Forum Soziales und Lebenshilfe Soziales Den Grosseltern sei Dank !

Soziales Den Grosseltern sei Dank !

lalelu
lalelu
Mitglied

Re: Den Grosseltern sei Dank !
geschrieben von lalelu
als Antwort auf eko vom 14.09.2010, 20:15:21
eko,

kannst du heute wirklich noch einer Frau raten, auf eine Berufstätigkeit zu verzichten, um sich ganz ihrer Familie zu widmen? Selbst wenn man das für den Idealfall halten sollte, wäre heutzutage wohl kaum eine Frau dazu bereit.

Dafür gibt es mehrere Gründe. Der Anteil der Frauen, die eine lange Schulzeit und anschließend vielleicht noch ein Studium durchlaufen, ist im Laufe der Jahre kontinuierlich angewachsen und wächst noch weiter an. Wozu aber sollte eine Frau das auf sich nehmen, wenn sie nach der Gründung einer Familie zu Hause bleiben soll, um sich einzig und allein der Erziehung der Kinder zu widmen? Wer das möchte, sollte konsequenterweise sagen, dass eine lange Ausbildungszeit für Frauen nicht erforderlich ist.

Leider reicht aber heute ein durchschnittliches Einkommen nur ganz knapp oder gar nicht aus, um eine Familie zu gründen, alle notwendigen Anschaffungen zu bezahlen und später den Kindern eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Also sind die Frauen schon von daher beinahe dazu "gezwungen", zum Familieneinkommen beizutragen.

Außerdem denke bitte an die Scheidungsraten von heute. Es ist eine Tatsache, dass man mehr als früher damit rechnen muss, dass die eigene Ehe nicht hält. Wer aber nach einer Scheidung ohne eigenes Einkommen dasteht, rutscht im Handumdrehen auf Sozialhilfeniveau.

Es hilft nichts, die Situation von früher als Ideal hinzustellen. Die Realität von heute sieht anders aus. Man muss sich ihr stellen und versuchen, das Beste daraus zu machen. Für mich ist das eine Kombination aller vorhandenen Betreuungsmöglichkeiten - mit dem Elternhaus als Mittelpunkt, aber mit mehreren weiteren Anlaufstellen.

Lalelu
eko
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Re: Den Grosseltern sei Dank !
geschrieben von eko
als Antwort auf lalelu vom 14.09.2010, 21:29:32
@ lalelu:

Es ist schon erstaunlich, was einem so alles aus einem Beitrag herausgelesen wird. Ich kann nicht erkennen, dass ich geschrieben hätte, dass ich die alten Zustände zurückhaben möchte.

Ich habe versucht, die Entwicklung der letzten Generationen nachzuzeichnen und habe zum Schluss lediglich Zweifel daran angemeldet, ob das wohl gut gehen würde. Mehr aber auch nicht.


Andrerseits bin ich dennoch der Auffassung, dass diese alte Gesellschaftsordnung so schlecht auch nicht war.

Vielleicht bin ich (Ironie an:) doch ein bisschen hinterm Mond daheim (Ironie aus), aber ich finde, dass das kein gutes Ende nimmt, wenn diese neue Gesellschaftsordnung, die ich beileibe nicht kritisieren will, mehr und mehr zunimmt.

Ich sehe da einfach Defizite, wenn ein Kind seine Eltern nur noch stundenweise sieht, weil es den ganzen Tag in der Kita verbringt. Da ist doch das Auseinanderleben schon vorprogrammiert, da können doch keine Gefühle mehr von der Mutter an das Kind vermittelt werden. Ich finde das schlimm, weil das den heranwachsenden Menschen gefühlsmäßig deformiert. Darauf wollte ich hinzeigen.

Dass das der anderen Seite der Frau (Studium und Karriere)zuwiderläuft, ist mir auch klar. Und ich sehe da auch keine Lösung.

Im Grunde kann es mir auch egal sein, in 10 Jahren wird es den eko ganz sicher nicht mehr geben und ich habe mit diesen Problemen dann nichts mehr am Hut.

