Forum Finanzen & Wirtschaft Wirtschaftsthemen Wie wird es bei Opel weitergehen?

Wirtschaftsthemen Wie wird es bei Opel weitergehen?

Achras
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Re: Opel
geschrieben von Achras
als Antwort auf olga64 vom 13.07.2012, 16:05:23
Bei beiden Autofirmen kann man gut erkennen, dass mit Autoverkäufen innerhalb Europas keine Zuwachszahlen mehr entstehen. Das zeigen VW/Audi, Daimler, BMW, die aufgrund ihres Engagements in China, Brasilien und auch USA ein glänzendes erstes Halbjahr 2012 hatten.
Auch VW und BMW werden irgendwann wieder schlechtere Quartalszahlen präsentieren, denn auch Chinas Wirtschaftswachstum wird nicht unbegrenzt lange fortdauern - und es ist nicht zu erwarten, daß eine Nation mit ca. 1,3 Milliarden Einwohnern automatisch eine ungefähre Milliarde potentieller Neukunden generiert...
Hier in Europa sind Gesellschaft und der Markt für Neufahrzeuge bereits "zweigeteilt": Einerseits gibt es einen gewissen Nachholbedarf für Premiummarken, die insbesondere auf Wachstumsmärkten (etwa in Osteuropa) gefragt sind, andererseits zwingen beständig sinkende Reallöhne der klassischen Konsumentengruppen jene dazu, "ihrer" Marke untreu zu werden und sich bislang dem verschmähten Billigsortiment (koreanische Hersteller oder beispielsweise Dacia) zuzuwenden.

Da VW und BMW bereits Modelle ihrer Sortimente auch in Lizenz in China fertigen lassen, dürften bald die chinesischen "Eigenmarken" soweit sein, entsprechende Plagiate serienmäßig herzustellen. Und wie ja auch Japan mittlerweile sein einst gefürchtetes technisches Know-how zunehmend in Billiglohn-Tigerstaaten abgibt, wird auch China, das sich derzeit auffallend stark in Afrika engagiert, Fertigungskapazitäten dorthin auslagern, um im Inland steigende Löhne zu verhindern.

Die einstige Stärke Opels war die direkte Konkurrenz zu VW - weil unter Heinrich Nordhoff VW so lang am Heckmotorkonzept festhielt und weil Deutschland auf vielfältige Weise in der Nachkriegszeit sich bereitwillig kulturell, medial und konsumtechnisch von den USA zu einer eher epikureischen Lebensweise öffnen ließen, wuchs natürlich die Nachfrage nach erschwinglichen Fahrzeugen mit Frontmotor und brauchbarem Kofferraum., die auch auf dem zunehmend gut ausgebauten Straßennetz mit spürbar besserem Abrollkomfort bewegt werden konnten.
Seit VW mit den Baureihen "Golf", "Jetta", "Passat" dieses Segment bedient, ist Opel quasi zur "zweiten Wahl" degradiert - und vergleichbare Fahrzeugkonzepte sind eben bei der französischen, italienischen und japanischen Konkurrenz auch zu finden.
Opel bietet nicht einmal mehr des preisgünstig zu individualisierenden Großserien-Billigsportwagens ("Manta") das Kultpotential, das lange Zeit für treue Kundenbindung sorgte. Und da Opel im gehobenen Preis- und Marktsegment nicht bzw. nicht mehr vertreten ist, fahren gesellschaftlich aufstiegsorientierte Personen eher Audi oder BMW, die ggf. wegen ihres optischen "Understatement" gern auch als (steuerlich begünstigte) neutrale Firmenwagen eingesetzt werden.

Also wäre ich im Management-Board von Opel - ich würde den Versuch wagen, notfalls über die Gründung einer Tochtergesellschaft, die Marke Opel wenigstens in Taxibetrieben und bei Autovermietungen wieder vermehrt im Straßenbild präsent und damit populär zu machen.
Achras
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Re: Aha?
geschrieben von Achras
als Antwort auf olga64 vom 17.07.2012, 17:07:39
Immer älter werdende Bevölkerungen sind keine guten Neukunden im Vergleich zu Staaten, die über mehr viel mehr junge Leute verfügen. DAs alles war aber auch soziologisch seit vielen Jahren absehbar.
Naja, bislang war's so, daß mit zunehmendem Alter beinahe wie von selbst auch das Einkommen oder das (angesparte) Vermögen stiegen - und Otto Normalkonsument sich, wenn er in die "besten Jahre" kam, aufgeschobene Konsumwünsche verspätet erfüllen konnte...
Unsere gesellschaftlichen Probleme sähen noch weitaus besorgniserregender aus, wären die geburtenstarken Jahrgänge nicht gegen Ende der 60er Jahre verebbt...
Wir erleben es heute ja eher, daß junge Leute das Auto per se ablehnen - und zumindest in Großstädten oftmals meinen, keinen Führerschein zu benötigen - mithin bricht den Fahrschulen die Geschäftsgrundlage weg, auch Tankstellen werden seltener, das Netz an Vertragswerkstätten dünnt sich aus - und weil das Autofahren seit Einführung der "Typklassenregelung" auch nach vielen schadensfreien Jahren nicht mehr billiger wird, überlegt sich manch älterer Autofahrer, ob er sein Auto wirklich unbedingt benötigt und durch einen Neukauf ersetzt, wenn sein alt gewordenes Fahrzeug nicht mehr ohne erhebliche Investitionen die HU "besteht".
Schon hat Bundesfinanzminister Schäuble laut überlegt, künftig auch auf die versicherungsprämiendämpfende Selbstbeteiligung im Schadensfall die 19%ige Versicherungssteuer zu erheben. Wenn das Automobil allerdings wieder zum selten anzutreffenden Luxusgut wird, werden nicht wenige Branchen in Mitleidenschaft gezogen - das fängt mit der Verkehrsleittechnik an, betrifft auch die Freizeiteinrichtungen im "Naherholungsgebiet" und die Gastronomie insgesamt und wird nicht zuletzt auch den Sportartikelherstellern noch beträchtliche Einbußen bescheren, weil die meisten Accessoirs der Freizeitgestaltung ohne eigenes Transportfahrzeug gar nicht zum "Einsatzort" zu transportieren sind. Nicht umsonst ist dem erhöhten Transportbedarf geschuldet die vielgeschmähte Fahrzeugklasse des SUV so populär geworden - Surfbretter, Strandsegler, Heißluftballons, Taucherausrüstungen etc. lassen sich eben auf dem Gepäckträger eines Mountainbike nicht so ohne weiteres mitnehmen. Oder im Linienbus.

