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Soziales Ausgrenzung, trotz oder wegen Hartz IV ?

hugo
hugo
Mitglied

Ausgrenzung, trotz oder wegen Hartz IV ?
geschrieben von hugo
Entmischung Trennung Ausgrenzung Segretation ?

einerseits angeregt durch eine Diskussion mit klaus, gram und,, in welcher es u.a. um Mitbürger ging, welche in irgendeiner Art und Weise von Sozialleistungen des Staates, der Kommunen, der Träger gemeinnütziger Tätigkeit usw abhängig sind.

und andererseits durch einen aktuellen Artikel in meinem Tagesblatt wo über die Konzentration solcher Mitbürger berichtet wird.

immer wieder ist man als Europäer besonders als Deutscher und noch viel mehr als EX-Ossi entsetzt wenn man sich Bilder und/oder Berichte von und über Slums betrachtet.

Sowas gabs bei uns nicht, gibts derzeit auch nicht und wirds wohl nie geben,,so zumindest die Optimisten unter uns.

Also hier in meiner Kleinstadt gibts tatsächlich ganze Stadtteile in denen sich die Armen, die Einkommensschwachen, die Ausgegrenzten, die Hartzer, also die Sozialleistungsempfänger zusammenfinden, oft in teilrenovierten Wohnungen.
Teils freiwillig, wegen der günstigen Mieten und teils erzwungenermaßen weil es die Regelsätze nicht anders zulassen.

Immerhin läßt unsere Regierung vermelden das es auf dem Arbeitsmarkt Fortschritte gibt, das es mit der Wirtschaft enorm aufwärts geht, das die Statistik weniger Hartzer erfasst usw,,und trotzdem gibts einige Stadtteile in welchen über 50 oder gar 60% aller Kinder auf Leistungen aus dem SGB II angewiesen sind.

Gibts sowas bei Euch auch und was unternehmen Eure Bürgerschaften Stadträte, Kommunalpolitiker usw um dem entgegen zu wirken ?

hugo
Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Ausgrenzung, trotz oder wegen Hartz IV ?
geschrieben von Mareike
als Antwort auf hugo vom 15.06.2011, 08:40:42
Hallo Hugo
Eine Konzentration auf bestimmte Wohngebiete ist wohl vorgegeben und somit auch politisch gewollt, weil es Mietobergrenzen gibt, welche sich an das Wohngeldgesetz orientieren:Einen Anhaltspunkt für die Mietobergrenze gibt das Wohngeldgesetz (WoGG). Das Wohngeldgesetz berücksichtigt jedoch die am jeweiligen Ort marktüblichen Mieten; angemessen nach der Rechtsprechung der Sozialgericht ist ein Mietpreis im unteren (das ist nicht der unterste) Bereich der ortsüblichen Mieten. Am besten fragt man bei der ARGE nach, ehe man eine Wohnung anmietet.
vergl.: angemessene Miete
Gruß
Mareike
Re: Ausgrenzung, trotz oder wegen Hartz IV ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich finde Ausgrenzungen, Trennungen nicht in Ordnung.
Aber man muß sich auch klar darüber sein, daß es eben nicht nur
Menschen gibt, die unverschuldet in diese Lage des H4 kamen.
Es gibt auch eine Reihe von Menschen, die zu bequem sind und auf
Kosten anderer, arbeitender Leute leben.
Ich sage das nun nicht so einfach daher, ich kenne beide Seiten persönlich.
Das zahlenmäßige Verhältnis aus meinem Blickwinkel ist 50 zu 50.

Das muß nicht verallgemeinert werden. Aber man muß schon genau hinsehen
und nichts schönreden.

Es müßte verändert werden.
Die eine Seite sollte man nachdrücklich an Arbeit heranführen, damit sie ihre
Lebenshaltungskosten selber verdienen.
Den anderen muß geholfen werden, ihre Arbeit wieder aufnehmen zu können.

Wie sonst soll der Sozialstaat gehen ?
Warten, bis die, die es jetzt verdienen müssen, die Schnauze voll haben ?
Das kann es nicht sein.
Wer sich um berufliches Fortkommen kümmert, macht es, um für sich und seine Familie
einen angestrebten Lebensstandard zu erarbeiten.
Selber zu erabeiten .
Andere dürfen das auch tun.
Auch dort oben, wo man nur noch Nadelstreifen trägt.
Aber auch dort, wo man vormittags im Einkaufszentrum sitzt,
den zur Arbeit Eilenden zuprostet und einen schönen Tag wünscht.
Letzteres habe ich reichlich erlebt, wenn ich im Außendienst unterwegs war.

