Forum Soziales und Lebenshilfe Soziales "Frallemagne" - eine französisch-deutsche Option ?

Soziales "Frallemagne" - eine französisch-deutsche Option ?

luchs35
luchs35
Mitglied

Re: "Frallemagne" - eine französisch-deutsche Option ?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf adam vom 13.05.2012, 13:06:44
Danke ,Adam, die Aussagen von Michel Serres komplett zu lesen, erleichtert es , ihn zu verstehen. Ich hatte ein ähnliche Quelle, aber mit einer Verlinkungssperre. So ist es einfacher.

Shenaya, ich denke, du unterschätzt die Kommunikation im Internet und siehst eher das Geplapper der Plattformen. Aber richtig eingesetzt ist die Kommunikation ein absoluter Machtfaktor, der deshalb auch von den Regierungen und Profiteuren der heutigen Situation in die genehmen Bahnen "gelenkt" wird.

Bei einer großen Breitenwirkung könnte der ewige Scherz :Stell dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin! Bedeutung erlangen, dass Völker_ und ich meine damit auch die breite Masse- sich enger vernetzen und sich wirtschaftlich, wissenschaftlich und kulturell annähern , den Menschen und sein jeweiliges Umfeld besser erkennen und deuten könnten.
Noch ist dies ein fast utopischer Wunschgedanke, aber ein Ziel, aus dem man Hoffnung für die fernere Zukunft schöpfen könnte.

Mit den heutigen Bedingungen und Umständen ist jedenfalls kein Wandel für die Zukunft in Sicht. Michel Serres wird es jedenfalls nicht mehr erleben, dass seine philosophischen, auf konkreter Wissenschaft aufgebauten Vorstellungen zur Wirklichkeit werden.

Aber seine gedankliche Anregung ist es wert, darauf einen Blick zu werfen.

Luchs
Shenaya
Shenaya
Mitglied

Re: "Frallemagne" - eine französisch-deutsche Option ?
geschrieben von Shenaya
als Antwort auf Shenaya vom 13.05.2012, 13:59:50
Luchs, möglicherweise hast du meine Ausführung missverstanden.
Ich bezog mich einerseits auf die eingangs zitierte "Plattform" Facebook, auf der "850 Millionen Menschen" u.a. munter plaudern, aber sehe das Netz insgesamt durchaus als nicht zu unterschätzenden Multiplikator von Manipulationsmöglichkeiten, die - wie das Zeitgeschehen bereits nicht nur ansatzweise zeigt - nicht ungedingt zu einer kulturellen Annäherung und somit auch "Völkerverständigung" im eigentlichen Sinne des Wortes beitragen. Weiterhin "einen Blick zu werfen" lohnt sich jedoch in jedem Fall.
Et on va voir!
S.
luchs35
luchs35
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Re: "Frallemagne" - eine französisch-deutsche Option ?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf Shenaya vom 13.05.2012, 15:32:07
Stimmt, Shenaya, entschuldige bitte, ich habe dich da mißverstanden, und was facebook betrifft, bin ich ganz deiner Meinung, allerdings habe ich erst einen "Schnuppertag" hinter mir, und der war nicht unbedingt erbaulich

Luchs


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trux
trux
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Re: "Frallemagne" - eine französisch-deutsche Option ?
geschrieben von trux
als Antwort auf luchs35 vom 13.05.2012, 09:07:30
Der über 80jährige Michel Serres entwickelte diese kybernetische Verzahnung , denn er st auch der Überzeugung, dass viele der Probleme letztendlich nur mit Einbezug der Philosophie zu lösen sind.
geschrieben von Luchs

Luchsi, du möchtest doch, dass wir das Interview lesen und uns eine eigene Meinung bilden. Dies war eine gute Idee, ich selbst hätte sonst nichts davon erfahren. Zum Verständnis meiner Situation möchte ich sagen, dass ich nebenbei Ahnenforschung betreibe und dabei immer wieder versuche, mir ein Bild vom Leben früherer Generationen zu machen. Habe besonders den Nürnberger und Coburger Raum des 13./14. Jahrhunderts im Blick.

Wir wissen, dass sich erst ab dem 18. Jahrhundert die Idee vom Nationalstaat entwickelte, an der die politische Philosophie nicht unbeteiligt war. Man könnte mal darüber nachdenken, was die Nationalstaaten den Menschen eingebracht haben. Ich möchte nur ganz kurz anschneiden, dass der nächste politische Schritt immer ein Schritt ins Unbekannte ist und die Entscheidungsträger die Geschichte im Auge haben müssen. Neues entwickelt sich aus Altem heraus. Heute schätze ich die Rolle der Philosophie bei der Meinungsbildung als gering ein.

