Soziales Die soziale Schere

olga64
olga64
Mitglied

Re: Die soziale Schere
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 21.07.2011, 11:30:16


Das trifft nur dann zu, wenn man Steuern zahlt.
Oder in anderen Fällen, wenn man Pflicht-Sozialabgaben zahlt.


nordstern


Auch als Privat-Krankenversicherte wird man viel und gerne von GKV-Mitgliedern beschimpft, bzw. insbesondere von solchen, die dank staatlicher Transferleistungen (bezahlt vom deutschen Steuerzahler) keinerlei eigene Zahlungen leisten.
Vergessen wird hierbei oft, dass z.B. der Mangel an Ärzten in strukturschwachen Gebieten auch damit zusammenhängt, dass Mediziner dort nicht hingehen, weil sie neben der Tatsache, auf gute kulturelle Programme, gute Schulen usw. auch noch auf "Nebeneinnahmen" durch Privatversicherte verzichten müssen, weil es diese dort nicht gibt.
So haben wir hier im Fünf-Seen-Land in Oberbayern keinerlei Mangel an Ärzten jeglicher Fachrichtung - d.h., wir sind ärztlich gut versorgt. Olga
Re: Die soziale Schere
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 21.07.2011, 17:11:51

auch noch auf "Nebeneinnahmen" durch Privatversicherte verzichten müssen, weil es diese dort nicht gibt.
Olga


Das ist doch aber eine Sache der Zahlungswege.
Der Arzt berechnet dem Privatpatienten direkt seine Leistung.
Dem Kassenpatienten nicht, da teilt seine Standesorganisation zu.

Mir wäre es lieber, die gäbe es gar nicht.
Dann wäre ein kostenträchtiger Filter weg.

Das könnten die Ärzte vielleicht selber ändern.
Es steht ihnen ja frei, ob sie Kassenärzte sein wollen.

Mein Kritikpunkt bleibt:

Ein Teil der Bevölkerung wird zwangsweise versichert.
Ein anderer Teil nicht.
Und die Solidargemeinschaft, also Beiträge abzugeben, von denen andere versorgt werden,
besteht nur über die Pflicht/Zwangsversicherten. Und nach dieser Kostensituation werden
die Beträge errechnet.
Die Beiträge der Privaten werden etwas anders errechnet.
Nach Alter, nach persönlichem Risiko und nicht danach, die schwächeren Zahler zu stützen.
Also normale Versicherungsmathematik. Oder irre ich mich.

Keine Sorge. Ich prangere nur die Politik an. Nicht den versicherten Menschen.
Beschimpfungen erlaube ich selbst mir nicht. Oder ?

nordstern
olga64
olga64
Mitglied

Re: Die soziale Schere
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 21.07.2011, 17:38:34
Nordstern - Ihre guten und qualifizierten Berichte (auch andere Meinungen als meine) schätze ich seit langem - und Beschimpfungen sollten unter niveauvollen Menschen sowieso unnötig sein.
Es ist richtig: ich wurde mit 30 Jahren Privatversicherte. Dies hing damit zusammen, dass ich meine Familienplanung abgeschlossen hatte (Verzicht auf Kind(er) und auch die Gehaltsgrenze erreicht hatte, wo dies möglich war.
Damals war der Beitrag wie bei den GKV - nur der Service besser; allerdings lag der Beitrag immer höher als bei gleichaltrigen Männern, da ich ja noch ein Schwangerschafts-Risiko hatte.
Der Beitrag stieg kontinuierlich und ist jetzt um einiges höher als bei der GKV. Zugute kommen mir die Altersrückstellungen, die bei der PKV auch transparent gemacht werden (bei mir liegen sie bei ca 45.000 Euro). Dadurch steigt mein Beitrag moderater, der auch noch abgefedert wurde, weil ab dem 60. Geburtstag ein monatlicher Sonderbeitrag erhoben wurde.
Dies alles sind gute Ideen, wie ich finde. Auch erhalte ich einen Rabatt von der Versicherung, wenn ich bei Medikamenten auf Generika ausweiche (was ich seit langem mache - die Versicherung informiert mich gezielt).
Bei mir entfallen Quartals-Zahlungen, Beteiligungen an Medikamenten, Massagen usw.
Ich bin nach wie vor zufrieden und - wie ich schon sagte - ging ich diesen teureren Schritt, weil ich im Krankheitsfalle optimal versichert sein möchte und evtl. auch an neueren, medizinischen Erkenntnissen partizipieren möchte, ohne mit meiner GKV streiten zu müssen.
Wichtig war und ist mir auch immer das Einbett-Zimmer im Krankenhaus und die Wahl des Arztes (international).
Es ist richtig, dass der Arzt an mich berechnet, bzw. Kostenvoranschläge des Zahnarztes an mich gehen. Dies veranlasst mich aber auch, dass ich in diesem Falle einen weiteren eines anderen Arztes einhole, um die Kostentransparenz zu haben (wirkt sich ja auch bei meiner Selbstbeteiligung für Zahnarzt aus, die bei 20% liegt). Olga

Anzeige

Re: Die soziale Schere
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Es ist doch immer wieder interessant, wie der eigene Bauchnabel dafür herhalten darf, um die gesellschaftlichen Verhältnisse eines Landes zu beleuchten und zu klären.
Nun wissen wir also, warum die soziale Schere in unserem Land immer weiter auseinanderklafft.
Gut, dass wir mal darüber gesprochen haben!

Für diejenigen, die sich über ihren eigenen Bauchnabel hinaus für das Thema der sozialen Ungleichheit in Deutschland interessieren, stelle ich noch einen Wikipedia-Artikel ein. Vielleicht ist das Thema dann doch noch zu retten.

