Forum Soziales und Lebenshilfe Soziales Blauäugige gegen Braunäugige - Der Rassist in uns

Soziales Blauäugige gegen Braunäugige - Der Rassist in uns

Re: Blauäugige gegen Braunäugige - Der Rassist in uns
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Guten Morgen mane,
ich habe mir das Video angeschaut, kann mir aber nur vorstellen dass die Teilnehmer für diesen Workshop bezahlt wurden. Wie Jürgen Schlicher mit den Teilnehmern umgesprungen ist, lässt sich sonst niemand gefallen, weder die blauäugigen noch die braunägigen.

Aber trotzdem fand ich das Video sehr beklemmend und konnte mich gut in beide Gruppen hineinversetzen.

Für mich war er nach drei Stunden, als er die Gruppen zusammen brachte dann plötzlich ein ganz anderer Mensch, nicht mehr kalt, herablassend und sehr von sich überzeugt, sondern ein sehr symphytischer Leiter der seine Arbeitsweise erklärte.

Wie Jürgen Schlicher auf seiner Homepage darstellt gehören zu seinen Kunden internationale Konzerne, Klein- und Mittelständler, öffentliche und staatliche Einrichtungen, Hochschulen sowie Non-Profit-Organisationen.

Ich kann mir vorstellen wenn er in Schulen und Firmen arbeitet, dass es für die Teilnehmer ein Gewinn sein kann, und die Menschen mit ihren Vorurteilen vielleicht anders umgehen werden.

Für mich selber habe ich die Erkenntnis gewonnen, wenn ausländische Mitbürger etwas Negatives machen, mir schon der Eine oder Andere Gedanke kommt, der mich an meine eigenen Vorurteile erinnert. Aber ich arbeite daran.
mane
mane
Mitglied

Re: Blauäugige gegen Braunäugige - Der Rassist in uns
geschrieben von mane
als Antwort auf rose1212 vom 21.09.2014, 10:13:15
Hallo, und guten Morgen!
Bin eine intensive Mitleserin Eurer Beiträge!
Trau mich aber nicht mit zudiskutieren...weil meine gefühlte
Unfähigkeit, die richtigen Worte zu finden, überwiegt.

Heut nehme ich meinen Mut zusammen.
Vieleicht verfehle ich das Thema?

Wie fühlt es sich an eine "Andere" zu sein? Gehänselt, verspottet,
gemieden, ausgegrenzt, betitelt zu werden?

Bin weder Braun noch Blauäugig.
In einem Dorf in der Lausitz geboren, mein Vater Sorbe meine Mutter
Deutsche. Bin zweisprachig aufgewachsen, in der Schule war Sorbisch
Pflichtfach. Im Dorf hatten meine Eltern eine Metzgerei. Ich wurde
nur die "Fleschers" genannt! Alle Dorfbewohner waren Evangelisch!!
Habe einen Katholiken geheiratet und bin konvertiert.
Das war zuviel!!! Als ich das Geschäft meiner Eltern übernahm,
blieben die sorbischen Kunden nach und nach weg! Die Metzgerei
mußten wir nach geraumer Zeit aufgeben!
Seit dem befand ich mich auf der "Inneren Flucht". Wir sind 1984 mit
vier Kindern "Augereist", und 15 mal umgezogen.

Jetzt bin ich angekommen!!! Habe mir mein Nest gebaut.
Es ist gut so, wie es jetzt ist!!!

Warum tu ich mich sooo schwer, mit Menschen anderer Kulturen?
Warum bin ich verunsichert, gehemmt...?

Einen Herzlichen Gruß
christel


Liebe Christel,

ich freue mich, dass Du Deine Scheu, Dich hier einzubringen, überwunden hast. Du verfehlst das Thema nicht, sondern Du bist mittendrin - hast Ausgrenzung und Diskriminierung am eigenen "Leibe" erfahren, aufgrund von Merkmalen, wie u.a. Sprache und Religion.

Deine Unsicherheit, Dein Gehemmtsein wird mehrere Ursachen haben, die ich nicht beurteilen kann. Trotzdem erlaube ich mir die Überlegung, dass dies auch mit Deinem Erleben der Ausgrenzung aus der früheren Dorfgemeinschaft zu tun haben wird. Manche Menschen werden dadurch so verunsichert, dass sie irgendwann das "Vorurteil" anderer übernehmen. Es kann sein, dass ich falsch liege, ich kenne Dich ja nur durch Deine wenigen Zeilen.

Bleibe bei uns und diskutiere mit, Du kannst viel zum Thema beitragen.

