Soziales Die soziale Schere

Karl
Karl
Administrator

Die soziale Schere
geschrieben von Karl
Da das Thema in einem anderen Thread untergeht, möchte ich es hier als eigenständiges Thema posten: Das Auseinanderdriften der Einkommensverhältnisse.
Passend zur Forderung des Bettelverbotes durch Peter Hahne kommt die Meldung, dass die Einkommen der Geringverdiener seit 2000 um über 20% gesunken sind, während die Spitzenverdiener (wie z. B. Peter Hahne) zulegen konnten.

Wer ohnehin wenig verdient, hat in den vergangenen Jahren auch noch Abschläge beim Nettoeinkommen hinnehmen müssen. Laut Deutschem Institut für Wirtschaftsforschung sind die realen Nettolöhne der Geringverdiener seit 2000 stark gesunken - um bis zu 22 Prozent.
geschrieben von meta.tagesschau.de


Da ist was faul im Staate. Wird es bei uns bald so aussehen wie in den USA und anderswo ( und in der ehemaligen DDR), dass es abgegrenzte Townships für Reiche gibt, umgeben von Zäunen und scharf bewacht? Die Hahnes et al. müssten sich dann Bettelei und Elend zu sehen nicht mehr an tun. Das gute Gewissen würde bei einigen Wohltätigkeitsveranstaltungen aufgeladen.

Der Sozialstaat, den Hahne besingt, der ist doch dabei abzusterben.

Wir brauchen endlich einen garantierten Mindestlohn.

Karl
wolfi1611
wolfi1611
Mitglied

Re: Die soziale Schere
geschrieben von wolfi1611
als Antwort auf Karl vom 20.07.2011, 07:04:13
Guten Morgen Karl,
ich weiß nicht ob man das Thema Bettelei mit der sozialen Schere bei uns vermischen sollte.
Wenn ich Peter Hahnes Artikel richtig gelesen habe, wendet er sich hauptsächlich gegen die organisierte Bettelei. Und dagegen habe ich auch etwas. Gegen diese Art Bettelei hilft m.E. nur die Beseitigung der sozialen Missstände in deren Herkunftsländern. Von wem und wodurch auch immer. Und damit wären wir nun auch bei uns angekommen. Nein, hungern braucht bei uns wirklich niemand, so er denn mit und von staatlicher Fürsorge leben will.
Allerdings diskreditiert sich Hahne als öffentlich bekennender Christ selbst in dem er sich in „Bild“ äußert.
Noch einen schönen Tag.
wolfi1611
Christine1951
Christine1951
Mitglied

Re: Die soziale Schere
geschrieben von Christine1951
Ich muss sagen mir wird es auch Angst und Bange wenn ich die Entwicklungen sehe, doch das Thema wird jetzt aufgegriffen als sei es etwas "Neues" es ist altbekannt, schon im Jahr 2007 las ich das Buch "Wer arbeitet ist der Dumme" von Michael Sauga, Piper - Verlag, diese Entwicklungen werden dort genau aufgezeichnet. Gut finde ich dazu auch Wllraff " Aus der schönen neuen Welt" KiWI Verlag, Markus Breitscheider " Arm durch Arbeit", sosehr ich sie auch nicht mag, habe ich die Sarah Wagenknecht gelesen "Freiheit statt Kapitalismus" und "Wahnsinn mit Methode" und nun bin ich mir nicht ganz sicher ob es daran liegt das ich ein "Ostkind" bin aber in beiden Büchern finde ich Passagen die durchaus einleuchten, nachdenklich machen und wohl auch Wahr sind.
Das sich unser "Sozialstaat" - Status vornehmlich am kleinen Mann "bedient", kann so glaube ich, in der Perspektive nicht mehr gut gehen. Neulich bekam ich einen nagelneuen Tarifvertrag in die Hand, abgenickt von ver.di .... ich werde Passagen einscannen und noch einstellen. Darin sehe ich nur eines "Ausbeutung" - die kleinen Einkommen werden immer mehr, die Anforderungen für die kleinen Einkommen werden immer weiter nach oben geschraubt - die Sozialkassen können sich weiter bedienen - und so wie ich lese - lohn auch "GUTE BILDUNG" nicht wirklich !!!! Wohlgemerkt dieser Vertrag ist vom Januar 2011.
LG

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EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Re: Die soziale Schere
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf Karl vom 20.07.2011, 07:04:13

Der Sozialstaat, den Hahne besingt, der ist doch dabei abzusterben.

Wir brauchen endlich einen garantierten Mindestlohn.

