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Soziales Akustische Umweltverschmutzung

clara
clara
Mitglied

Akustische Umweltverschmutzung
geschrieben von clara
Mit dem Titel meine ich Lärmquellen, denen man nicht oder nur schwer aus dem Weg gehen kann.

Heute Abend habe ich im Radio eine Buchbesprechung gehört, der Titel des Buches lautet "Nur im Weltall ist es wirklich still". Im Gespräch mit der Autorin sagte diese, wie gestört sie sich z. B. von musikhörenden Teenagern in der S-Bahn und sonst wo fühlt, deren Songs sie so zu sagen mithört, obwohl ja Ohrhörer dafür sorgen sollten, dass dies eben nicht geschieht. Spreche sie die Jugendlichen darauf an, ernte sie meist Erstaunen.

Ich selbst habe mich in Restaurants auch schon durch Musik beim Essen gestört gefühlt. Einmal entgegnete mir der Besitzer auf meine Bitte, die Musik ab zu stellen, er zahle Geld an die Gema, und damit es sich lohne, müsse das Radio laufen. Darauf fiel mir dann nichts mehr ein. Ergänzen will ich noch, dass sich zu dem Zeitpunkt keine anderen Gäste im Lokal befanden.

Mich stört ungebetene Musik, der ich nicht aus dem Weg gehen kann - überall! Wie seht Ihr das?
Mögliche andere außermusikalische Lärmquellen zu Zeiten und Unzeiten sind natürlich auch problematisch. Ich meine, es wäre an der Zeit, diese Art der Umweltverschmutzung endlich mehr öffentlich zu thematisieren.

Clara
smokie
smokie
Mitglied

Re: Akustische Umweltverschmutzung
geschrieben von smokie
Für mich hat Laerm viel mit Leben zu tun. Eine allzu stille Umwelt erschiene mir irgendwie steril.
Natürlich habe ich da auch Grenzen. Musikbeschallung im Restaurant mag ich ebenfalls nicht und in meinen vier Waenden möchte ich ab und zu selbstverstaendlich auch mal Ruhe haben.
ich glaube aber, dass viele so empfinden wie Du. Unsere Welt ist einfach insgesamt unheimlich hektisch , was eine allgemeine Ruhelosigkeit erzeugt, der man kaum entkommen kann. Laerm ist dabei, nach meiner Ansicht, nur die Komponente, die am einfachsten zu benennen ist und deshalb am offensichtlichsten stört.

smokie
Mitglied_b12f0f2
Mitglied_b12f0f2
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Re: Akustische Umweltverschmutzung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf smokie vom 07.04.2010, 23:00:57
Oja,
auch ich empfinde die -meist zu laute- Musikberieselung sehr unangenehm,manchmal grenzt das eigentlich an Körperverletzung

z.B. beim Einkauf,
so oft denke ich,mancher hat Kummer oder starke Kopf-Schmerzen und leidet unter der Tonbeschallung sehr!

Man kann die Ohren nicht einfach zuklappen und muss aneinandergereigte Töne ertragen,die seinem Musikempfinden sehr konträr sind!

Gehe ich durch den Wald und erfreue mich an Vogelstimmen und Blätterrauschen im Wind
und Jogger und Radfahrer kommen vorbei, haben diese tönenernen Stöpsel im Ohr,kann ich das absolut nicht verstehen!

Gudrun


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eleonore
eleonore
Mitglied

Re: Akustische Umweltverschmutzung
geschrieben von eleonore
als Antwort auf clara vom 07.04.2010, 22:01:49
@clara,

mich stört diese musikalische berieselung auch oft.
in kaufhäuser, flughäfen, sogar in aufzüge wird man
*betäubt* mit irgend schnulzen.

wobei ich ein wenig abgehärtet bin inzwischen durch meine nachbarn, die mit begeisterung und immense lautstärke oft den mullah-hitparade auf irgend arabische sender hören.

als gegenmaßnahme hab ich den filmmusik von winnetou und godzilla mit puff daddy angeschafft, und je nach bedarf leg ich damit los.
(godzilla filmmusik hat coole bässe, die richtig dröhnen, und mir ein hochrennen zum meckern ersparen )
es wirkt.

gruselig finde ich auch, wenn am telefon in warteschleife irgend aufgemotzte variante von mozart's *kleine nachtmusik* trötet.

was mich noch mehr stört, ist der duftberieselung z.B. beim elch-möbelhaus.
geht mal dort in stoff und gardinen abteilung, es weht irgend durftwolke immer, was zum kaufen animieren soll.
mich törnt es eher ab.

