Kredit im Rentenalter umschulden: Wie funktioniert das und worauf sollte man dabei achten?

Rentner sind aus gutem Grund für viele Produkte und Dienstleistungen eine stark umworbene Zielgruppe. Meist wird dabei mit der Zahlungsfähigkeit vieler Ruheständler argumentiert und auf die Bereitschaft verwiesen, die über Jahrzehnte verdienten und angesparten Mittel zur Verbesserung der Lebensqualität einzusetzen. Kompliziert wird es jedoch, wenn es um Kredite geht. Hier gelten diese Argumente nicht, da Menschen im Rentenalter von den meisten Banken nicht als sichere Kunden angesehen werden. Dementsprechend müssen Senioren nicht nur mehr Sicherheiten bieten als jüngere Kreditnehmer, sondern auch hohen Zinsen rechnen.
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©Towfiqu barbhuiya | Unsplash.com

Mit steigendem Alter wird es immer schwieriger, einen Kredit zu bekommen. Das gilt sowohl für neue Sofort- und Privatkredite als auch für Umschuldungskredite. Der Grund dafür sind häufig die langen Tilgungszeiten, die bei größeren Krediten mehrere Jahrzehnte betragen können. Auch für Umschuldungskredite gelten erschwerte Voraussetzungen. Doch bevor wir im folgenden Artikel etwas genauer auf die Rahmenbedingungen und Abläufe eingehen, die für eine Umschuldung im Rentenalter notwendig sind, gilt es zu verstehen, worum es sich bei einer Umschuldung handelt und wie diese funktioniert. 

Der Umschuldungskredit – was ist das eigentlich?

Bei dem Umschuldungskredit handelt es sich in der Regel um einen leicht modifizierten Standard-Ratenkredit. Dieser wird jedoch genutzt um einen bestehenden Kredit abzulösen oder mehrere Darlehen zusammenzufassen. Die Umschuldung eines Kredits bietet, soweit richtig umgesetzt, viele Vorteile gegenüber den alten Darlehen. Eine Ablösung oder Zusammenfassung von Darlehen wird beispielweise dann sinnvoll, wenn das Zinsniveau auf dem Kapitalmarkt gesunken und Kredite somit generell günstiger geworden sind, aber auch wenn Ratenhöhe und Laufzeit angepasst werden sollen. Je nach Lebenslage können geringere monatliche Raten bei längerer Laufzeit oder kürzere Laufzeiten bei höheren Raten vorteilhaft sein. 
 
Zudem sorgt die Zusammenfassung mehrerer Altkredite durch eine Kreditablösung für deutlich mehr Übersicht. So muss man nicht mehr viele verschiedene Zinskosten und Restlaufzeiten im Auge behalten, sondern kümmert sich nur noch um eine einzige Monatsrate.
 
Durch einen Umschuldungskredit können nicht nur alte Kreditverträge, sondern auch Gläubigerschulden aus nicht bezahlten Rechnungen zusammengefasst werden. Allerdings ist die Möglichkeit laufende Darlehen günstig umzuschulden nicht garantiert.

Vorfälligkeitsentschädigung: Mit welchen Kosten ist eine Umschuldung verbunden?  

Mit einer Umschuldung sollen die laufenden Kosten eigentlich gesenkt werden, doch muss häufig eine sogenannte Vorfälligkeitsentschädigung gezahlt werden, bevor der Kredit umgeschuldet werden kann. Dies gilt für Kredite mit festem Zinssatz oder solche, die einer Sollzinsbindung unterliegen – letztere sind meist Immobilien- oder Baukredite. Falls das Darlehen nun im Zuge einer Umschuldung vorzeitig gekündigt werden soll, hat die Bank Anspruch auf eine Entschädigung, um so den Verlust der erwarteten Zinsen auszugleichen.

Die maximale Höhe der Entschädigung richtet sich dabei nach der Restlaufzeit des Kredits oder der zinsgebundenen Zeit. Wenn diese weniger als sechs Monate beträgt, darf die Bank höchstens 0,5% der restlichen Kreditsumme in Rechnung stellen. Wenn noch mehr als sechs Monate verbleiben, kann die Bank bis zu 1% der Restsumme fordern. 