Re: Die soziale Schere
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 21.07.2011, 18:07:39
Es ist doch immer wieder interessant, wie der eigene Bauchnabel dafür herhalten darf, um die gesellschaftlichen Verhältnisse eines Landes zu beleuchten und zu klären.
Nun wissen wir also, warum die soziale Schere in unserem Land immer weiter auseinanderklafft.
Gut, dass wir mal darüber gesprochen haben!


Die soziale Schere.... ein wesentlicher Faktor dürfte doch das Einkommen sein.
Dabei sind die Abgaben ein nicht unwesentlicher Teil neben den danach anfallenden Kosten.
Also darf man ja diese Einzelposten betrachten.

Mein Bauchnabel ist nicht mal der größte Kostenfaktor.
Da ist die Wartung und Pflege anderer Regionen oder Ecken schon etwas teurer.

nordstern
Christine1951
Christine1951
Mitglied

Re: Die soziale Schere
geschrieben von Christine1951
als Antwort auf olga64 vom 21.07.2011, 17:46:29
Liebe Frau Olga, kennen sie das Buch "Wer arbeitet ist der Dumme" von Michael Sauga, Piper - Verlag bitte mal lesen da offenbart sich einiges.
LG

Anzeige

sysiphus
sysiphus
Mitglied

Re: Die soziale Schere
geschrieben von sysiphus
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 21.07.2011, 18:07:39
Das anerkannte Maß für die Messung von Ungleichheit ist der Gini-Index mit Werten zwischen 0 = gleiche und 1 = extrem ungleiche Einkommensverteilung. Informationen dazu von Prof. Dr. Andreas Wagener: Soziale Ungleichheit in Deutschland

"In einem gerechten Utopia gibt es weder Armut noch große Ungleichheiten. In der irdischen Wirklichkeit scheinen
aber die Reduktion von Armut und die Reduktion von Ungleichheit zumindest partiell miteinander in Konflikt zu stehen".

"Die Globalisierung zeigt dies exemplarisch: Sie hat – im Unterschied zu zwar lieb gemeinten, aber meist wirkungsschwachen Hilfsprogrammen über die letzten Jahrzehnte Milliarden von Menschen aus absoluter Armut verholfen, zugleich aber die Kluft zwischen Arm und Reich vergrößert".

"Betroffenheit über Ungleichheit ist anständig, Betroffenheit von Armut aber ist schlimm. Wenn mehr globale Ungleichheit der Preis sein sollte, um über Wirtschaftswachstum Armut zu reduzieren, dann sollten wir ihn zahlen".

sysiphus...
Re: Die soziale Schere
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf sysiphus vom 21.07.2011, 22:16:05
Es ist zu einfach, die Globalisierung für alles verantwortlich zu machen. In fast allen europäischen Ländern gibt es den Mindestlohn, nur das konservative und arbeitgeberfreundliche Deutschland findet mal wieder 1000 Gründe, warum das nicht geht. Im Übrigen erinnere ich mich daran, dass schon unter Rot-Grün die Reichen entlastet wurden durch die Streichung der Kapitalertragssteuer, schon damit wurde diese Entwicklung beschleunigt. Was hat das mit der Globalisierung zu tun?

Lies mal in einem anderen Thread ("Aufschwung"), da findest du intelligente Beiträge zu den Ursachen des Auseinanderklaffens der sozialen Schere.
Re: Die soziale Schere
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 22.07.2011, 11:26:34
Kleiner Nachtrag (ist mir gerade beim Staubsaugen eingefallen ): Gerade wegen der Globalisierung wären Mindestlöhne dringend erforderlich. Denn wenn unser Land geöffnet ist für Billiglohnländer, besteht die Gefahr der Dumpinglöhne noch viel mehr. Warum sollen Arbeitgeber freiwillig mehr zahlen, als sie müssen, wenn es Leute gibt, die sich zu Dumpingpreisen abspeisen lassen, weil sie in ihren Ländern noch viel weniger oder gar keine Arbeit kriegen? Das verdirbt die Preise, deshalb müssen Gesetze gegen die Ausbeutung her.
olga64
olga64
Mitglied

Re: Die soziale Schere
geschrieben von olga64
als Antwort auf Christine1951 vom 21.07.2011, 18:30:17
Liebe Frau Olga, kennen sie das Buch "Wer arbeitet ist der Dumme" von Michael Sauga, Piper - Verlag bitte mal lesen da offenbart sich einiges.
LG


Bevor ich dies tue, sollten Sie mir freundicherweise erklären, weshalb dies eine Lektüre für eine 67-jährige (zufriedene) Rentnerin sein sollte. Immerhin habe ich mehr als 40 Jahre sehr gerne und zufrieden gearbeitet und mich wirklich niemals "als die Dumme gefühlt". Es war mir beizeiten klar, dass ich einem Arbeitgeber meine Arbeitskraft anbiete und er mir im Gegenzug gute Bezahlung, eine interessante Tätigkeit und gute Behandlung bietet. Das habe ich immer emotionslos so gehalten - haben irgendwann Komponenten, wie oben beschrieben, gefehlt, suchte ich mir eine neue Arbeitsstelle (im In- und Ausland). Das hat gut geklappt - deshalb kann ich mir sicher frustrierende Lektüre mit Schilderungen anderer, evtl. zu Kurz Gekommenden ersparen und mich schöneren Dingen zuwenden.
Allerdings kann ich mir sehr gut vorstellen, dass sich eine,die jahrzehntelang gegen Kost und Logis als Nur- Hausfrau arbeitete, sich im Nachhinein als "die Dumme" vorkommt - das erginge mir sicher auch nicht anders. Olga

Anzeige