Seniorentreff-Beitraege "Das Ruhrgebiet literarisch..."

Enigma,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
das ist eine sehr schöne Idee, uns auf diesem Wege teilhaben zu lassen. Danke.

Zu diesem Löns-Gedicht:
Es gab so unendlich viele Schicksale dieser Art - denn die Geschichten von Kohle und Stahl brachten viel Elend mit sich.
Ich denke dieses Elend durchstanden zu haben, ist eine Geburtsstätte
der Kraft, die die Menschen im Ruhrpott besitzen.
Ich erinnere mich an viele Begebenheiten in meiner Kindheit, bei denen unkompliziert und direkt geholfen wurde.
In unserem Bereich wurde auf die Menschen nebenan geachtet - und bestimmt nicht nur darauf, ob regelmäßig in die Kirche gegangen wurde. Das interessierte niemanden, das war Privatsache, aber ob die Kleidung für die Kinder direkt weitergegeben werden konnte, eine Mutter erkrankt war und Essen gebraucht wurde, darauf wurde in der Nachbarschaft geachtet.

Dortmund war überall! Und das Bewußtsein darüber war vorhanden.
Wobei mir klar ist, dass dies sicherlich nicht überall so war.

Liebe Grüße
Meli

anjeli
anjeli
Mitglied

Kohle und Stahl
geschrieben von anjeli
Kohle und Stahl für den einen Segen für den anderen Fluch.

Arbeiter wurden ausgebeutet, Kinderarbeit war an der Tagesordnung. Wenige Kinder
haben das 15. Lebensjahr erreicht.

Als Hermann Löns dieses Gedicht schrieb war unsere Sozialversicherung erst am
Anfang. Gewerksschaften, Betriebsräte nicht vorhanden. Sozialdemokratie wurde
bekämpft, Zusammenschlüsse verboten. Es wurde das Sozialistengesetz durch Bismarck
erlassen. Um dieses Gesetz zu umgehen, wurden Turnvereine u.s.w. ins Leben gerufen.
Die Menschen waren durch die schwere körperliche Arbeit ausgemergelt. Aber Krupp
und Co. wollten herrschen nicht teilen. Deshalb für mich Segen und Fluch
enigma
enigma
Mitglied

Meli und Anjeli....
geschrieben von enigma
als Antwort auf anjeli vom 18.06.2010, 17:28:44
ja, so war das zu dieser Zeit. Viele Arbeiter, die hier im Ruhrgebiet ihr Geld verdienen wollten, hatten sehr schwere Arbeitsbedingungen. Und am Ende des 19. und auch noch im 20. Jahrhundert war natürlich der Unfallschutz nicht auf dem Stand der Gegenwart.
Der Vater meiner Großmutter mütterlicherseits kam mit Frau und Kindern aus dem Hunsrück hierher, arbeitete bei irgendwelchen Röhrenwerken (ich weiß aber nicht, ob das damals schon Mannesmann oder einer der großen anderen Industriebetriebe war) und ist durch einen Arbeitsunfall gestorben. Das wurde mir als Kind immer erzählt, da müssen tonnenschwere Rohre auf ihn gefallen sein.

Wie die Frauen mit oft noch kleinen Kindern sozial und wirtschaftlich überlebt haben, das ist mir heute noch ein Rätsel.
Aber die waren damals ja so unglaublich bescheiden , wenn man es mit dem heutigen Anspruchsdenken vergleicht.
Jedenfalls war es oft ein schweres, aber nicht unbedingt auch unglückliches Leben, wenn ich da an die Geschichten denke, die mir früher erzählt wurden.

Jetzt habe ich aber eine Frage an Euch:
Soll ich tatsächlich hier im Gruppen-Blog weitermachen oder eignet sich da ein Thread im Forum nicht doch besser, wenn nacheinander Beiträge eingestellt werden sollen?

Und wenn ja, macht Ihr da auch mit, Meli, Du z.B. auch mit Deinem oder Deinen eigenen Gedichten - oder sollen wir das Thema hier beheimatet lassen?

Was meint Ihr?

