Corona-Vorbild – so schützt Tübingen wirksam die Senioren

Grünen-Politiker Palme, OB von Tübingen, hat es sich zum Ziel gesetzt, die Hochrisikogruppen, also Personen über 65 Jahren, effektiv vor Corona zu schützen. So wurde seine Strategie bundesweit zum Vorbild.
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©seventyfour | Freepik.com

Die deutschlandweiten Corona-Maßnahmen verfolgen seit März 2020 ein Ziel: die Ausbreitung von COVID-19 einzudämmen. War im Jahr 2020 noch viel vom sogenannten Cocooning zu hören – also vom gezielten Schutz der Risikogruppen –, ist davon aktuell im Alltag wenig zu spüren. In der Stadt Tübingen jedoch hat der Schutz der besonders häufig durch schwere Verläufe gebeutelten Senioren oberste Priorität.

Spezieller Schutz für Senioren und kostenlose Schnelltests

Boris Palmer von den Grünen ist der Oberbürgermeister der Stadt Tübingen. Der Mathematiker hat schon zu Beginn der Krise Zahlen, Diagramme und Statistiken gewälzt und dabei erkannt: Es sind vor allem Menschen über siebzig, die dem aggressiven Virus zum Opfer fallen. Dies zeigen Zahlen zu schweren Verläufen mit Krankenhausaufenthalt, Intensivstation oder Beatmung – analog gelte dies für tödliche Verläufe. Aus diesem Grund hat Palmer sich zusammen mit seinem Stadtrat dazu entschlossen, dieser Hochrisikogruppe den bestmöglichen Schutz zu bieten.

Schnelltests früh eingesetzt

PCR-Tests gelten als Nonplusultra der bundesweiten Teststrategie. Doch ein Schnelltest erweist sich im Alltag als praktischer. Vor allem in Pflege- und Seniorenheimen, wo die Ansteckungen extrem schnell erfolgen, könne man durch regelmäßige kostenlose Schnelltests die Verbreitung des Virus stark eindämmen. Im Tübinger Pauline-Krone-Heim können sich die Bewohner deshalb schon seit Oktober 2020 regelmäßig testen lassen. Damit wurde das Heim zum Vorreiter einer effektiven Teststrategie für Heime mit Bewohnern, die der Hochrisikogruppe angehören. Andere Pflegeheime haben sich diese Strategie von Palmer abgeschaut, vor allem das Tübinger Stift hat sie schnell umgesetzt. Vor Weinachten konnten sich übrigens alle Tübinger Bürger kostenfrei auf dem Marktplatz testen lassen – so wurde eine sichere Basis für Verwandtenbesuche an den Feiertagen geschaffen.

Masken sind Pflicht

Sprecherin Alexandra Heizereder betonte dem SWR gegenüber, dass Masken im Heim-Alltag eine sehr große Rolle spielen. Deshalb sei das Personal in Pflegeheimen zum Tragen von FFP2-Masken verpflichtet. FFP2 Masken wie von Dupa gehören deshalb bei immer mehr Menschen im Pflegebereich – Mitarbeiter sowie auch Bewohner – zum effektivsten Schutzmittel im Alltag – besonders im Luise Wetzel Stift.

Verbilligte Taxifahrten zu ÖVP-Preisen für Senioren

Viele Senioren sind bei Arztbesuchen oder Einkäufen auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen. Doch gerade dort tummeln sich Menschen, so dass auch die Maskenpflicht nicht immer für ausreichend Schutz sorgt. Dieses Risiko musste vor allem im Stadtgebiet Tübingen reduziert werden – und zwar dadurch, dass Senioren auf Taxis ausweichen. Die beträchtliche Preisdifferenz zwischen ÖVP und Taxi geht aufs Haus, beziehungsweise auf die Stadt. Tübinger Taxis dürfen Senioren zu ÖVP-Preisen transportieren, so dass diese bestmöglich vor einer Ansteckung geschützt sind.

Tübingens OB macht Geld locker

Der Schutz der Hochrisikogruppe ist teuer. Staatliche Hilfen gibt es in diesem Bereich kaum. Oberbürgermeister Boris Palmer wollte sich seine effektive Schutzstrategie aber dennoch nicht nehmen lassen und hat deshalb Gelder aus der Stadtkasse für Test Kits und Taxifahrten aufgebracht. Maßnahmen bringen nur etwas, wenn ihre Umsetzung für Senioren auch umsetzbar ist – kostenlose Schnelltests, Masken oder vergünstigte Taxifahrten sind daher eine wichtige Grundlage für den großen Erfolg. Satte 250.000 Euro wurden für die Tests in Heimen zur Verfügung gestellt. Über eine Spendenaktion einer örtlichen Zeitung soll noch mehr Geld in die Kassen für die Schutzmaßnahmen gespült werden.

Selbst FDP-Chef Lindner lobt Grünen-Politiker Palmer

Palmers Strategie sorgte bundesweit für Aufsehen. Vor allem die weihnachtliche Teststrategie nahmen sich viele andere Städte zum Vorbild. FDP-Chef Lindner überrascht diese Entwicklung wenig, denn beim Blick auf das Tübinger Modell und die Corona-Zahlen, stand für ihn fest: „Davon können andere lernen.“

Maßnahmen finden Anklang bei den Tübingern

Die Statistiken sprechen eindeutig für Palmers Corona-Politik. Das erkennen auch die Tübinger. Gerade die kostenlosen Tests oder auch das Verschicken von Masken an ältere Bürger sorgten für Aufsehen in der Bevölkerung. Man hat erkannt: Da redet ein Politiker nicht nur, sondern handelt. Und wenn dieses Handeln einen spürbaren Effekt nach sich zieht, findet es auch breitgefächert Anklang. Für die Tübinger Bürger steht fest, dass sie ihre Senioren so gut wie möglich schützen müssen. Gemeinsam kann man dieses Ziel erreichen, wenn es wirklich im Fokus der Tagespolitik steht. Das Tübinger Modell zeigt, wie das funktioniert.
 

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Kommentare (2)

Meerjungfrau43

Soetwas gibt es nicht nur dort !
Hier in Jadeberg, nördlich von Oldenburg, ist es ebenso : Masken auf Krankenkasse, Transport zu den Impfzentren durch die Gemeinde...
Leider wurde mein Impftermin heute abgesagt, wegen Astra-Zeneca.
So stehe ich wieder auf der "Warteliste" und harre der Dinge, die da kommen werden...

aina

@Meerjungfrau43
wieso doof, mittlerweile gehen selbst kleine Gemeinden zu diesen Schnelltests über und so ein Negativtest beruhigt doch irgendwie, oder? So ähnlich, wie wenn man ein Auto zur Inspektion bringt.

Der derzeit  öffentliche Spektakel um Tübingen gilt dem Tübingen-Ticket, das ein wenig Normalität ermöglichen soll. 

Die Versorgung der Senioren wurde mittlerweile allgemein festgelegt, das beziehe ich weniger auf Tübingen.

OB Palmer tut wenigstens was. Andere Städte versuchen Nachahmung, bekommen aber keine Genehmigungen.

 


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