Forum Soziales und Lebenshilfe Soziales Hart aber fair: Pflege-TÜV und Realität der Pflege-Wirtschaftlichkeit...

Soziales Hart aber fair: Pflege-TÜV und Realität der Pflege-Wirtschaftlichkeit...

longtime
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Hart aber fair: Pflege-TÜV und Realität der Pflege-Wirtschaftlichkeit...
geschrieben von longtime
Am 3.06.:
In der letzten Plasberg-Sendung „Hart aber fair“ ging es um das Thema „Versorgt im Heim, überfordert zu Hause - Wie kann Pflege würdig werden?“

Von den Fachleuten, die sich dort äußerten war das tolle Fachwort „Biografiearbeit“ der geläufige Renner.

Von den Praktikern wurde nicht so geschwollen geredet:

Statt organisierter „Pflege“ selbstbestimmtes Leben! forderte der Journalist Christoph Lixenfeld
„Niemand muss ins Heim“ – „Der Pflege-TÜV taugt nix!

Er bot die besten Beiträge mit Beispielen selbstbestimmten Lebens pflegebedürftiger Menschen in Dänemark: Der Journalist und Buchautor Christoph Lixenfeld setzt sich für die häusliche, gemeinschaftsbetonte, nicht wirtschaftlich bestimmter Pflege ein und stellt fest:
„Gewinnstreben von Heimbetreibern und Menschlichkeit schließen sich aus, deshalb gehört Pflege nicht in die Hände der Wirtschaft.“

Da hier im ST von solchen praktischen Problemen kaum gesprochen oder geschrieben wird, aber bei sehr vielen Themen Zank und Abbruch der Diskussion (wie in Altenheimen) abläuft... - biete ich hier zum Nacherleben oder als Vorbereitung das Thema an:




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longtime
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Re: Hart aber fair: Pflege-TÜV und Realität der Pflege-Wirtschaftlichkeit...
geschrieben von longtime
als Antwort auf longtime vom 05.06.2009, 06:11:04
Zu dem wissenschaftsfixierten Unwort „Biografiearbeit“ finden sich idiotisch gut aufgepeppte Artikel, die nix von der Realität des Alten-Elends spiegeln, das als Hospitalisierung abläuft :

Biografiearbeit-Artikelchen


Nochmals: Biographiearbeit als Begriffsschrott


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longtime
Re: Hart aber fair: Pflege-TÜV und Realität der Pflege-Wirtschaftlichkeit...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf longtime vom 05.06.2009, 06:18:06

Unter der Regierung Schröder zog der Begriff : „Kundenorientierung“ in die Kliniken (also auch in die Altenpflege) ein.
Damit wurde doch das „Geschäft“ Gesundheit auch sprachlich einmal sehr deutlich gemacht.
Es wird eine Leistung verlangt, erbracht und vergütet.
Alles dies geschieht im Hinblick auf den Ertrag.
Also mussten Stellen, Inhalte, erbrachte Leistungen erfasst und überarbeitet und auf Kurs gebracht werden und dies natürlich auch im Hinblick auf die erhofften Ausschüttungen, also so sparsam wie möglich im Einsatz (Gehälter, Ausstattung. Arbeitszeiten etc.) , dafür so hoch wie möglich im Gewinn.
Man kann es doch an den Gewinnzahlen der privaten Kliniken und Heimen ablesen!

Es folgte die Einrichtung des Qualitätsmanagementes!
Hier werden Zeiteinheiten und Inhalte zu Grunde gelegt, die bestimmen, wie viel Zeit eine Pflegekraft – egal ob Klinik oder Altenheim, für bestimmte Leistungen erbringen darf. Dieses wiederum bestimmt den zu erfüllenden Arbeitsauftrag der entsprechenden Kraft.

Geht es noch unmenschlicher? Hier wird der Mensch verdinglicht. Zumal keine Zeiten für menschliche Zuwendung etc. enthalten. Es ist z.B. unmöglich, eine wirklich gute Ganzkörperpflege in 20 Minuten zu schaffen. Das geht beim Gesunden, aber nicht beim kranken, alten zum Teil versteiften Menschen, der spezielle Lagerung braucht! Usw. usw.
Oder nehmen wir die Essenseingabe (Füttern) in wenigen Minuten!

Und die Begrifflichkeit „Biografiearbeit“ – nun diese Arbeit zieht sich bereits durch die Heime und Kliniken, jedenfalls sollte es so sein.
Es ist für mich persönlich ein neuer „Aufmacher“, ähnlich des Kaisers neuen Kleider.
Was ich dort lese, finde ich im Bereich der Krankenpflege (Behandlungsauftrag, Pflegeanamnese, die sehr wohl die Rollenvielfalt, als auch die sozialen Bindungen und Kontakte abfragt) wieder, als auch in den begleitenden Therapien wie Ergo-, Musiktherapiem als auch den Psychologen, die schon lange mit diesen Inhalten der Biografien arbeiten!

Und ich weiß aus meiner Mentorenarbeit, dass dies in den Altenheimen geschieht, wo immer es möglich ist.
Denn ich habe im Rahmen der Ausbildung zur Altenpflege immer wieder die Schüler in ihren psychiatrischen Einsätzen auf der Station und arbeite intensiv mit ihnen.
Die Ausbildung zur Altenpflegerin ist eine höchst anspruchsvolle!
Aber auch hier ist inzwischen eine Kluft zwischen Theorie und Praxis die dazu führt, dass nach dieser wirklich teuren und anspruchssvollen Ausbildung die geleisteten Berufsjahre immer weniger werden, weil die Belastungen zu hoch sind, die Bezahlung zu schlecht. Burnout ist mehr als häufig.
In einer guten Klinik bzw. Heimen erfolgen auch die Sitzung aller therapeutisch Tätigen, die sich diesbezüglich über die ihnen anvertrauten Menschen austauschen, um den Informationsfluss so weit als möglich zu gewährleisten.

Meine persönliche Meinung: Es findet hier mit dem Auftun der "Biografiearbeit" eine Diversifikation statt mit dem Ziel, aus dem breiten Kuchen, der das Geschäft mit kranken und alten Menschen geworden ist, ein Stück herauszuschneiden.








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meli

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