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Wirtschaftsthemen Schuldenbremse als Symptomkur - Schnurstracks in die Depression

Mitglied_81b4260
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Schuldenbremse als Symptomkur - Schnurstracks in die Depression
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich beziehe mich hier auf einen Artikel von Stefan Schulmeister in der PRESSE, der mir durchaus einleuchtend vorkommt.

Stefan Schulmeister ist seit 1972 wissenschaftlicher Mitarbeiter beim österreichischen Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo). Schwerpunkte u. a.: Finanzmärkte und internationaler Handel.

Ich finde die Argumente sehr logisch, aber meine (volks)wirtschaftlichen Kenntnisse sind äußerst begrenzt. Daher interessiert mich, was andere dazu meinen.
pschroed
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Re: Schuldenbremse als Symptomkur - Schnurstracks in die Depression
geschrieben von pschroed
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.11.2011, 09:39:39
Hallo mart1

Wenn man in seinem Laden seine Verkaufspalette drastisch reduziert so kann der Umsatz auch nicht mehr steigen.

So seh ich es auch mit den Piigs Staaten. Monti versucht mit einer Lohn - Steuersenkung in Italien dagegen zu steuern, um das Konsumieren anzukurbeln.

In seiner Antrittsrede stellte Monti eine Steuer-, Renten- und Arbeitsmarktreform in Aussicht. Ziel seiner aus Fachleuten bestehenden Regierung sei es unter anderem, die Lohnsteuern zu senken und zur Gegenfinanzierung die Verbrauchssteuern zu erhöhen. Das werde das Wachstum der lahmenden Wirtschaft stimulieren, ohne die Staatseinnahmen zu gefährden.

Phil.
Mitglied_5ccaf87
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Re: Schuldenbremse als Symptomkur - Schnurstracks in die Depression
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.11.2011, 09:39:39
Schulmeister beschreibt einen aktuellen Zustand und vergleicht ihn mit den Krisen der vergangenen 100 Jahre. Zustimmen muss ich ihm, das man der Finanzkrise kaum durch Maßnahmen des Staates begegnen kann oder sie gar dadurch beherrscht. Das Kapital lässt sich nicht beherrschen. Der schnöde Mammon ist das grundlegende Prinzip und Gesetz dieser Gesellschaftsordnung. Darüber hat meines Wissens Marx schon paar entschiedene Sätze geschrieben.

Der Autor bietet keine akzeptable Lösung des Problems (siehe auch Kommentare). Selbst wenn man seinen Lösungsansätzen folgt, ergibt sich nur eine weitere Hinauszögerung des Zusammenbruchs des Kapitalismus. Der grundlegende Widerspruch zwischen Kapital und den unteren Schichten der Gesellschaft (Proletariat) oder wenn du so willst, zwischen arm und reich, bleibt weiterhin bestehen.

Ich kann mir nicht vorstellen, das die überwiegende Anzahl der Reichen irgend wann ein soziales Gewissen haben werden. Wenn es so etwas gäbe, müsste es wenigsten einmal in der Weltgeschichte nachweisbar sein.


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schorsch
schorsch
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Re: Schuldenbremse als Symptomkur - Schnurstracks in die Depression
geschrieben von schorsch
Wenn die Hilfs-Milliarden nicht den Politikern und den
Banken der Schuldenstaaten in den Rachen geworfen würden, sondern an die Ärmsten des Landes gerecht verteilt, könnten diese mit ihren vermehrten Konsumationen die Wirtschaft ankurbeln; mit den mehr verdienten Einnahmen könnten die Unternehmer mehr Steuern bezahlen; und mit den vermehrten Steuern könnten die Staaten ihre Schuldenlasten abbauen.

Aber: Da ja in den betreffenden Ländern die Reichen ihre Steuern auf der Grundlage von Freiwilligkeit entrichten, müsste der Staat vorher willens sein, die Sünder gehörig beim Wickel zu packen!