Man darf nicht alle H4ler über einen Kamm scheren.
Aber die "schwarzen Schafe" darf man eben auch nicht ausblenden,
zum Schutze derer, die den Lebensunterhalt für die erarbeiten, die es zur Zeit selber
nicht oder nicht ausreichend können.
Solange, bis sie wieder dabei sind und selber zum Sozialstaat beitragen können.
Und da kenne ich eben auch viele, die es gerne tun würden.

nordstern




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Re: Ausgrenzung, trotz oder wegen Hartz IV ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
mein Stadtteil in München gilt als sehr begehrt und liegt im Mietspiegel durchschnittlich an der Obergrenze.

Trotzdem ist die Bevölkerungsstruktur hier sehr gemischt.
Der Stadtteil besteht aus einem Mosaik verschiedener Wohngelegenheiten:
1.) noble Villen (mit einer überdurchschnittlichen Einbruchsrate)
2.) stuckverzierte Altbauwohnungen mit Parkettboden (teuerste Quadratmetermieten, oder Anwaltskanzleien)
3.) Neubauten von Luxuswohnungen mit Standardausrüstung Granitboden
4.) bürgerliche Bestandswohnungen
5.) Genossenschaftswohnblöcke der Bahn und Post (wie Dörfer im Dorf)
6.) Sozialbauwohnungsareale
7.) heruntergekommene Sozialbauwohnungsareale mit hohem Anteil an Menschen in schwierigen Lebenssituationen (Nazihochburgen)

Die Mosaiksteinchen 5 bis 7 haben einen hohen Ausländeranteil, Griechen und Türken vor allem, zunehmend Schwarzafrikaner.

Entsprechend ist die Infrastruktur:
Vom Edelmediziner bis zum Streetworkerbüro
vom teuren Wohnaccessoirelädchen bis zum Sozialkaufhaus ist alles zu finden.

Es geht also.
Nach meiner Ansicht haben wir einiges unserer sehr rührigen (und deshalb manchmal auch nervtötenden) BA-Vorsitzenden zu verdanken, die quasi ihre gesamte Lebenskraft ihrem Stadtteil widmet.

Sorella


Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

brotneid
geschrieben von ehemaliges Mitglied
die ärgsten neider der armen sind selbst arm. kriegen die einen 5 euro mehr, jaulen die anderen laut, weil sie nur 2,50 mehr kriegen.

brotneid ist identitätsstiftend

politiker rechnen kühl mit dem brotneid. damit kann man die eigene klientel ein- und die andere klientel ausgrenzen.

--
Wolfgang
hugo
hugo
Mitglied

Re: Ausgrenzung, trotz oder wegen Hartz IV ?
geschrieben von hugo
als Antwort auf Mareike vom 15.06.2011, 09:04:07
hallo Mareike,,hm angemessene Miete,,schon da gehen sicher die Meinungen sehr weit auseinander,,,,
der Vermieter welcher gewinnbringend, zumindest kostendeckend vermieten möchte, die Sozialämter welche möglichst billig ihre Schäfchen unterbringen sollen und die verschiedenen Mieter welche je nach Anspruch und Konto ihre eigenen Interessen wahren möchten,,

hallo nordstern,,ja es gibt solche und solche,,,ich denke da besonders an deren Kinder, welche in dieser Umgebung, diesem Milieu aufwachsen, dabei fast nichts anderes im engeren Umkreis kennenlernen als Hartz IV-Problematiken und dementsprechend auch mal geprägt werden auf diesen Status. Für die wirds doch -ohne das sie irgendetwas dafür können- sauschwer mal aus diesem Kreislauf heraus zu kommen,,,und trotzdem müssen sie mit unserer (siehe auch gerade Deine) Kritik leben,,

hallo sorella, ok München,,ist dagegen eine Traumstadt,,,vonwegen noble Villen, Stuckverzierungen, Luxus,,,hier gehts um die typisch ostdeutschen Platten, aber -da haste sicher auch eine schwierige Problematik angesprochen- hier gehts nicht um Ausländerprobleme und wenn, dann sehr am Rande,, diese Sorgen sollten wir nicht noch zusätzlich haben,,

naja und wolfgang sieht das aus ner Übersichtsposition heraus,,Neid ok, damit wurde schon immer Politik gemacht, wurden ganze Völkerstämme auseinander-,gegeneinander-, und aufeinandergejagt, warum also nicht untereinander.