Liebe Grüße,

Mane
panda
panda
Mitglied

Re: Blauäugige gegen Braunäugige - Der Rassist in uns
geschrieben von panda
als Antwort auf mane vom 21.09.2014, 10:57:19
Von einem " Welt-Staat " , in dem alle Menschen , unabhängig von äußeren Merkmalen ( Farbe der Haut , der Augen , usw..)und von ihrer geistigen Unterschiedlichkeit ( Meinung , Ideologie , Religion , usw. )....GLEICHBERECHTIGT und FRIEDLICH miteinander leben , -- sind wir noch weit entfernt.
Daß Dieser möglicherweise auch nicht so schnell kommen wird , zeigen die USA.
Solange dort in zahlreichen Kriegen die inneren Spannungen und Rassismen ( nicht nur wegen Farbiger , auch Süd-Europäer und Asiaten sind dort den Angehörigen der " weißen angel-sächsischen Protestanten " ( WASP )ein " Dorn im Auge " ).....
ablenken konnten oder können , macht sich Dieses nicht so bemerkbar.
Die Vorfälle in Ferguson ( da ist nur die Spitze des Eisberges , wie Amerika-Kenner sagen )zeigen die Aktualität in " Friedens-Zeiten "..

Selbstverständlich wird jeder Empathie-Fähige und einigermaßen Gebildete Rassismus ablehnen , aber " Grau ist alle Theorie ".
Und selbst wenn das in bestimmten intellektuellen , pazifistischen und menschenfreundlichen Milieu´s gelingt ....dann gibt es immer noch die Anderen --- die eben nicht so sind.

Als Kind habe ich selbst heftige Anfeindung wegen meiner teilweise deutschen Abstammung im Ausland erlebt.
GERADE DESWEGEN bin ich der Meinung , daß man durch vorsätzliches Zusammenbringen großer Menschen-mengen aller Hautfarben , Religionen ,Nationalitäten usw.--- das nur noch schlimmer macht.
In der Medizin " Impft " man mit sehr kleinen Mengen , nicht mit der Überflutung durch " Fremdstoffe "......
Wenn überhaupt , ... gelingt das nur dosiert und über größere Zeiträume .

Im Übrigen.....Deutsche sind eindeutig eher " ordentlich , sauber und konformistisch " als " Ausländer-feindlich "
.
Ein " Mit-Deutscher " der unordentlich , nicht so sauber und völlig anderer Meinung ist ( als der jeweilige " Main-Stream " ) hat es bei uns fast schwerer als ein " konformistischer , sauberer und mainstream-fähiger " Ausländer .
Siehe z.B. Roberto Blanco , ... u.v.a.m.

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nasti
nasti
Mitglied

Re: Blauäugige gegen Braunäugige - Der Rassist in uns
geschrieben von nasti
als Antwort auf nasti vom 20.09.2014, 21:39:28
Ich bin in Slowakei mit enorm viele rassistische und nationalistische Vorurteile groß geworden.
Es ging so weit, das die Blauäugige griffen mich auch an!! Einige haben behauptet das hinten meine blaue Augen verberge ich die schwarze Augen. Nicht braune--schwarze. Ich schlug zu jedes mal, verteidigte damit die Schwarzäugige, welcher mich wegen die blaue Augen gehänselt hatten.
Danach kamen die Slowakische nationalistische Gruppen, wo ich dürfte nicht ungarisch sprechen, meine Mutter verlor dabei ein Stück Haar locken. Die Nationalisten stürzten zu Ihr mit Scheren in einem Restaurant wegen mich, ich könnte damals noch kein Wort slowakisch, und von Ihren wunderschönen gelockten Haar ein Stück weggeschnitten.
Der Cousin von meiner Mutter war der schönste Mann in ganzen Stadt, groß und charmant, die Frauen waren auf Ihm verrückt.......die Stasi slowakische Nazis aus Neid haben Ihm in Arbeitstabor geschickt, woher er nicht mehr zurück kam. Hatte braune Augen. Die slowakische Stasi hatten gemischte, hybrid ähnliche und sehr hässliche Augen, wie Mischungen aus Tier/Hyenen/ und Mensch.
Ich habe mich wegen Slowake und Ungare geschlagen, am ende wüsste ich nicht wohin ich gehöre.
Mein Laudator 13. September erwähnte über mich : "Die Kosmopoliterin..." und das passt.
Deutschland ist ein PARADIES in Vergleich zum ehemalige Ostblock Staaten. Hier darf ich auch grünäugige sein.