Ich wollte lediglich aufzeigen, wie die Entwicklung vor sich geht und gegangen ist.


e k o
lalelu
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Re: Den Grosseltern sei Dank !
geschrieben von lalelu
als Antwort auf eko vom 14.09.2010, 22:15:54
Hallo eko,

nein, du hast nicht wörtlich geschrieben, dass du die alten Zustände zurück haben möchtest, aber man liest aus deinem Beitrag eine gewisse Sehnsucht nach der alten Zeit heraus. Daran gibt es nichts auszusetzen; das ist völlig legitim, denn sie beinhaltet eine große Portion Wärme, Geborgenheit und Vertrauen.

Ich wollte mit meiner Antwort an dich lediglich darauf hinweisen, dass sich diese Sehnsucht aus den von mir dargelegten Gründen sicher nicht erfüllen wird, weil sie von der Realität überholt wurde – ob es einem nun gefällt oder nicht.

Ich finde es ebenfalls nicht erstrebenswert, wenn schon sehr kleine Kinder regelmäßig fünf Tage der Woche völlig unter der Obhut fremder Menschen verbringen und praktisch nur zum Schlafen nach Hause geholt werden. Die Gefühls-Defizite, die daraus entstehen können, erkenne ich so wie du, und deshalb habe ich dafür plädiert, dass man sich um den bestmöglichen Kompromiss für ALLE bemüht, indem man sämtliche Betreuungsmöglichkeiten kombiniert. Es gibt leider keine Lösung, die für alle perfekt wäre!

Im Grunde hast du das selbst erkannt, denn du schreibst:

Und ich sehe da auch keine Lösung.

Lieber eko, man kann nur hoffen, dass möglichst viele Menschen diesen bestmöglichen Kompromiss für sich selbst und ihre Kinder finden.

In diesem Sinne: Gute Nacht!

Lalelu

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Felide1
Felide1
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Re: Den Grosseltern sei Dank !
geschrieben von Felide1
In der heutigen Zeit sind viele darauf angewiesen, dass beide Elternteile arbeiten müssen um überhaupt den Lebensunterhalt bestreiten zu können.
Die Erwartungen an das Leben sind gestiegen.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die heutigen jungen Menschen mit dem zufrieden wären, was nach oder vor dem Krieg den Menschen geboten wurde.
Demzufolge ist es notwendig,dass beide Eltern arbeiten und sich Großeltern oder auch in einem Kindergarten(Kita)Hort die Menschen um die Kinder bemühen.

Die meisten Eltern werden die für ihre Kinder die beste Lösung suchen und auch finden.

Bei uns in der Familie wird es so gehalten,dass die Kinder und Jugendlichen immer einen Ansprechpartner aus der Familie zur Verfügung haben, egal ob Papa, Mama,Opa, Oma, Onkel oder Tante.Wir haben das Glück in geringer Entfernung von einander zu wohnen.
Nur was tun die, die dieses Glück nicht haben.( wobei in manchen Familien dies kein Glück wäre)

Felide
olga64
olga64
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Re: Den Grosseltern sei Dank !
geschrieben von olga64
als Antwort auf Felide1 vom 15.09.2010, 08:48:46
Felide Sie schreiben völlig richtig, dass vermehrt auch im westlichen Teil unseres Landes beide Eltern berufstätig sind. Sie vergessen aber zu erwähnen,dass dies auch Grosseltern betrifft (also auch die Oma).
Wenn also eine Oma mit 65 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand geht und mit 25 Jahren ein Kind geboren hat, kann es dann auch sein,dass dieses Kind (Frau) ihr Kind ebenfalls mit 25 Jahren gebiert. Das Enkelkind ist dann, wenn Oma in Rente geht, 15 Jahre alt. Weshalb braucht so ein grosses Enkelkind, das in Kürze volljährig wird, grosselterliche Betreuung, bzw. möchte das Enkelkind nicht lieber in der Schulfreizeit mit seinen Freunden usw. zusammensein?
Das stimmt doch grossenteils nicht mehr, was hier an Grosseltern-Idealen geschrieben wird.
Das Problem ist ja vielmehr, dass z.B. die Oma, die einige Jahre ihren Enkel mitbetreute (weil sie nicht berufstätig war), diese Aufgabe dann sehr vermisst, wenn sie entfällt und sich der Enkel entzieht.Früher berufstätige Omas handhaben dies sicherlich stressfreier und sind auch froh, wenn sie mal ihr eigenes Leben geniessen können. Olga
Urego
Urego
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Re: Den Grosseltern sei Dank !
geschrieben von Urego
als Antwort auf eko vom 14.09.2010, 22:15:54
Hallo Lalelu, hallo Eko,

