Forum Soziales und Lebenshilfe Soziales Komplette Städte nur für alte Menschen - wäre das eine Alternative auch für Deutschland?

Soziales Komplette Städte nur für alte Menschen - wäre das eine Alternative auch für Deutschland?

olga64
olga64
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Komplette Städte nur für alte Menschen - wäre das eine Alternative auch für Deutschland?
geschrieben von olga64
USA hat zwar prozentual noch nicht so viele alte Menschen (14%) wie Deutschland (20%), aber von jetzt 44 Mio alten Menschen erwartet man Verdoppelung der Menschen, die über 65 Jahre alt sind.

In Florida gibt es seit einigen Jahren "The Villages", eine Stadt mit 115.000 Einwohnern - jeden Monat werden 300 neue Häuser fertig; es ist die in den USA am schnellsten wachsende Stadt und flächenmässig grösser als Manhattan.
Dort leben alte Menschen auf einem eigenen Gebiet mit vielen Golfplätzen, Swimming-Pools, vielen Möglichkeiten für Aktivität,aber auch gesellschaftliches Beisammensein.
Abends treffen sich die Leute auf einem der Marktplätze, wo - was in den USA sehr selten ist - auch in der Öffentlichkeit getrunken werden darf. Es wird getanzt und auch geflirtet. Ab 21 Uhr ist das vorbei - die Menschen ziehen sich zurück in ihre Häuser.
Der Frauenüberschuss soll immens sein, so dass immer mehr alleinlebende Männer dorthin ziehen. Deshalb werden dort auch Schlüsselparties gerne gefeiert: Männer werfen ihre Schlüssel in eine Glasschale - Frauen ziehen einen Schlüssel und fahren dann mit ihrem blind date nach Hause.
Einen Friedhof gibt es nicht.
Kindern ist der Besuch gestattet, aber längstens für 30 Tage (ist sicher auch im Sinne der Kinder).
Es gibt eigene Geschäfte, einen eigenen Radiosender - die Häuschen sind genormt gebaut und kosten zwischen US-$ 200.000.- bis 400.000.- (eine Grenze für Luxusimmobilien nach oben gibt es nicht).
Auch Deutsche leben dort schon, die vorher lange in den USA lebten und ein Leben dort leichter finden als in Deutschland - nicht nur klimatisch.

Abgesehen davon, dass Deutschland vermutlich keine freien Flächen in diesen Dimensionen hat, um darauf neue Städte zu erbauen - könnte dies nicht eine Alternative für alte Menschen sein, die Angst vor dem Alleinsein in der eigenen Wohnung oder einem Altenheim haben?
Es gibt auch in Deutschland genügend Menschen, die Immobilienbesitz haben - wenn dieser veräussert wird, könnte es finanziell gut realisierbar sein.

Bleibt dann ein Partner zurück, weil einer verstirbt, könnte das Überleben einfacher sein. Aber wie steht es mit der generellen Tatsache, dass dies eine SCheinwelt ist, in welcher die Menschen ab einem gewissen Alter nur noch auf der Basis Fun-Fun ihrem Ende entgegen sehen?
Oder ist dies in unserem Strukturen z.B. Altenheim auch nicht anders - nur mit weniger Fun? Olga
Federstrich
Federstrich
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Re: Komplette Städte nur für alte Menschen - wäre das eine Alternative auch für Deutschland?
geschrieben von Federstrich
als Antwort auf olga64 vom 23.02.2016, 16:13:55
Wie so vieles, ist auch ein solches Angebot Geschmackssache, aber es scheint wohl prinzipiell in D zunächst kaum ähnliche Angebote zu geben. Und dann steckt der Teufel wiedermal sehr im Detail. In den US wie auch UK wird ja zwischen "Independent senior living facilities" and "retirement villages" unterschieden. Es geht um die Kosten, die Lage, den Grad der Pflege und vieles andere.
Man müsste also genau hinschauen, welches Angebot zu welchem Alter, zu welcher Geldbörse und welchen Gesundheitszustand etc. pp. passt. Das "Kleingedruckte", die konkrete Ausgestaltung, wird entscheidend sein. Du erwähnst Besuchszeiten. Manche dieser Communities verlangen zum Beispiel, dass man den Ort verlassen muss, sobald man pflegebedüftig wird, weil man den Rüstigen den Anblick ersparen will. Stichwort "Fun". Und viele andere Aspekte gilt es zu beachten.