Merke: Der "Rubel" muss rollen damit die Wirtschaft floriert. Wenn die Unternehmer und Spekulanten aber das Geld dem Land entziehen = es im sicheren Ausland verstecken, kann es nicht mehr "rollen".
pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Schuldenbremse als Symptomkur - Schnurstracks in die Depression
geschrieben von pschroed
als Antwort auf schorsch vom 19.11.2011, 11:21:38
Wann immer die Politik in jüngster Zeit ankündigt, das Sparen zu verschärfen

(31. Juli: Kompromiss im US-Kongress, 16. August: Merkel und Sarkozy verordnen Schuldenbremse etc.), gehen die Aktienkurse auf Talfahrt und die Zinsen steigen. „Die Märkte“ wissen:

Das kann nicht funktionieren, und „sie“ erhoffen sich anderes von der Politik als „more of the same“.

Wenn zwei Subsysteme vom jeweils anderen den Anker erwarten, wird das Gesamtsystem fundamental instabil.

Ein bedauerlicher Kollateralschaden der finalen Symptomkur ist unvermeidlich, die Depression: Alle Eurostaaten senken ihre Nachfrage, die Unternehmen und Haushalte (deshalb) aber auch.

Sowie auch Merkel/Sarkozy > Hebel wo bleiben die asiatischen Investoren, kein Interesse,das Vertrauen ist weg.

Phil.
Marija
Marija
Mitglied

Re: Schuldenbremse als Symptomkur - Schnurstracks in die Depression
geschrieben von Marija

Meine volkswirtschaftlichen Kenntnisse sind auch sehr limitiert.

Eine grundsätzliche Überlegung :

Ist es nicht so, dass die europäischen Löhne stetig sinken und Richtung Asien nivelliert werden ? - Nur ein Gedanke.

Ich frage mich, wer soll denn noch den ganzen unnötigen Schrott kaufen, wenn kein übriges Geld mehr da ist.

Wie sieht diese Konsumgesellschaft in nächster Zukunft aus, wenn jeder Einzelne seine individuelle Schuldenbremse aktiviert ?

Marija

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EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Re: Schuldenbremse als Symptomkur - Schnurstracks in die Depression
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf pschroed vom 19.11.2011, 11:32:27
Leider tanzt da Deutschland wieder mal aus der reihe.
Der einzelhandel klagt überhaupt nicht im gegenteil die umsätze steigen.
Leider tanzen aber weinige Eurostaaten wieder mal aus der reihe.
Dort sind die produktionskosten derart gestiegen, daß sowohl der binnenmarkt und erst recht der außenhandel total rückläufig sind.
In D stagnieren die produktionskosten in anderen ländern steigen sie.In Griechenland sind die produktionskosten in den letzten jahren um fast 70% angestiegen, Portugal, Spanien und Italien liegen im gleichen trend..
Wer soll das zeug, das weder preislich noch funktionell, noch wirtschaftlich-technisch mit dem weltmarkt mithalten kann denn noch kaufen oder gar importieren.
Nun werfen wir gern milliardenhilfen dahin, damit die sich ihre teuren produkte leisten können.
Der export steigt damit aber nicht an im gegenteil.
Alles geld verschwindet dann wieder im konsum und halbjährlich muß die neue rate ausgespuckt werden....bloß wer bezahlt die dann und wie lange kann das so weitergehen?
Den konsum ankurbeln ist ja nicht schlecht, aber dann kaufen die Griechen und andere doch lieber preiswertere und bessere waren aus Asien oder Europäischen ländern.
Zurück zur Drachme und deren anpassung an das währungssystem so könnte es gehen.
pschroed
pschroed
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Re: Schuldenbremse als Symptomkur - Schnurstracks in die Depression
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Marija vom 19.11.2011, 12:30:06


Eine grundsätzliche Überlegung :

Ist es nicht so, dass die europäischen Löhne stetig sinken und Richtung Asien nivelliert werden ? - Nur ein Gedanke.

Marija


Genau in diese Richtung geht die Lohnentwicklung, früher sagte man, die asiatischen Länder produzieren wie wir das Gleiche, aber unsere Qualität und Know-How haben sie nicht.

Diese Meinung hat sich schon zum Teil selbst überholt, unsere EU Vorzeige Firmen, insbesonders die Autoindustrie haben alles in diese Länder hinuntergeschleppt .

In der Chemie, nur als Beispiel, werden komplette Folien Produktionslinien zerlegt in Kisten eingepackt, von Antwerpen aus in Container nach China verschifft.
So geschehen wieder kürzlich in Rozenburg / Holland. (circa 150 Arbeitslose)

Die Firmen gehen wo die Nachfrage ist und die Löhne NOCH tief sind. In 20 - 30 Jahren kehren sie wieder zurück nach Europa und das Spiel beginnt wieder von vorne.