Das klappt leider zu selten mit den "Großen" die können 500 oder 5000 € und viel mehr im Monat gutmachen und keiner merkts oder regt sich auf,,

Beispiel: als die SPD mal die Spitzensteuersätze von 52% auf fast 42 % heruntermanipulierte entstanden bei einigen dieser Spitzenverdiener plötzlich bis zu 10% Nettomehrgewinne von jedem Euro den sie über die entsprechende Steuergrenze einnahmen. Da kamen schnell mal einige zehntausende € im Jahr zusammen, die heute im Steuersäckel arg fehlen,,

übrigens, um meine "geliebte" DDR Thematik nicht ganz zu vergessen, auch da gabs Ungerechtigkeiten die Keinem auffielen, die also auch nie diskutiert wurden,,,,Beispiel: an den staatlichen Subventionen konnte sich Hinz und Kunz und Arm und Reich und Bedürftig oder Nichtbedfürftig laben ohne Unterschied
(der Generaldirektor und sein Pförtner hatten also beide den gleichen Anspruch auf diese Art Fördermittel,,,nur mal so zum Nachdenken,,)

Hier spricht man -aus alter Gewohnheit- noch immer von "Neubauvierteln" wenn man an die Platte denkt, obwohl diese schon bis zu 50 Jahre alt sind.
Ungeübte Neuossis werden sich die Augen reiben,,*g* wenn sie die vielen Hartzer in diesen Stadtteilen bewundern. Der Begriff Ghetto taucht nämlich dafür auch hier schon ab und an mal auf und das gefällt mir gar nicht.

Es ist auch noch gar nicht so lange her als ein gewisser Wolfgang -nee nicht Du Wolfgang- sondern ein Herr Clement versprach, das Arbeitslose keine Angst zu haben brauchen das sie mal in Plattenbau-Ghettos umziehen müssten,,
nicht schwachsinnig

hugo

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Re: Ausgrenzung, trotz oder wegen Hartz IV ?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 15.06.2011, 10:57:08

hallo nordstern,,ja es gibt solche und solche,,,ich denke da besonders an deren Kinder, welche in dieser Umgebung, diesem Milieu aufwachsen, dabei fast nichts anderes im engeren Umkreis kennenlernen als Hartz IV-Problematiken und dementsprechend auch mal geprägt werden auf diesen Status. Für die wirds doch -ohne das sie irgendetwas dafür können- sauschwer mal aus diesem Kreislauf heraus zu kommen,,,und trotzdem müssen sie mit unserer (siehe auch gerade Deine) Kritik leben,
hugo
geschrieben von hugo


Ja, genau.
Und nicht, um sie zu beschimpfen oder runter zu machen.
Sondern damit sie rechtzeitig wachwerden, ihr eigenes Leben aufbauen können.
Ewig wird es so nicht weiter gehen mit einem Beruf "Harzen".
Nicht meine Wortschöpfung.
Aber sie werden später andere Menschen sehen und sich an ihnen orientieren wollen,
was den Lebensstandard angeht.
Einen Fall kenne ich, wo der Warnschuß spät, aber nicht zu spät kam.
Der kann dann nur von außen kommen.

Weichspülen hilft aber nicht. Dann legen Andere auch Hammer und Sichel hin.
Und dann ?

nordstern
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

brotneid
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 15.06.2011, 10:57:08
m.w.n. wurden die ddr-platten nach der wende in schuss gebracht. nur einige wurden abgerissen. das in-schuss-bringen hat eine stange geld gekostet. die mieten wurden daraufhin angehoben. die mieter müssen es bezahlen. warum nicht... sie haben ja auch den nutzen.

dem, der kein vermögen und wenig einkommen hat, wird staatlicherseits geholfen. stichwort: wohngeld

das ist alles gut so. es gibt keinen grund zum klagen. an und für sich gibt es auch keinen grund für den brotneid. aber mancher (darunter viele arme) braucht den fürs seelische wohlergehen, wie der fisch das wasser braucht.

--
Wolfgang
hugo
hugo
Mitglied

Re: brotneid
geschrieben von hugo
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.06.2011, 11:30:33
hm wolfgang, das will ich mal alles so stehen und gelten lassen bis auf den Grund zum Klagen,

ok sagen wir mal nicht Klagen sondern wie wärs mit Wundern ??

