Forum Finanzen & Wirtschaft Wirtschaftsthemen Wirecard - wie sich eine Firma selber zugrunde richtet

Wirtschaftsthemen Wirecard - wie sich eine Firma selber zugrunde richtet

olga64
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RE: Wirecard - wie sich eine Firma selber zugrunde richtet
geschrieben von olga64

zu Recht regt man sich jetzt über die relativ kleine Firma Wirecard auf - aber viel spannender wird doch werden, wie es bei der Lufthansa weitergeht.
Da erpresst gerade ein fast 80jähriger Grossaktionär mit einem Aktienpaket von ca 16% dieses Riesenunternehmen und versucht, die staatlichen Hilfen und auch Beteiligungen so ausser Kraft zu setzen, dass Lufthansa in Insolvenz gehen muss.
Daran hängen Hunderttausende von Arbeitsplätzen und - im Gegensatz zu Wirecard - ein wirkliches Aushängeschild für Deutschland,das Exportland, das dann ohne eigene Fluglinie dasteht.
Da die LH ausserdem im Rahmen ihrer Star Alliance 26 Partnerfirmen inkludiert hat, reisst es die alle in den Strudel, wenn sich dieser Grossaktionär durchsetzen soll.
Ein Gespräch mit den Herren Scholz und Altmeier brachte nichts, was auch positiv bedeuten kann ,dass diese Politiker sich nicht von dem Herrn erpressen lassen. Olga

Karl
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RE: Wirecard - wie sich eine Firma selber zugrunde richtet
geschrieben von Karl
als Antwort auf olga64 vom 24.06.2020, 19:32:41

Wirecard war keine kleine Firma, sondern Mitglied im Dax, der die 30 größten deutschen Aktiengesellschaftern umfasst. Wirecard hat heute Insolvenz angemeldet und der Aktienwert nähert sich den 0 €. 

Die Insolvenz von Wirecard, die die Folge aus großflächigem und langjährigem Betrug und mangelhafter Aufsicht durch die Behörden  darstellt, ist für den Ruf Deutschlands eine Katastrophe und wird unserer Wirtschaft langfristig großen Schaden zufügen. Auch deshalb wird das so sein, weil der Aktienmarkt in Deutschland die Kleinanleger wieder einmal auf Jahre verkrault haben dürfte.

Karl

olga64
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RE: Wirecard - wie sich eine Firma selber zugrunde richtet
geschrieben von olga64
als Antwort auf Karl vom 25.06.2020, 18:28:32
Wirecard war keine kleine Firma, sondern Mitglied im Dax, der die 30 größten deutschen Aktiengesellschaftern umfasst. Wirecard hat heute Insolvenz angemeldet und der Aktienwert nähert sich den 0 €. 

Die Insolvenz von Wirecard, die die Folge aus großflächigem und langjährigem Betrug und mangelhafter Aufsicht durch die Behörden  darstellt, ist für den Ruf Deutschlands eine Katastrophe und wird unserer Wirtschaft langfristig großen Schaden zufügen. Auch deshalb wird das so sein, weil der Aktienmarkt in Deutschland die Kleinanleger wieder einmal auf Jahre verkrault haben dürfte.

