Soziales Was Kinder von ihren 'Eltern lernen

Hallo Ihr Lieben,

heute möchte ich einmal ein Thema ansprechen, dass mir unter den Nägeln brennt, nicht zuletzt, weil es zur Aufarbeitung meines Kindheitstraumas wichtig war, aber auch, um aufzuzeigen, welche Folgen elterliches Handeln haben kann. Dafür kopiere ich einen von mir im Jahre 2006 geschriebenen Text hierher und stelle den Inhalt zu Diskussion.

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Was Kinder von ihren Eltern lernen

Kinder lernen von ihren Eltern das, was diese mit ihnen tun.

Lieben die Eltern ihre Kinder, lernen diese zu lieben.
Hassen die Eltern ihre Kinder, lernen diese zu hassen.
Respektieren die Eltern ihre Kinder, lernen diese Respekt.
Respektieren die Eltern ihre Kinder nicht, lernen diese Respektlosigkeit.
Akzeptieren die Eltern die Gefühle ihrer Kinder, lernen diese Gefühle zu akzeptieren.
Sind die Eltern ihren Kindern gegenüber tolerant, lernen diese Toleranz.
Sind die Eltern ihren Kindern gegenüber intolerant, lernen diese Intoleranz.
Gestatten die Eltern den Kindern, Fehler zu machen, lernen diese, dass Fehler gemacht werden dürfen.
Bestrafen die Eltern die Kinder für gemachte Fehler, lernen diese, Fehler bestrafen.
Schlagen die Eltern ihre Kinder, lernen diese zu schlagen.
Vernachlässigen die Eltern ihre Kinder, lernen diese zu vernachlässigen.
Verteidigen die Eltern ihre Kinder, lernen diese Verteidigung.
Lassen die Eltern ihre Kinder allein, lernen diese „Allein lassen“.
Misshandeln die Eltern ihre Kinder psychisch und/oder physisch, lernen diese psychisch und/oder physisch zu misshandeln.
Demütigen die Eltern ihre Kinder, lernen diese zu demütigen.
Begegnen die Eltern ihren Kindern mit Lieblosigkeit, lernen die Kinder lieblos zu sein.
Verspotten die Eltern ihre Kinder, lernen diese zu verspotten.
Missbrauchen die Eltern ihre Kinder, lernen diese Missbrauch.
Missachten die Eltern die Rechte ihrer Kinder, lernen diese, Rechte zu missachten.
Ermorden die Eltern die Gefühle, den freien Willen und die Seele ihrer Kinder durch Misshandlung, Demütigung und Liebesentzug, lernen die Kinder eben dieses.

Die wenigsten Menschen sind in der Lage, ihre Eltern deswegen anzuklagen, denn wie heißt es im 4. Gebot? Du sollst Deine Eltern lieben und ehren. Wie aber kann ein Mensch seine Peiniger lieben und ehren, ohne daran zugrunde zu gehen, ohne dafür mit schlimmen körperlichen Krankheiten zu bezahlen? Ein Hochhalten der elterlichen Ehre auf Kosten der eigenen Gesundheit. Ist das nicht die schlimmste Art von Verrat? Hochverrat an der eigenen Seele? Abtötung der eigenen Lebendigkeit, nur damit die Peiniger nicht angeklagt werden. Was für eine verlogene Moral.

C.F. 26.05.2006

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woelfin

Du fragst, wie ein Mensch seine Peiniger lieben und ehren könne, ohne daran geitig, seelisch, körperlich zugrunde zu gehen?

Indem die "Werte bzw. das Wertsystem" der Peiniger übernommen wird .... Sozialisation .... "schwarze" Pädagogik (ehre Vater und Mutter !!!!).... geschlagene, mißbrauchte, verachtete Kinder werden mit höherer Wahrscheinlichkeit dieselben Verhaltensweisen ihren Kindern gegenüber an den Tag leben.... "Mir haben Schläge auch nicht geschadet!"....


Sich davon weitgehend frei zu machen und nicht in Stresssituationen in diese vor langer Zeit vorgelebten und erlittenen Muster zurückzufallen, empfinde ich als eine großartige Leistung!

Sind die Eltern assis, lernen es die Kinder auch.
Sind die Eltern Verbrecher, lernen es die Kinder auch.

Tut mir Leid, aber diese Thesen sind mir einfach zu einfach dargestellt, dazu gehört es, dass jeder Charakter eines Kindes anders ist. Da gibt es viele Umstände dass es nicht so sein muss, z.B das Umfeld der Kinder usw.
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susannchen

Ganz kann ich dir nicht zustimmen, Woelfin. Es gibt auch eine eigene Entwicklung, die sich oft zum Glück weit weg von dem Erlebten entfernt, sogar das Gegenteil des Erlittenem anstrebt.
Wir sind nicht die Kopien unserer Eltern, nicht im Bösen und nicht im Guten – die Entwicklung des eigenem Ichs kann oft eine Art Antwort sein die ich mal kurz fasse in den Worten: man kann es auch ganz anders machen.

Nur so erstmal theoretisch: stell dir vor, wenn alle Kinder der Nazitäter das Verhalten und die Einstellung der Eltern (hier meist des Vaters), übernommen hätten. Wir kennen so viele Fälle, in denen die Söhne oder Töchter genau das Gegenteil angestrebt haben: sie haben den Dialog mit den Opfern oder mit den Kindern der Opfer gesucht - und auch geführt.

