Wie kann man Dekubitus vorbeugen und behandeln

Als wirksame Dekubitus Prophylaxe können zwei- bis dreimal täglich Massagen das Pflegeprotokoll ergänzen. Diese verbessern die Blutzirkulation und verhindern Steifheit und Schwächung der Muskeln.
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©Dcstudio | Freepik.com

Ein Dekubitus entsteht, wenn eine Person aufgrund von Krankheit oder Alter lange Zeit im Bett verbringen muss. Die Haut ist ständigem Druck ausgesetzt und wird zunächst an einigen Stellen rot, dann entstehen Blasen und später tiefe Wunden. Die Heilung solcher Wunden ist langwierig und die Wunden selbst sind sehr schmerzhaft.
 
Um die Lebensqualität sicherzustellen und Leiden zu verhindern, empfehlen wir eine umfassende Dekubitusprävention.

1 - Was ist ein Dekubitus?

Patienten, die lange liegen müssen, sind anfällig für Wundliegen oder Dekubitus. Dabei entstehen Druckgeschwüre, verursacht durch den Druck, den die Knochen auf die Matratze oder das Kissen ausüben. Diese verschlimmern sich schnell, wenn der Patient die Position, in der er liegt oder sitzt, nicht ändert.
 
Druck führt zu lokalem Blutmangel (Ischämie) und desoxygenierte (ischämische) Zellen sterben ab. Wiederholte Druckperioden verursachen entzündliche Veränderungen, die sich in kurzer Zeit zu Druckgeschwüren entwickeln können.
 
Auch das Reiben an Oberflächen wie Matratzen oder Kissen begünstigt die Entstehung von Wunden. Die Haut verliert ihre Oberflächenschicht (Epidermis) und ist durch die Beschädigung anfälliger für offene Stellen.
 
Wundliegen kann auch durch Mazeration der Haut, etwa bei Inkontinenz, entstehen. Unter Mazeration versteht man das sogenannte Aufweichen der Haut und die Verringerung ihres Widerstands durch den ständigen Kontakt mit Feuchtigkeit aus:
 
  • Schweiß,
  • Urin
  • und Exsudat aus Wunden.
 

2 - Was begünstigt einen Dekubitus?

 
  • Fortschreitendes Alter,
  • unsachgemäße Pflege,
  • vollständige Unbeweglichkeit,
  • Verletzungen und Abschürfungen,
  • Unterernährung oder Dehydrierung,
  • eine zu hohe Umgebungstemperatur,
  • Krankheiten, die eine lange Behandlung erfordern,
  • Innennähte, Knöpfe, Essenskrümel auf der Matratze,
  • Kleidung und Decken aus künstlichen und harten Stoffen,
  • hoher Body-Mass-Index (BMI), der den Druck erhöhen kann,
  • Harninkontinenz oder Unfähigkeit, die Blase zu kontrollieren,
  • Neurodegenerative Erkrankungen (Demenz, Alzheimer-Krankheit),
  • Erkrankungen bspw. Diabetes, die das Schmerzempfinden reduzieren
  • und Einnahme von Medikamenten mit beruhigender und bewusstseinsverändernder Wirkung.


3 - Wie wird ein Dekubitus klassifiziert?

Dekubitus kann je nach Schweregrad in 5 Stufen eingeteilt werden:
 
 
  1. Grad I - Rötung mit anschließender Abschwächung, die nach Beendigung des Drucks verschwindet - keine Hautschäden;
  2. Grad II - Rötung, die nicht abklingt und nach dem Aufhören des Drucks bestehen bleibt - es kommt zu oberflächlichen Ödemen, Geschwüren und schmerzhaften Schädigungen der Epidermis;
  3. Grad III - tiefe Hautschäden bis hin zum subkutanen Gewebe - der Wundgrund kann mit nekrotisierendem (gelbem) oder rotem Granulationsgewebe gefüllt sein;
  4. Grad IV - der Schaden erreicht den Knochen, es kommt zu einer Nekrose - abgestorbenes Gewebe ist sichtbar - der Boden der Wunde kann mit schwarzer Nekrose gefüllt sein;
  5. Grad V - weit fortgeschrittenes Stadium, Nekrose breitet sich auf den Muskel aus und kann zur Sepsis führen - Lebensgefahr!
 

4 - Die häufigsten Stellen, an denen sich Druckgeschwüre bilden können

Es gibt Stellen am Körper, die besonders dekubitusgefährdet sind:
 
  • Knöchel,
  • Knie,
  • Füße,
  • Hüfte,
  • Kreuzbein,
  • Ohren,
  • Hinterkopf
  • und Schultern.

Wenn Sie an diesen Stellen eine Hautveränderung (Rötung) bemerken, ist es wichtig, dass Sie sofort mit der präventiven Behandlung beginnen, um schmerzhafte Wunden zu vermeiden.

5 - Die Symptome als Alarmsignal

Farbveränderungen (Rötungen) an der Haut, die nach Beendigung des Drucks (10 bis 30 Minuten nach dem Aufstehen) nicht verschwinden und Blasenbildung im Bereich des Drucks erfordern erhöhte Aufmerksamkeit. Die ständige Überwachung der Haut und die Protokollierung der vorbeugenden Maßnahmen sind wesentliche Elemente der Prophylaxe.

6 - Die Dekubitus Prophylaxe: Wie kann man sich schützen?