Mitglied_5ccaf87
Mitglied_5ccaf87
Mitglied

Re: Akustische Umweltverschmutzung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf clara vom 07.04.2010, 22:01:49
Musik wird oft nicht schön gefunden, Weil sie stets mit Geräusch verbunden.
Quelle: Wilhelm Busch (1872)

Das Problem ist also uralt. Vermutlich seit erstmals in der Steinzeit musiziert wurde. Musik kann man aber aus dem Weg gehen. Daran kann es nicht liegen.

Es gibt aber Geräusche, die es vor mehr als 50 Jahren kaum gab, von Menschen vorsätzlich gemacht werden, das Gleichgewicht der Natur ins Wanken bringen, am offenen Fenster die Gardinen wackeln lassen, selbst mit geschlossenen Fenstern ein Telefongespräch unmöglich machen, ebenso der laufenden Radio- und TV-Sendungen in Zimmerlautstärke zu folgen und die ungeschützten Ohren beim Aufenthalt im Freien schmerzen lassen. Was noch schlimmer ist: Sie setzen ohne Vorwarnung ein und man kann ihnen nicht aus dem Weg gehen.

Nein, ich schreibe nicht vom morgendlichen Gesang der Vögel, von nahestehenden Fabrikhallen, Viehställen, fahrenden Autos oder vom Ruf des Muezzin in Rendsburg. Sie alle unterliegen gesetzlichen Bestimmungen. Ich schreibe von den Glocken der Kirche auf unserem Nachbargrundstück, deren Lautstärke und Intensität in den vergangenen Jahren kontinuierlich erhöht wurde.

An einem normalen Werktag sind es ca 4500 Glockenschläge. Neulich bekamen wir einen Pfarrer, der wenigsten dreimal in der Woche zusätzlich ein Abendmahl, einen Gottesdienst oder eine heilige Messe zelebriert. Je Messe sind das nochmals rund 2500 Glockenschläge, die den Aufenthalt im Freien untersagen und Wildtiere wie Igel, Marder, Sing- und Greifvogel, Störche etc. dauerhaft verjagen. Selbst Nachbars Hund und Katz verkriechen sich. Nur für Wühlmäuse, Schnecken und andere Schädlinge ist es ein Paradies.

schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Akustische Umweltverschmutzung
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.04.2010, 09:21:36
@: "Musik wird oft als Lärm empfunden, dieweil sie mit Geräusch verbunden.
Quelle: Wilhelm Busch (1872)

Ich habe es so in Erinnerung.

Sei`s wie`s sei.

Über die Ostertage waren wir mit einem Bus in Italien (Cinque Terre) unterwegs. In den zuvor erhaltenen Unterlagen stand u.a. sinngemäss: "Nicht alle Mitfahrenden haben den gleichen Musikgeschmack. Unsere Chauffeure sind deshalb gehalten, während der Fahrt generell keine Musik abzuspielen. Ausgenommen sind Musikstücke, die aktuell mit der Gegend harmonieren, die gerade durchfahren wird".

Ich schätze dies.


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clara
clara
Mitglied

Re: Akustische Umweltverschmutzung
geschrieben von clara
als Antwort auf schorsch vom 08.04.2010, 09:32:24
Trifft man dann auf einen Fluss, könnte den jeweiligen Geschmäckern so gedient werden, dass für die Einen etwa „Down by the river side“, und für die Klassikfreunde sowas wie „Die Moldau“ abgespielt wird. Nacheinander natürlich.
Die Musikbeschallung in Bussen ist so ein typischer Fall. Dem könnte abgeholfen werden, wenn sich an allen Sitzen Kopfhörer befänden und darüber Radio zu hören wäre. Viele besitzen doch auch MP3-Spieler.
Auf Autobahntoiletten ist man dieser Musikberieselung neuerdings auch ausgesetzt.

Vor allem finde ich die Gedankenlosigkeit schlimm. So ist es mit der Sonn-und Feiertagsruhe. Spreche ich die hämmernden und bohrenden Bastler darauf hin an, bekomme ich zur Arnwort: „Ja wann soll ich’s denn machen? Ich muss werktags arbeiten und habe nur heute Zeit.“ Auf dem Land hält man sich mit Anzeigen doch stark zurück, gilt jedenfalls für mich.

Diskussionswürdig wäre, warum viele Menschen gar nicht mehr ohne ständige Beschallung leben können.

Gudrun: Jogger und Radfahrer kommen vorbei, haben diese tönenernen Stöpsel im Ohr,kann ich das absolut nicht verstehen!
Das ist mir auch unverständlich!