Für manche kann es Charme haben. Die Vorteile liegen auf der Hand, wenn, ja wenn das Angebot passt. Viele Bewohner geben an, dass Einsamkeit z.B. kein Thema mehr für sie ist. Man wird aber als Senior genauso sondieren müssen, wie man es immer tun muss, wenn man an einen passenden Alterswohnsitz denkt. Die konkreten Bedingungen für jeden Einzelnen sind eben zu unterschiedlich.
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schorsch
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Re: Komplette Städte nur für alte Menschen - wäre das eine Alternative auch für Deutschland?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf olga64 vom 23.02.2016, 16:13:55
Wenn alte Menschen so in Ghettos isoliert werden, könnte es mit der Zeit dazu kommen, dass sie glauben, eine eigene Spezies zu sein - und sich als solche zu vermehren beginnen! ()

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olga64
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Re: Komplette Städte nur für alte Menschen - wäre das eine Alternative auch für Deutschland?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Federstrich vom 23.02.2016, 17:14:25
In der heutigen Südd. Zeitung (Seite 3) steht ein ausführlicher ARtikel über diese Projekte und natürlich bezogen auf die USA (die Sie nie mit UK und/oder Deutschland vergleichen können).
Es geht um eine Riesen-Industrie: die Leute kaufen ein Haus und werden dort auch nicht hinausgeworfen. DAfür verdienen Ärzte ebenfalls viel Geld, wenn sie ihre Klientel behandeln. Nur einen Friedhof gibt es nicht - also am Lebensende wird der Mensch irgendwo entsorgt, bzw. begraben (das ist in Altenheimen nicht anders).
Übrigens - die Menschen von aussen können jederzeit dort Leute besuchen (sie müssen sich ausweisen können und eine Security wacht darüber). Das führt sogar dazu, dass junge Frauen dorthin gehen, um sich einen evtl .Sugar-Daddy auszusuchen.
Damit würde dann auch die Idee von Schorsch realisierbar sein: wenn der Senior noch zeugungsfähig ist, kann für Nachwuchs gesorgt werden.
Übrigens wird in diesem Alten-Refugium eine Billigvariante von Viagra angeboten - hurra wir leben noch.

Aber wie ich schon sagte: solchen Riesen-Alten-Ghettos dürften in Europa überall an der mangelnden, zu bebaubaren Fläche scheitern. DAs ist in den USA anders. Olga
Re: Komplette Städte nur für alte Menschen - wäre das eine Alternative auch für Deutschland?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 23.02.2016, 16:13:55
Ja man muss doch gar nicht immer in die USA schauen, die deutschen Kleinstädte überaltern von ganz allein, da muss man keine "konzipieren". Traurig genung. Ich habe mir das in Californien und Florida auch einmal angesehen und fand es furchtbar. Viel Nachbarschaftsstreitereien, wenig Kinderlachen, zu viel Einsamkeit hinter den verschlossenen Türen und Alkoholprobleme und übertriebener Altershedonismus. Furchtbar.
olga64
olga64
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Re: Komplette Städte nur für alte Menschen - wäre das eine Alternative auch für Deutschland?
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 23.02.2016, 17:54:08
Sicher kann es in einer Stadt mit 114.000 Einwohnern (wie in diesem Alten-Ghetto in Florida) auch zu Unmut und Streitereien, auch zu Alkoholismus kommen - und Kinder sind naturgemäss Mangelware. Das gibt es vermutlich in allen anderen Städten auch und im Kleinen in den Altenheimen.
Oder in den oft gewünschten Alten-WG`s, die nach anfänglicher Euphorie schnell wieder auseinandergehen, weil die einzelnen Individuen sich nicht einordnen können.
Bei allem dürfte in unseren westlichen Staaten aber gelten, dass die Projekte für die Alten ein Riesengeschäft sind und zwar mit exzellenter Zukunftsperspektive für die Investoren, weil die Nachfrage immer grösser wird und das Angebot noch zu klein ist.
MIttlerweile werden - nicht nur in Deutschland - auch die alt und zu potentiellen Kunden solcher Refugien, die lebenslang nicht devot und still ihr Dasein fristeten, sondern auch über Geld und Ideen verfügen, wie es besser gemacht werden könnte. Und die Leute werden immer älter (in unseren Breitengraden). Und sie bleiben länger fit und gesund und haben grosse Ansprüche an ihr Leben.
Für mich wäre es sicher nichts, da mir jegliche Menschengruppen jeglichen Alters schnell auf den Geist gehen, wenn es zu viele sind. Das fängt bei mir von Pauschalreisen mit All-Inclusive an über Kreuzfahrten mit Schiffen bis hin zu Massenaufläufen wie Public Viewing, Oktoberfest u.v.m Im Alter werde ich wohl doch mehr zum Misanthrop denn zum Philanthrop. Olga