Karl[/quote]


Auch für obdachlose und bettler?
Re: Die soziale Schere
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 20.07.2011, 07:04:13
Nach den Diskussionen hier und im anderen Thread schreibe ich auch meine Meinung dazu.
Über den Autor erlaube ich mir kein Urteil.
Das Thema sind aber in Wirklichkeit zwei Themen.
Einerseits die soziale Schere.
Andererseits aber die berufsmäßige , organisierte Bettelei mit
"Bus zur Arbeit und Bus wieder zurück".

Man muß diese beiden Dinge und Erscheinungen sorgfältig auseinanderhalten.
Schon, um dem Thema der sozialen Schere gerecht zu werden und seine Tragweite
nicht mit dem Bettelbetrug der berufsmäßigen Bettelei zu vermischen.
Denn darüber gab es schon vor Jahrzehnten während ich noch beruflich im
Außendienst unterwegs war, Berichte und Untersuchungen. Es ist eine
Begleiterscheinung in der Großstadt, wie ich annahm.
Wenn es jetzt im breiten Land Thema wird, wundere ich mich nicht.
Dinge, die in der Großstadt negativ auffallen, fallen meist ein zweites Mal auf,
wenn man sie allgemein zur Kenntnis nimmt, nehmen muß.

Noch ein paar Dinge dazu, die mir noch aus der Vergangenheit in Erinnerung sind.
Beinamputierter Bettler, abends mit Prothese und ordentlicher Kleidung vom Chauffeur abgeholt.
Da wurde auch einmal der "Verdienst" beleuchtet, der erstaunlich war.

Die beschriebenen Bettlerinnen mit wechselnden Einsatzort und stetig wechselnden Kindern,
erkannt, angesprochen und dann pöbelig werdend.

Die in fröhlicher Runde vor dem Supermarkt Zechenden, später mit Hut und Schild bettelnd.
Das habe ich selber erlebt.

Durch solche Erscheinungen in der Großstadt wird der Ernst der Lage in dem Thema "gerechter Lohn
für ordentliche Arbeit" verwässert.
Wenn es jetzt die Mittelschicht erfaßt, ist es auch nicht neu.
Die wurde und wird seit 1990 besonders abgezockt.
Ich beschrieb es schon öfters, die Mittelschicht, etwa ab 50.000 Euro zahlt deutlich über 54 % Abgaben.
Darunter und darüber etwa 45 %.
Abgaben, daß ist alles was abgezogen wird, nicht nur die Steuern.
Diese Zahlen wurden erst in den letzten Jahren bekannt.
Mit Gerechtigkeit hat es nichts zu tun.

Soziale Schieflage ist ein eigenes Thema, aber nicht vermengt mit Betrug,
betrügerischer Bettelei oder anderen Unregelmäßigkeiten, die nichts mit unverschuldeter Not zu tun haben.
Denn das ist Betrug. Betrug gegenüber der normalen Hilfsbereitschaft.

nordstern
Re: Die soziale Schere
geschrieben von ehemaliges Mitglied


organisierte Bettelei gibt es zumindest in München schon seit Jahrzehnten.
Ich erinnere mich an einen Fall aus meiner Volontariatszeit in einer Lokalredaktion
vor gut 30 Jahren:

Es handelte sich um eine Gruppe Deutscher,
die in der Innenstadt die besten (bzw. alle) Bettelplätze kontrollierten,
überwachten, einteilten, die ebenfalls deutschen Bettler organisierten, "beschützten"
und ihnen bis auf einen kleinen Anteil täglich ihre erbettelten Beträge abnahmen.

Es kam in diesem Zusammenhang zu einem Todesfall, weil es Streitigkeiten
bei der Abnahme des Geldes gab (der Bettler wurde am Viktualienmarkt neben dem Eder
von den Hochterassen über die Brüstung geworfen, darunter ist jetzt ein Café Riachart, damals
war dort noch eine Toilettenanlage mit Sperrbezirksprostitution).

Sorella


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hugo
hugo
Mitglied

Re: Die soziale Schere
geschrieben von hugo
als Antwort auf Karl vom 20.07.2011, 07:04:13
Da ist was faul im Staate. Wird es bei uns bald so aussehen wie in den USA und anderswo ( und in der ehemaligen DDR), dass es abgegrenzte Townships für Reiche gibt, umgeben von Zäunen und scharf bewacht?
geschrieben von karl


hm karl, das mag ich jetzt so nicht stehen lassen,,,das suggeriert das es in der DDR reiche Bürger gegeben hätte die ihres Wohlstandes wegen vor der darbenden Allgemeinheit geschützt werden mussten,,

das hat es so niemals gegeben,,,wer hinter einer Mauer leben durfte -richtiger musste- der hatte keine Angst vor dem Verlust oder Beschädigung von Eigentum sondern da ging es ausschließlich um Machterhalt und mangelndes Vertrauen bzw um Sicherheitsansprüche,,

die DDR war schließlich nicht Rumänien wo es tatsächlich eine superreiche Despotenschicht gab.