Wir werden gelernt unsere Bedürfnisse neu anzupassen, insbesonders die Länder rundum Deutschland.

Deutschland hat schon ein großer Teil (tiefe Löhne) seiner Hausaufgaben gemacht, darum ist Deutschland im Export zu den Schwellenländer noch sehr attraktiv. > außer die Konjunktur bricht durch die europäische Bankenkrise ein.

Phil.



pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Schuldenbremse als Symptomkur - Schnurstracks in die Depression
geschrieben von pschroed
als Antwort auf EehemaligesMitglied58 vom 19.11.2011, 12:35:12
Leider tanzt da Deutschland wieder mal aus der reihe.
Der einzelhandel klagt überhaupt nicht im gegenteil die umsätze steigen.
Leider tanzen aber weinige Eurostaaten wieder mal aus der reihe.
Dort sind die produktionskosten derart gestiegen, daß sowohl der binnenmarkt und erst recht der außenhandel total rückläufig sind.
In D stagnieren die produktionskosten in anderen ländern steigen sie.In Griechenland sind die produktionskosten in den letzten jahren um fast 70% angestiegen, Portugal, Spanien und Italien liegen im gleichen trend..
Wer soll das zeug, das weder preislich noch funktionell, noch wirtschaftlich-technisch mit dem weltmarkt mithalten kann denn noch kaufen oder gar importieren.
Nun werfen wir gern milliardenhilfen dahin, damit die sich ihre teuren produkte leisten können.
Der export steigt damit aber nicht an im gegenteil.
Alles geld verschwindet dann wieder im konsum und halbjährlich muß die neue rate ausgespuckt werden....bloß wer bezahlt die dann und wie lange kann das so weitergehen?
Den konsum ankurbeln ist ja nicht schlecht, aber dann kaufen die Griechen und andere doch lieber preiswertere und bessere waren aus Asien oder Europäischen ländern.
Zurück zur Drachme und deren anpassung an das währungssystem so könnte es gehen.
geschrieben von gram


Hallo gram

Wie schon in einem anderen Beitrag beschrieben Deutschland hat in punkto Lohnsenkung (Fixkosten) seine Hausaufgaben gemacht. Meine persönliche Meinung ist, wahrscheinlich kommen die EU Länder nicht an den unbeliebten EUROBONDS vorbei. (für jedes EU den gleichen Renditezins)

Phil.
olga64
olga64
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Re: Schuldenbremse als Symptomkur - Schnurstracks in die Depression
geschrieben von olga64
als Antwort auf pschroed vom 19.11.2011, 12:52:41


Die Firmen gehen wo die Nachfrage ist und die Löhne NOCH tief sind. In 20 - 30 Jahren kehren sie wieder zurück nach Europa und das Spiel beginnt wieder von vorne.


Phil.


Die Herstellerfirmen gehen in die Länder, wo sie höhere Zuwachsszahlen als in den gesättigten deutschen oder europäischen zu erwarten haben. Insbesondere Europa ist aufgrund seiner Schuldenkrise ein Risikomarkt geworden. Das bedeutet, dass Deutschland noch mehr in aussereuropäische Länder exportieren muss, um keine zu grossen Verluste zu erleiden.
Ich glaube aber nicht,dass die Firmen nach Europa zurückkehren werden - sie werden sich in aussereuropäische Länder weiter orientieren (vermutlich wird ein neuer Markt Myanmar, wenn dieses Land sich mehr öffnet, wonach es ja aussieht). Es gibt noch genügend ökonomische Flecken auf dieser Erde, die beackert werden können.
Das alles könnte sich nur ändern, wenn der heuchlerische deutsche Schnäppchenjäger bereit wäre, mehr Geld für die Produkte zu bezahlen, die er érwirbt. Wenn nicht, sollten auch Deutsche einfach mal stolz darauf sein,dass wir so erfolgreich sind,dass die Unternehmen gut wirtschaften und die Politik die anscheinend richtigen Rahmenbedingungen setzt. Aber dies wird wohl nie passieren - lieber meckert das deutsche Volk über alles, was er mit verursacht und schiebt die Schuld dafür auf die "verhassten" Politiker. Olga

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