Soziales "Jeder ist selbst seines Glückes Schmied" - Ist er das wirklich?
Lieber Sittingbull,
ich denke, dass Du diesen Spruch sehr verkürzest, wenn Du ihn klassenkämpferisch auslegst. Ich bin auch nicht dafür, ihn so auszulegen, dass jeder an seinen Misserfolgen wie Erfolgen ausschließlich selber schuld ist. Zu beidem gehört immer auch ein entsprechendes Umfeld, einmal mehr, einmal weniger.
Der Mensch erleidet aber nicht nur die Umwelt, sondern er gestaltet sie mit. In diesem Sinne sehe ich den Spruch positiv. Er soll dem Einzelnen Mut machen, sein Schicksal selber in die Hand zu nehmen.
Tellerwäscherstory hin oder her, noch nie war eine Gesellschaft so durchlässig wie heute. Wir haben den Adel abgeschafft. Rein formal gibt es keine Stände mehr, die undurchlässige Barrieren darstellen.
Wenn Du dem Einzelnen keine Initiative zutraust und alles auf die fördernde oder eben nicht fördernde Umwelt schiebst, dann entwürdigst Du das Individuum. Menschen sind mehr als Spielbälle im Universum, sie handeln selbst und sind in gewissem Sinne autonom.
Karl
P.S.: Ich bitte um eine sachliche Diskussion ohne persönliche Anfeindungen. Dieser Thread sollte nicht so entgleisen wie der Vorgängerthread, aus dem dieses Thema abgeleitet wurde.
ich denke, dass Du diesen Spruch sehr verkürzest, wenn Du ihn klassenkämpferisch auslegst. Ich bin auch nicht dafür, ihn so auszulegen, dass jeder an seinen Misserfolgen wie Erfolgen ausschließlich selber schuld ist. Zu beidem gehört immer auch ein entsprechendes Umfeld, einmal mehr, einmal weniger.
Der Mensch erleidet aber nicht nur die Umwelt, sondern er gestaltet sie mit. In diesem Sinne sehe ich den Spruch positiv. Er soll dem Einzelnen Mut machen, sein Schicksal selber in die Hand zu nehmen.
Tellerwäscherstory hin oder her, noch nie war eine Gesellschaft so durchlässig wie heute. Wir haben den Adel abgeschafft. Rein formal gibt es keine Stände mehr, die undurchlässige Barrieren darstellen.
Wenn Du dem Einzelnen keine Initiative zutraust und alles auf die fördernde oder eben nicht fördernde Umwelt schiebst, dann entwürdigst Du das Individuum. Menschen sind mehr als Spielbälle im Universum, sie handeln selbst und sind in gewissem Sinne autonom.
Karl
P.S.: Ich bitte um eine sachliche Diskussion ohne persönliche Anfeindungen. Dieser Thread sollte nicht so entgleisen wie der Vorgängerthread, aus dem dieses Thema abgeleitet wurde.
Re: "Jeder ist selbst seines Glückes Schmied" - Ist er das wirklich?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Jeder kann mit etwas Glück und Fleiß zu einer Lebenszufriedenheit kommen
Re: "Jeder ist selbst seines Glückes Schmied" - Ist er das wirklich?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Das Sprichwort geht auf das Gedicht eines römischen Konsuls zurück, bei dem es darum ging, dass man sein Schicksal nicht stoisch hinnehmen soll, sondern es durch sein eigenes Handeln beeinflussen kann.Hi stellamaris,
Es ging dabei nicht explizit um wirtschaftlichen Erfolg.
auf wen die Redensart zurückgeht ist nicht wichtig. Es geht darum, wie sie heute benutzt wird. Der Spruch vom "Quantensprung" als riesigem Schritt wird auch ständig zu hören, obwohl er aus naturwissenschaftlicher Sicht unsinnig ist.
Otto Normalverbraucher nebst Gattin benutzen diese Redensart um dazustellen, daß jeder über sein Schicksal selbst bestimmt. Wir sind uns doch vermutlich darüber einig, daß das nicht stimmt.
@Karl: Auch wenn SB die Redensart mit klassenkämpferischem Hintergrund verwendete, nimmt das seiner Aussage nicht den Wahrheitsgehalt. Er neigt halt zu überspitzter Darstellung, das wissen doch alle. "Übertreibung macht anschaulich" war der ständig zu hörende Spruch eines geschätzten Lehrers.
det
Nachtrag: dieser kurze Artikel macht deutlich, daß Menschen es nicht einmal vollständig in der Hand haben, wie sie mit Lebenskrisen umgehen.