Gruß von Enigma






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anjeli
anjeli
Mitglied

Fragen
geschrieben von anjeli
Hallo Enigma,

ich bin ja noch nicht lange hier im ST., bin noch zu unerfahren, um deine Frage zu
beantworten. Vielleicht könntest du ja beides machen. Oder Du machst einen Probelauf
in einem Thread. Ich kann mir vorstellen, daß einige Menschen, die in anderen Gruppen
schreiben, auch deine Gedichte u. Themen interessieren. Ich schaue auf jeden Fall
immer wieder rein, und schreibe auch Kommentare.
Was ich schon festgestellt habe, daß einige schreibwütig sind, und zu allem und zu
jedem ihren "Senf" dazugeben. Manchmal vermisse ich auch die Sachlichkeit bei
bestimmten Themen.
Gruß anjeli/ulla
smokie
smokie
Mitglied

Hallo Enigma !
geschrieben von smokie
Egal wo - ich würde mich auf jeden Fall sehr darüber freuen, noch mehr lesen zu können. Danke für das schöne Gedicht !
Lg smokie
enigma
enigma
Mitglied

Hallo Anjeli und Smokie...
geschrieben von enigma
als Antwort auf smokie vom 18.06.2010, 23:17:19
Ich danke Euch sehr für Eure Rückmeldungen.
Und wenn Ihr das nicht als störend empfindet, dass es im Blog so viele Kommentare zu einem Thema geben kann, dann mache ich erst einmal hier weiter, denn die Gedichte oder kurzen Geschichten aus dem Buch sind ausschließlich auf das Ruhrgebiet bezogen, machen sich also auch in einem regional orientierten Blog eigentlich ganz gut.

Als nächstes möchte ich eine kurze Geschichte einstellen, die von einem Mann stammt, von dem ich noch nie gehört hatte, über den es bei Wikipedia aber einige Informationen gibt.
Er hieß Friedrich Adolf Krummacher, lebte von 1767 - 1845, war evangelischer Theologe und wurde nach seiner Promotion zum theologischen Doktor 1801 Professor für reformierte Theologie in Duisburg, seit 1802 mit einem zusätzlichen Lehrauftrag für Eloquenz.

Von ihm stammt ein Brief, den er im Juni 1804 an Christiane Engels in Essen geschrieben hat.
Und den möchte ich hier einstellen, weil der auch an anderer Stelle im Internet nicht zu finden ist (jedenfalls habe ich ihn nicht gefunden).

Also, jetzt kommt der Brief-Text, abgetippt:

“Abschied nach Wanheimer Art (1804)