Karl
geschrieben von karl
Wonach bemisst man die "Grösse eines Unternehmens",das in den DAX kommt? Sicher nicht an der Mitarbeiterzahl - sonst wäre die "Deutsche Wohnen", die nun anstatt der LH im Dax ist, nicht aufgenommen worden (Mitarbeiterzahl ca 3.500 Leute).
Wirecard hat in Deutschland ca 1500 Mitarbeiter, wovon ein Grossteil projektbezogen aus Asien kommt und nur temporär in der Zentrale von Wirecard in Aschheim bei München arbeitet.
Die Deutsche Börse, die für die Zusammenstellung des Dax verantwortlich ist, hat keine Vorkehrung für Pleitefälle getroffen (Wirecard ist auch der erste Pleitefall im Dax seit Jahrzehnten).
Die Börse überprüft alle paar Monate die Zusammensetzung desIndex. Entscheidungskriterien für den Verbleib im DAX ist de Wert der frei handelbaren Aktien und wie häufig die Aktie gehandelt wird. Fällt ein Unernehmen in einer dieser beiden Kategorien zurück,darf ein anderes Unternehmen nachrücken. Die nächste Überprüfung steht im September an. Ob ein Un ternehnmen Insolvenz angemeldet hat, ist für die Zugehörigkeit im Dax nicht ausschlaggebend.
Nun geht es aber Schlag auf Schlag: E+Y (ERnst + Youngt) prüften 10 Jahre die Bilanzen von Wirecard und testierten diese; erst bei der Bilanz für 2019 fielen die nicht plausiblen Unregelmässigkeiten auf. Auch gegen die Manger von E+Y erfolgte nun Anzeige.
Wirecard hat auch eine Bank; für diese Oberaufsicht ist die Bafin verantwortlich. Auch hier dürfte man noch einiges erfahren, wer hier nicht verantwortlich gearbeitet hat.
Für alle anderen, kreditgebenden Banken ist die Insolvenz ärgerlich - die gegebenen Kredite dürften sie wohl nun abschreiben müssen.
Besonders betroffen sind hier übrigens die Landesbank Baden Württemberg und die Commerzbank. Es wird ja in solchen Fällen gerne gefordert, das "Banken verstaatlicht werden müssen" - aber ist das wirklich so eine gute Idee? Schon während der Finanzkrise 2009 waren viele Landesbanken involviert und nun wieder. Auch die Commerzbank ist teilweise in staatlichen Händen.
Beide Banken haben Wirecard anscheinend bis zu 1.75 Milliarden Euro geliehen.

DEr andere Vorstand, Herr Masalek,der sich nach eigenen Angaben auf den Philippinen befinden soll, sei zu wünschen,dass er die Ausreise nach Deutschland schafft, um sich hier den Behörden zu stellen. Sollte er auf den Philippinen geschnappt werden, muss er vermutlich bis zu seiner Auslieferung in ein sehr unbequemes Gefängnis vor Ort; diese Löcher wurden schon öfters anschaulich geschildert - da wäre er in Deutschland besser dran in einer Haftanstalt.

Bei Wirecard übernimmt nun der Insolvenzverwalter die Geschäfte; ein kleiner Lichtschimmer dürfte sein, dass dieTechnologie von Wirecard ja funktioniert und auch gefragt ist; es kann gut sein, dass sie zu gutem Preis an den Wettbewerb auf diesem Gebiet verkauft wird, bzw. sich ein anderes Unternehmen zu günstigem Preis Wirecard "schnappt", weil diese bargeldlosen Zahlungen weltweit auf dem Vormarsch und sicher nicht mehr aufhaltbar sind. Olga

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olga64
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RE: Wirecard - wie sich eine Firma selber zugrunde richtet
geschrieben von olga64

Der andere Vorstand von Wirecard, Herr Masalek, der noch vor einigen Tagen ankündigte, er werde sich den deutschen Ermittlungsbehörden stellen, macht dies nun anscheinend doch nicht. Keiner weiss, wo er ist - vermutlich auf der Flucht.
Es war auch ein wenig seltsam,dass es jemanden in Corona-Zeiten mit beschränkten Flug- und Reisemöglichkeiten doch gelungen sein sollte, so mal ganz schnell auf die Philippinen zu fliegen.
Vielleicht steckt er ja in seiner österreichischen Heimat?
Dafür ist jetzt ein sehr fähiger und hoch angesehener Insolvenzverwalter bestimmt: Herr Jaffe, der schon so manche betrügerische Firma und deren SChandtaten aufgedeckt hat. Man sollte ihm Glück wünschen, dass es ihm auch hier wieder gelingt. Olga

olga64
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RE: Wirecard - wie sich eine Firma selber zugrunde richtet
geschrieben von olga64

Wie zu erwarten, melden sich jetzt die potentiellen Interessenten, um diese Firma zu übernehmen. Die Technologie funktioniert ja und der Preis dürfte interessant sein. Ca 100 Interessenten müssen nun eine Vertraulichkeitserklärung unterzeichnen und bekommen dann Einsicht in die 'Geschäftsuntelagen, wie der Insolvenzverwalter erklärt.
Am weitestens sei man mit Wirecard USA.
DAs könnte sicher weltweit einige der ca 6000 Arbeitsplätze retten, was ich für diese Menschen auch hoffe. Olga

olga64
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RE: Wirecard - wie sich eine Firma selber zugrunde richtet
geschrieben von olga64

