Forum Soziales und Lebenshilfe Soziales Passt die Herdprämie noch in unsere heutige Zeit?

Soziales Passt die Herdprämie noch in unsere heutige Zeit?

Grenzlandfrau
Grenzlandfrau
Mitglied

Re: Passt die Herdprämie noch in unsere heutige Zeit?
geschrieben von Grenzlandfrau
als Antwort auf hugo vom 25.11.2011, 11:49:38
Bedarf es der KindergartenPFLICHT wenn Kindergartenplätze für alle kostenfrei bereitgestellt werden?

Vermutlich scheitert es doch am Geld der Familien, selbst wenn Arme von günstigeren Tarifen Gebrauch machen können.
Außerdem besteht ja immer noch das Problem der im europäischen Vergleich zu niedrigen Qualifizierung der Erzieher und damit auch der vergleichsweisen schlechten Bezahlung.

Vielfach werden Krippe und Kindergarten noch als "Aufbewahrungsplätze" wahrgenommen und in gewissen Kreisen entsprechend vorverurteilt. Dass es Bildungseinrichtungen sind bzw. sein sollten, ist manch einem nicht klar. Heute noch kommen in Großtstädten Kinder aus Migrantenfamilien (teilweise in der 3. Generation) in die erste Klasse, ohne einen Stift richtig mit der Hand führen zu können, ohne jemals ein Bilderbuch in der Hand gehabt zu haben und von bestenfalls rudimentären Deutschkenntnissen ganz zu schweigen. Aber ähnliche Phänomene sind auch in deutschen Familien zu beobachten, wo TV, Video, PC & Games sowie Handy vorhanden sind und bedient werden können, aber das was allgemein als Kulturwissen und entsprechende Fähigkeiten gilt, fehlt vollkommen.

Hier ist der Kindergarten gefragt und ein Jahr vor der Einschlung reicht nicht aus, um die Defizite auszugleichen.

Aber kein Kind ist nur defizitär - sicherlich sind hier Fähigkeiten anzutreffen, die möglicherweise Kindern aus behütenden Elternhäusern fehlen.

margit
margit
Administrator

Re: Passt die Herdprämie noch in unsere heutige Zeit?
geschrieben von margit
Ab 2013 soll Eltern, die ihre Kinder die ersten drei Lebensjahre zuhause erziehen und nicht in eine Kinderkrippe geben wollen oder für die kein Krippenplatz bereitsteht, ein Erziehungsgehalt gezahlt werden.

Ich halte das für eine gute Lösung. Nicht alle Eltern wollen während der ersten drei Lebensjahre die Erziehung ihrer Kinder in fremde Hände legen, auch wenn die Erzieherinnen noch so gut ausgebildet sind.

Wohlgemerkt, auch ich halte es für wichtig, dass Kinder ab dem dritten Lebensjahr einen Kindergartenplatz erhalten und auch zumindest halbtags den Kindergarten besuchen.

Ich finde es aber schlimm, wenn Eltern heute aus finanziellen Gründen ihre ein- und zweijährigen Kinder frühmorgens in eine Kinderkrippe geben müssen und erst abends müde nach der Arbeit Zeit mit ihnen verbringen können.

Beide Möglichkeiten, Erziehung zu Hause und in der Krippe müssen meines Erachtens für die
ersten Lebensjahre gleichberechtigt und gleichermaßen gefördert zur Auswahl stehen.

Margit
ingo
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Mitglied

Re: Passt die Herdprämie noch in unsere heutige Zeit?
geschrieben von ingo
als Antwort auf rolf † vom 25.11.2011, 09:12:40
-Das Geld würde mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht angerechnet werden
-Es gibt einige wenige Unterschiede zwischen ehemaliger Sozialhilfe und Hartz IV, Rolf; aber welche meinst Du denn? Der einzig wirkliche Unterschied ist, dass es bei Hartz IV so gut wie keine Beihilfen mehr gibt und dass Mietobergrenzen ausnahmslos gelten. Es gibt aber keinen Unterschied, der in dieser Diskussion hier zu Buche schlagen würde oder ein eigenes Thema bedienen könnte.

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ingo
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Mitglied

Re: Passt die Herdprämie noch in unsere heutige Zeit?
geschrieben von ingo
als Antwort auf margit vom 25.11.2011, 20:59:24
Ich bin der Meinung, dass Barzahlungen für häusliche Betreuung falsch sind. Keine Frau, die, Zitat: "......heute aus finanziellen Gründen ihre ein- und zweijährigen Kinder frühmorgens in eine Kinderkrippe geben müssen und erst abends müde nach der Arbeit Zeit mit ihnen verbringen können...." wird deshalb zu Hause bleiben. Ausserdem wüsste ich sehr gerne mal, wieviele Frauen es sind, die ihre Kinder frühmorgens....usw... und welche Frauen das sind. Soll heissen: sind das Bandarbeiterinnen oder Rechtsanwältinnen? Und nur, wenn man diese Informationen hätte, könnte man sich wirklich eine Meinung bilden. Diese imaginären Mütter tauchen immer wieder auf, wenn man sie für die Begründung einer Meinung braucht. Ich bezweifele aber, dass ihre Anzahl überzeugungskräftig ist. Ich schliesse mich der Meinung der "Gruppe der Frauen" in der CDU/CSU an, die auch keine Barauszahlung will.