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myrja
myrja
Mitglied

Re: Komplette Städte nur für alte Menschen - wäre das eine Alternative auch für Deutschland?
geschrieben von myrja
Für mich wäre das nichts. Es ist eine schreckliche Vorstellung nur alte Menschen um mich zu haben. Eine gute Mischung aus jungen, mittelalten und alten Menschen macht alles doch viel lebendiger!

Wie soll da denn die Zukunft aussehen? Städte für Alte, Städte für berufs- und nichtberufstätige Alleinstehende und Städte für Familien?

Myrja
uki
uki
Mitglied

Re: Komplette Städte nur für alte Menschen - wäre das eine Alternative auch für Deutschland?
geschrieben von uki
Ich kann mir nicht vorstellen, mich in einer "Altenstadt" wohl zu fühlen.
Eine Stadt in der Nähe, trotzdem noch genügend Natur, Alte und Junge, eine gute Auswahl an Freizeitmöglichkeiten,
einfach alles ganz normal, dabei aber möglichst keine Hektik.

Fazit, nichts für mich.

~uki~
Karl
Karl
Administrator

Re: Komplette Städte nur für alte Menschen - wäre das eine Alternative auch für Deutschland?
geschrieben von Karl
als Antwort auf olga64 vom 23.02.2016, 16:13:55
Hallo Olga,

Du bekommst eine kurze Antwort von mir: Das wäre ein Alptraum für mich, die Vorhölle.

Karl
heide †
heide †
Mitglied

Re: Komplette Städte nur für alte Menschen - wäre das eine Alternative auch für Deutschland?
geschrieben von heide †
als Antwort auf olga64 vom 23.02.2016, 16:13:55
Wie schrecklich aber auch – oder?

Nachdem ich für uns beide schon in der Vergangenheit die Möglichkeit über ‘unser‘ gemeinsames Wohnen im Alter, immerhin ist mein Schatz um einige Jahre älter als ich, angerissen habe und aus seinem Mund immer nur leise Töne diesbezüglich kamen – oder anders ausgedrückt ‘Nichts‘, so habe ich die Initiative ergriffen und mich u.a. auch nach altersgerechten Domizilen in Bayern umgeschaut. Bayern aus Liebe zu ihm, weil er als Flüchtling aus dem Ruhrpott viele Jahre seiner Kindheit und Jugend dort verbrachte und, man mag es kaum glauben, auch sein Abitur mit bester Auszeichnung ( allerdings nicht wie Dein Neffe mit Note 0,8 in Berlin) in Bayern schaffte.
Nicht Florida oder bei sonstigen wilden Cowboys in den USA, nein, in Dießen am Ammersee im .... werden wir zunächst zur Probe wohnen, und wenn’s es uns tatsächlich gefällt, auch schon bald ins A... einziehen wollen...
Wir haben unser Geld in Deutschland verdient und gedenken es auch hier auszugeben.

Gute Gedanken gehen an Dich - so bin ich
Heide

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