Wann lohnt sich eine Umschuldung?

Je nachdem, wie lange der Kredit noch läuft, kann die Vorfälligkeitsentschädigung derart hoch sein, dass sich diese Kosten selbst mit den deutlich günstigeren Zinsen eines Umschuldungskredites nicht mehr kompensieren lassen. Somit lohnt sich das Auflösen eines Kredits im Zuge einer Umschuldung rein finanziell mehr, je näher das Ende der Zinsbindung rückt oder optimaler Weise erst, wenn diese abgelaufen ist.
 
Andererseits kann es auch sein, dass man seine Ratenhöhe an veränderte Lebensumstände anpassen muss, wenn man zum Beispiel monatlich weniger Einkommen zur Verfügung hat. In diesem Fall würde man eine verlängerte Laufzeit in Kauf nehmen, um monatlich kleinere Beträge abzuzahlen. 
 
Zudem kann ein Umschuldungskredit sinnvoll sein, wenn man mehrere parallellaufende Darlehen zur besseren Übersicht zusammenzufassen möchte. Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Herr Müller hat in den vergangenen Jahren ein Darlehen für die Modernisierung seines Badezimmers und eine Autofinanzierung aufgenommen sowie vor kurzem einen Laptop auf Raten gekauft, teilweise zahlt er hierfür sehr hohe Zinsen. Durch eine Umschuldung hat er nun die Möglichkeit, all diese Kredite direkt abzubezahlen und durch ein einziges neues Darlehen mit einer insgesamt niedrigeren Monatsrate abzulösen – das reduziert nicht nur die finanzielle Belastung, sondern erleichtert darüber hinaus den Überblick zu behalten. Allerdings gibt es einige Dinge, auf die vor allem Rentner vor der Beantragung eines Umschuldungskredits achten sollten.

Voraussetzungen für eine Umschuldung im Rentenalter

Vorab sollte man wissen, dass vor allem das Alter des Kreditnehmers darüber entscheidet, ob eine Umschuldung möglich ist. Das liegt daran, dass Banken in der Regel nur dann Kredite vergeben, wenn diese spätestens bis zum 80. Lebensjahr komplett getilgt sein werden. Zudem werden Antragstellern ab 75 häufig nur noch kleinere Kredite von maximal 20.000 Euro gewährt. 
 
Deutlich einfacher wird es, wenn man der Bank angemessene Sicherheiten bieten kann. Dazu zählen unter anderem Immobilien, Restschuld- und Lebensversicherungen, ein zusätzlicher Antragsteller oder Bürge mit ausreichend hoher Bonität, aber auch Vermögensgegenstände wie Kunstobjekte, Antiquitäten oder Schmuck.
 
Bei höheren Summen kann es sinnvoll sein, erst einmal mit dem kreditgebenden Finanzinstitut die Konditionen nachzuverhandeln. Wenn das nicht hilft und tatsächlich eine Umschuldung nötig wird, ist ein Vergleich verschiedener Anbieter durchaus lohnenswert. Die Kreditanfrage sollte erst dann gestellt werden, wenn man die verschiedenen Angebote in Ruhe miteinander verglichen hat und alle notwendigen Unterlagen vorliegen. Der Vergleich findet am besten über die Konditionsanfrage statt, welche den Score im Gegensatz zu direkten Kreditanfragen nicht negativ beeinflusst. Abgelehnte Kreditanfragen und nicht in Anspruch genommene Angebote wirken sich nämlich schlecht auf die Bewertung aus.
 
Bevor es jedoch ans Einholen von Angeboten oder gar die tatsächliche Kreditanfrage geht, sollte man im ersten Schritt einen Überblick über die eigene Bonität haben. Wie sieht der SCHUFA-Score aus? Sind alle Einträge richtig und aktuell? Eine Selbstauskunft kann einmal jährlich kostenlos eingeholt werden. Falls sich hier Fehler eingeschlichen haben, können diese die Bonität schlechter dastehen lassen. Diese sollten der SCHUFA dringend zur Berichtigung gemeldet werden.
 

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