Gestern habe ich wieder einmal gepredigt, und zwar auf eine besondere Weise.
In Wanheim, einer Bauerschaft eine starke Stunde von hier, war eine achtzigjährige Frau aus einer der angesehensten Bauernfamilien gestorben. Herr Spieß ersuchte mich die Leichenpredigt zu halten, das habe ich denn getan.
Wir gingen des Morgens durch den göttlich schönen Wald, der bis zu dem Dörfchen führt. Es war ein unbeschreiblich schöner Gang. Der alte patriarchalische Witwer, der voriges Jahr seine goldene Hochzeit gefeiert hatte, empfing uns herzlich, und nun führten wir die Leiche hinaus durch ein weites, großes Feld, mit einer ungeheuren Begleitung aus weiten Gegenden. Sanfte Lüfte wehten und erhoben über den vollen Kornfeldern ganze Nebelwolken von Blütenstaub. Ich hatte das nie so gesehen.
So kamen wir zu dem neu angelegten Kirchhof dicht am Rhein, den die Bauern mit Linden und Akazien bepflanzen wollen und wo die Toten reihenweise in die stillen Kammern gelegt werden. Als das Grab geschlossen war, sprach ich den Segen über der Entschlafenen Gebein und wünschte ihn zugleich dem, dem das nächste Plätzchen bestimmt sei. Darauf zogen wir in das Schulhaus, das so gedrängt voll war, daß selbst die ausgehobenen Fenster besetzt waren. Mein Text war: Wir sind Pilger und Gäste auf Erden, und die solches sagen, bekunden damit, daß sie ein Vaterland suchen. Meine unstudierte Predigt ging mir wohl von Herzen und wohl auch bei den meisten zu Herzen. Wenn man so predigt, vor allem unter guten, einfachen Bauersleuten, so ist man unendlich besser und frommer als man ist.
Darauf ging es nun zu dem Leichenmahle. Die einfachen Menschen trauern gewiß so innig und herzlich als jeder gebildete Mensch, das habe ich an dem biedern achtzigjährigen Altvater, an den Kindern, Enkeln und Urenkeln wohl gesehen, und war mir sehr rührend. Aber das Besondere haben sie zum voraus, daß übrigens alle Dinge und so auch das Essen in gewohnter Weise fortgehen und sie von dem Leichenbegängnis sogleich hurtig und mit gutem Appetit daran gehen. Es wurde im Baumgarten in vier langen Reihen gespeist und waren grade 102 Gäste, außer noch etwa 30 andere, die im Haus aßen. Ich habe lange nicht so vergnügt und an einer solchen Tafel gespeist
Das Essen bestand, hergebrachter Ordnung gemäß zunächst aus Biersuppe, die köstlich schmeckte. Es wurde in unzähligen irdenen Näpfen aufgetragen, und als dieselben leer wurden, kamen die jungen Bauernsöhne und -töchter mit den Milcheimern mit breiten glänzenden Messingreifen und füllten die Schüsseln von neuem. Bei Trauermahlzeiten dürfen keine Fleischsuppen erscheinen, die Biersuppen haben doch etwas Tragisches in sich, Fleischsuppen sind bei Hochzeiten. Dann kam Rindfleisch neben dem Gemüse und neun ungeheure Schinken, die, wenn man den langen Weg hinuntersah, wie Felsblöcke hervorragten. Darauf erschien der Nachtisch der Bauern: Reisbrei, Butter und Käse. Alles in überschwenglicher Fülle, daß noch leicht 102 rüstige Personen sich hätten satt essen können.
Dabei waren die Leutchen aber nicht bloß Esser, obwohl es herrlich aussah, wenn 200 Hände und alle die Kinnbacken sich in Bewegung setzten, sondern es wurde auch viel gesprochen und hin und her geredet.
Nach dem Dankgebet erhob sich alles und man legte sich gruppenweise unter den Bäumen ins Gras, und die Tabakswolken der rauchenden Männer stiegen aus jeder Gruppe hervor, als wäre es ein Haufen Opfernder. Ich habe bei der Gelegenheit viele gute, freundliche, liebevolle Menschen kennengelernt und mich manchen recht brüderlich genähert. Ich könnte darüber noch manche schöne Züge und Schilderungen anführen, aber es fehlt mir an Zeit.
Als wir von dem achtzigjährigen verwitweten Altvater Abschied nahmen, sagte er mit treuherzigem Ernst, er habe es seiner Frau in ihrer sanften Todesstunde gelobt, dass er, da sie doch nicht wieder zu ihm käme, recht bald zu ihr kommen wolle.”

Ja, das war die Geschichte eines Begräbnisses in damals ländlicher Umgebung mitten im Ruhrgebiet.
Mir hat sie gefallen, weil sie trotz des traurigen Anlasses einen absolut natürlichen Ablauf geschildert hat.

Gruß von Enigma




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Guten Morgen Enigma,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
gut, dass ich noch einmal hier hereingeschaut habe. So kann ich Dir jetzt noch vor meinem Urlaubsantritt antworten.
Ich glaube, das Einstellen ins Forum hat zwei Seiten.
Einmal wird sicherlich jedes Thema sehr viel häufiger gelesen, als es hier in der Gruppe der Fall ist.
Denn ich bin mir sicher, dass viele, die im Forum jeden Beitrag anklicken, nicht in unserer Gruppe sind, daher auch nicht hier innerhalb der Gruppe schreiben werden.
Andererseits werden, so wie anjeli das oben schon ausführte, einige ihren Senf dazu geben. Von sehr sachlich bis unsachlich - anders will ich das jetzt mal nicht benennen -, so dass man nur den Kopf schütteln kann - und Du weiß, das liegt bei mir nicht am mangelnden Humor.
Es hat sich hier in der Gruppe mehr ein Dialog zwischen einigen wenigen entwickelt, wobei ich mich freuen würde, wenn sich dieser Kreis vergrößerte, denn oftmals würden mich auch andere Meinungen und Erfahrungen sehr interessieren.

