Wirtschaftsthemen Eine eminente Sauerei

eleonore
eleonore
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Eine eminente Sauerei
geschrieben von eleonore
eben las ich in spiegel online als eilmeldung:

Jetzt ist es offiziell: BP-Chef Tony Hayward gibt seinen Posten auf. Zum ersten Oktober wird Krisenmanager Robert Dudley die Führung des angeschlagenen Ölgiganten übernehmen, der erstmals seit 1992 einen Quartalsverlust in Milliardenhöhe verbuchte.
geschrieben von spon


dann wurde ich neugierig, weil so ein herr wohl nicht ohne eine satte abfindung, trotz der fürchterliche desaster in golf von mexiko so einfach geht, und forschte nach.
was ich fand, machte mich wütend.

Am Montagabend berät die BP-Spitze über die Zukunft von Vorstandschef Tony Hayward. Nach Angabe des Ölkonzerns gibt es noch keine endgültige Entscheidung. Doch eine britische Zeitung hat bereits seine Abfindung ausgerechnet - demnach könnte der Manager 14 Millionen Euro bekommen.
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Sollte Hayward tatsächlich abgelöst werden, winkt ihm eine satte Abfindung: Die britische Zeitung "The Times" berichtet am Montag, der BP-Chef könne in diesem Fall mit 14,1 Millionen Euro rechnen. Hayward werde demnach allein Aktienbezugsrechte und Anteile im Wert von schätzungsweise 9,6 Millionen Euro bekommen. Sein Gehalt samt Bonus betrug laut BP im vergangenen Jahr 3,7 Millionen Euro.
geschrieben von spon /26.070.2010


jaja, ich weiss, auch der telekom heini bekam ein satte abfindung, obwohl er die T-aktie in sand gesetzt hat.

ich fage mich, wo ist die moral geblieben??????
belohnung für so eine katastrophe, dessen folgen noch jahrelange auswirkungen haben werden????
Re: Eine eminente Sauerei
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf eleonore vom 27.07.2010, 09:33:07
Vielleicht haben sie das Dreifache an Eigenkapital ursprünglich mal eingebracht?

Denn jemand mit leeren Taschen kann so einen Posten nie 'ergattern'.
Und über die Einlagen der Vorstände wird nie geredet.

Sach ich mal nur so...
schorsch
schorsch
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Re: Eine eminente Sauerei
geschrieben von schorsch
als Antwort auf eleonore vom 27.07.2010, 09:33:07
Nicht vergessen: Boni und Abgangsentschädigungen sind Schweigegelder.....

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eliza50
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Re: Eine eminente Sauerei
geschrieben von eliza50
als Antwort auf schorsch vom 28.07.2010, 10:22:21
Nicht vergessen: Boni und Abgangsentschädigungen sind Schweigegelder.....(schorsch)

Flüstert Dir der Einödi solche geheimen Weisheiten ins Ohr ?

@digizar:
Und über die Einlagen der Vorstände wird nie geredet. (digi)

Und über die Plattfüße ganz selten.
adam
adam
Mitglied

Re: Eine eminente Sauerei
geschrieben von adam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 27.07.2010, 12:52:45
Denn jemand mit leeren Taschen kann so einen Posten nie 'ergattern'.
Und über die Einlagen der Vorstände wird nie geredet.

Sach ich mal nur so...


@digi,

verwechsle bitte nicht Einlage und Haftung des Geschäftsführers einer Personengesellschaft (OHG,KG etc.) mit dem Vorstand einer Aktiengesellschaft (juristische Person). Der Vorstand bringt normalerweise keine Einlage mit. Deshalb ist der Vorstand einer AG auch relativ einfach auszutauschen.

Allerdings frage ich mich, wie das bei Herrn Hayward mit der Entlastung durch die Vollversammlung gelaufen ist.

Aktiengesellschaft

Die Entlastung des Vorstands oder des Aufsichtsrates durch die Hauptversammlung hat eine kommunikative und eine rechtliche Bedeutung. Bei erfolgreicher Abstimmung (der Vorstand wird entlastet) billigen die Anteilseigner die Geschäftsführung des Vorstandes bzw. des Aufsichtsrates. Die Entlastung enthält jedoch keinen Verzicht auf Ersatzansprüche (§ 120 AktG).

Eine abgelehnte Entlastung des Vorstandes wird als „Vertrauensentzug“ bezeichnet. Gründe für eine Verweigerung der Entlastung können zum Beispiel grobe Pflichtverletzung oder Unfähigkeit zur ordnungsgemäßen Geschäftsführung sein. Gem. § 84 Abs. 3 S. 2 AktG berechtigt der Vertrauensentzug den Aufsichtsrat zur Abberufung des oder der betreffenden Vorstandsmitglieder, soweit dieser nicht aus offenbar unsachlichen Gründen erfolgte (§ 84 Abs. 3 S. 2 2. Hs AktG).

