Gruppen Lokale Seniorentreffs Hamburg und Umgebung

Hamburg und Umgebung

Hamburg und Umgebung

Wir wollten zu den Sternen sehen ...




… und darum reisten wir an. Es war eine lange Fahrt, ca. 50 km für jeden von uns, der beim HamburgTreff am 23.10.2016 dabei war. Antje43, meiner, Mandra, na-und und ich. Ich danke allen, die meinem Vorschlag gefolgt sind oder gern wären, hätten sie nicht aus gesundheitlichen Gründen absagen oder familiären Veranstaltungen den Vorrang geben müssen.

Hat sich die Fahrt zur Hamburger Sternwarte gelohnt? Ich finde ja. Allein schon die Anlage, der Park ist es wert, einmal dort gewesen zu sein. Zumal im Herbst, wenn das Laub so schön bunt gefärbt ist und die alten Bäume einen feinen Kontrast zu den als Denkmal geschützten Gebäuden bilden.

Wenn ich darüber nachdenke: Unter einer Sternwarte habe ich mir immer nur ein einzelnes Gebäude vorgestellt. Eines mit einem runden Kuppeldach, das sich öffnen lässt und durch das dann mit dem optischen Instrument nach Sternen Ausschau gehalten wird.




Aber dem ist nicht so in Bergedorf.
Die Hamburger Sternwarte ist ein Ensemble aus mehreren Gebäuden in denen die optischen Instrumente, eine Bibliothek, ein Fotoarchiv und ein Cafe zu finden sind.












Zu finden? Nicht für uns, für die Besucher. Wir haben nur Zugang zu den einzelnen Orten, wenn wir an einer Führung teilnehmen, die jeweils am Wochenende stattfinden. In der Woche wird hier gearbeitet, denn die Sternwarte in Bergedorf ist eine Forschungssternwarte der Hamburger Universität und arbeitet mit Sternwarten in ganz Europa und der Welt zusammen.

Dies wurde uns gleich am Anfang der Führung durch Herrn Holl, der die Führung leitete, sehr ausführlich anhand der Ausführungen zur "Radioastronomischen Empfangsstation des Low Frequncy Arrays" - LOFAR - deutlich gemacht.



Sie ist eine der 50 Stationen die in Europa aufgestellt sind und befindet sich in Norderstedt.





Hoch rotverschobene Signale von Wasserstoffwolken aus der „Epoche der Re-Ionisation” rund 1 Milliarde Jahre nach dem Urknall sollen aufgespürt werden. Langwellige Radiostrahlung stammt von niederenergetischen Elektronen, die eine lange Lebensdauer haben und Kunde von längst vergangenen Explosionsvorgängen bringen
geschrieben von Max Planck-Institut


Spannend, finde ich, was Forscher entdecken können, wenn sie in den Himmel schauen. Aber sie haben es nicht einfach, wie uns Herr Holl erklärte. Die Frequenzbereiche innerhalb derer geforscht wird, sind auch die Frequenzbereiche, die durch Radio, TV und vor allem auch Handys genutzt werden können. Schwierig wird es für die Wissenschaft, wenn die Wirtschaft für ihre Geräte mehr, größere Frequenzbereiche benötigt. Denn die Radiosignale aus dem Weltraum sind sehr schwach. Die Signale der von uns Menschen erzeugten Radiowellen müssen alle heraus gefiltert werden, will man das auffangen, was ein entstehender Stern damals ausgesendet hat.




Die Daten dieser über Europa verteilten Stationen, so berichtete er, werden mittels Glasfaserkabel in einen großen Computer eingespeist, der sie zusammen führt. Durch die weite Verteilung der Stationen auf ganz Europa wird ein Blick in den Weltraum möglich, der einem Teleskop von vielen 100 Metern entspricht. Die genaue Größe habe ich mir nicht merken können – zu viele Informationen kamen hinterher.