In einer Liste der reichsten Deutschen, so es sie denn vor der Wende für Gesamtdeutschland gegeben hätte, würde man einen Ossi vergeblich suchen. Sogar heute wird man wohl darin nicht fündig werden,,

übrigens seh ich keinen großen Unterschied zwischen einem Unternehmer der sich seiner Arbeiter bedient um auf deren Knochenarbeit und Ausbeutung seinen Wohlstand auf zu bauen und einem Chef eines Bettlerringes der Gleiches auf seiner Ebene tut.

So lange er keine nachgewiesenen Straftaten begeht (ok er wird wohl eine Überprüfung des Finanzamtes auf Steuerehrlichkeit nicht bestehen, aber da gibts viel andere die das auch nicht schaffen *g*)nicht wegen Kinderarbeit belangt werden kann usw, dürfte er wohl kaum in einem deutschen Knast landen,,,viel eher wird er in seinem Heimatland als ehrenwerter wohlsituierter Mitbürger den Neid oder das Wohlwollen seiner Nachbarn ergattern.

Solche Leute sind doch genau von dem Schlage wie sie hier immerzu von einigen Diskutanten gefordert werden, wenns um Armut, Hartz IV usw geht,,,das Glück auf der Strasse finden, eigene Ideen und Initiative entwickeln, die Ärmel hochkrempeln in die Hände spucken und loslegen,,sich selber helfen, es zu etwas bringen, Vermögen anhäufen fürs Alter vorsorgen und und und,,

das dabei ein paar tausend bettelnde Mitarbeiter auf der Strecke bleiben,,ok daran sind wir doch gewöhnt, ist doch hier keinen Deut besser, es bleiben doch auch hunderttausende auf der Strecke, müssen vom Staat durchgefüttert werden, haben Schulden, können sich keine Extras leisten, leben am Existenzminimum

In der DDR gabs keinen Bettelparagraphen, aber "Arbeitsscheue" wurden empfindlich bestraft: mit bis zu zwei Jahren, im wiederholten Fall bis zu fünf Jahren Haft.

Na sowas Entsetzliches wollen wir unseren "Aussteigern" nicht antun, wo Wir doch soooo human, soo sozial, sooo christlich eingestellt sind,,,da lassen wir sie lieber in den Händen von Schurken, Gaunern, Kriminellen -fast wie von einer Gewerkschaft kontrolliert- im Strassendreck hocken und ihr Tagwerk verrichten, andere müssen auf den Strich gehen, denen gehts z.T auch nicht besser, die werden ebenfalls ausgebeutet wie die meisten "normalen" schlechtbezahlten Arbeiter in Deutschland auch.

das wir ein sinkendes Lohnniveau seit den Neunzigern beklagen, scheint bei den Medien gerade mal wieder wie so eine übliche Sommerlochattitüde in Erinnerung zu kommen, aber das gibt sich, das ist nicht von Dauer,,das schleppt sich bis zum Wahlkampf mit dann neuen Versprechungen hin.

Wir brauchen endlich einen garantierten Mindestlohn. (Karl)

ja, da bin ich hundert pro dabei,,,,weiß nur noch nicht wie wir das bei den Bettelkings und deren Untertanen/Beschäftigten durchsetzen werden. *g*

wir brauchen nicht nur den Mindestlohn sondern ein Bürgergeld,,,denn dann können wir mit gutem Gewissen gegen alle ausufernden perversen ausbeuterischen Beschäftigungsverhältnisse angehen.

hugo
rolf †
rolf †
Mitglied

Re: Die soziale Schere
geschrieben von rolf †
Der Hahne Artikel, der vor allem die organisierte Bettelei anspricht war m.M.n. nur der Anlaß für diesen Thread.
Gerade weil soziale Schere und organisierte Bettelei zweierlei sind, hat Karl doch einen neuen Thread eröffnet.

