Forum Finanzen & Wirtschaft Wirtschaftsthemen Ist die Kürzung der Solarförderung im gegebenen Umfang gerechtfertigt?

Wirtschaftsthemen Ist die Kürzung der Solarförderung im gegebenen Umfang gerechtfertigt?

clara
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Mitglied

Re: Ist die Kürzung der Solarförderung im gegebenen Umfang gerechtfertigt?
geschrieben von clara
Mich beschäftigt das Thema schon länger.

In meinem Bundesland Schleswig-Holstein trifft die Schlagzeile einer Regionalzeitung zu, die da lautet: "Zwischen Goldgräberstimmung und Wildwuchs". Zahlreiche Solarparks sind beantragt, und die Gefahr einer Zersiedelung besteht.
Bei einer Anlage bis zur Leistung von 30 Kilowatt gibt es hier knapp 40 Cent pro Kilowattstunde, für Solarparks knapp 30 Cent. Auf 20 Jahre fest geschrieben. Das ist in beiden Fällen weniger, als noch 2009.

Gut ist die Regelung, dass auf Ackerflächen nochmal 10 Prozent weniger vorgesehen sind, so dass die Landwirte nicht gutes Anbauland dafür verwenden, so wie es leider schon mit den teilweise riesigen Windenergieanlagen geschehen ist, die nun die Landschaft verschandeln und dem Tourismus schaden. Solaranlagen dürfen nur, Zitat "auf vorbelasteten Flächen entstehen", s. Link

vorbelastete Flächen

Wenn es stimmt, was Photovoltaik-Unternehmen behaupten, dann würde momentan der Preisverfall 30 % betragen, wogegen die Produktionskosten nicht hätten gesenkt werden können. Es sei nicht verkraftbar und Deutschland würde seine führende Stellung auf diesem Gebiet verlieren.

Wenn das EEG hier angeführt wird, so hätte die Politik Recht, denn Solarstrom hat an der Stromproduktion nur sehr geringen Anteil. Damit sei die hohe Finanzierung nicht zu rechtfertigen. Zumal diese alternative Energieform von der Masse der Stromkunden subventioniert wird. Also zumindest der volkswirtschaftliche Nutzen der Solar-Energie sei umstritten.

Ich schließe mich der Meinung des NABU an, der die Kürzung nicht ablehnt, aber meint, die geplanten Einschnitte seien zu plötzlich und zu hoch und gefährdeten den Ausbau der Solarindustrie.

Aber was soll's, wir haben hier in SH veraltete, unberechenbare Kernkraftwerke, die natürlich von den Beschäftigten verteidigt werden, verständlich in einem Land mit hoher Arbeitslosigkeit. Daneben sind allen Ernstes neue Kohlekraftwerke geplant.

Clara

carlos1
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Re: Ist die Kürzung der Solarförderung im gegebenen Umfang gerechtfertigt?
geschrieben von carlos1
als Antwort auf hugo vom 24.02.2010, 18:47:30
„Es gibt wohl kaum einen größeren Widerspruch bezüglich der allegemeinen Schulweisheit "der Markt regelt sich durch Angebot und Nachfrage" und dem was wir hier tatsächlich vor uns haben.“ Hugo

„Der Markt wird bestimmt durch Angebot und Nachfrage, nicht allein durch Aktionäre und hörige Politiker. Carlos1


@hugo
Keine Aufregung bitte, hugo. 40 Mio Haushalte bestimmen die Nachfrage. Ob Nachfrage und Angebot aber den Markt regeln, ist eine andere Frage. Einen vollkommenen Markt gibt es nicht. Märkte, die durch Nachfrage und Angebot allein bestimm werden, so habe ich es früher mal gelernt, gibt es bei Drogen, in der Prostitution. Heute käme in großem Umfang die Schwarzarbeit hinzu. Alle anderen Märkte haben mit Marktwirtschaft wenig oder gar nichts zu tun. Alle Eingriffe des Staates, sei es durch Steuern, Prämien Subventionen verfäschen das Marktgeschehen. Bei vier großen Energiekonzernen sammelt sich zu viel Marktmacht bei Konzernen. Das ist der wirtschaftliche Hintergrund. Was du zur Politik als Marionetten der Bosse schreibst, ist DDR-Ideologie. Tatsache ist, dass die Energieerzeugung eine zentrale Rolle in der modernen Wirtschaft spielt. Die Verbraucher müssen lernen ihre Marktmacht nutzen. Niemand ist im Supermarkt den Verführungen der Verkaufsstrategen ausgesetzt so wenig wie wir hoffnungslos den Energiebossen ausgeliefert sind. Information, kritisches Denken, Anbieterwechsel, der Willen Nein zu sagen und zum Boykott sind Waffen der Verbraucher. Zu gesellschaftspolitischen Rundumschlägen auszuholen angesichts der Gewährung allzu üppiger Fördermittel ist unangebracht. Jeden Monat werden nach der alten Regelung 1 MRD Euro an Leute ausgeschüttet. Geld, das den Verbrauchern aus der Tasche gezogen wird. Wir zahlen hier die höchsten Strompreise in Deutschland, wenn nicht in Europa.


