Forum Soziales und Lebenshilfe Soziales Ruhestand: ist das " dunkle Loch" unvermeidlich???

Soziales Ruhestand: ist das " dunkle Loch" unvermeidlich???

erafina
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Mitglied

Re: Leben und Beruf - ein Konflikt?
geschrieben von erafina
Seit dieses Thema, die Überschrift, hier zu sehen ist, geht mir jedesmal ein Gedanke durch den Kopf, den ich jetzt einfach mal loswerden muss.

Ein dunkles Loch entstand, als mein Mann im November starb.
Und es ist zäh und schwierig, es nach und nach zu füllen und nicht darin zu versinken.

Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Eintritt in einen "wohlverdienten Ruhestand" ähnliches auslösen könnte.

Mir ist klar, dass manche sich über ihre Arbeit definieren, aber es kann doch nicht angehen, dass man damit nicht fertig werden kann/will.

Nichts für ungut.
Keine Kritik in eigentlichen Sinne,
nur Betroffenheit.

erafina
bukamary
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Re: Leben und Beruf - ein Konflikt?
geschrieben von bukamary
als Antwort auf erafina vom 14.03.2013, 17:56:59
erafina,

der Verlust eines geliebten Menschen läßt denke ich, jeden in ein dunkles Loch fallen, unabhängig davon, ob ich jung alt, berufstätig oder im Ruhestand bin. Und Du weißt auch, dass jeder mehr oder weniger Zeit braucht, um aus diesem Loch heraus zu kommen. In wenigen Tagen jährt sich der 8. Todestag meines Lebensgefährten. Im nachhinein bin ich froh, dass ich da noch nicht im Ruhestand war und mich meine Arbeit abgelenkt hat.

Ich hatte in den letzten Jahren meines Berufslebens fast ausschließlich mit älteren Menschen und ggfls. mit deren Angehörigen zu tun. Und da habe ich dann doch schon sehr häufig mitbekommen, dass viele mit Eintritt in den Ruhestand in ein Loch gefallen sind, insbesondere dann, wenn es alleinstehende Personen waren, das familiäre Umfeld zumindest problematisch war und wenn man sich nicht auf den Ruhestand vorbereitet hat und vielleicht auch nicht konnte, weil dieser unerwartet früher kam. Als dunkles Loch würde ich es aber nicht bezeichnen wollen, wenngleich ich auch mitbekommen habe, dass in einigen Fällen der Mensch dann daran zerbrochen ist, aber dann eher im Sinne eines Symptoms, denn häufig steckte dann noch etwas anderes dahinter.

bukamary
erafina
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Re: Leben und Beruf - ein Konflikt?
geschrieben von erafina
als Antwort auf bukamary vom 15.03.2013, 02:25:19
Danke, bukamary,

ich hab mir über Nacht schon Vorwürfe gemacht, das überhaupt geschrieben zu haben.
Es waren wieder schlechte Tage in der letzten Zeit. Und da lief es einfach über.

Ich hätte hier nicht Äpfel mit Birnen mischen dürfen.
Liegt wohl auch ein wenig daran, dass mein Mann und ich uns auf seinen Vorrruhestand gefreut haben, wir haben uns nach der gemeinsamen Zeit gesehnt - mit jeder Faser. Nur, dass er es nicht geschafft hat. Er wurde schon vorher mit Chemo behandelt und war dann nur krank. Zwei Jahre ununterbrochen Chemo.

Unser Traum war geplatzt.

Ich bitte um Entschuldigung.
So unterschiedlich kann das sein - einer wünscht sich nichts sehnlicher und einer mag nicht zuhause sein.
Und beide bekommen nicht, was sie sich für ihr Leben wünschen.

Das Leben ist ungerecht.
Wie mal eine Psychologin sagte: wie kommen Sie darauf, das Leben müsse gerecht sein. Wo steht das?

erafina

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pschroed
pschroed
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Re: Leben und Beruf - ein Konflikt?
geschrieben von pschroed
als Antwort auf erafina vom 15.03.2013, 10:28:36
Liebe erafina.

Mache dir keine Vorwürfe, ich persönlich finde das sehr gut daß du das geschrieben hast.

Wir alle wurden / werden mit solchen traurigen Erlebnisse konfrontiert bei dir ist es wieder zur Zeit ein Ankommen in der Gemeinschaft nach deinen schlimmen Erlebnissen.

Nein du hast nicht´s falsch gemacht, im Gegenteil du bist eine starke Frau.

Philippe
majana
majana
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Re: Leben und Beruf - ein Konflikt?
geschrieben von majana
als Antwort auf olga64 vom 14.03.2013, 16:43:27
Ich habe meinen Ruhestand ganz gelassen an mich herankommen lassen und keine Pläne geschmiedet. Da ich vielseitige Interessen habe, hat sich das im Laufe der nunmehr 5 Jahre, die ich nicht mehr berufstätig bin,


Das ging bei mir nicht, da es ja nicht nur um mich ging. Aus Gründen der Fairness meinem Arbeitgeber gegenüber, stimmte ich meine Planung mit diesem gut ab. Wir suchten gemeinsam nach einem Nachfolger für mich,den ich dann zwei Jahre intensiv einarbeitete. Parallel klärte ich mein Rentenkonto usw. Im letzten Jahr arbeitete ich dann einen Tag weniger, bzw. war ich per Handy und Computer von zu Hause erreichbar - das war aber gut, damit mein Nachfolger "selbstständig laufen lernte".
Ich ging auch etwas später als Sie in REnte - genau zu meinem 65. GEburtstag. Anschliessend war ich noch ca 1 Jahr freiberuflich als Beraterin für meine Firma tätig, was ebenfalls gut war, da der Abnabelungsprozess nicht so spürbar war - immerhin bedeutete meine Berufstätigkeit 40 Jahre den Kern meines Lebens.
Meine Interessen skizzierte ich frühzeitig, war mir aber nicht sicher, ob sie mich alle ausfüllen können, bzw. ob sie überhaupt realisierbar sind. Das war dann auch so - von einigem habe ich mich getrennt, Neues ist hinzugekommen- im Nachhinein war es genau richtig, wie ich hier vorgegangen bin. Olga


