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Soziales Jörg Zink ist gestorben

Sirona
Sirona
Mitglied

Jörg Zink ist gestorben
geschrieben von Sirona
Jörg Zink ist tot. Zur Erinnerung an diesen großartigen Denker möchte ich folgendes weitergeben, das glasklar unsere desolate Situation hier auf Erden - zwar recht drastisch - beschreibt.
Was der Mensch verursacht wenn er meint selbst alles in die Hand nehmen zu können - ohne Gott - geht aus diesen Versen deutlich hervor.

LG Sirona

Die letzten sieben Tage der Schöpfung
von Jörg Zink

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.
Aber nach vielen Jahrmillionen war der Mensch endlich klug genug. Er sprach: Wer redet hier von Gott? Ich nehme meine Zukunft selbst in die Hand. Er nahm sie, und es begannen die letzten sieben Tage der Erde.

Am Morgen des ersten Tages
beschloss der Mensch, frei zu sein und gut, schön und glücklich. Nicht mehr Ebenbild eines Gottes, sondern ein Mensch. Und weil er etwas glauben musste, glaubte er an die Freiheit und an das Glück, an Zahlen und Mengen, an die Börse und den Fortschritt, an die Planung und seine Sicherheit. Denn zu seiner Sicherheit hatte er den Grund zu seinen Füßen gefüllt mit Raketen und Atomsprengköpfen.

Am zweiten Tage
starben die Fische in den Industriegewässern, die Vögel am Pulver aus der chemischen Fabrik, das den Raupen bestimmt war, die Feldhasen an den Bleiwolken von der Straße, die Schoßhunde an der schönen roten Farbe der Wurst, die Heringe am Öl auf dem Meer und an dem Müll auf dem Grunde des Ozeans. Denn der Müll war aktiv.

Am dritten Tage
verdorrte das Gras auf den Feldern und das Laub an den Bäumen, das Moos an den Felsen und die Blumen in den Gärten. Denn der Mensch machte das Wetter selbst und verteilte den Regen nach genauem Plan. Es war nur ein kleiner Fehler in dem Rechner, der den Regen verteilte. Als sie den Fehler fanden, lagen die Lastkähne auf dem trockenen Grund des schönen Rheins.

Am vierten Tage
gingen drei von vier Milliarden Menschen zugrunde. Die einen an den Krankheiten, die der Mensch gezüchtet hatte, denn einer hatte vergessen, die Behälter zu schließen, die für den nächsten Krieg bereitstanden. Und ihre Medikamente halfen nichts. Die hatten zu lange schon wirken müssen in Hautcremes und Schweinelendchen. Die anderen starben am Hunger, weil etliche von ihnen den Schlüssel zu den Getreidesilos versteckt hatten. Und sie fluchten Gott, der ihnen doch das Glück schuldig war. Er war doch der liebe Gott!

Am fünften Tage
drückten die letzten Menschen den roten Knopf, denn sie fühlten sich bedroht. Feuer hüllte den Erdball ein, die Berge brannten, die Meere verdampften, und die Betonskelette in den Städten standen schwarz und rauchten. Und die Engel im Himmel sahen, wie der blaue Planet rot wurde, dann schmutzig braun und schließlich aschgrau. Und sie unterbrachen ihren Gesang für zehn Minuten.

Am sechsten Tage
ging das Licht aus. Staub und Asche verhüllten die Sonne, den Mond und die Sterne. Und die letzte Küchenschabe, die in einem Raketenbunker überlebt hatte, ging zugrunde an der übermäßigen Wärme, die ihr gar nicht gut bekam.

Am siebten Tage
war Ruhe. Endlich. Die Erde war wüst und leer, und es war finster über den Rissen und Spalten, die in der trockenen Erdrinde aufgesprungen waren. Und der Geist des Menschen irrlichterte als Totengespenst über dem Chaos. Tief unten in der Hölle aber erzählte man sich die spannende Geschichte von dem Menschen, der seine Zukunft in die Hand nahm, und das Gelächter dröhnte hinauf bis zu den Chören der Engel.
Klara39
Klara39
Mitglied

Re: Jörg Zink ist gestorben
geschrieben von Klara39
als Antwort auf Sirona vom 14.09.2016, 10:47:06
Danke Sirona, dass Du an den Tod Jörg Zinks erinnerst! Er wurde gesegnete 93Jahre alt. Ich habe seine klugen Gedanken immer gern gelesen.
Leider gilt der Prophet nichts im eigenen Lande. Und bei der von Dir eingestellten Voraussage kann man am Ende nicht mehr aus Schaden klug werden. Die Anfänge kann man ja mit Schrecken heute schon beobachten.