Wenn sich jetzt wie im Falle der Solarindustrie die Marktbedingungen ändern, muss die Förderpraxis durch die Politik überdacht werden. Clara erwähnt eine Preisminderung von 30%. Nach Umfragen vbei 100 Installateuren durch EUPD-Research im Auftrag von BSW Solar lag der Endkundenpreis für Solarstromanlagen im 1. Quartal 2010 gegenüber 2003 um 43% niedriger. Das Argument, die Änderung komme sehr plötzlich und eine Anpassung bedürfe längere Zeit ist verständlich.


Einer der mächtigen Bosse der Energieerzeuger (die angeblich Dtld regieren), der unlängst mehr oder weniger gegangene ENBW-Chef Claaßen steht heute einem blühenden Solarunternehmen vor. Für ihn ist laut neuesten Meldungen der Sonnenstrom der „logische Nachfolger“ der Kernenergie. Solar Millennium in Erlangen will mit Sonnenkraftwerken in neue Dimensionen vorstoßen. Die Umsätze sollen sich im laufenden Geschäftsjahr verdoppeln gegenüber dem Vorjahr. Im Vorjahr 2008 hätten sich die Erlöse versechsfacht, der Profit vervierfacht. Ein Freund der Atomkraft bleibe er dennoch sagt er. Sein neues Unternehmen will in den USA, Spanien und Ägypten solarthermische Kraftwerke bauen. Probleme gibt es durch Engpässe beim Personalaufbau und bei der Finanzierung von Großprojekten. 100 neue Stellen sollen geschaffen werden. Nicht ganz einfach. Die Firma hatte vor vier Jahren einen Umsatz von knapp 20 MIO €. In diesem Jahr will man 350 MIO erreichen. Die Konkurrenten wie Siemens und die französische Areva fegen den Markt für Sonnenstromexperten leer. Wo gibt es Arbeitskräfte?


Andere Solarfirmen wie Q-Cells, Solon machten letztes Jahr erhebliche Verluste. SMA schloss letztes Jahr mit einem Rekordergebnis ab. Die Branche muss nun lernen auf eigenen Füßen zu stehen und mit weniger Staatsförderung auszukommen.


„da wird durcheinandergemengt, da wird verrührt und durchmischt, da werden Klimakatastrophe genau so instrumentalisiert, wie die Angst vor Atomenergie, die unproduktive Solartechnik in den Ring geworfen, die Halbwahrheiten der nachwachsenden Rohstoffe bemüht, vor der aufkommenden chinesischen Gefahr bezüglich Know How gewarnt,,usw usf,,Hauptsache der Verbraucher hält still und zahlt die Zeche,,er weiß ja gar nicht mehr wem oder was er glauben soll.“ Hugo


Du beschreibst es durchaus richtig. Aber aus diesem Kuddelmuddel von Meinungen und Interessen muss der mündige Bürger seinen Weg finden und sich ein Urteil bilden. In einer echtgen Demokratie gibt es viele Interessengruppen und eine wuchernde Meinungsvielfalt. Damit müssen wir leben. Kühlen Kopf behalten und sich nicht irre machen lassen. Du ziehst in deinem letzten Abschnitt die richtige Schlussfolgerung:


ich finde diese Rücknahme-Entscheidung einer völlig überhöhten Prämierung einer für unsere Gegend und die jetzige Zeit noch nicht konkurrenzfähigen Technologie als sehr sinnvoll
damit bekommt auch die Solarindustrie wieder etwas mehr Anreiz sich den Marktbedingungen zu stellen und durch mehr Leistung und Qualität auf sich aufmerksam zu machen und sich den internationalem Vergleich zu stellen.


Gruß
c.


schorsch
schorsch
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Re: Ist die Kürzung der Solarförderung im gegebenen Umfang gerechtfertigt?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Karl vom 24.02.2010, 11:25:28
@: "...Die Energiekonzerne RWE und Eon wird es freuen. Sie werden sich an ihren Atomkraftwerken eine goldene Nase verdienen...."

Um das und um rein gar nichts anderes geht es der Atom-Lobby. Dies ist aber kurzsichtig. Denn andere Staaten werden bestimmt zukunftsgerichteter agieren. Und eines Tages werden jene Politiker, die im Dienste der A-Werk-Betreiber stehen, sich Blindheit nachsagen lassen müssen. Aber bis dannzumal haben sie bestimmt wo viel von den A-Werk-Betreibern kassiert, dass ihnen dies schnuppe sein kann!

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schorsch
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Re: Ist die Kürzung der Solarförderung im gegebenen Umfang gerechtfertigt?
geschrieben von schorsch
als Antwort auf carlos1 vom 25.02.2010, 10:47:42
Jene die das eine tun und das andere nicht lassen, laufen bewusst auf zwei Schienen. Und wenn eines Tages dann die eine Schiene nicht mehr rentiert, haben sie die Nase vorn.

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