So auch die Geschichte der Sternwarte. Es war zuerst in einzelnes Gebäude, das 1802 auf dem Stintfang von dem Feuerwehrmann J.G. Repsold gebaut wurde. Er hatte eine Leidenschaft für die Astronomie entwickelt, als er Caspar Horner kennenlernte, der den Auftrag erhalten hatte, für Hamburg die Mündungen der Weser, Elbe und Eider neu zu vermessen und dafür präzise Instrumente benötigte, die Repsold anfertigen konnte.

In dem Gebäude stellte Repsold ein spezielles Fernrohr zu Messung von Sternpositionen auf: den Meridiankreis , das er selbst angefertigt hatte. Dieses Instrument bewegt sich ausschließlich auf dem Nord-Süd-Meridian und diente der Erfassung der Sternhöhe zu einer bestimmten Zeit. Dies war wichtig für die Seefahrt, die ja auch den Stand der Sterne mit dem Sextanten zu einem bestimmt Zeitpunkt erfasst. Wie wir hörten, nicht ganz einfach und nur in der Dämmerung möglich. Nämlich immer nur dann, wenn schon (oder noch) der Stern zu sehen ist aber auch noch (oder schon) der Horizont. Nur mit Sicht auf den Horizont kann ja die Sternenhöhe gemessen werden.

Napoleon war schuld, dass das Gebäude nicht erhalten werden konnte, das war 1811. Repsold stellte einen Antrag bei der Stadt Hamburg auf eine städtische Sternwarte und später, 1820, wurde der Gedanke noch einmal an die Stadtoberen herangetragen. Aber erst 1824 wurde dem Antrag zugestimmt unter der Bedingung, dass die Instrumente unentgeltlich von Repsold zur Verfügung gestellt werden sollten. Heute würde man sagen, dass hier das Mäzentum eingefordert worden ist. Ob das damals so üblich war?

Neben der Beobachtung der Sterne und ihrer genauen Position war eine weitere Aufgabe der Sternwarte, die exakte Erfassung der Zeit mittels des Meridiankreises.

Von hier aus wurde auch die Zeitballuhr im Hamburger Hafen gesteuert. Nach ihm stellten die Kapitäne ihre Uhren. Die genaue Zeit ist für die Navigation auf See sehr wichtig.

Später wurde auch die telefonische Zeitansage wurde von hier aus gesteuert.

Hättet Ihr gedacht, dass es Anfang des 1900 schon Umweltprobleme waren, welche den Plan für einen Neubau einer Sternwarte außerhalb von Hamburg reifen ließ? Die Luftverschmutzung war es und vor allem die Lichtverschmutzung, die bereits damals die Sicht auf die Sterne und in das Weltall deutlich behinderte. Der Senat der Stadt beschloss, eine neue Sternwarte in Bergedorf zu errichten. Das war 1906 und seit 1912 wird sie betrieben, teilweise noch mit den ursprünglichen Instrumenten.

Interessiert hörten wir zu, was uns Herr Holl über die Bauweise der Teleskope und den Zweck berichtete.




Ich kann das hier nicht alles wiederholen. Meine Berichte dazu wären zu ungenau. Schaut einfach mal auf dieser Seite nach. Hier werden sie alle beschrieben, diese Instrumente und die Geschichte, die dahinter steht.

Zum Beispiel das Oskar-Lühning-Teleskop.




Es ist das größte Teleskop der Sternwarte und das zweitgrößte in Deutschland, mit einer Öffnung von 1,20 m und einer Brennweite von 15,60 m. Der Grund für die Anschaffung dieses optischen Gerätes in 1975 war auch hier die starke Aufhellung (Lichtverschmutzung) des Hamburger Himmels. Mit dem vorher vorhandenem Schmidt-Spiegel konnte nicht mehr effektiv gearbeitet werden, er war einfach zu lichtstark. Das Oskar-Lühning-Teleskop wird vor allem für photoelektrische Messungen und Winkeldurchmesserbestimmungen von planetarischen Nebeln genutzt. Heute ist es mit einer CCD-Kamera und Fernbedienung ausgerüstet und kann über das Internet gesteuert werden.


