Soziales Ab in die Schublade?

olga64
olga64
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Re: Ab in die Schublade?
geschrieben von olga64
als Antwort auf mane vom 28.06.2016, 22:48:08
xxxx In meinen Augen hätte es jedoch gereicht, die Situation zu schildern, ohne dass Sie sich über den Körper der Frau lustig machen. Darin erkenne ich Vorbehalte "fülligen" Menschen gegenüber. Was meinen Sie?
Mane
geschrieben von Mane
[/quote]

Sicher, liebe Mane, war ich noch sehr zornig auf die füllige Frau und deren Unverschämtheiten. Sie hat ja nicht nur die muslimische Sportfreundin beleidigt, sondern uns allen das Training vermiest.
Ich habe keine Vorurteile gegenüber fülligen Menschen, da ich selbst ja aufgrund meiner Genussfreudigkeit sicher nicht als gertenschlank einzuordnen bin. Aber ich habe Vorurteile Frauen gegenüber, die dann partout die engsten Klamotten mit tiefem Ausschnit oder die kürzesten Röcke bei dicken Beinen tragen. Irgendwas wollen die damit ja ausdrücken - aber was wohl?
In jedem Fall gefällt mir die muslimische Sportfreundin besser und ich werde das nächste Mal versuchen, mich mit ihr zu unterhalten, wenn sie es zulässt. Olga
mane
mane
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Re: Ab in die Schublade?
geschrieben von mane
als Antwort auf Klaro vom 29.06.2016, 12:47:59

Hallo Mane,
ich denke dieses Schubladenverhalten ist - menschlich. Wobei ich da auch unterscheiden möchte, über einen kurzen Augenblick wo man Jemanden sieht oder spricht und Menschen, denen man immer wieder begegnet, die zum eigenen Lebenskreis gehören.

Ich selber denke - leider - auch oft in Schubladen. Vor allem, wenn ich z.B. Leute beim Einkaufen begegne. Junge Familien, wo die Eltern in aller Öffentlichkeit ihre Kinder anbrüllen oder zumindest sehr lautstark reden, dazu entsprechende Jogging- oder Billigkleidung tragen, Bierbäuche haben und ungepflegt wirken - da ist bei mir die Schublade offen.

Dann bei meinem kurzen Krankenhausaufenthalt letzte Woche - eine ältere Person im Nachbarbett, die sich vehement mit eindeutigem Münchner Dialekt der jungen Stationsärztin widersetzte und meinte - sie kann den verschriebenen Rollator aus diesem und jenem Grund nicht benutzen, was auf Unverständnis von Seiten der Ärztin und ihrer Angehörigen stieß und die sich mir gegenüber in den nächsten 24 Stunden als eine ausgesprochen nette, kultivierte, herzliche, liebevolle und entgegenkommende Person offenbarte. Nein, ich habe sie nicht in irgendeine Schublade gesteckt, dazu war der erste, etwas negative Eindruck zu kurz.

Im virtuellen Bereich kann man bei langjähriger Kennung von Nicknamen diese oft auch einordnen. Manche schreiben fast ausschließlich oberlehrerhaft und besserwisserisch, andere immer leicht und schnell aggressiv, andere wirken intolerant und schnell beleidigt, viele aber auch ausgesprochen ausgeglichen und humorvoll. Das diese Menschen in der Realität vielleicht ganz anders sind, ist gut möglich.
Sich selber zu reflektieren finde ich schwierig, mir gelingt das nicht zufriedenstellend.
Liebe Grüße
Klaro


Liebe Klaro,

Du hast recht, auch wenn wir der Meinung sind, dass es falsch ist, andere Menschen sofort in eine Schublade zu stecken, ohne, dass wir in der Lage sind, sie wirklich kennenzulernen, tun wir es doch - ganz automatisch. Jedenfalls im ersten Moment.

Manche Menschen werden dadurch aufs Anstellgleis gestellt, ohne selbst die Möglichkeit zu haben, etwas daran zu ändern. Ich denke da an Menschen, die nicht der gängigen Norm entsprechen: Kranke, Menschen mit Behinderungen, Depressionen u.a..