Warum gewinnen manche Menschen durch Lebenskrisen an Kraft, während andere daran zerbrechen? Bestimmte Gen-Varianten entscheiden, wie das Gehirn auf Stress reagiert, [...]
Re: "Jeder ist selbst seines Glückes Schmied" - Ist er das wirklich?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Sittingbull hat durchaus recht. Auch Clara hat schon darauf hingewiesen: Dieser Spruch ist wunderbar dazu geeignet, jede Kritik an gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten im Keim zu ersticken. Dann wird nämlich alles, was jemandem an Glück oder Unglück passiert, ihm/ihr selbst zugeschoben, und völlig außer acht gelassen werden die vielleicht unmöglichen gesellschaftlichen Bedingungen,die jemanden nicht dazu kommen lässt, sein Glück zu machen.
Eine große Rolle spielt das geographische und soziale Umfeld, in das ich hineingeboren wurde.
Wer beispielsweise im Gazastreifen oder in Afghanistan aufgewachsen ist und daurnde Kriege miterleben musste, die ihn nicht dazu kommen ließen, seine Persönlichkeit adäquat zu entwickeln, vielleicht auch an Bildung gehindert wurde, oder wer dauernd krank ist, wird diesen Spruch als reinen Zynismus empfinden.
Wer mit einem goldenen Löffel geboren wurde, in einerm friedlichen Land, guten Elternhaus und alle Möglichkeiten ausschöpfen konnte, die seine Persönlichket fördern, wird das ganz anders sehen.
Das heißt nicht, dass es nicht auch Menschen gibt, die trotz bester Bedingugnen unglücklich und andere, die trotz schlechter Bedingungen glücklich sind. Es gibt immer geborene Lebenskünstler und geborene Unglücksraben. Aber insgesamt finde ich diesen Spruch ziemlich blöd; für mich ist er Augenwischerei.
Ich bin übrigens sehr glücklich und zufrieden mit meinem Leben und allen Möglichkeiten, die ich habe. Ich habe wirklich nichts zu klagen, mir geht es sehr gut, gesundheitlich sowieso, aber auch sonst genieße ich mein Leben. Nicht dass da Missverständnnisse aufkommen.
Eine große Rolle spielt das geographische und soziale Umfeld, in das ich hineingeboren wurde.
Wer beispielsweise im Gazastreifen oder in Afghanistan aufgewachsen ist und daurnde Kriege miterleben musste, die ihn nicht dazu kommen ließen, seine Persönlichkeit adäquat zu entwickeln, vielleicht auch an Bildung gehindert wurde, oder wer dauernd krank ist, wird diesen Spruch als reinen Zynismus empfinden.
Wer mit einem goldenen Löffel geboren wurde, in einerm friedlichen Land, guten Elternhaus und alle Möglichkeiten ausschöpfen konnte, die seine Persönlichket fördern, wird das ganz anders sehen.
Das heißt nicht, dass es nicht auch Menschen gibt, die trotz bester Bedingugnen unglücklich und andere, die trotz schlechter Bedingungen glücklich sind. Es gibt immer geborene Lebenskünstler und geborene Unglücksraben. Aber insgesamt finde ich diesen Spruch ziemlich blöd; für mich ist er Augenwischerei.
Ich bin übrigens sehr glücklich und zufrieden mit meinem Leben und allen Möglichkeiten, die ich habe. Ich habe wirklich nichts zu klagen, mir geht es sehr gut, gesundheitlich sowieso, aber auch sonst genieße ich mein Leben. Nicht dass da Missverständnnisse aufkommen.
Jeder Mensch wird in seinem Leben Glück und Unglück erleben - sowohl der,der "mit goldenen Löffeln" geboren wurde als auch der, bei dem es nur zu Blechlöffeln reichte und ganz am Schluss endet es für jeden mit dem Tod.
Ich denke, es kommt sehr auf die persönliche Einstellung eines Menschen an: hat jemand die Kraft und auch Disziplin nach Schicksalsschlägen wieder aufzustehen und wiedere anzufangen? Wenn er oder sie dies nicht machen, ist m.E. das Leben vorbei, weil es sich dann nur nach Trauer über das Missgeschick, über Schuldzuweisungen an andere erschöpft und davon auch die Umwelt dieses Menschen stark betroffen ist.