Mehrheiten bestimmen heute, was zu geschehen hat, Mehrheiten, die sich in der Gesellschaft herausbilden. Das Wechselspiel in der Gesellschaft ist kaum durchschaubar. Ein Signal der Gegenwart ist, dass nur gut die Hälfte aller Wahlberechtigten zur Wahl gehen. Signal ist auch, dass die Regierungsbildung in Griechenland wegen der Mehrheitsverhältnisse unendlich schwer ist. Zur Frage der deutsch-französischen Verschmelzung nach Serres würde ich, wäre ich Politiker, die Meinung der Menschen in den anderen EU-Staaten nicht vernachlässigen. Bist du, Luchsi, wirklich der Meinung, dass man darauf verzichten kann?
Trux


luchs35
luchs35
Mitglied

Re: "Frallemagne" - eine französisch-deutsche Option ?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf trux vom 14.05.2012, 10:48:43
Zur Frage der deutsch-französischen Verschmelzung nach Serres würde ich, wäre ich Politiker, die Meinung der Menschen in den anderen EU-Staaten nicht vernachlässigen. Bist du, Luchsi, wirklich der Meinung, dass man darauf verzichten kann?
Trux
geschrieben von Trux:


Nein,Trux, das kann man natürlich nicht, und ich verstehe es auch nicht so. Aber trotzdem müssten nach der Philosophie von Michel Serres erste Schritte gemacht werden, mit philosophischen Grundideen, die man nicht mehr mit früheren Ideen oder Ideologien vergleichen kann, da eben heute eine ganz andere Möglichkeiten durch die weltweite Vernetzung gegeben sind.

Auf Europa und die EU übersetzt möchte ich es eher so sehen, dass die stärksten Nationen in Mitteleuropa , Frankreich und Deutschland, der ideale Boden wären, um durch die verstärkte zwischenmenschliche Annäherung trotz aller Unterschiedlichkeit (die gar nicht so groß ist) Signale zu setzen. Das bedeutet keinesfalls, dass diese ersten Schritte nicht auch weiterführen können in alle Länder. Der philosophische Anteil an solchen Schritten ist doch nicht zu übersehen. Alles andere hat schnell an die Grenzen des Machbaren geführt - wir sehen es heute deutlicher denn je.

Aber natürlich sehe ich dabei auch die Grenzen des Gedankens, der im Moment eher ein Utopie als eine Realisierbarkeit andeutet. Haben im Prinzip aber nicht auch Hegel und Marx eine solche Lösung angestrebt? Nur die Möglichkeiten zur Verwirklichung waren wesentlich eingeschränkter als im Zeitalter unserer Kommunikationmöglichkieten.

Luchs

schorsch
schorsch
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Re: "Frallemagne" - eine französisch-deutsche Option ?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf luchs35 vom 14.05.2012, 12:13:43
"Signale setzen" dürfen alle, nicht nur die "Grossen".

Wenn Europa zu einem Bund gleichberechtigter Partnerländer werden will, sehe ich dies nur ungefähr nach dem Vorbild der Schweiz: 4 Landessprachen, 4 Mentalitäten, die sich zusammengerauft haben und inzwischen in "friedlicher Koexistenz zu leben gelernt haben.

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luchs35
luchs35
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Re: "Frallemagne" - eine französisch-deutsche Option ?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf schorsch vom 14.05.2012, 12:33:37
Ein wunderbares Vorbild wäre es ja, Schorsch, aber mit einem kleinen Augenzwinkern möchte ich doch fragen, wie lange es noch dauert, bis auch der letzte Rest "Röschtigraben" verschwunden ist. Die sprachliche Trennung spielt schon eine gewisse Rolle, aber die geschlossene Einigkeit nach außen ist es in erster Linie , die hier einen Musterentwurf zum Umgang mit anderen Nationen abliefert. Nicht zuletzt ist es auch die direkte und vor allem weitgehend gelebte Demokratie, die hier den Nährboden auch für die Zukunft liefert.

Betreffs der angesprochenen Philosophie möchte ich noch anmerken, dass zwar von vielen Menschen täglich philosophische Spruchwörter nachgeplappert werden, deren Sinn von den meisten weder hinterfragt noch verstanden wird.

