Forum Kunst und Literatur Sonstiges Der Unfall - Aus dem Tagebuch eines Polizisten

Sonstiges Der Unfall - Aus dem Tagebuch eines Polizisten

stefan15
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Der Unfall - Aus dem Tagebuch eines Polizisten
geschrieben von stefan15

"Über Funk wurden wir zu einem schweren Unfall beordert. Zwei Motorradfahrer, ein junges Paar, waren gegen einen Lastwagen geprallt. Beide erlagen noch am Unfallort ihren schweren Verletzungen.

Meine Aufgabe war es, für Ruhe und Übersicht am Unfallort zu sorgen. Der Anblick der beiden Verunglückten (man gewöhnt sich nie daran...) sowie das Bestürmtwerden von allen Seiten lähmten mich im Moment. Da merkte ich, dass es jetzt darauf ankam, diesen schwierigen Augenblicik gut zu bestehen. Es gelang mir, für die Verstorbenen ein kurzes Stoßgebet zum Himmel zu schicken, und die Ruhe stellte sich in mir wieder ein.

Nachden wir die Arbeiten an der Unfallstelle beendet hatten, war es meine erste Aufgabe, den Eltern der Verstorbenen die traurige Nachricht zu überbringen. Als ich den Eltern des jungen Mannes gegenüberstand, spürte ich, dass ich nicht viele Worte machen musste. Ich versuchte, ihren Schmerz nachzuempfinden.

Eine Woche später nahm ich mit der Mutter des Verunglückten noch einmal Verbindung auf. Ich war sehr erstaunt, wie ruhig sie wirkte. In einem längeren Gespräch sagte sie mir unter anderem: Vor dem Unfall hätten ihr Mann und sie von den Amtsstellen und ganz besonders von der Polizei nicht viel gehalten. Sie seien der Ansicht gewesen, dass diese Leute in ihrer Routinearbeit kaum mehr Mitgefühl haben könnten. Doch sie seien eines anderen belehrt worden. Die Art und Weise, wie ihnen die Todesnachricht überbracht worden sei, und die spürbare Anteilnahme seien für sie eine Hilfe gewesen, über den Schmerz hinwegzukommen." G.J.


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