Originalzitat aus der Antwort einer CDU-Abgeordneten, die ich kenne. Diese Haltung der Frauen ist für mich schlüssig:
Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und FDP vom 26. Oktober 2009 wurde vereinbart: „Um Wahlfreiheit zu anderen öffentlichen Angeboten und Leistungen zu ermöglichen, soll ab dem Jahr 2013 ein Betreuungsgeld in Höhe von 150,- Euro, gegebenenfalls als Gutschein, für Kinder unter drei Jahren als Bundesleistung eingeführt werden.“ Diese Passage zum Betreuungsgeld haben wir innerhalb der GdF bereits im letzten Jahr zur Grundlage weiterer Diskussionen gemacht, die ausführlich und unter Einbindung verschiedenster Expertinnen und Experten geführt wurden. Die Abstimmung in der GdF über die Ausgestaltung des Betreuungsgeldes im Frühjahr 2010 hat gezeigt, dass mit großer Mehrheit das im Koalitionsvertrag angebotene Gutscheinmodell befürwortet wird. Unser Beschluss beinhaltet die Forderung, dass nur der Elternteil, der sich zu Hause der Kindererziehung widmet, einen entsprechenden „Gutschein“ für die Riester-Rente, eine kapitalgedeckte Pflegeversicherung oder Wiedereingliederungskurse erhält. Wir wollen ganz bewusst ein gefächertes Angebot, denn Biographien unterscheiden sich.

pippa
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Mitglied

Re: Passt die Herdprämie noch in unsere heutige Zeit?
geschrieben von pippa
als Antwort auf margit vom 25.11.2011, 20:59:24
Wenn die Betreuung a l l e r Kinder gesichert wäre und nicht, wie zur Zeit an chronischem Geldmangel leiden würde, wäre mir das elende Betreuungsgeld piepegal.

Die Realität sieht leider anders aus. Der NDR sieht sich sogar veranlasst, zusammen mit dem Kinderschutzbund Geld zu sammeln, damit den Kindern aus problematischen Familien geholfen werden kann - und so etwas in einem der reichsten Länder.

Das Betreuungsgeld wird dafür sorgen, dass noch mehr Kinder einfach aussortiert werden.


pippa
pippa
Mitglied

Re: Passt die Herdprämie noch in unsere heutige Zeit?
geschrieben von pippa
als Antwort auf pippa vom 26.11.2011, 12:01:43
NDR - Hand in Hand

Den habe ich vergessen

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Re: Passt die Herdprämie noch in unsere heutige Zeit?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf pippa vom 26.11.2011, 12:07:39
www.Die leise Diktatur, das Schwinden der Freiheit....
Grenzlandfrau
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Re: Passt die Herdprämie noch in unsere heutige Zeit?
geschrieben von Grenzlandfrau
Ein Elternteil - egal ob Mutter oder Vater - das drei Jahre für die Erziehung eines Kindes zu Hause bleibt (und dann vielleicht noch einmal 3 Jahre für ein weiteres Kind), kann, sofern es nicht verbeamtet ist, beruflich einpacken.

Bei der gemeinsamen Zeit von Eltern & Kindern geht es um Qualität, nicht um Quantität.

Abgesehen davon, dass ich die Herdprämie grundsätzlich ablehne, frage ich mich, was das für Frauen sind, die eine Summer von 150 € / Monat (ggf. sogar als Gutschein) angemessen finden für ihren Job: 24 Stunden am Tag, pädagogische Arbeit, kochen, putzen , waschen. Vor allem der Einkauf mit Baby oder Kleinkind ist eine helle Freude.

1986 wurde das Bundeserziehungsgeld eingeführt, in Berlin flankiert von dem ergänzenden Berliner Familiengeld (nach Ablauf des 1. Jahres); dazu habe ich in den Jahren 1987-1989 ein Forschungsprojekt (repräsentative Umfrage) zur Effizienüberprüfung durchgeführt.
Das liegt nun 26 Jahre zurück und war VOR der Wende; DDR-Spezifika kommen da also nicht vor.
Ergebnis: Je höher der soziale Status der Mütter, umso mehr nahmen sie die Möglichkeit der Teilzeitarbeit (bis zu 18,5 St/W) wahr (Erziehungsgeld wurde da gezahlt); Mütter aus "einfachen" Berufen blieben - sofern sie es sich finanziell leisten konnten - länger zu Hause.
Väter nahmen zu diesem Zeitpunkt die Möglichkeit des Erziehungsurlaubs zu weniger als 2 % wahr, und dies auch nie für die gesamte Zeit.

Kritisiert wurde damals auch der Begriff "Erziehungsurlaub", denn es war ja kein Urlaub :) Der heutige Begriff "Elternzeit" erscheint mir auch nicht korrekt, denn Eltern ist und bleibt man immer, sobald man Eltern geworden ist.

Grenzlandfrau



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