Oder das 1-m-Spiegel-Teleskop mit dem viele Beobachtungen durchgeführten wurden.



1.700 Photoplatten wurden allein bis 1920 aufgenommen, die der Beobachtung von Kometen und kleinen Planeten dienten, später auch von Sternhaufen, Gasnebeln und Galaxien. Noch während des zweiten Weltkrieges wurde ein Plan zum Umbau des Teleskopes in Auftrag gegeben – man wollte es zur Sternspektroskopie verwenden. Nach den Kriegswirren konnte der Plan ausgeführt werden und bis 1972 wurden damit einige tausend Sternspektren aufgenommen.

Das Teleskop ist sicher nicht einfach zu bewegen und benötigt Ausgleichsgewichte, um die Mechanik nicht zu sehr zu belasten.



Interessant waren für mich auch die Informationen über die Spiegelbedampfungsanlage. Ich hatte noch nie davon gehört – mir aber auch nie Gedanken gemacht, wie die Spiegel in den Spiegelteleskopen funktionieren.



In der Bedampfungsanlage wird auf die polierte Oberfläche der Glaskörper eine hoch reflektierende Aluminiumschicht von 50 – 100 Nanometern Dicke aufgetragen. In dem Behälter können Spiegel bis zu einer Größe von 1,50 m bedampft werden.



Ausdrücklich betonte Herr Holl, dass auch Spiegel von Privatpersonen hier angenommen werden.

Ein interessanter Ausflug, diese Reise nach Bergedorf, und durchaus wiederholenswert. Ich bin sicher, ich war nicht das letzte Mal dort. Wer sich für das Weltall interessiert, kann auch an Veranstaltungen der Sternwarte teilnehmen und vielleicht auch einen Blick auf die Sterne werfen, wenn sie einmal zu sehen sind.
Leider hat ja die Luftverschmutzung inzwischen so stark zugenommen, dass es heute nur noch an ca. 30 Nächten im Jahr möglich ist, durchgängig ins Weltall zu sehen. Früher sollen es ca. 300 Tag im Jahr gewesen sein. Das ist auch der Grund, warum heute vermehrt die Sternwarten auf der südlichen Halbkugel unserer Erde gebaut werden. Die Sichtverhältnisse sind dort einfach noch besser.

Gern hätte ich auch noch Bibliothek gesehen. Sie besteht seit der Gründung der Sternwarte in 1833 und hat einen Bestand von ca. 70.000 Bänden. Bei meinem nächsten Besuch werde ich sie sehen, denn sie ist werktags öffentlich zugänglich und kann von Jederfrau oder -mann aufgesucht werden.


Auch das Cafe Raum & Zeit, das in einem der Gebäude untergebracht ist. Hier entspricht die Einrichtung noch der bei der ersten Inbetriebnahme. Hatte ich fast vermutet, als ich dieses Schloss an einer Tür entdeckte.



Hier einmal die Seele baumeln lassen und sich in den Himmel träumen stelle ich mir gerade an einen schönen Sommertag himmlisch vor.





Nach der Führung in der Sternwarte machten wir noch einen Abstecher in die Stadtmitte von Bergedorf. Wären wir nicht so hungrig gewesen, hätte uns das Wetter zu einem Bummel durch die Straßen und zum Schloss verführen können. Auch alles ansehenswert. Wir aber saßen noch gemütlich im Block House zusammen und ließen den Tag bei gutem Essen und lebhaften Gesprächen ausklingen, bevor wir wieder die lange Heimreise antraten.

Mir hat dieser Tag gut gefallen und wird mir noch lange in Erinnerung bleiben.

Unser nächstes Treffen ist dann, so wurde es vereinbart, am 26.11.2016 – bitte vormerken. Ich freue mich schon heute darauf.


Tranquilla / Angelika

Anzeige

Kommentare (0)


Anzeige