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Soziales Im letzten Lebensabschnitt noch mal ganz neu anfangen ...

Emmalotta
Emmalotta
Mitglied

Im letzten Lebensabschnitt noch mal ganz neu anfangen ...
geschrieben von Emmalotta
Hallo in die Runde,

nach langer Zeit melde ich mich mal wieder - in der Hoffnung auf einen Erfahrungsaustausch mit Euch zum Thema "Gerade eingerichtet im neuen Lebensabschnitt und plötzlich alles wieder auf Neuanfang". Kennt das jemand? Wie habt Ihr das erlebt?

Mein konkreter Fall: Ich habe gute zwei Jahre gebraucht, bis ich in meinem neuen Lebensabschnitt als Rentnerin wirklich angekommen war und mich eingerichtet hatte mit einer guten Struktur im Alltag, mit Ehrenämtern, die mir Freude machten, mit Lernen an der Uni und trotzdem viel Zeit für mich. Dann aber kam von einem Tag auf den anderen alles anders: Meine Wohnung wurde mir wegen Eigenbedarf gekündigt, und nichts konnte mehr so bleiben "wie gewohnt". Nach dem ersten, recht heftigen Schock (der zwei Wochen anhielt und mich 5 Kilo leichter machte) hab ich eine radikale Veränderung beschlossen und eine Wohnung in einer anderen Stadt gemietet, die 250 Kilometer weit von meinem jetzigen Wohnort und auch in einem anderen Bundesland liegt. Nach fast 40 Jahren also eine total neue Umgebung.

Neu ist aber nicht nur der Umzug in eine mir noch fremde und viel größere Stadt. Neu ist für mich auch, dass ich dann recht engen Familienanschluss haben werde - mein Bruder und seine Frau, meine beiden Nichten und ihre Partner, mein kleiner Großneffe leben dort. Alle versichern mir, dass sie sich auf mich freuen und wir hatten auch bislang schon auch eine sehr schöne Beziehung zueinander - aber eben immer auf Distanz, mit Treffen so zwei-, dreimal im Jahr. Ich habe die letzten 20 Jahre ganz allein gelebt und frage mich, ob ich es in meinem Alter noch schaffe, den Erwartungen gerecht zu werden, wenn ich nun "mittendrin" sein werde im Clan ... Ob ich es schaffe, die richtige Balance zu finden zwischen Verbundenheit und Autonomie. Und natürlich auch, ob ich nicht der Versuchung erliege, in einer ganz und gar neuen, erstmal fremden Umgebung zu sehr an der Familie zu klammern. Wir haben zwar schon ganz offen darüber gesprochen, dass wir trotz räumlicher Nähe alle unser eigenes Leben leben wollen - aber das ist erstmal nur die Theorie.

Habt Ihr Ähnliches erlebt? Ich würde mich freuen, von Euren Erfahrungen zu hören.

Herzliche Grüße,
Emmalotta
Re: Im letzten Lebensabschnitt noch mal ganz neu anfangen ...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Emmalotta vom 27.06.2014, 21:51:01
Hallo Emmalotta, vielleicht wirst Du Dich wohler fühlen wenn Du Deinen Neuanfang als neue, großartige Chance siehst die nicht jeder hat. Ich persönlich würde es eher als Bereicherung sehen. Und vielleicht solltest Du Dich gleich dagegen aussprechen dass Erwartungen an Dich gestellt werden. Ein offenes Wort zur rechten Zeit erspart Dir vielleicht nachträglichen Stress.

Wir haben auch einen Neuanfang gewagt, nicht nur in einer neuen Stadt, sondern wir sind gleich in ein anderes Land umgesiedelt, neue Sprache, andere Mentalität usw. Bis jetzt haben wir keine Sekunde bereut und ich wüsste nicht warum sich das ändern sollte.

Ein Neuanfang im Alter ist eine hervorragende Konstellation, Du musst es nur annehmen.

Alles Gute, Bruny
Emmalotta
Emmalotta
Mitglied

Re: Im letzten Lebensabschnitt noch mal ganz neu anfangen ...
geschrieben von Emmalotta
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 27.06.2014, 22:19:39
Danke, Bruny, für Deine schnelle Antwort - und wow! ich bewundere Euren Mut! Aber Ihr seid ja auch zu zweit offenbar ...

Mein Problem ist eigentlich nicht, dass die Familie zuviel von mir erwartet, sondern dass ich die plötzliche neue Nähe als zuviel empfinden könnte - obwohl ich andererseits total glücklich darüber bin, nun nicht mehr immer nur Einzelkämpferin zu sein.

Ein alter Konflikt von mir: großer Wunsch nach Verbundenheit und Zugehörigkeit, gleichzeitig aber Angst vor zu viel Nähe ....

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Re: Im letzten Lebensabschnitt noch mal ganz neu anfangen ...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Emmalotta vom 27.06.2014, 22:30:05
Oooch, ich glaub da musst Du Dir keine Gedanken machen. Lass soviel Nähe zu wie Du möchtest und sag offen wenn es Dir zuviel wird, dann klappt das schon. Und wenn Deine Lieben wissen dass Du Freiraum brauchst werden sie das sicher akzeptieren. Aber wenn nicht offen darüber gesprochen wird, entstehen unnötige Spannungen und dann fühlt sich niemand wohl.