Ich selbst fahre morgen in Urlaub - so falle ich für die nächsten 2 - 3 Wochen, je nachdem was mich nach Rückkehr Zuhause erwartet, aus.
Aber das, worum es Dir geht, ist ja sicherlich mehr eine grundsätzliche Entscheidung, die nicht heute oder morgen getroffen sein muss.
So weit ich kann, beteilige ich mich, egal ob hier oder im Forum.
Inzwischen habe ich so festgestellt, dass sich die ST-Welt in die einzelnen Bereiche gründlich aufteilt.
Da sind einmal die User im Forum, dann haben wir die Blogwelt mit ihren verschiedenen Abteilungen. Aus denen habe ich mich überwiegend zurückgezogen, da ich meine eigene Website gestaltet und mit den mir lieben Ordnungskriterien versehen habe.

Dann haben wir die Chatter.
Da ich selbst chatte weiß ich, dass viele von diesen im Forum und auch in den Blogs lesen. Es wird immer wieder darüber diskutiert.
Aber sie antworten weder im einen noch im anderen, weil ihnen schreiben entweder keinen Spaß macht oder aber die Erfahrung darin fehlt und Ängste vorhanden sind.
Was ich natürlich sehr schade finde, denn wir haben alle einmal angefangen und ich erinnere mich gut meines eigenen Herzklopfens, als ich meine ersten Gedichte dort einsetzte.
Aber man darf niemanden dazu drängen - das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Dann kommt es auf den Inhalt an.
Wenn Du eine lebhafte Diskussion z.B. über die sozialen Zustände im Ruhrpott wünschst, dann wirst Du sie hier in der Gruppe wahrscheinlich nicht erhalten können.
Andererseits, wenn Du ins Forum einsetzt......, lach, Du weißt, was ich meine.
Es ist eine schwierige Entscheidung.
Mit dem was ich habe und was auch passend ist, kannst Du in dem einen, wie in dem anderen Bereich rechnen.
Ich habe mich auch nicht gescheut, mein "Klagelied" zur entsetzlichen Ölkatastrophe zweimal im Forum einzusetzen. Natürlich kommt auf so etwas keine Antwort - das habe ich nicht erwartet.
Bei meinen Meli-Geschichten sieht es so aus, dass sie von etlichen Usern sehr gemocht werden, andere werden sich aufregen "wegen des Dialekts und der falschen Schreibweise". (Jedenfalls erwarte ich das im Forum, lach) Aber das hat mich noch nie gestört, denn es macht, mir sehr viel Freude sie zu schreiben vorausgesetzt, dass die Idee dazu gut ist.
Sie fallen mir aber nicht so einfach ein - sie sind abhängig von der Tagesform und dem -geschehen, das ja nicht immer unbedingt prickelnd ist.

So, ich hoffe, jetzt ordentlich zur Verwirrung beigetragen zu haben - lach!
Euch allen, liebe Gruppenmitglieder eine schöne Zeit!

Liebe Grüße
Meli


Hallo,
geschrieben von ehemaliges Mitglied
während ich mir das Hirn anstrengte, hast Du Deine Entscheidung schon getroffen - lach, aber das freut mich.
Ich werde diese Geschichte heute mittag beim Kaffee in Ruhe lesen - jetzt geht es erst einmal an die Arbeit.

Danke und liebe Grüße
Meli
enigma
enigma
Mitglied

Dann einen recht schönen Urlaub, Meli....
geschrieben von enigma
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.06.2010, 07:50:27
... und danke, dass Du Dir noch die Zeit genommen hast, mir zu antworten.
Ja, ich habe Deine aufgeführten Gründe verstanden und hatte mir ähnliche Fragen gestellt.
Aber nun lasse ich es erstmal hier weiter laufen.
Irgendwann ist ja auch der Stoff erschöpft und so finden dann die "Kommentare" auch ihr natürliches Ende.

Es stimmt schon, was Du sagst, "man" (Frau) muss sich auch selbst treu bleiben und tun, was die eigene Intuition rät.

Dir noch einmal einen recht schönen Urlaub und auf ein baldiges Wiedersehen (-lesen).

Herzliche Grüße von Enigma
anjeli
anjeli
Mitglied

Urlaub
geschrieben von anjeli
Hallo meli,

ich wünsche Dir einen schönen Urlaub, viel Spaß und gutes Wetter.

Laß es dir richtig gut gehen, erhole dich und bleib gesund-

Grüße von anjeli/ulla

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