Es liegt viel an der ERziehung, am Grundstock den man Kindern vermittelt. Sie müssen Kraft erhalten und auch Stärke - das Leben ist ja nicht vorhersehbar in all seinen Facetten, aber doch eine wunderbare Sache. Ich persönlich machte immer die Erfahrung, dass mich jeder Schicksalsschlag, den ich zu verkraften hatte, letztendlich stärker machte und mir auch aufzeigte, dass es fast für alles eine Lösung gibt - solange man noch lebt und dieses Leben auch annimmt, so wie es nun mal ist. Olga
Ich denke, es kommt sehr auf die persönliche Einstellung eines Menschen an: hat jemand die Kraft und auch Disziplin nach Schicksalsschlägen wieder aufzustehen und wiedere anzufangen? Wenn er oder sie dies nicht machen, ist m.E. das Leben vorbei, weil es sich dann nur nach Trauer über das Missgeschick, über Schuldzuweisungen an andere erschöpft und davon auch die Umwelt dieses Menschen stark betroffen ist.
Es liegt viel an der ERziehung, am Grundstock den man Kindern vermittelt. Sie müssen Kraft erhalten und auch Stärke - das Leben ist ja nicht vorhersehbar in all seinen Facetten, aber doch eine wunderbare Sache. Ich persönlich machte immer die Erfahrung, dass mich jeder Schicksalsschlag, den ich zu verkraften hatte, letztendlich stärker machte und mir auch aufzeigte, dass es fast für alles eine Lösung gibt - solange man noch lebt und dieses Leben auch annimmt, so wie es nun mal ist. Olga
Re: "Jeder ist selbst seines Glückes Schmied" - Ist er das wirklich?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
.
... auch margarit hat es schon angedeutet, dass sb bei der auslegung
dieses sprichwortes recht haben könnte ...
wobei ich mehr wert auf eingeverantwortlichkeit lege.
@det, danke für deinen link und deine auslegungen.
m./.
.
... auch margarit hat es schon angedeutet, dass sb bei der auslegung
dieses sprichwortes recht haben könnte ...
wobei ich mehr wert auf eingeverantwortlichkeit lege.
1. siehe seire 2
2. ebenfalls seite 2
"genau,
auch so kann die bedeutung des sprichwortes dargelegt werden."
@det, danke für deinen link und deine auslegungen.
m./.
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Re: "Jeder ist selbst seines Glückes Schmied" - Ist er das wirklich?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
@Karl
ja, deine Feststellung ist richtig:
ich habe dieses Thema gewählt, weil mich diese Aussage “Jeder ist seines Glückes Schmied” aus einem anderen Thread sehr beschäftigt hat..
Es ist schon so, dass auch in meinem persönlichen Umfeld dieser Spruch oft dahergesagt wird, ohne tiefer darüber nachzudenken.
@Marina, Danke,
denn genau so denke ich auch, konnte es nur nicht so gut erklären wie du.
In Bezug auf die berufliche Entwicklung hat es gerade in der heutigen Zeit eben nicht Jeder in seiner Hand, diesen Spruch umzusetzen.
sirod49
ja, deine Feststellung ist richtig:
ich habe dieses Thema gewählt, weil mich diese Aussage “Jeder ist seines Glückes Schmied” aus einem anderen Thread sehr beschäftigt hat..
Es ist schon so, dass auch in meinem persönlichen Umfeld dieser Spruch oft dahergesagt wird, ohne tiefer darüber nachzudenken.
@Marina, Danke,
denn genau so denke ich auch, konnte es nur nicht so gut erklären wie du.
In Bezug auf die berufliche Entwicklung hat es gerade in der heutigen Zeit eben nicht Jeder in seiner Hand, diesen Spruch umzusetzen.
sirod49
In Bezug auf die berufliche Entwicklung hat es gerade in der heutigen Zeit eben nicht Jeder in seiner Hand, diesen Spruch umzusetzen.
sirod49
Natürlich braucht es auch bei beruflichen Engagements immer zwei, die einen Vertrag schliessen. Aber die Zeiten waren nie so gut wie heute und werden es weiterhin sein: es gehen mehr Leute in Rente als auf den Arbeitsmarkt drängen - und das wird sich noch verschärfen.