Eure Beiträge sprechen mir aus der Seele und, ich stimme ihnen ohne Vorbehalte zu. Ich bin auch der Meinung, daß man den Zug nicht mehr aufhalten kann. Unser aller Konsumverhalten wird immer ausgeprägter in Richtung "Genußmaximierung" gelenkt.

Ich bin versucht, über "früher" und "heute" zu räsonieren, aber wie sagte schon mein Vater: "Die Welt wird immer schlechter. Ich möchte nicht an Eurer Stelle sein!" Und so wird es wohl weitergehen. (Bis es einmal kracht?!)

Urego


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olga64
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Re: Den Grosseltern sei Dank !
geschrieben von olga64
als Antwort auf Urego vom 15.09.2010, 15:46:00
Dann macht doch die Welt einfach besser, wenn sie in Euren Augen so schlecht ist.
Ich für meinen Teil bin froh und dankbar dafür, dass ich zeitlebens ohne Krieg leben durfte und hoffentlich weiter darf; dass ich nie Hunger leiden musste, dass ich demokratisch ohne Zwänge leben kann, alles sagen, lesen usw kann, was ich möchte.
Dass ich reisen kann, wohin ich möchte und dass meine erarbeitete Rente pünktlich zum Monats-Ultimo auf meinem Konto eintrifft (wie früher mein Gehalt).
Dass ich freie Berufswahl und freie Wahl hatte und habe, wie ich mein Leben gestalten möchte. Dass ich in einem lebe ohne korrupte Politiker, mit guter Gesundheitsversorgung, mit ausreichend Wasser und Nahrung. So gut ging es der deutschen Bevölkerung in der gesamten Geschichte nicht, wie in den letzten ca 65 Jahren. Seid doch endlich auch mal dankbar - und wenn etwas nicht passt, helft doch einfach mit, dass es sich zum Guten ändert. Olga
lalelu
lalelu
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Re: Den Grosseltern sei Dank !
geschrieben von lalelu
als Antwort auf olga64 vom 15.09.2010, 15:37:42
@ olga

Ihre Überlegungen bezüglich des Alters der Mütter und Omas sind zwar grundsätzlich richtig, entsprechen aber nur noch teilweise dem heutigen Stand. Das statistische Durchschnittsalter der Mütter bei der Geburt ihres ersten Kindes liegt heute zwischen 26 und 27 Jahren. Falls ein zweites Kind geboren wird, sind die Mütter durchschnittlich 29 Jahre alt.

Da sehr junge Mütter ebenfalls im Durchschnitt erfasst werden, kann man sich leicht ausrechnen, dass ohne diese extrem jungen Frauen das Durchschnittsalter noch höher liegt.

In der Realität sieht es so aus, dass besonders gut ausgebildete Frauen ihre Kinder erst bekommen, wenn sie älter als 30 Jahre sind. Sie haben nämlich mit 25 Jahren ihre Ausbildung noch gar nicht oder erst vor kurzem beendet und wollen vor der Familiengründung zuerst eine Weile berufstätig sein. In meinem gesamten Bekannten- und Freundeskreis gibt es nur eine einzige Frau, die schon so früh Oma wurde, wie Sie es vorgerechnet haben.

Meine Tochter und meine Schwiegertochter bekamen beide ihr erstes Kind mit 37 Jahren und das zweite Kind mit knapp 39 bzw. knapp 40 Jahren. Mit anderen Worten: ich werde demnächst 65 und habe vier Enkelkinder zwischen 10 Monaten und knapp fünf Jahren.

Ich habe einmal einen sehr aufschlussreichen Satz gelesen: "Wenn man früher eine 40jährige Frau mit einem Kinderwagen sah, konnte man so gut wie sicher sein, dass es die Oma war. Heute ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass es sich um die Mutter handelt".

