Soziales Kann mir einer erklären, warum einige Ältere so uneinsichtig werden.

Altersstarrsinn ist ein gefährliches Pflaster. In meinem Bekanntenkreis passiert gerade ähnliches. Es ist schwer die Eigenbestimmung des Patienten zu wahren, auch wenn er sich damit selbst schadet. Für Angehörige ein schweres Los, da Gefühle eine große Rolle spielen.

Meine Bekannten haben den beiden Alten Menschen ihre Entscheidung erlebbar gemacht, so dass sie gezwungen waren zu erkennen, was sie damit bewirken. Diese Erfahrung war sehr hilfreich und hat zu deren Umdenken geführt.

Mein Fazit dazu: erleben ist besser als reden ........

Alexa_46

Sehr gutes Fazit Alexa, da ist was wahres dran.

Gruß
benny

Ich habe diesen Thread von Anfang an mit Interesse verfolgt, da auch wir jahrelang betroffen waren. Meine Schwiegermutter war zeitlebens eine sehr selbstbestimmte, starke Persönlichkeit. Nach der Vertreibung ihrer eigenen Eltern nahmen sie und ihr Mann diese bei sich auf, mussten dann 1955 aus politischen Gründen bei Nacht und Nebel nur mit dem Allernötigsten mit der gesamten Familie aus der DDR fliehen und völlig von vorne beginnen. Nachdem mein Schwiegervater schon wenige Jahre danach starb, kämpfte meine Schwiegermutter wie eine Löwin, um ihrem Sohn trotz einer nicht gerade üppigen Rente eine gute Zukunft zu ermöglichen, hat eine Stärke entwickelt, die man dieser zierlichen Person nie zugetraut hätte und hat ihr Leben nach ihren Möglichkeiten gemeistert.

Diese Kämpfernatur und ihr starker Wille blieben ihr bis ins hohe Alter von 91 erhalten, was aber in ihren letzten sechs Lebensjahren das Leben für alle Beteiligten nicht gerade einfach machte. Sie war körperlich ziemlich lange fit, litt aber unter einer schleichenden Demenz, so dass sie zwar noch alles Mögliche erledigen, aber die Wirkung und den Sinn ihrer Handlungen zunehmend schlechter einschätzen konnte.

Ich könnte ein Buch darüber schreiben, wie sehr sie ihrem gesamten Umfeld das Leben schwer machte. Das will ich nicht, denn es würde diesen Thread sprengen, außerdem werfe ich ihr das nicht vor, denn es war krankheitsbedingt und außerdem will ich nicht aus dem Nähkästchen plaudern.

Zur Verdeutlichung möchte ich nur ein einziges Beispiel anführen. Da meine Schwiegermutter von der fixen Idee besessen war, dass man ihr alles Mögliche stehlen wollte oder schon gestohlen hatte, rief sie beinahe täglich bei der Polizei an – bis zu dreißig Mal am Tag – und blockierte teilweise deren Notruf. Sie nannte auch konkret die "Diebin", was streng genommen Verleumdung war!! Anfangs rückten die Polizisten noch einige Male aus, um den "Diebstahl" aufzunehmen, aber schließlich fanden sie das Ganze gar nicht mehr lustig und forderten uns auf, für Abhilfe zu sorgen. Das wiederum war ganz und gar unmöglich, denn wir hatten keine rechtliche Handhabe, ihr Telefon zu manipulieren oder gar abzumelden. Wer sich einmal ernsthaft mit dem Betreuungsrecht auseinandergesetzt hat, kennt die engen Grenzen, in denen man sich bewegen darf. Übrigens fanden sich natürlich alle "gestohlenen" Dinge wieder, als wir die Wohnung später ausräumten. Wie gesagt, dies ist nur ein Beispiel von vielen und zwar ein vergleichsweise harmloses.

Warum ich das so ausführlich schreibe? Um deutlich zu machen, wie sehr man denen, die man doch eigentlich liebt, das Leben schwer machen kann, wenn man nicht früh genug für den Fall vorsorgt, dass man im Alter entweder körperlich oder geistig nicht mehr allein zurecht kommt. Dabei ist es im Grunde unerheblich, woher diese im Alter gelegentlich/öfter auftretende mangelnde Einsicht in Notwendigkeiten herrührt oder wie wir sie nennen. Tatsache ist, dass man davon betroffen sein kann und dass man sich dann damit auseinandersetzen muss.

Mir selbst gefällt der Gedanke natürlich auch nicht, dass irgendwann ein anderer für mich die Entscheidungen treffen soll, aber ich will meinen Kindern nicht die Bürde aufladen, ihr eigenes Leben quasi aufgeben oder aber mit schlechtem Gewissen für mich eine Entscheidung treffen zu müssen. Ich habe ihnen aus Liebe das Leben geschenkt. Der Gedanke, dass ich ihnen damit eine "Verpflichtung" auferlegt haben könnte, verursacht mir Gänsehaut!

Deshalb habe ich – obwohl noch munter wie ein Fisch im Wasser – eine detaillierte notarielle Betreuungsverfügung und eine Patientenverfügung erlassen. Es würde mich freuen, wenn man niemals davon Gebrauch machen muss, aber für den Fall aller Fälle ist alles geregelt. Ich hoffe sehr, dass es eine Hilfe für meine Kinder und alle Beteiligten ist.