Nasti
mane
mane
Mitglied

Re: Blauäugige gegen Braunäugige - Der Rassist in uns
geschrieben von mane
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 21.09.2014, 10:25:11
Guten Morgen mane,
ich habe mir das Video angeschaut, kann mir aber nur vorstellen dass die Teilnehmer für diesen Workshop bezahlt wurden. Wie Jürgen Schlicher mit den Teilnehmern umgesprungen ist, lässt sich sonst niemand gefallen, weder die blauäugigen noch die braunägigen.

Für mich selber habe ich die Erkenntnis gewonnen, wenn ausländische Mitbürger etwas Negatives machen, mir schon der Eine oder Andere Gedanke kommt, der mich an meine eigenen Vorurteile erinnert. Aber ich arbeite daran.
geschrieben von lara


Liebe Lara,

ich glaube, in der Realität bleibt manchen Menschen nichts anderes übrig, als sich "das" gefallen zu lassen. Ob die Teilnehmer des Workshops Geld bekamen, weiß ich nicht. Ich nehme an, dass es eher umgekehrt war, also dass sie für diesen Kurs bezahlen mussten. Einige haben ja auch nicht bis zum Schluss ausgehalten, bedauerten dies z.T. nachher, weil sie es nicht wagten, den Benachteiligten zu helfen.

Wie Du auch, kann ich mich nicht völlig von Vorurteilen frei machen. Was wäre z.B., wenn direkt in der Nähe unseres Hauses Asylbewerber untergebracht werden sollten? Nicht nur ein paar Flüchtlinge, sondern wie in Wimbern im Sauerland, 500 auf gut 830 Einwohner.
Wimbern

Ich möchte Pandas Beitrag dazuholen, der ein "vorsätzliches Zusammenbringen großer Menschenmengen" kritisch sieht und gute Antworten liefert.

Von einem " Welt-Staat " , in dem alle Menschen , unabhängig von äußeren Merkmalen ( Farbe der Haut , der Augen , usw..)und von ihrer geistigen Unterschiedlichkeit ( Meinung , Ideologie , Religion , usw. )....GLEICHBERECHTIGT und FRIEDLICH miteinander leben , -- sind wir noch weit entfernt.

Selbstverständlich wird jeder Empathie-Fähige und einigermaßen Gebildete Rassismus ablehnen , aber " Grau ist alle Theorie ".
Und selbst wenn das in bestimmten intellektuellen , pazifistischen und menschenfreundlichen Milieu´s gelingt ....dann gibt es immer noch die Anderen --- die eben nicht so sind.

Als Kind habe ich selbst heftige Anfeindung wegen meiner teilweise deutschen Abstammung im Ausland erlebt.
GERADE DESWEGEN bin ich der Meinung , daß man durch vorsätzliches Zusammenbringen großer Menschen-mengen aller Hautfarben , Religionen ,Nationalitäten usw.--- das nur noch schlimmer macht.
In der Medizin " Impft " man mit sehr kleinen Mengen , nicht mit der Überflutung durch " Fremdstoffe "......
Wenn überhaupt , ... gelingt das nur dosiert und über größere Zeiträume .


Lieber Panda,

"grau ist alle Theorie", so sehe ich das auch.
Ich möchte mich nicht vor der Not anderer Menschen, hier Asylsuchende, verschließen. Und trotzdem stecken da diffuse Ängste, "was wäre wenn...?", die sich nicht einfach beiseite schieben lassen.
Dabei habe ich (und besonders meine Eltern als Flüchtlinge aus dem ehemaligen Pommern), viele Anfeindungen und Abwertungen während meiner Schulzeit erlebt. Du schreibst, dass Du Ähnliches im Ausland erfahren hast.

Seit 2012 steigt die Anzahl der Asylanträge. Im vergangenen Jahr haben, lt. obigem Link, 23700 Personen, allein in NRW Asyl beantragt. Wenn man davon ausgeht, dass diese Zahlen die Krisen in der Welt widerspiegeln, werden es in diesem Jahr noch eine größere Anzahl werden.

Ich möchte auf den Film zurückkommen, der uns vielleicht ein wenig zeigt, wie sich Asylsuchende in unserem Land fühlen könnten. Wie ich an Lara schon schrieb, bleibt diesen Menschen kaum was anderes übrig, als sich manche Erniedrigung gefallenzulassen.
Ohne Not hätten diese Menschen ihre Heimat nicht verlassen. Sie kommen in der Hoffnung, hier eine Zuflucht zu gewinnen und werden meistens alles andere als freundlich empfangen.