Natürlich waren diese Täterkinder nicht auch in deinem Sinne die Opfer. Aber wenn man so sehr anfällig wäre und so leicht Modelle, ohne sie zu überdenken, übernehmen würde, hätten sie es ja auch gemacht.

Im Grunde genommen kann man auch fragen: entscheidet sich der Mensch immer für den einfachsten Weg, in diesem Falle für das Kopieren eines Verhaltens?
Nach meiner Meinung ist das nicht der Fall.

Und wenn man das Erlittene als Erklärung heranzieht und damit begründen will warum man so handelt wie man eben handelt, dann machen wir uns ja selber zu Marionetten, ohne der Fähigkeit einer individuellen Entwicklung.

Liebe Grüße

Miriam

Hallo Wölfin,
leider ist es in vielen Fällen so, muss aber nicht...Wir waren 4 Kinder, die sicher durch die Hölle gingen, doch nur einer von uns ging mit seinen Kindern genau so um...Zum Glück ließ sich meine Schwägerin scheiden und die Kinder wuchsen mit einem Stiefvater zu wunderbaren Menschen heran.
--
floravonbistram

wölfin,

Ich nehme an du kennst dieses Interview aus der Homepage von A.Miller?

@ Mart

Ich kenne die HP von Alice Miller, hatte mit ihr Mail-Kontakt und habe alle ihre Bücher gelesen. Dennoch danke für den Link. Ich sehe, wir verstehen uns, kennen dieselbe Quelle. Mehr der Worte bedarf es zwischen uns nicht. Schön, dass Du hier bist.

Danke für Deine Beiträge.

@ susannchen

Ignore seit 25.06.08 9:15 Uhr

@ Miriam

Ich gehe mit Dir konform, ein Kind ist nicht die Kopie der Eltern und kann sich von deren Verhalten distanzieren, also ein ganz anderes Leben führen, als diese es taten. Das war nun aber nicht das, was ich ausdrücken wollte. Ich zählte zunächst lediglch auf, was Kinder von ihren Eltern lernen. Daraus ergibt sich nicht ein zwangsläufig identischer Lebenslauf.
Zum Glück ist jeder Mensch in der Lage, das Tun der Eltern zu hinterfragen und für sich selbst einen anderen Lebenseg zu wählen. Wäre das nicht so, gäbe es keine Weiterentwicklung auf diesem Gebiet.

Auch Dir danke ich für Deinen guten Beitrag.

@ Flora

Nein, es muss nicht so sein und das ist die Hoffnung, die ich in mir trage, dass immer mehr Menschen sich frei machen von den alten Zöpfen der schwarzen Pädagogik und ans Selberdenken kommen, nicht nachdenken, was ihnen vorgedacht wurde. Es gibt einen Weg, sich von der dunklen Vergangenheit zu befreien, in der man aufgewachsen ist, man muss diesen Weg nur gehen (wollen). Drei von Euch haben das geschafft, einer ist drin hängen geblieben. Im Großen und Ganzen doch eine ganz gute Quote, wenn ich das mal so flapsig ausdrücken darf. Du weißt, wie ich das meine? Jedenfalls nicht sarkastisch.

Auch Dir danke ich für Deine Antwort.

Liebe Grüße,

Wölfin

Nun über ähnliches hatten wir uns ja schonmal unterhalten.
Wir sind natürlich keine Kopien unserer Eltern ,aber zu 80 %Prozent das Ergebnis, der genossenen Erziehung.
Bleibt scheinbar wenig Spielraum, der sich jedoch ausbauen lässt, wenn man bewusst an und mit sich arbeitet.
Nun zu der Sache mit den Eltern...von wegen ehren und so....
Ich empfehle hierzu mal Bert Helliger..... bzw. Bücher die sich mit seinen Thesen beschäftigen.
Vieles scheint zunächst total wirr, und kann meines Erachtens auch nur von Menschen verstanden werden, die die betreffenden Situationen durchgemacht haben.

Ich habe mich mit dem Satz arrangiert: Ich achte sie als meine Mutter, verzeihen muss ich ihr nicht, denn ich nehme ihr nicht ihre Schuld.

darklady

Genau das ist es, bewusst an und mit sich arbeiten. Wer sich die Mühe macht, kann nur gewinnen.

Meinst Du Hellinger? Der Mensch, nach dem die Familienaufstellungen gemacht werden? Wenn Du den meinst, dann kann ich nur sagen: NEIN DANKE - nicht mein Ding. Was ich bisher über ihn gelesen habe, von Menschen, die solche Familienaufstellungen nach Hellinger haben machen lassen, möchte ich kein einziges Buch von ihm lesen.

Aber trotzdem danke für den Tipp und für Deine Antwort.

Liebe Grüße,

woelfin

Hallo Woelfin,

stimme dir voll und ganz zu! Ich betrachte Hellingers Familienaufstellung als Humbug, als eine geschickte Geldmacherei, die vielleicht einen der eine ernsthafte Familientherapie oder auch eine Gesprächstherapie benötigt, davon abhalten könnte.

Gruß

Miriam