Clara
bongoline
bongoline
Mitglied

Re: Akustische Umweltverschmutzung
geschrieben von bongoline
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.04.2010, 06:09:54
Lach gudrun,

und ich stecke mir die Stöpsel in die Ohren, um die schon fast schreiend geführten Unterhaltungen von Spaziergängern etwas abmildern zu können .

Stell Dir mal die Situation vor:

2 Ehepaare, Frauen gehen 5 Meter vor ihren Männern, Männer tragen die Handtaschen ihrer Holden. Da schreit die eine die 5 Meter zurück:

guck mal Männe, hier ist ein Eischhörnschen.
Mann reagiert nicht, weil er sich mit dem anderen Herrn unterhält.
Nun wird die Stimme unerträglich schrill:
Männe sach mal, hörst du nichts? hier ist ein Eischhörnschen. Männe ganz verdutzt guckt mal aber durch das Geschrei ist das Eichhörnchen schon lange geflüchtet und dann schreit Männee vor - isch seh nischt.

Da tut Musik in den Ohren wirklich wohl.

Ich bewege mich sehr viel im Wald und ich freue mich über die Geräusche der Natur, aber meist nicht lange, denn Wanderer haben es z.b. an sich, in Gruppen aufzutreten und weißt Du, gudrun, welche Phonzahl die dann erreichen, dabei fehlt ihnen ja schon von der lautstarken Unterhaltung die Puste für die Wanderung - einfach schlimm.

Komisch finde ich, dass die Konzentration oftmals auf irgendwelche Laute fällt, (kann es sein, dass junge Leute allein durch ihre Anwesenheit schon gewisse Agressionen auslösen?) aber Verkehrslärm seltenst bemängelt wird. Genauso fällt mir auf, dass z.b. mit Kindern selten geredet wird, es wird lautstark gerufen und ich stelle auch fest, dass Kinder sehr oft auch nicht mehr in normalem Ton miteinander spielen, es wird geschrien. Die Kinder kennen es wohl nicht mehr anders.

Bei meinen Kontrollen im Krankenhaus habe ich schon mal überhört, dass ich aufgerufen wurde, dermaßen laut unterhalten sich div. Leute, dass ich das Gefühl habe, bei einem Bienenhaus herrscht idyllische Ruhe.

bongoline
eko
eko
Mitglied

Re: Akustische Umweltverschmutzung
geschrieben von eko
Da lobe ich mir doch meine Schwerhörigkeit, die mir so manche Lärmquelle mehr oder weniger erspart.

Wie man allerdings "Lautstärke und Intensität" von Kirchenglocken "kontinuierlich erhöht", das muss man mir erst noch erklären. Wer in die Nachbarschaft von Kirchen eine Wohnung bezieht, ist selbst schuld, denn er kann sich ja vorher entscheiden. Und zumeist waren ja die Glocken zuerst da.

Wenn sich meine Mitmenschen indessen Musik in die Ohren stöpseln, egal, wo auch immer das sei, ist mir das ziemlich wurscht. Seit ich kein Auto mehr habe und regelmäßig mit der S-Bahn fahre, sehe ich, wie sie reihenweise mit Stöpseln in den Ohren dasitzen. Das stört mich nicht. Weitaus mehr könnte man den Kopf schütteln über jene Zeitgenossen, die meinen, in jedweder Lebenslage telefonieren zu müssen und dabei ins Handy regelrecht reinschreien. Selbst beim Ein- und Aussteigen wird weitergequatscht. Ich frag mich bloß, was sich die Leute alles mitzuteilen haben.

Aber es gibt sie noch, diese Oasen der Stille. Im Wald, abseits ausgetretener Jogging-Pfade, wo man nur noch echte Wandersleute antrifft, da ist die Natur mit Vogelgezwitscher und Bäumerauschen noch ganz urtümlich zu hören.


Eben lese ich noch bongolines Beschwerden über lautstarke Wandergruppen. Nun ja, das darf man auch nicht verallgemeinern. Da gibts auch Schwätzer und solche, die lieber still durch die Botanik schleichen. Da warte ich halt mal ein paar Minuten und lasse denen den Vortritt.........und schon habe ich meine Ruhe.
uki
uki
Mitglied

Re: Akustische Umweltverschmutzung
geschrieben von uki
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.04.2010, 06:09:54
Gehe ich durch den Wald und erfreue mich an Vogelstimmen und Blätterrauschen im Wind
und Jogger und Radfahrer kommen vorbei, haben diese tönenernen Stöpsel im Ohr,kann ich das absolut nicht verstehen!


Ja, das bemerkte ich bei mir auch. Ich wollte so gerne zuhören, aber verstand es einfach nicht. Ob ein Hörgerät wohl hilfreich wäre?



vor mich hinschmunzelnd,
uki

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