Liebe Grüße,

Mane
mane
mane
Mitglied

Re: Blauäugige gegen Braunäugige - Der Rassist in uns
geschrieben von mane
als Antwort auf nasti vom 21.09.2014, 12:05:47
Liebe Nasti,

herzlichen Dank für den Einblick in Deine Vergangenheit. Du hast ein buntes Leben gehabt, mit vielen Widrigkeiten und ich hoffe, dass das "Gute" trotzdem überwogen hat.
Ich glaube, dass Du ein Mensch bist, der sich nicht so schnell unterkriegen lässt und, wenn Du "unten" bist, die Gabe hast, schnell wieder aufzustehen.

Es ist schön zu lesen, dass Du in Deutschland viele Menschen gefunden hast, die Dich so akzeptieren, wie Du bist, egal ob Du Dich als blauäugig, braunäugig oder grünäugig empfindest.
Dass Du keine Angst mehr vor "hybrid ähnlichen" Augen haben musst, dafür sollten wir uns alle einsetzen.

Liebe Grüße,

Mane

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JuergenS
JuergenS
Mitglied

Re: Blauäugige gegen Braunäugige - Der Rassist in uns
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf nasti vom 21.09.2014, 12:05:47
Nasti, dein Bericht macht betroffen.

Re: Blauäugige gegen Braunäugige - Der Rassist in uns
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf mane vom 21.09.2014, 14:22:49
Zitat: Mane
[Wie Du auch, kann ich mich nicht völlig von Vorurteilen frei machen. Was wäre z.B., wenn direkt in der Nähe unseres Hauses Asylbewerber untergebracht werden sollten?]

Liebe Mane,
Ich kann mich erinnern als in meiner Heimatstadt 2012 bekannt wurde, dass in meiner Nähe eine Forensik gebaut werden sollte, bin ich auch zu einer Demo gegangen.

Meine Ängste waren nicht nur die Angst vor Ausbruch dieser Straftäter, sondern meine ganz eigenen egoistische Gründe, über Nacht wurden die Grundstücke viel weniger wert. Genau so wäre es auch mit einem Haus für Asylbewerber. Ich glaube einfach, dass jeder Mensch erst einmal nur an sich denkt.
JuergenS
JuergenS
Mitglied

Re: Blauäugige gegen Braunäugige - Der Rassist in uns
geschrieben von JuergenS
Hat zwar jetzt nur mittelbar mit dem Thema was zu tun.

In meiner Jugend war ich hellblond, blauäugig auch, bis heute, und 1.8 meter groß.

In der Schule hatten wir einen Lehrer für Leibesübungen, der uns vor Beginn der Stunde "antreten" liess.

Wir standen artig nebeneinander:

Er erzählte und kommentierte immer viel, bevor wir anfingen.
Unter anderem mich:

Er sagte vor allen anderen, ich sei vom Aussehen her ein Vorbild.
Er hatte auch meine Noten vor sich, sagte dazu nur, da müßte ich natürlich noch etwas besser werden.

Ich wusste nicht, wie mir geschah, die Schüler beachteten das ganze kaum, aber ich wunderte mich, warum ich so herausgestellt wurde.
Natürlich fühlte ich mich dennoch geschmeichelt.

Natürlich, es war etwa 1956, war er einer der vielen Lehrer aus der Nazizeit.

Zeitlebens hab ich nie einen Vorteil gespürt, der irgendwie mit meinem Aussehen zu tun gehabt hätte.
Dennoch behaupte ich, aber das ist meine Mentalität, dass ich unglaublich viel Glück gehabt habe in meinem Leben, aber das ist jenseits von "Rasse" angelegt.

Diese Rede des Lehrers hat mich damals so beeindruckt, dass mir der Wortlaut noch heute präsent ist.
mane
mane
Mitglied

Re: Blauäugige gegen Braunäugige - Der Rassist in uns
geschrieben von mane
als Antwort auf JuergenS vom 21.09.2014, 15:52:56
Hallo Heigl,

lt. dem Wahn der Nationalsozialisten hatten Menschen idealerweise blaue Augen zu haben und blond zu sein. Abgeleitet auch davon, glaube ich, wurden im Gegenzug, in dem Workshop ganz bewusst die "Braunäugigen" als herausragend dargestellt.

Du schreibst, dass Du "unglaublich viel Glück" in Deinem Leben gehabt hast, was natürlich nichts (oder nur indirekt) etwas mit Deinem Aussehen (Rasse) zu tun hatte. Oder vielleicht doch: Du hattest/hast doch bestimmt einen "Schlag" bei Frauen?

Gruß Mane

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