Die Regierung rühmt sich gerade mit gewaltig abnehmender Arbeitslosigkeit, boomender Wirtschaft und allgemein kräftigem Aufschwung,,,

Beispiel: bezogen auf obige Stadt
Arbeitslose 2005 5.035 und 2010 3094
Arbeitslosenquote 21,4% und 2010 11,1%

da denkt sich doch dummer hugo,,aha es geht aufwärts, es gibt weniger Arbeitsuchende also mehr Erwerbstätige, mehr Geld unter den Leuten und dadurch weniger Bedürftige,,soweit ok ??

dann jedoch die weiteren Zahlen:
Haushalte mit Wohngeldleistungen 2005 1281 und 2010 1803
Grundsicherungsempfänger im Alter2005 361 und 2010 589
Personen mit Hilfe zum Lebensunterhalt um 40% gestiegen

wurden da die Leistungen so gewaltig angehoben das nun viel mehr Menschen anspruchsberechtigt sind (das wär ja ein toller Erfolg des Sozialstaates) oder sind so viel mehr Menschen durch den Rost gefallen und landen nun in der drunter hängenden Matte ?

oder -was ich vermute- wurden nur die Prämissen, die Kennziffern und Berechnungsgrundlagen für die Statistik geändert. Denn die Bevölkerungsstruktur und Bevölkerungszahl hat sich in dieser kurzen Zeit wohl kaum so entscheiden geändert.

oho ich sehe gerade, ja es gab gewaltige Veränderungen z.B der ehemalige Ost-Regelsatz von 331 Euro auf den damaligen einheitlichen Betrag von 345 Euro.
das Wohngeldgesetz wurde novelliert

Im Wohngeldgesetz hatten sich z.B. zum 1.1.2005 die Anspruchsvoraussetzungen grundlegend geändert. Personen mit Anspruch auf Arbeitslosengeld II (SGB II) und SGB5 XII-Leistungen (laufende Sozialhilfe und Grundsicherung) sind von Wohngeldzahlungen ausgeschlossen, da für diese Personengruppen die vollständigen angemessenen Mietkosten vom Bund und dem Land getragen werden.

Nur aus diesem Grund ist die Anzahl der Haushalte mit Wohngeldanspruch um etwa drei Viertel bis Ende 2008
zurückgegangen.
Zum 1.1.2009 wurde das Wohngeldgesetz weiter novelliert,,

ok so kann man es auch machen,,
aber wolfgang, mal ehrlich,,so richtig beruhigen kann das einen Bürger wohl kaum der in seinem Umfeld sieht das all das gewaltig ausufert was dem prophezeitem Aufschwung sichtbar entgegensteht,,und da meine ich nicht nur die Tafeln, Suppenküchen, Sozialkaufhäuser und Wohnghettos,,usw,,

also weiter Wundern *g*

hugo


clara
clara
Mitglied

Re: Ausgrenzung, trotz oder wegen Hartz IV ?
geschrieben von clara
als Antwort auf hugo vom 15.06.2011, 08:40:42

Gibts sowas bei Euch auch und was unternehmen Eure Bürgerschaften Stadträte, Kommunalpolitiker usw um dem entgegen zu wirken ?

hugo
geschrieben von hugo

Ja, in dem kleinen Ort, in dem ich lebe (ein paar 1000 Einwohner) gibt es das seit Jahren schon. Die arbeitslosen Alten und Jungen haben einen Teffpunkt, an dem sie ihre Bierdosen leeren und irgend wie den Tag herum bringen.
Ein Gemeinderatsmitglied (!) bezeichnete sie kürzlich laut meiner Tageszeitung als "Faultiere". Vor einigen Jahren habe ich mich mal bei einem Redakteur über die Aussage eines "lieben" Mitbürgers beschwert, der diesen Treffpunkt als "Faultierfarm" bezeichnete.
Ich weiß, dass an Stammtischen so gesprochen wird, aber in der Öffentlichkeit ist es ein starkes Stück. Zumal niemand den Hintergrund dieser von Arbeitslosigkeit betroffenen Menschen kennt.

Ansonsten versuchen unsere Kommunalpolitiker immer mal wieder, Unternehmen, auch Ärzte hier her zu holen, was meistens misslingt, weil die Westküste Schleswig-Holsteins in dieser Beziehung nicht besonders attraktiv ist, d. h., die Wirtschaftskraft ist zu gering. Es dreht sich also im Kreis.

Clara

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