Ein Vertrauensentzug entfaltet Warnwirkung gegenüber Außenstehenden, insbesondere dem Kapitalmarkt, Kreditgebern und sonstigen Gläubigern.
geschrieben von wikipedia


Eventuelle Ersatzansprüche der Gesellschaft selbst gegen den Vorstand sind vom Aufsichtsrat zu verfolgen. Ganz offensichtlich hat T. Hayward da nichts zu fürchten. Eine Krähe hackt wohl auch hier einer anderen die Augen nicht aus. Und 50 Milliarden oder so hat H. wohl auch nicht in der Zuckerdose.

--

adam

eliza50
eliza50
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Re: Eine eminente Sauerei
geschrieben von eliza50
als Antwort auf adam vom 28.07.2010, 11:35:27
Hallo adam

Du hast das deutsche Aktienrecht zitiert.

Tony Hayward jedoch ist als "executive director im board of directors" (im opperativen Geschäft tätig) gewesen.
Denn der Mutterkonzern BP hat seinen Firmensitz in London und ist eine "Public Limited Company" nach englischem Recht, dabei steht "limited" für eine Haftungsbeschränkung.

In der britischen Form der Aktiengesellschaft gibt es auch keinen Aufsichtsrat, jedoch eine ähnliche Einrichtung, nämlich "non executive directors im board of directors", sie haben hauptsächlich beratende und überwachende Funktionen.

Arbeitnehmervertreter, wie in Deutschland, gibt es in der Konzernspitze nicht.

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adam
adam
Mitglied

Re: Eine eminente Sauerei
geschrieben von adam
als Antwort auf eliza50 vom 28.07.2010, 14:23:55
Danke eliza,

für die Info. Daran habe ich nicht gedacht und mich falsch informiert. Aber kann es sein, daß ein Vorstand wie Tony Hayward Einlagen mitgebracht hat, um Vorstand zu werden? Das glaube ich nicht.

Hier wird ein mißliebiges Gesicht aus der Öffentlichkeit entfernt und entsprechend seinem Vertrag entloht. Mehr werden wir nicht erfahren.

Es ist ein Ärgernis, daß sich hier Leute aus der Affaire ziehen, die mit verantwortlich sind für rücksichtslose Gewinnmaximierung. Die Mitverantwortung der Aktionäre oder Miteigentümer verschwindet schon in einer Grauzone.

Welche Art der AG wir auch in der Welt antreffen, die Splittung des Vermögens in Aktien und damit eine gute Möglichkeit, zu Geld für nötige Investitionen zu kommen, ist das Eine. Die Kehrseite der Medaille ist, daß eine persönliche Haftung, für die Spitze des Unternehmens, so gut wie ausgeschlossen ist. Zwar wird BP um eine Vermögenshaftung nicht herumkommen, vielleicht sogar pleite gehen, aber auch der nächste Manager muß keine Angst vor persönlichen Konsequenzen haben. Und das wäre es, was ein ähnliches Desaster zukünftig verhindern könnte.

--

adam

schorsch
schorsch
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Re: Eine eminente Sauerei
geschrieben von schorsch
als Antwort auf adam vom 28.07.2010, 14:51:30
Wenn über ein grosses Unternehmen genug schlecht geredet worden ist, wendet man Trick 777 an: Man lässt Köpfe rollen. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob diese Köpfe tatsächlich verantwortlich für den Missstand im Unternehmen sind. Für diese "rollenden Köpfe" hat man eigens Geldtöpfe bereit, aus denen man die "Geköpften" grosszügig entschädigen kann.

Anschliessend sucht man neue Verantwortliche. Diese melden sich aber nur wenn ihnen zugesichert wird, dass sie bei einem nächsten Köpferollen sich auch aus den Geldtöpfen bedienen dürfen.

Was passiert dann mit den "Geköpften"? Sie tauchen eine Weile unter - und werden dann von einem anderen Grossunternehmen als zukünftigen Verantwortlichen angeworben im festen Wissen, dass sie wiederum Kandidaten für den Fall eines Köpferollens sein werden!
ingo
ingo
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Re: Eine eminente Sauerei
geschrieben von ingo
als Antwort auf eleonore vom 27.07.2010, 09:33:07
Hast zwar Recht, eleonore; aber ich hatte eigentlich mit einer BP-Pleite oder einer Übernahme durch einen anderen Konzern gerechnet. Das wäre übrigens schlimmer.
olga64
olga64
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Re: Eine eminente Sauerei
geschrieben von olga64
als Antwort auf eliza50 vom 28.07.2010, 14:23:55

[/indent]In der britischen Form der Aktiengesellschaft gibt es auch keinen Aufsichtsrat, jedoch eine ähnliche Einrichtung, nämlich "non executive directors im board of directors", sie haben hauptsächlich beratende und überwachende Funktionen.

Arbeitnehmervertreter, wie in Deutschland, gibt es in der Konzernspitze nicht.[/quote][indent]


Sorry again - leider nicht ganz richtig.
Auch in UK gibt es mittlerweile AG`s mit Arbeitnehmervertretern (dies ist seit 2006 der Fall).
Unsere Aufsichtsräte in deutschen AG`s haben ebenfalls "beratende, überwachende Funktionen; sie installieren auch Mitglieder des Vorstandes (und entfernen dieselben)". Where is the difference? Olga

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