Luchs
olga64
olga64
Mitglied

Re: "Frallemagne" - eine französisch-deutsche Option ?
geschrieben von olga64
als Antwort auf luchs35 vom 12.05.2012, 14:23:45
"Frallemagne" würde ja linguistisch wieder eine Übermacht von uns Deutschen bedeuten - das sollte nie wieder vorkommen.
Ich mag das gemeinsame Europa gerade aufgrund der Eigenarten der einzelnen Nationen, auch der unterschiedlichen Sprachen. Das soll auch so erhalten bleiben - ansonsten droht ganz automatisch die Gefahr einer Dominanz eines Landes, das vermutlich Deutschland sein würde aufgrund der wirtschaftlichen und finanziellen Kompetenz.
Und gerade Deutschland hat in den letzten Jahrzehnten viel vom friedlichen Ausland gelernt: besseres Essen, mehr Sprachen, bessere Klamotten und teilweise ein wenig mehr Lebenslust und Freude. Jetzt soll noch Toleranz verstärkt hinzukommen und die Bereitschaft, andere so leben zu lassen, wie diese es möchten - dazu eine grosse Portion Solidarität und nicht ständig kleinkämerisches gegeneinander-Aufrechnen - dann ist dies nach wie vor eine schöne Sache.Olga
clara
clara
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Re: "Frallemagne" - eine französisch-deutsche Option ?
geschrieben von clara
als Antwort auf luchs35 vom 13.05.2012, 09:34:03
Noch nie in der Geschichte war es den Menschen der einzelnen Nationen möglich , so miteinander in Verbindung zu treten und zu kommunizieren wie in der heutigen Zeit des Internets und anderer Plattformen.
Luchs

Das sehe ich auch als eine große Chance, den Frieden in Europa zu erhalten. Es ist ja eine Kommunikation der Basis und keine von der Politik in die Wege geleitete oder gar aufgezwungene Versöhnung. Sicher war es wichtig, was de Gaulle und Adenauer damals vereinbarten, aber erst durch Schüleraustausche, Urlaube im Land des ehemaligen Feindes u.ä. fand der Abbau gegenseitiger Ressentiments statt. Für die Franzosen war dies nach den Erfahrungen der beiden Weltkriege wahrscheinlich noch schwieriger, als für die Deutschen.

Aber warum Verschmelzung? Die Sprachen sind sehr verschieden und damit auch Teile der Kultur. Ich finde gerade die Verschiedenartigkeit der beiden Nationen/ Völker interessant und spannend. Wichtig ist der gemeinsame Wille zum friedlichen Miteinander und Austausch. Die europäischen Kernländer Frankreich und Deutschland sind für den Frieden in Europa ziemlich wichtig, und dafür ist das Internet mit all seinen Möglichkeiten sehr geeignet.

Clara
luchs35
luchs35
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Re: "Frallemagne" - eine französisch-deutsche Option ?
geschrieben von luchs35
als Antwort auf clara vom 14.05.2012, 19:05:31
Vielleicht ist "Verschmelzung" ein missverständlches Wort, Clara. Nicht die Nationen selbst sollen in ihrer eigenen Individualität "verschmolzen" und zu einer Einheit werden, sondern durch gegenseitiges Verständnis, durch enge Zusammenarbei in den Bereichen der Technologien , des engen geistigen und kulturellen Austauschs, durch Angleichung der politischen Ziele etc. Dazu müssen aber die Menschen bereit sein und sich nicht durch die Vergangenheit, Vorurteile oder kleinlichen Querelen gegenseitig im Weg stehen. Miteinander kommunizieren, sich treffen und in die Augen sehen, sich die Hände reichen sind Optionen, die verhindern helfen, sich immer wieder zu schaden- sei es auf wirtschaftlichen Gebiet oder im Kampf gegen jene, die ein Volk auf das andere hetzen - aus welchen Gründen auch immer.

Vielleicht ist Möglichkeit durch die Kommunikationsformen gegeben, sich eine andere Welt zu erschaffen, sicher nicht von heute auf morgen, aber eine kleine Chance könnte es sein, bevor Europa am Ende ist.

"Mir scheint, dass nur eine wirtschaftliche Ausrichtung nicht ausreicht für diese Idee wie sie derzeit Europa darstellt. Die Oekonomie ist zerbrechlich. Aber eine gemeinsame Idee für Bildung beispielweise ist hingegen eine dauerhafte Größe! Die Krise, ihre Folgen und ihre Gründe sind von den Politikern niemals richtig und vernünftig verstanden worden. Das gilt gleichermaßen für die Wirtschaft, die Landarbeit, die Gesundheit und die Bildung, das sind zuviele Größen für die Politiker, sie sind nicht in der Lage , diese in der rechten Weise in ihrer dramatischen Veränderung zu bewerten! Die Krise bedeutet für die Menschheit eine neue Beziehung zur Welt. Ein neues Verhältnis zur Zeit, zu einer anderen Form der Zeit!"
geschrieben von Michel Serres:



Luchs

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