Natürlich muss eine Qualifikationsbasis vorhanden sein, um darauf berufliches Glück aufzubauen. Leute ohne Schul- oder Berufsabschluss werden es immer schwer haben - aber das war immer schon so, auch wenn es in Deutschland im milden Licht des Rückblicks oft vergessen wird.
Ich habe auch in meinem Leben immer dieErfahrung gemacht, Dinge und Ziele, die mir wirklich wichtig waren, für die habe ich gekämpft und sie dann auch erreicht. Und wenn es dafür nötig war, Opfer zu bringen, hat es sich immer gelohnt. Olga
Dass Geld und Güter nicht glücklich machen, das ist einer der Floskeln der Reichen, die nur reicher sein können als die Armen, weil sie letztere um jeden Preis "unten" haben wollen. Wenn es nämlich keine Armen gäbe, wären die Reichen auch nicht die Reichen.
Und nur ganz noch so nebenbei: Nicht umsonst predigen die Pfarrer, dass Armut glücklich mache und eher ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe als ein Reicher in den Himmel komme. Wie sonst könnten sie noch Gläubige in die Kirche - und zum Opferstock! - locken?
Und nur ganz noch so nebenbei: Nicht umsonst predigen die Pfarrer, dass Armut glücklich mache und eher ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe als ein Reicher in den Himmel komme. Wie sonst könnten sie noch Gläubige in die Kirche - und zum Opferstock! - locken?
Re: "Jeder ist selbst seines Glückes Schmied" - Ist er das wirklich?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
.
tut mir leid, ich kann das gugeln einfach nicht lassen.
.
der glücks-schmied-sinnspruch entstammt der sammlung von appius claudius caecus [lat.caecus =der (im alter) blinde], geb.ca.340, †273 v.chr,
einem interessanten politiker.
er hatte vier söhne, die (natürlich) unterschiedliche namen bekamen.
seine fünf töchter jedoch, wurden einfach "durchnumeriert": claudia prima bis claudia quinta
er liess die via appia bauen und die wasserleitung Aqua Appia nach rom
von interesse für die linke fraktion:
er vertrat rechte der unterschicht und der freigelassenen sklaven, denen er teilnahme an wahlen und deren söhnen sogar die aufnahme in den senat ermöglichte.
seinen sekretär gnaeus flavius liess er einen kalender der Gerichtstage veröffentlichen und die bislang von priestern vorgenommenen Prozessformeln im ius flavianum ebenfalls der Öffentlichkeit zugänglich machen,
wodurch die römische rechtsprechung erstmals nachvollziehbare anhaltspunkte in puncto prozessordnung bekam.
im römischen staat hob er die beschränkung des vollen gemeindebürgerrechts auf nur in rom ansässige auf
und brach mit dem alten finanzsystem,
weswegen ich glaube, dass wir einen solchen politiker auch heute ganz gut gebrauchen könnten ...
.
aus dem internet und gedächtnis,
daher ohne gewähr ...
m./.
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tut mir leid, ich kann das gugeln einfach nicht lassen.
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der glücks-schmied-sinnspruch entstammt der sammlung von appius claudius caecus [lat.caecus =der (im alter) blinde], geb.ca.340, †273 v.chr,
einem interessanten politiker.
er hatte vier söhne, die (natürlich) unterschiedliche namen bekamen.
seine fünf töchter jedoch, wurden einfach "durchnumeriert": claudia prima bis claudia quinta
er liess die via appia bauen und die wasserleitung Aqua Appia nach rom
von interesse für die linke fraktion:
er vertrat rechte der unterschicht und der freigelassenen sklaven, denen er teilnahme an wahlen und deren söhnen sogar die aufnahme in den senat ermöglichte.
seinen sekretär gnaeus flavius liess er einen kalender der Gerichtstage veröffentlichen und die bislang von priestern vorgenommenen Prozessformeln im ius flavianum ebenfalls der Öffentlichkeit zugänglich machen,
wodurch die römische rechtsprechung erstmals nachvollziehbare anhaltspunkte in puncto prozessordnung bekam.
im römischen staat hob er die beschränkung des vollen gemeindebürgerrechts auf nur in rom ansässige auf
und brach mit dem alten finanzsystem,
weswegen ich glaube, dass wir einen solchen politiker auch heute ganz gut gebrauchen könnten ...
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aus dem internet und gedächtnis,
daher ohne gewähr ...
m./.
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