Also zur sozialen Schere:
Der Grundstein wurde doch schon in den Zeiten des Wirtschaftswunders gelegt.
Bei Lohnerhöhungen von 10 Prozent und mehr merkten auch die Arbeiter in den unteren Lohnstufen noch, daß etwas dazu kam. Daß die oberen Lohn-/Gehaltsstufen wesentlich stärker stiegen fiel da garnicht auf. Hinzu kommt, daß Lohn und Gehalt des einzelnen in Deutschland geheim war, es ging niemanden etwas an.
Inzwischen hat sich das System verfestigt, es ist ja bei den Verhandlungen auch bequemer, einen Satz für alle festzulegen, als jede Lohnstufe einzeln . Obwohl nur dadurch die Öffnung Schere, zumindest bei den Arbeitnehmern, verringert würde.
Ein weiterer Punkt, der auch immer mehr Besserverdienende erfaßt, ist, leitende Angestellte aus dem Tarifvertrag auszuklammern. Die Gruppe der außertariflich bezahlten, also einzeln ausgehandelte Vergütungen, wird immer größer.

Obwohl selbst lange Zeit, seit meinem Eintritt ins Berufsleben, Gewerkschaftsmitglied und etliche Jahre im BR, kann ich den Gewerkschaften den Vorwurf, hier einen großen Teil mitverursacht zu haben, nicht ersparen.
eleonore
eleonore
Mitglied

Re: Die soziale Schere
geschrieben von eleonore
als Antwort auf hugo vom 20.07.2011, 09:27:15
hm karl, das mag ich jetzt so nicht stehen lassen,,,das suggeriert das es in der DDR reiche Bürger gegeben hätte die ihres Wohlstandes wegen vor der darbenden Allgemeinheit geschützt werden mussten,,

das hat es so niemals gegeben,,,wer hinter einer Mauer leben durfte -richtiger musste- der hatte keine Angst vor dem Verlust oder Beschädigung von Eigentum sondern da ging es ausschließlich um Machterhalt und mangelndes Vertrauen bzw um Sicherheitsansprüche,,

die DDR war schließlich nicht Rumänien wo es tatsächlich eine superreiche Despotenschicht gab.
hugo
geschrieben von hugo


ja hugo,

und in schwerbewachten wandlitz bei berlin hat der lumpenproletariat gehaust.
die staatskarossen kamen dann zum visite,um *schöner wohnen* besichtigen.
hugo
hugo
Mitglied

Re: Die soziale Schere
geschrieben von hugo
als Antwort auf eleonore vom 20.07.2011, 09:43:25
und in schwerbewachten wandlitz bei berlin hat der lumpenproletariat gehaust.
die staatskarossen kamen dann zum visite,um *schöner wohnen* besichtigen (eleonoere)

ja so ungefähr stell ich mir das auch vor,, ich hätte mit denen nicht tauschen wollen.

die westberlinder taz berichtete damals und kam zum Ergebnis: "Honeckers Günstlinge schafften nicht mal den Standard schwäbischer Landärzte.." usw. usf...

Nachdem ich meine Westverwandtschaft bei Stuttgard besuchte und auf dem Rückweg Wandlitz selber gesehen habe, wußte ich nicht ob ich mich schämen sollte ob der Dürftigkeit die ich dort vorfand, oder mich ärgern über die dumm-dreisten Berichterstattungen von denen noch heute einige Sätze über vermeintlichen Reichtum in viele Köpfen spucken.

Ich würde mir sehr wünschen das unsere heutigen Regierenden mit dem Zehnfachen der damaligen DDR-Oberen zufrieden wären ,,deren Gehalt lag damals bei unter 6000 Ostmark (also ca 600 €) eine solch unverschämte "Bescheidenheit" wirste im heutigen Europa nirgends mehr finden. Die haben wohl gewußt das sie nicht viel mehr Wert waren und haben sich -im Gegensatz zu heutigen Politikern- entsprechend eingeschränkt.

nee mal Spass beiseite,,es wurde damals -den Medien und der damaligen Stimmung zuliebe- sehr übertrieben und hochgestapelt.

und jegliches Niedermachen wurde von den Massen dankbar angenommen auch wenn die Wahrheit(und die war schon mies genug) dabei auf der Strecke blieb.

Heute gehen die Meinung darüber vonwegen Reichtum und maßlose Aneignungen der DDR-Regierenden sehr weit auseinander,,

aus jetziger Sicht und im Vergleich mit heutigen Erfahrungen und "Vorbildern" sehe ich deren Lebensstandard als nicht besonders erwähnenswert oder gar als abgehoben.

Von mir aus hätten sie damals dreimal so gut leben können wenns dem Volk doppelt so gut gegangen wäre,,
sie wären ja doch Gefangene des eigenen Systems geblieben und wenn die Honeckers einen 5000 Liter-Kühlschrank besessen hätten von mir aus voller Bananen, mich hätte das wenig gejuckt, mir wär ein 3 Wochen-Visa für 20 Mark zur Kieler Woche lieber gewesen *g*

hugo

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