Forum Finanzen & Wirtschaft Wirtschaftsthemen Die Gesellschaft der hängenden Rüssel

Wirtschaftsthemen Die Gesellschaft der hängenden Rüssel

carlos1
carlos1
Mitglied

Re: Die Gesellschaft der hängenden Rüssel
geschrieben von carlos1
als Antwort auf adam vom 12.12.2008, 12:40:41
"Was keiner der Drei ahnte war, daß die Heuschrecken in ihrer Gier auch mit Labe handelten, ...." Adam


Guten Abend Adam,

deine Geschichte ist ein Gleichnis mit aktuellem Bezug. Ich versuche deinen Text inhaltlich einmal auf eine ökonomische und schließlich philosophische Betrachtung zu reduzieren, besser: den ökonomischen Kern herauszuholen. Da gerate ich bald in einen Zwiespalt. Da ist der eine Arbeiter, der im Weinberg arbeitet. Du nennst ihn Optimist (vielleicht weil er in Harmonie mit der Natur arbeitet und seine Arbeit deshalb mit gutem Gewissen tut?). Der Pessimist wiederum ist Eigentümer des Weinberges, der darauf aus ist einen Mehrwert gegenüber anderen Weinbergeigentümern (Produktionsmittelbesitzern) zu erzielen. Er ist Kaufmann. Für ihn ist jede Ware ein Mittel, das dem Zweck dient, das Geld zu vermehren. Davon kriegt er nie genug. Deshalb ist er Pessimist. Aber im Grunde haben der Optimist und der Pessimist in deiner Geschichte keine Handlungstheorie, sondern mehr oder weniger festgelegte emotionale Einstellungen zum Handeln. Da die Speicher letzten Endes voll sind und alle ihr Auskommen haben, wird ein Ökonom den kühnen Schluss ziehen, dass ihr jeweiliges Handeln auf jeweils ihre eigene Weise nach deren Erkenntnissen rational sein muss. Rational bedeutet hier nichts anderes, als dass es mit Berechnung erfolgt. So schön dies Erzählung ist, die du erzählst, sie hat eben einen rationalen, rechenhaften Kern, obwohl die Figuren alles andere als rational erscheinen. Er besteht darin, dass Rationalität als Anpassung von verschiedenen Handlungen an Ziele gesehen wird. Damit wären wir bei der Neoklassik gelandet, der liberalen Volkswirtschaftslehre. Aber ist der real existierende Sozialismus darin anders? Beide sehen die Welt als von Gesetzen beherrscht an. Die Neoklassik spricht von Gesetzen des Marktes, die einem "Gleichgewicht" zustreben. Das ist reine Physik (Physikalismus). Die Ökonomen wie die Naturwissenschaftler und auch die analytische Philosophie (Logistik) "handeln" nach dem gleichen Programm und dem gleichen Ideal, nämlich zu mathematisieren. In der Volkswirtschaft erfolgt das theoretisch, in der statistischen Erfassung ganzer Volkswirtschaften liegt der praktische Versuch vor dies Ideal zu verwirklichen. Das Ergebnis ist die "Mechanik" des Marktes.

Hierzu fält mir nur ein, was Hegel meinte. Er war der Auffassung, dass jede "objektive Beschreibung" die Naturgesetze verändern würde. Jedes Gesetz sei eine Abstraktion, die die "Wirklichkeit zerstört." -"Wirklichkeit" das ist aber doch auch der Mensch!

Einen schönen Abend noch.

c.

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