Wie ist das bei Frauen und Männern? Sehen wir da, trotz Gleichstellung, Frauen oft immer noch in der emotionalen, sozialorientierten, sicherheitsbedürftigen Schublade, während wir (typische) Männer ihre Emotionen unter Kontrolle haltend, zielstrebig und durchsetzungsstark einordnen?
Interpretieren wir gleiches Verhalten aufgrund dieses Denkens, ganz unterschiedlich? Einen sexuell aktiven Mann als "Draufgänger", die Frau dagegen als "Schlampe". Oder, er setzt sich durch und sie wird in gleicher Situation hysterisch?

Im virtuellen Raum geht das Denken in Schubladen, in meinen Augen, noch schneller, weil uns viele Informationen fehlen, die wir im realen Kontakt haben.

Uns selber real einzuschätzen, gelingt uns selten. Wir sehen uns meist positiver als wir sind, können auch vor uns selbst schlecht Fehler eingestehen und überschätzen uns in vielen Dingen. Deshalb ist bei Konflikten, z.B. bei der Trennung vom Partner, immer der Andere Schuld.

Liebe Grüße,
Mane
mane
mane
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Re: Ab in die Schublade?
geschrieben von mane
als Antwort auf olga64 vom 29.06.2016, 16:33:15

Ich habe keine Vorurteile gegenüber fülligen Menschen, da ich selbst ja aufgrund meiner Genussfreudigkeit sicher nicht als gertenschlank einzuordnen bin. Aber ich habe Vorurteile Frauen gegenüber, die dann partout die engsten Klamotten mit tiefem Ausschnit oder die kürzesten Röcke bei dicken Beinen tragen. Irgendwas wollen die damit ja ausdrücken - aber was wohl?
Olga


Hallo Olga,

das verstehe ich - schön finde ich in der beschriebenen Weise gekleidete Frauen (und Männer) auch nicht. Wahrscheinlich haben diese Menschen ein anderen Blick auf sich selbst oder einen Partner, der auf diese zur Schau gestellten Röllchen steht.

Egal, wie tolerant wir uns geben - niemand ist frei von Vorurteilen. Sie machen uns das Leben bei der Vielfalt der Begegnungen leichter.
Wenn wir uns dessen bewusst werden, ist das ein erster Schritt, diese zu überwinden. Der sicherste Weg, Vorurteile zu bekämpfen, ist wohl bei sich selbst anzufangen. Wer nämlich vorschnell Urteile über andere fallt, strahlt, nach maeiner "küchenpsychologisch" fundierten Meinung, genau diese Einstellung aus. Und erhält genau diese Behandlung zurück.
Gruß Mane

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Sylvie46
Sylvie46
Mitglied

Re: Ab in die Schublade?
geschrieben von Sylvie46
als Antwort auf mane vom 29.06.2016, 13:57:33
Hallo Mane !!!
Es ist N I E sooo einfach, wie wir es gerne "möchten" !!!
Mit unserer "Erziehung + Sozialisation" sollte man über den "Tellerrand" sehen !!!
Meine Muttersprache ist Französisch, da ich aus dem Kanton Neuchâtel
stamme !!! Als ich als Kind in der Strassenbahn in der Stadt Zürich (deutschsprachig) eine Fahrkarte kaufen wollte, sprach ich noch kein (züridütsch) sondern "Hochdeutsch", denn ich war der Mundart noch nicht mächtig. Der Schaffner schaute mich böse von unten bis oben an + schrie: "Mach, dass Du nach Hause kommst - verschwinde zurück zum Hitler !!!" ich sah ihn an (anfangs 1950) !!! Meine Antwort: "Ich kenne keinen Herrn Hitler". Sprach in auf Französisch an + merkte, er verstand mich nicht !!! Plötzlich stand ein 2 m grosser Inder neben mir + sagt zu mir auf englisch, das es "überall solche unverbesserliche Mitmenschen gebe " !!! Zum Schaffner in perfekter Zürcher Mundart, dass er sich bei mir entschuldigen solle + mir die gewünschte Fahrkarte aushändige müsse !!!
Mane, auch Vögel fressen Schnecken !!!
Herzlich
Sylvie
Re: Ab in die Schublade?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 29.06.2016, 16:33:15
Aber ich habe Vorurteile Frauen gegenüber, die dann partout die engsten Klamotten mit tiefem Ausschnit oder die kürzesten Röcke bei dicken Beinen tragen. Irgendwas wollen die damit ja ausdrücken - aber was wohl?