Die allgemeine Tendenz zur Verdammung des Individualverkehrs und die Marktkonzentration, die zu einer allgemeinen Monotonisierung des Warenangebotes führt, wird man gewiß erst bedauern, wenn's zu spät ist.

olga64
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Re: Aha?
geschrieben von olga64
als Antwort auf Achras vom 22.07.2012, 04:19:02
AChras schrieb:

, aufgeschobene Konsumwünsche verspätet erfüllen konnte...


Wir erleben es heute ja eher, daß junge Leute das Auto per se ablehnen - und zumindest in Großstädten oftmals meinen, keinen Führerschein zu benötigen - mithin bricht den Fahrschulen die Geschäftsgrundlage weg,

Die allgemeine Tendenz zur Verdammung des Individualverkehrs und die Marktkonzentration, die zu einer allgemeinen Monotonisierung des Warenangebotes führt, wird man gewiß erst bedauern, wenn's zu spät ist.


Die verspätete Erfüllung grosser Konsumwünsche dürfte sich mit sinkenden Renten erübrigen; die meisten Menschen dieser Altersklassen versuchen vernünftigerweise, ihre Spargroschen zusammenzuhalten, damit sie später das Pflegeheim bezahlen könnten.
Die jungen Leute machen nach wie vor ihre Führerscheine - das gehört ja seit Jahrzehnten bei Mann und Frau zur Allgemeinbildung. Sie verzichten - insbesondere - auf Autos, was nur vernünftig ist. In München bezahlen sie z.B. für eine Garage fast so viel wie anderswo für eine 1-Zimmer-Wohnung. Ist doch unnötig, in der Grossstadt ein Auto zu haben - es gibt doch U-Bahn, S-Bahn, Busse, Trambahnen, das Fahrrad oder gar noch die Beine, um zu gehen.
Irgendwo kommt auch in deutschen Grossstädten die Citygebühr für Autos (wie z.B. in London) - dann kann es sich keiner mehr leisten, mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Ich finde dies in jedem Fall besser, als der Wegzug aus den Städten auf das Land, wo dann die Landschaften zersiedelt werden und eine 4-köpfige Familie über 4 Autos verfügt und auch noch für die Kilometerpauschale kämpft, die dann der grossstädtische Steuerzahler mitfinanziert, der seinerseits eine höhere Miete bezahlen muss. Olga

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geschrieben von Achras
als Antwort auf olga64 vom 23.07.2012, 16:34:36
Die jungen Leute machen nach wie vor ihre Führerscheine - das gehört ja seit Jahrzehnten bei Mann und Frau zur Allgemeinbildung. Sie verzichten - insbesondere - auf Autos, was nur vernünftig ist.
Ich kann leider nicht erkennen, inwieweit Ihr Beitrag zum Thema "Opel" etwas beiträgt, und was den Rückgang an Fahranfängern betrifft, halte ich's für durchaus zumutbar, sich nicht nur auf ein vages Gefühl zu verlassen, sondern beispielsweise die bereits veröffentlichten Sorgen des Berufsverbandes der Fahrlehrer zur Kenntnis zu nehmen.
Was die forumseigene Funktion des ZITIERENS von Beiträgen betrifft, so existiert ein eigener Thread, in dem verständlich erklärt wird, daß das Anklicken des "Zitieren"-Buttons den eigenen Computer NICHT explodieren lässt.

Im für ideologische Verblendung anfälligen Deutschland der Neuzeit grassiert ein Wetteifer, autofreie Zonen oder zumindest "verkehrsberuhigte" Straßenzüge als künstliches Hindernis anzulegen.
Die Krise, in der Opel steckt, lässt sich über Sondermodelle, Verkaufsofferten, Rabatte usw. durchaus nicht auffangen oder abmildern - irgendwie scheint Opel ein Problem damit zu haben, sich und seine Produkte marktgängig zu positionieren; einerseits will Opel in den Marktsegmenten Kleinwagen, untere Mittelklasse und Minivan mitmischen, erreicht aber verarbeitungstechnisch nur selten konkurrenzfähiges Niveau und ist dafür halt preislich zu hoch angesiedelt ohne dabei pro verkauftem Neuwagen genügend Gewinn zu machen...

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