Nun hat die hohe Kaution von 5 Mio Euro dem früheren Vorstandsvorsitzenden von Wirecard nichs mehr genützt; er und zwei weitere Führungskräfte von Wirecard wurden nun verhaftet.
Herr Marsalek ist anscheinend in Belarus, wo ein Diktator Lukaschenko seit fast 30 Jahren das Land hart regiert.
Von diesem Mann wird man sicher so schnell nichts mehr sehen.
ABer die Angelegenheit wird nun auch politisch brisant, insbesondere für unseren Finanzminister Scholz und dem Wirtschaftsminister Altmeier; inwieweit und wann Frau Merkel über die Details informiert wurde, ist noch unklar.
Sie hat aber auf einer China-Reise 2019 auf BEstreben des fränkischen Barons von Guttenberg dort Wirecard empfohlen; eine Sache, die relativ normal im diplomatischen Umgang ist, aber doch weniger, wenn es sich um Firmen handelt, die auf Lug und Trug aufgebaut sind, wie mutmasslich Wirecard.
Die verhängnisvollste Rolle spielt die seit Jahren involvierte Prüfungsgesellschaft E+Y, sowie der Aufsichtsrat von Wirecard, die anscheinend mit geschlossenen Augen nichts geprüft haben, sondern den Worten dieser schon fast kriminellen Protagonisten glaubten.
Es wirdvermutlich zu einem Untersuchungsausschuss in Sachen Wirecard kommen, der sich dann ins Wahljahr 2021 ausdehnen dürfte; keine guten Aussichten für CDU/CSU und SPD. Olga


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Karl
Karl
Administrator

RE: Wirecard - wie sich eine Firma selber zugrunde richtet
geschrieben von Karl
als Antwort auf olga64 vom 23.07.2020, 17:51:10

"ABer die Angelegenheit wird nun auch politisch brisant, insbesondere für unseren Finanzminister Scholz und dem Wirtschaftsminister Altmeier; inwieweit und wann Frau Merkel über die Details informiert wurde, ist noch unklar."
geschrieben von Olga64

@olga64,

also ich meine, dass hier nicht einzelne Minister verantwortlich sind, sondern eher das System der Finanzaufsicht. Da die professionellen Buchprüfer E+Y über 10 Jahre nichts gemerkt haben, kann man keinem einzelnen Minister vorwerfen, dass er etwas verpasst habe. Wenn, dann hätte das politische Versagen in der mangelhaften Ausstattung der Bafin gelegen.

Wenn es aber stimmt, was durchdringt, dass die gesamte Chefetage von Wirecard seit 2015 systematisch kriminell Bilanzen gefälscht hat, sieht man ja an dem Versagen von E+Y wie schwierig es ist. solche Machenschaften aufzudecken, die ja mit dem systematischen Fälschen von Dokumenten einhergegangen sein muss.

Es gilt herauszuarbeiten, welche Mechanismen im internationalen Geldtransfer verändert werden müssen, um solchen Betrug zu verhindern.

Karl
olga64
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RE: Wirecard - wie sich eine Firma selber zugrunde richtet
geschrieben von olga64
als Antwort auf Karl vom 23.07.2020, 18:14:39