Was wollen Sie wohl damit ausdrücken, sie wollen Männern gefallen die mopsige Frauen mögen!
olga64
olga64
Mitglied

Re: Ab in die Schublade?
geschrieben von olga64
als Antwort auf mane vom 30.06.2016, 13:29:09
Ich denke auch, Mane, dass Vorurteile hilfreich sein können, wenn man z.B. neue Menschen kennenlernt und das Unterbewusstsein darauf angewiesen ist, um eine Kategorisierung vorzunehmen, d.h., Parallelen zu ähnlichen Menschen herzustellen usw. (auch küchenpsychologisch).
Ich erlebe es ja auch in dieser virtuellen Welt,wenn ich mich oute, dass mein Leben anders verlief (und dies bewusst und gewollt) und ich dann in Emanzen-/Egoismus-Ecken oder was auch immer reingestopft werde.
Aber Vorurteile sind leider oft auch die Basis für Neid auf andere, weil man denkt, sie hätten es generell besser als man selbst. Dann dürften Vorurteile wieder mal schädlich sein, weil man sich nicht mehr die Mühe macht, zu ergründen wer sich "hinter dem Vorurteil" überhaupt verbirgt? Ein gutes Thema, bei dem wir aber wohl nie der Weisheit letzten Schluss finden werden.... Olga

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Sylvie46
Sylvie46
Mitglied

Re: Ab in die Schublade?
geschrieben von Sylvie46
als Antwort auf olga64 vom 30.06.2016, 16:25:15
Ist nicht das "Ungewisse", das unser Leben sooo spannend macht ???
Mein Lebenslauf war spannend + abwechslungsreich - ich konnte + kann die unterschiedlichsten Mitmenschen privat + beruflich kennenlernen, ohne Vorurteile oder "Schubladen !!!
Meinen Söhnen habe ich die Möglichkeit gegeben ohne "Vorbehalte" auf Fremde zuzugehen !!! Wer + was ich bin kann niemand mir nehmen !!!
Herzlich
Sylvie
val
val
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Re: Ab in die Schublade?
geschrieben von val
als Antwort auf Sylvie46 vom 30.06.2016, 16:47:21
Hat das Schubladen-Denken nicht auch etwas mit der Veranlagung zu tun?

Ich könnte mir vorstellen, dass eine Frohnatur ganz anders auf neue Menschen reagiert als zB ein Phlegmatiker..
Gruss Val
olga64
olga64
Mitglied

Re: Ab in die Schublade?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Sylvie46 vom 30.06.2016, 16:47:21
Liebe Sylvie,

mir geht es ähnlich - auch ich mag es, mein Leben spannend mit spannenden Menschen zu gestalten und hatte noch nie Ambitionen, mir es so einfach wie möglich zu machen. Das hätte mich schnell gelangweilt.
Aber Angriffe Andersdenkender und -handelnder auf solche, die nicht deren Normen entsprechen, machen mich wütend, bzw. langweilen mich ungemein. Ich bin dann immer froh, wenn sich diese schnell outen, damit ihnen ebenso schnell aus dem Wege gehen kann. LG Olga
olga64
olga64
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Re: Ab in die Schublade?
geschrieben von olga64
als Antwort auf val vom 30.06.2016, 17:09:07
Keiner ist immer täglich gleich, will heissen, keiner ist "nur" Frohnatur oder "nur Phlegmatiker" oder sonstwas. In jedem Menschen stecken diverse Charaktereigenschaften und nicht jeder ist jeden Tag gleich und reagiert wohl auch entsprechend auf andere immer unterschiedlich. Zumal Reaktionen ja meist aus einer Aktion (des anderen) erfolgen. Oder liege ich falsch? Olga

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