Lalelu
olga64
olga64
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Re: Den Grosseltern sei Dank !
geschrieben von olga64
als Antwort auf lalelu vom 15.09.2010, 16:42:08
Das ist richtig - solche später Gebärende kenne ich auch. Es ist ja auch logisch, dass eine Akademikerin, wenn sie mit ca Ende 20 mit ihrem Studium fertig ist, dann einige Jahre mit Kraft in einem Job arbeiten möchte. Sie macht sich damit auch unabhängig, wenn ihre Ehe auseinandergehen sollte (was ja heutzutage bei jeder 2. Ehe der Fall ist.). Dann entscheidet sie sich mit Ende 30/Anfang 40 für ein Kind - pausiert aber meist nicht so lange, wie andere Frauen. Die neuen Gesetze sind hier ja auch hilfreich, weil sie auch finanzielle Unterstützung bieten. Wenn dann keine Grosseltern vor Ort oder bereit oder in der Lage sind, hier mitzuhelfen, werden ja auch Tagesmütter engagiert, die sich dann um mehrere Kinder kümmern, was für Einzelkinder ja wirklich gut ist, oder? ES ist in jedem Fall viel in Bewegung und stereotype Ansichten aus früheren Zeiten helfen heute nicht mehr viel. Olga
luchs35
luchs35
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Re: Den Grosseltern sei Dank !
geschrieben von luchs35
als Antwort auf olga64 vom 15.09.2010, 16:48:30
Vom Ursprungsthema haben wir uns mittlerweile ziemlich entfernt, sodass die Meinungen nun nach verschiedenen Richtungen laufen und jede für sich betrachtet auch richtig ist, sofern sie den Augenblickszustand in den Familien berücksichtigt.
Nicht jede Grossmutter wird und will Enkel oder Angehörige betreuen, andere würden es gerne, können es aber wegen den Entfernungen nicht. So muss doch alles sehr individuell betrachtet werden.

Da es gerade so schön zum Thema passt, will ich noch rasch aus meinem persönlichen heutigen "Nähkästchen" erzählen.

Ich betreue(te) seit 5 Jahren meinen Enkel, der bei mir um die Ecke wohnt- allein mit seiner Mutter, denn die Ehe meines Sohnes zerbrach leider. Das war der Hintergrund, warum meine EX-Schwiegertochter, mit der ich noch immer sehr verbunden bin, von mir jede persönliche Unterstützung bekam, was die Betreuung des Jungen betraf, sodass sie langsam wieder ins Berufsleben einsteigen konnte. Wir stellten einen Wochenplan auf, da sie unregelmässig arbeitete, sodass wir uns prima ergänzen konnten.

Ehrlich gesagt: manchmal häte ich mir schon gewünscht, ganz frei zu sein, reisen zu können, wie es mir gerade in den Sinn kommt, ohne Rücksicht auf irgendwas.

So : Und heute wurde ich nun mit einem sehr schönen Mittagsessen in die "Freiheit entlassen". Grund : Mein Junior zeigte mir seine letzten 14 Klausuren der Oberstufe und er hatte in allen wichtigen Fächern die Höchstnote erreicht. Nun fand er, dass er nun alleine weiterkommt , alt genug sei, um ohne Dummheiten zu machen auch alleine sein könne und dass er nur noch hin und wieder zu mir zum Schach spielen komme oder wenn er in seinem "Leidensfach" Französisch festhängt.

Ich habe mich riesig gefreut und hatte das innere zufriedene Gefühl, dass meine Zeit in den letzten Jahren sehr gut angewendet war- trotz mancher Einschränkung.

Und anstatt heute Nachmittag wieder mit ihm Sprachen zu pauken habe ich einen ausgiebigen und teuren Einkaufsbummel gemacht.

Ich würde allen Grosseltern wünschen, dass sie eines Tages so glücklich wie ich *in die Freiheit" entlassen werden.

Bange vor Langeweile habe ich nicht,bin eh zuviel beschäftigt!

Das wollte ich nur mal so schnell am Rande des Themas erzählen.

Luchs - die gerade zufrieden schnurrt


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