Ich sehe das ähnlich, finde es aber gut (finde ich immer gut), dass unsere Kontrollmechanismen auch politisch greifen, bzw. für Aufdeckung der einzelnen Rollen sorgen können und müssen.
Was die Wirtschaftsprüfer anbelangt, bin ich seit langem dafür ,dass diese ausgewechselt werden müssen, z.B. nach drei Jahren Arbeit für einen Mandanten.
Ich erinnere mich gut, wenn in meiner früheren Firma die Wirtschaftsprüfer kamen und die Abteilungen durchleuchteten, kannten wir einander, was bedeutet, man schätzte sich auch entsprechend ein. DA war dann jemand, der intensiver prüfte und suchte und ein anderer, der dies lockerer anging.
Das sollte nicht sein, auch wenn Wirtschaftsprüfer natürlich an lukrativen Mandaten interessiert sind, ist genau das die Gefahr,dass sie "über etwas hinwegsehen", um das Mandat nicht zu verlieren.
Zu wenig wird mir in der ganzen Story die Rolle des Aufsichtsrates erwähnt, der ja innerhalb der Firma dafür zuständig ist, den Vorständen auf die Finger zu sehen. Aber auch diese haben wohl in Anbetracht des raschen Erfolges von Wirecard die Augen und Ohren fest verschlossen. Hoffe,dass auch diese Rolle gut duchleuchtet wird - denn auch Aufsichtsrat-Mitglieder sind an ihren oft gut honorierten Jobs interessiert und wollen diese behalten. Olga

poldy
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RE: Wirecard - wie sich eine Firma selber zugrunde richtet
geschrieben von poldy

Es zeigt sich immer wieder, wie auch bei Herrn Schneider damals, dem Dieselskandal von VW,  welche kriminellen Eigenschaften es auch in der Führungsriege von DAX- Unternehmen gibt.

Diese Herrschaften bei Wirecard  müssen ja " beste Arbeit" geleistet haben, dass diese ganzen "Machenschaften" viele Jahre nicht entdeckt wurden.

Nun müsste auch endlich mal die Börse reagieren und dieses Unternehmen dafür abstrafen.

Die Verantwortlichen dieses Milliardenbetruges , müssen zur Verantwortung gezogen werden, denn sie haben die ganzen Jahre super Gehälter für ihren Job erhalten.

 Denkt poldy

 

olga64
olga64
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RE: Wirecard - wie sich eine Firma selber zugrunde richtet
geschrieben von olga64
als Antwort auf poldy vom 23.07.2020, 18:40:16
Es zeigt sich immer wieder, wie auch bei Herrn Schneider damals, dem Dieselskandal von VW,  welche kriminellen Eigenschaften es auch in der Führungsriege von DAX- Unternehmen gibt.

Nun müsste auch endlich mal die Börse reagieren und dieses Unternehmen dafür abstrafen.

Die Verantwortlichen dieses Milliardenbetruges , müssen zur Verantwortung gezogen werden, denn sie haben die ganzen Jahre super Gehälter für ihren Job erhalten.

 Denkt poldy

 
Sie sollten jetzt nicht den Fehler machen und Herrn SChneider,der nie einem DAX-Konzern angehörte, generell mit Firmen zu vergleichen, die im DAX gelistet sind.

Die Börse reagierte bei Wirecard längst - schauen Sie doch mal, wie hoch die Aktie noch vor kurzem gelistet war und wo sie heute in Cent-Beträgen steht. DA haben viele Leute, auch Gierschlunde, viel,viel Geld verlorden. Viele haben dort seriös für ihre Altersvorsorge investiert - alles futsch.

Die Verantwortlichen müssen nicht zur Verantwortung gezogen werden, weil sie mal "Super Gehälter hatten", sondern weil sie mutmasslich Kriminelle sind.
Super GEhälter sind eine legale Angelegenheit, wenn sie jemand bezahlt und sicher nur im Empfinden notorischer Heidhammel eine Straftat, die juristisch belangt werden müsste.
Es fällt aber auch auf, dass es sich öfters um Österreicher handelt, die sich ökonomisch sehr zweifelhaft bei uns benehmen.
Da sind die Wirecard-Männer und dann Herr Benkö, der dafür sorgt, dass viele MitarbeiterInnen bei Kaufhof/Karstadt nun arbeitslos wurden. Beim Kaufhof in München am Stachus kam der Immobilienbesitzer Herr Benkö sehr grosszügig mit Mietnachlass für Jahre entgegen; halft nichts, war dem österreichischen Milliardär immer noch zu wenig. Pfui Teufel, kann ich da nur sagen.
Ich hoffe jetzt nur ,dass das aktuelle Projekt dieses Herrn Benkö, in einer der prominentesten Münchner Lagen, noch mit strengen Auflagen vesehen werden kann, damit solche Leute nicht denken, sie könnten immer fordern und verlangen, den Gegenwert aber schuldig bleiben. Olga

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