanziell gut gestellt,sie holte mich als es Ferien gab,ab um mich und die Kinder zu sich zu holen.Erst war es so wenigstens für ein paar Wochen aus diesem Elend heraus,bis ich wieder gesund bin.
Doch die zeit wurde dann auf immer hier gestellt,denn mein Mann hat nachdem er wusste dass wir nicht so zu zurück kommen werden,in der Wohnung Feuer gelegt im Suff.
Ich wusste dann dass es dort in unserem alten Zuhause keine Zukunft geben wird und habe es den Kindern gesagt.Die Tochter war schon im Teenageralter und hatte schon Anschluß bei den jungen Leuten,sie war im DLRG und beim Handball dort wo sie Freunde fand.der Kleine Tom war mit der Erkundung des nahe gelegenen Parks mit seinen Riesenbäumen beschäftigt und es war ihm nur wichtig dass ich in der Nähe war.Er hatte durch diese vielen Saufparaden nicht so eine enge Bindung zu seinem Vater gehabt wie die Tochter,die ihn schon erlebt hat wie er besoffen gewütet und das Essen herum geworfen hat.Aber sie hat das wohl ausgeblendet. Mir fiel dieser Umzug sehr schwer,denn ich hätte mir niemals ein Leben ohne Berge vorstellen können.Tiroler Berge in Frankfurt?Das hätte ich mir in dieser zeit gewünscht um mein Heimweh erträglicher zu machen.Aber was zählt schon das eigene Bedürfnis wenn es um das Wohl der Kinder geht?
Als klar war dass wir hier bleiben musste die Sache mit der Anmeldung erledigt werden.damals war es nicht so einfach wie es heute scheint zu sein.Man musste jemanden haben der für einen bürgt;nicht Sozialhilfe oder Hartz 4?
Dann mussten wir zum Gesundheitsamt um uns untersuchen zu lassen,ob wir alle gesund sind,keine ansteckenden Krankheiten herein schleppen.das obwohl wir aus Österreich einem deutsch sprechenden Nachbarland kamen.So waren die Vorschriften vor 41 Jahren. natürlich hat meine Schwester und ihr Mann für uns bezahlt und gebürgt.Da hatte ich Glück.danach habe ich VHS Kurse besucht in Schreibmaschine und Steno,das war damals noch gefragt.
Eine Stelle als Bürohilfe fand ich und so konnten wir uns eine kleine Wohnung suchen,diese mit Gebrauchtmöbeln einrichten und umziehen.So hatten wir unser eigenes Zuhause und mit meinem Verdienst konnte ich den Lebensunterhalt bestreiten.An Unterhalt brauchte ich nicht zu denken,denn wenn mein Mann arbeitete landete das verdiente Geld im Wirtshaus.Lange hat er nicht mehr gearbeitet,denn er war schon sehr oft im Krankenhaus weil er in dem Zustand Unfälle oder Ausfälle hatte,wo er nicht mehr heim fand.Ich habe sehr viel darüber nachgedacht ,ob ich und wie ich anders hätte reagieren können,um dieses Trinken einzuschränken:nein ich habe nie geschimpft oder gemosert-nur im Stillen gebetet und gehofft dass sich was ändert.Das hat es nicht.Dabei hatte ich mir so große Mühe gegeben ein gemütliches Zuhause zu schaffen,mit kleinen Mitteln.Du bist in dieser Lage gewesen,kannst du mir sagen,wie man als Frau da richtig reagieren soll?sags mir!christl1953
Liebe christ1953
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Du hast meiner bescheidenen Meinung nach, eh das einzig Mögliche getan: Du bist gegangen.
Wie du als Frau richtig reagieren kannst, sollst, musst … wie auch immer: Ich kann es dir nicht sagen, denn ich bin ja immer auf der anderen Seite gestanden. Ich war der "Böse", wenn auch krank, nämlich alkoholkrank, aber das kümmert in solch dramatischen Situationen wie du sie erlebt hast, natürlich niemanden. Da war ja auch Gefahr in Verzug, also nix wie weg. Und genau das hast du getan.
Mit schönen Worten bringt man keinen einzigen Alkoholiker auf dieser Welt vom Saufen weg!
Fazit : Du hast eigentlich alles richtig gemacht - zu diesem Zeitpunkt - was vorher war weiß ich nicht und das spielt auch jetzt keine Rolle mehr.
Nix für Ungut
FranzFink

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