So erlebt jeder seinen Ruhestand anders olga. Mein Arbeitgeber bzw. der Bereich in dem ich tätig war, wurde an einen Wettbewerber verkauft und wie das in solchen Fällen üblich ist, wurde der alte Standort nach einem Jahr geschlossen und ins 300 km entfernte Hauptwerk verlagert. Mein Glück, ich wurde genau in dem Monat 63, als das endgültige "Aus" kam. Da ich nicht gewillt war die Woche über am neuen Standort zu arbeiten, um dann am Wochenende bei meiner Familie zu sein, verzichtete ich auf eine Übernahme oder ggf. auch Abfindung, falls man meine Mitarbeit im Hauptwerk nicht bnötigte und ging in Rente. Für mich war diese Entscheidung genau die richtige.
slash
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Re: Ruhestand: ist das " dunkle Loch" unvermeidlich???
geschrieben von slash
als Antwort auf Emmalotta vom 05.12.2012, 18:26:32
Die ersten 4 Wochen kam er mir wie Urlaub vor, der Ruhestand. Dann merkte ich, wie Langeweile Unglück in meinen Zustand beförderte und mich nach sinnvoller Beschäftigung - Freizeitaktivitäten nennt man das wohl auch - umgesehen. Diese Umstellung, so scheint es, ist mir gelungen.

...
slash

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ehemaligesMitglied62
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Re: Ruhestand: ist das " dunkle Loch" unvermeidlich???
geschrieben von ehemaligesMitglied62
Ganz besonders schlimm muß der "plötzliche" Ruhestand sein,
denke ich.
Z.B. wenn man dem Rentenalter noch weit entfernt ist, dann plötzlich
krankheitsbedingt mitten aus dem Berufsleben in die Rente geschickt
wird, danach die Krankheit sinnvolle Tätigkeiten verhindert,
ist das "dunkle Loch" unvermeidlich und es ist fast nicht möglich,
sich rauszukämpfen.
Aber es IST möglich!
Dazu braucht es viel Kraft, Geduld, Ehrgeiz, Phantasie und auch ein bisschen Glück und Hilfe durch Familie und Freunde.

HG Ulfhild
Re: Ruhestand: ist das " dunkle Loch" unvermeidlich???
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich hab gar nicht bemerkt, dass in 'in Rente gehe'.
Hab' mich nur gewundert, wer mir da Geld schenkt.
Schnell den 'Laden' nach 25 Jahren zugemacht, jetzt kann ich mir aussuchen was ich mache.

Und davon habe ich genug:
Voll im üblichen Stress der IT-Branche - nur jetzt ohne Druck und ohne den Zwang, etwa monatlich Monitäres anschleppen zu müssen.
Mir gefällts, käme nie auf die Idee mich zu langweilen.
Die Branche lässt sowas gar nicht zu.
Ansonsten halte ich es wie Olga: Es gibt genug Wissensbedarf Unbedarfter;
und dabei lernt man selber ne Menge, vor allen Dingen wie 'fremde' Jungster ticken.

Fahrradfahren (Langstrecken, Kurzstrecken nur bis zum Metzgerladen ne Rindswurst oder ne Haxe reinziehen), Fotografieren, e bissl Physik aufplustern, hier im ST rumstänkern...

Und eines Tages gehts auf nach Timbuktu...
majana
majana
Mitglied

Re: Ruhestand: ist das " dunkle Loch" unvermeidlich???
geschrieben von majana
als Antwort auf ehemaligesMitglied62 vom 15.03.2013, 14:44:00
Da bin ich ganz Deiner Meinung Ulfhild. In meiner Firma gab es die Situation, da wurden Kolleginnen und Kollegen mit Mitte 50 in den Vorruhestand versetzt. Das war für mich ein no go, ich hätte mir damals nicht vorstellen können, in dem Alter schon in den Ruhestand zu gehen, wieder andere waren froh, der "Tretmühle" entronnen zu sein. Nur gut, dass nicht alle Menschen gleich sind, sons hätten wir eine Schar gelangweilter Ruheständler.
geli
geli
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Re: Ruhestand: ist das " dunkle Loch" unvermeidlich???
geschrieben von geli
als Antwort auf ehemaligesMitglied62 vom 15.03.2013, 14:44:00
Ich denke, es macht immer einen Unterschied, ob man freiwillig in den Ruhestand geht oder durch Umstände, die man nicht selbst bestimmen kann (Krankheit, Firmenpleite ...) in den Ruhestand geschickt wird.

Natürlich schadet es nie, wenn man sich auch vorher schon Gedanken macht, wie es dann einmal sein wird.

Aber oft bewahrheitet sich leider auch hier das Sprichwort
"und erstens kommt es anders und zweitens als man denkt"

oder der alte Witz:
"Willst Du Gott zum Lachen bringen, erzähle ihm von Deinen Plänen".

Da ist es dann oft sehr schwer, den turn around zu schaffen und sich wieder neu zu orientieren.

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