Hoffentlich höre ich mich nicht an wie Dr Sommer (oder wie dieser Kummerkastenfritze heisst)
Emmalotta
Emmalotta
Mitglied

Re: Im letzten Lebensabschnitt noch mal ganz neu anfangen ...
geschrieben von Emmalotta
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 27.06.2014, 22:38:50
Nee, Bruny - du klingst nicht wie Dr.Sommer, den ja außerhalb dieses Forums wohl niemand mehr kennt
barbarakary
barbarakary
Mitglied

Re: Im letzten Lebensabschnitt noch mal ganz neu anfangen ...
geschrieben von barbarakary
als Antwort auf Emmalotta vom 27.06.2014, 21:51:01
Auch ich habe den Schritt vor 10 Jahren gewagt in eine ganz neue Umgebung, 600 km von meiner alten weg, weil hier meine Tochter mit Familie lebt. Mag auch nicht zu viel Nähe und so haben wir das gut hingekriegt: wenn wir uns brauchen, sind wir füreinander da, wenn nicht, dann nur zu bestimmten Anlässen. Ansonsten lebt jeder sein Leben für sich. Bin allerdings eingebunden in einen netten Kreis jüngerer Leute und Vereinsleben. Wer aufgeschlossen ist und neugierig auf das neue Leben, findet auch Anschluss!

Viel Glück wünscht Dir mit lieben Grüßen
barbarakary

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Re: Im letzten Lebensabschnitt noch mal ganz neu anfangen ...
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Emmalotta vom 27.06.2014, 21:51:01
Es ist immer so, dass Mensch meint, dass ihm Böses widerfährt.
In Wirklichkeit sind es immer Chancen, die Besseres als Folge haben. Mensch wird auf sein Glück gestuppst, und dabei spielen Jahre keine Rolle.
myrja
myrja
Mitglied

Re: Im letzten Lebensabschnitt noch mal ganz neu anfangen ...
geschrieben von myrja
Ich habe in meinem Leben schon so manchen Neuanfang durch Umzug und berufliche Veränderung gemacht und immer wieder bei Null angefangen.

Im nächsten Jahr ist mal wieder ein Neuanfang fällig. Ich wandere aus nach Südmarokko und zwar alleine. Ich freue mich sehr darauf und habe keinerlei Angst davor. Natürlich kenne ich die Gegend schon durch viele, viele Aufenthalte wie meine "Westentasche". Kenne auch die Mentalität der Menschen dort, die ich sehr mag.

Es ist ein Traum, den ich schon mein ganzes Leben lang in mir trage. Nun, mit dann 69 Jahren verwirkliche ihn.

Ich sehe es wie Digizar: Jeder Neuanfang kann eine Chance sein, die man selbstverständlich dann auch nutzen sollte.

Und wenn's schief geht? Na denn komme ich halt wieder nach Deutschland zurück und fange eben noch einmal neu an. So kannst auch Du dann doch jederzeit wieder in alte Heimat zurückziehen, oder?

Ich wünsche Dir Glück!

Myrja
Emmalotta
Emmalotta
Mitglied

Re: Im letzten Lebensabschnitt noch mal ganz neu anfangen ...
geschrieben von Emmalotta
als Antwort auf myrja vom 28.06.2014, 12:24:56
Vielen Dank an Euch alle - Ihr macht mir Mut, schon allein dadurch, dass es offenbar gar nicht so ungewöhnlich ist, auch mit 65 noch mal von vorn anzufangen.

Naja, Freundschaften schließt man ja in höherem Alter nicht so schnell, aber ich bin wild entschlossen, Kontakte aufzubauen durch Sprachkurs, Sport, Ehrenamt und Nachbarschaft. Schon damit ich wirklich ein eigenes Leben dort habe und nicht in Gefahr komme, zu sehr in der Family zu glucken

Vielleicht mach ich mal einen Blog hier auf und schildere immer mal wieder, wie's mir so geht in der neuen Umgebung? *grübel*

@ Digizar: Ich ziehe meinen Hut vor Dir!!!! Und komme mir im Vergleich zu Dir ziemlich kleinmütig vor ...
Loana
Loana
Mitglied

Re: Im letzten Lebensabschnitt noch mal ganz neu anfangen ...
geschrieben von Loana
Hallo Emmalotta,

klar kann man auch in diesem Alter nochmal von vorn anfangen ;)

Im Jahr 2010 wollte ich dem Winter entfliehen und in den Süden.
So suchte ich im Internet in Südfrankreich und Südspanien ein Haus für mich und meine beiden Katzen.

In Südfrankreich wurde ich leider nicht fündig, da kaum Häuser vermietet werden. So fand ich ein Haus in Andalusien, vereinbarte mit dem Makler einen Termin u. flog im Oktober hin.

Im November zog ich dann mit meinen Katzen um, behielt meine Wohnung in D noch bis März 2011, einfach aus Sicherheitsgründen.

Bis jetzt bin ich geblieben habe diesen Schritt nicht bereut und stelle sogar Überlegungen nach, nach Florida (West Palm Beach) zu ziehen.

Ich habe spontan gehandelt und nicht lange überlegt, sonst wäre ich vermutlich noch in Deutschland ;)

Nur Mut zu Veränderungen, sie bringen uns weiter wie Digi geschrieben hat ;)

LG Loana

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