Mir fällt da etwas ganz Profanes ein: zu Zeiten der DDR waren ja Sprüche und Transparente große Mode. Bei uns hing zur Erntezeit eins über der Straße: "Ohne Gott und Sonnenschein bringen wir die Ernte ein" Bei Nacht und Nebel hatte jemand eins darunter gehangen "Ohne Sonnenschein und Gott geht die LPG kaputt!" (LPG = landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) Wie im Kleinen so leider auch im Großen.

Mögen die Gedanken von Jörg Zink immer lebendig bleiben. Ihm gönne ich die ewige Ruhe!
Klara
Sirona
Sirona
Mitglied

Re: Jörg Zink ist gestorben
geschrieben von Sirona
als Antwort auf Klara39 vom 14.09.2016, 12:28:42
Dieses Gedicht von J.Z. mutet an, als ob er es für sich selbst erdacht hat.

Die Brücke der Trauer - Jörg Zink



Lange stand ich vor der schmalen Holzbrücke,
die sich mit ihrem sanften Bogen spiegelte.
Es war eine Brücke zum Hin- und Hergehen,
hinüber und herüber. Einfach so,
des Gehens wegen und der Spiegelungen.

Die Trauer ist ein Gang hinüber und herüber.
Hinüber, dorthin, wo man mit ihm war.
Alle die Jahre des gemeinsamen Lebens.

Und dieses Hin- und Hergehen ist wichtig.
Denn da ist etwas abgerissen.
Die Erinnerung fügt es zusammen, immer wieder.
Da ist etwas verloren gegangen.
Die Erinnerung sucht es auf und findet es.
Da ist etwas von einem selbst weggegangen.
Man braucht es. Man geht ihm nach.
Man muss es wiedergewinnen, wenn man leben will.

Man muss das Land der Vergangenheit erwandern,
hin und her, bis der Gang über die Brücke
auf einen neuen Weg führt.


Ich denke das J.Z. jetzt den Gang über die Brücke geschafft hat und sich auf einem neuen Weg befindet.

Gerade habe ich sein Buch „Deine Wege werden kürzer – fürchte dich nicht!“ in einem Zug gelesen, das Gedanken am Lebensende mit Rückschau, Gegenwart und Zukünftigem beinhaltet. Wirklich sehr empfehlenswert, vor allem auch für Garteninhaber, da er Wunderbares über seinen Garten, Natur und seine Heimat mit eingeflochten hat.

LG Sirona

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Malinda
Malinda
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Re: Jörg Zink ist gestorben
geschrieben von Malinda
als Antwort auf Sirona vom 14.09.2016, 14:02:00
Ich hatte das Glück, Jörg Zink kennenlernen zu dürfen.
Einmal habe ich ihn privat erlebt und dann auf einem Kirchentag.
Mit ihm geht wieder eine große Persönlichkeit.
Er war bescheiden, fest im Glauben, leidenschaftlicher Bewahrer der Schöpfung und Kämpfer für den Frieden.
Wirklich traurig bin ich über seinen Tod nicht; er hatte ein so reiches Leben und hinterlässt der Welt so viele gute Gedanken!
Traurig macht mich allerdings, dass es nicht mehr viele Menschen seines Formates gibt.

Wenn ich einmal gestorben bin
– so denke ich mir –,
betrete ich einen Raum,
der mir bis dahin fremd war,
den ich aber glaube.
Er war „jenseitig“ und wird im Tod
und in der Auferstehung zu „meiner Welt“.

( Auszug aus seinen Gedanken auf seiner Todesanzeige. )

Möge er in `seiner Welt` den ewigen Frieden finden.

Malinda
Sirona
Sirona
Mitglied

Re: Jörg Zink ist gestorben
geschrieben von Sirona
als Antwort auf Malinda vom 14.09.2016, 18:31:20
Malinda, mit jedem Weggang solch engagierter Menschen, die noch an Gott glaubten und seine Schöpfung bewahren wollten meine ich, dass die Welt immer ärmer wird.
Und ich bin davon überzeugt dass J.Z. in der anderen Welt das vorfinden wird, das er erwartete und woran er glaubte.
Er hat gute Gedanken in seinen Büchern hinterlassen, die es wirklich wert sind zu lesen.

Sirona
barbarakary
barbarakary
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Re: Jörg Zink ist gestorben
geschrieben von barbarakary
als Antwort auf Sirona vom 14.09.2016, 10:47:06
Danke, Sirona! Einige seiner Bücher stehen in meinem Regal, einige habe ich auch verschenkt. Und auch mein Enkel (23) fand Gefallen an Jörg Zinks Gedanken. Seine Bücher und Gedanken sind so zeitlos, dass ich erstaunt war, dass er schon 93 Jahre alt war!

Schade, dass dieser großartige Mensch von uns gegangen ist, ohne entsprechende Nachfolger zu hinterlassen...

LG barbarakary

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