Lalelu

Hallo Loretta,

ich lese gerade erst Deine Zeilen, die, würde ich sie ernst nehmen, meine Zukunftsgedanken ziemlich schwinden ließen.
Immer vor dem Hintergrund, dass ich noch für mich selbst Entscheidungen treffen kann, werde ich meine Pläne verwirklichen und mich nicht durch irgendwelche Krankheiten ins soziale Abseits stellen lassen.
Seit vielen Jahren bewege ich mich auf den Schiffen eines deutschen Veranstalters, die sehr wohl auf die Bedürfnisse der nicht mehr ganz jungen Generation ausgerichtet sind. Hier treffe ich quasi immer wieder dieselben Menschen, die auch nicht jünger werden, mit ihren Beschwerden aber wunderbar umzugehen verstehen, weil sie, genauso wie ich, die Weite der Meere lieben.

Sollte mich die Alterdemenz einholen, so bin ich mir sicher, dass meine Kinder mich in beste Hände geben werden; dafür hätten sie selbstverständlich mein Einverständnis.

Ach ja, weltfremd bin ich nicht, trotz meiner blauen Augen.

Heide

Liebe Felide1- über die "Uneinsichtigkeit" oder auch "Altersstarrsinn" gibt es Studien-soweit ich weiß..
Ich selbst habe eine 96 jährige Verwandte, die meiner Meinung nach- auch das "Problem" hat.Habe mich damals aus gegebenem Anlaß etwas über "Starrsinn" im Alter informiert.
Was ich behalten habe - ist, daß hinter vermeintlicher Uneinsichtigkeit einiger Älterer oft nur Interessenkonflikte vorliegen. Äußere Einflüsse kommen wohl auch zum tragen, wie Leid, Resignation, Isolation, vielleicht auch Krankheit, Altersheim u.s.w. Wann ist man eigentlich älter?? Ich kenne Leute, die mit 60 Jahren wie 160 Jahre alt erscheinen (wenn man betrachtet, was da im Kopf vor sich geht)..lach, ist also alles relativ, denke mal, daß Wohlstand und ein gutes soziales Umfeld nicht allzuviel damit zu tun haben..
Wer weiß-hoffentlich sind wir mal anders...grins
C.

Was versteht man unter "Uneinsichtigkeit"? Z.B., dass ich jede Meinung eines Anderen akzeptieren muss, weil ich im Falle der Widerrede bereits "uneinsichtig" gelte? Mir erstrebt eine solche Einsichtigkeit keinesfalls erstrebenswert und ich bemühe mich, weiterhin und noch lange kämpferisch zu bleiben. Olga

wenn ich die bedeutung eines wortes nicht weiß, "google" ich (schlicht und ergreifend) -bis jetzt habe ich immer eine antwort bekommen--(vielleicht bin ich aber auch nur schlicht) grins..vesuch´s mal.. gruß c.

Mein ostpreußisches Tantchen war die Generalin der Familie,
sie starb mit 96 Jahren. So lange sie es vermochte, hat sie
keinen Zweifel daran gelassen, was sie wollte und was nicht.
Das wurde respektiert, auch wenn es schon das eine oder andere
Mal schwierig mit ihr war. Sie hat viel erlebt und viel durchlitten in
ihrem langen Leben. Ihr Mann fiel bei der großen Panzerschlacht
in Rußland, sie wurde in Königsberg verschüttet und wieder
ausgegraben, entkam mit viel Glück auf einem Schiff nach Dänemark,
dort eine lange Internierung, entlassen nach Thüringen, von dort
in einer Nacht- und Nebelaktion über die grüne Grenze in
den Westen, einem sturen verwitweten Ostfriesen den Haushalt geführt
und seine Kinder erzogen, Sozialdemokratin durch und durch, politisch
bis in ihr hohes Alter, geliebt und geachtet von Verwandten und Nachbarn.

So eine Frau kann dann auch ihre Marotten pflegen und sie war
durchaus nicht einsichtig, wenn es gegen ihre Vorstellungen ging.

M.

Die Freiheit sein Leben nach eigenen Vorstellungen zu gestalten ist ein sehr hohes Gut. Es hört aber dann auf, wenn der Mensch die Folgen seines Handels nicht mehr richtig bewerten kann. Wer, wie Roxannes Vater, Medikamente nach eigenem Gutdünken nimmt, oder wer durch sein Handeln sich und andere in Gefahr bringt, kann eben nicht mehr frei Entscheiden, sondern muß beschützt werden.
Ich habe für meine Kinder alle Vollmachten ausgestellt, damit sie handeln können, wenn ich den Überblick verliere.
stellamaris

Liebe Medea,
ich denke, daß du die sache auf den punkt gebracht hast!!eben habe ich mich mit meiner freundin rieke über diese Problematik unterhalten und gemeinsam sind wir zum standpunkt gekommen: unsere verschiedenen erlebnisse und erfahrungen tragen dazu bei-so zu sein-wie wir sind (eigentlich auch schon jetzt-ein wenig)..grins
C.