Bettlägerige, immobile und ältere Menschen sind besonders gefährdet und müssen geschützt werden. Sowohl Krankenschwestern und -pfleger als auch Angehörige sollten den Betroffenen die nötige Aufmerksamkeit schenken, um ein Wundliegen und die Entwicklung von Wunden zu verhindern.

6.1 - Die Beseitigung der Risikofaktoren

Je nach Zustand und Fähigkeiten des Patienten sollte er gedreht werden, damit das Blut im ganzen Körper zirkulieren kann und die Haut nicht ständig an derselben Stelle unter Druck steht. Ändern Sie also regelmäßig die Körperposition des Patienten - empfohlen werden etwa alle 2-3 Stunden. 
 
Dadurch können Sie den Druck auf die Haut begrenzen und die gefährdeten und veränderten Hautpartien entlasten. Es kann ein Kissen verwendet werden, um den Rücken bei Positionswechsel zu fixieren.

HINWEIS:
Denken Sie daran, ein Kissen zwischen die Beine des Patienten zu legen, wenn Sie ihn auf die Seite drehen.
 
Die Bettbezüge sollten immer sauber und trocken sein. Hosenwindel können bei Inkontinenz schützen. Laken und Decken sollten nicht zerknittert oder zu stark gespannt sein.

Die Kleidung des Betroffenen darf nicht zu eng oder zu weit sein. Bei zu enger Kleidung kann die Haut nicht atmen und im zweiten Fall kann sich die Kleidung einrollen und bestimmte Körperteile einklemmen. Auch Knöpfe, Reißverschlüsse oder dicke Nähte sind fehl am Platz.

Vermeiden Sie Druck auf die Knöchel, um die Entstehung von Druckulkus zu unterbinden. Ein Kissen unter den Waden kann helfen, den Druck auf die unteren Beine zu nehmen.

Das Schneiden und Feilen der Nägel hilft dabei, das Verletzungsrisiko durch Kratzen zu minimieren.

6.2 - Die Verwendung spezieller Hilfsmittel gegen Dekubitus

Spezielle Hilfsmittel können die Druckentlastung optimieren und die Haut schützen. Es kann aus einer Vielzahl Hersteller und Angebote gewählt werden. Hier sind einige Beispiele:
 
  • Schlafsysteme und Matratze mit variablem Druck und Anti-Abrieb-System,
  • Antidekubitus-Kissen für den Rollstuhl, die Fersen und die Ellenbogen,
  • spezielle Laken und Matratzenbezüge
  • und Matten und Geräte, die den Transport des Patienten erleichtern.

Für die Betreuung und Pflege zu Hause gibt es einige nützliche Pflegehilfsmittel, die teilweise von der Pflegekasse übernommen werden.

6.3 - Die Förderung der Mobilität und Bewegung

Die betroffene Person sollte ermutigt werden, so viele Aktivitäten wie möglich durchzuführen. Der Bewegungsspielraum des Patienten kann allmählich erhöht werden. Menschen mit dem Risiko des Wundliegens sollten die Dinge, die sie allein tun können, auch wirklich selbst machen.
 
Regelmäßige Mobilitätsübungen und selbst minimale Bewegungen wie das Aufsitzen im Bett können vorbeugend wirken. Die Abläufe sollten immer an den individuellen Zustand angepasst und protokolliert werden.

6.4 - Die Pflege der Haut

Die Pflege der Haut ist essenzieller Mittelpunkt für die Prophylaxe. Die Haut sollte regelmäßig gereinigt und mit speziellen Pflegeprodukten (bspw. Dekubitus-Gels) versorgt werden. Ein Protokoll kann helfen, die Pflegeroutine ganzheitlich auszuführen.
 
Die Verwendung von starken Kosmetika oder die kombinierte Verwendung von Puder mit öligen Mitteln wie Olivenöl oder fettigen Cremes sollte vermieden werden.
 
Menschen, die lange liegen müssen, schwitzen. Tägliches Waschen oder Duschen ist dringend erforderlich, um das Risiko von Dekubitus zu verringern.
 
Die Intimhygiene des Patienten ist ebenfalls essenziell. Zur Reinigung sollten sanfte Mittel verwendet werden. Der Schutz vor Feuchtigkeit ist gegeben, wenn Laken und Einlagen häufig gewechselt werden.
 
Überprüfen Sie den Zustand der Haut täglich und reagieren Sie schnell, wenn Sie eine Veränderung bemerken.

TIPP:
Stimulieren Sie die Haut durch Massieren vorzugsweise mit einem tonisierenden Gel und vermeiden Sie die Verwendung von Alkohol, da dieser die Haut zu sehr austrocknen kann. Die Massage zwei- bis dreimal täglich verbessert die Blutzirkulation und verhindert Steifheit und Schwächung der Muskeln.

6.5 - Die richtige bedarfsgerechte Ernährung

Eine bedarfsgerechte Ernährung sollte den Körper mit allen notwendigen Nährstoffen, Vitaminen und Spurenelementen versorgen. Die Ernährung kann Getreide, Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Käse, Hülsenfrüchte, Gemüse, Obst und Fette enthalten.
 
Eine proteinreiche Ernährung kann die Heilung von Wunden beschleunigen und die Hautsubstanz kräftigen.
 
Der Verzicht von Süßigkeiten und tierischen Fetten und die Einschränkung von Salz können ebenfalls förderlich sein.
 
Wasser, Tees und Suppen können die Flüssigkeitsaufnahme erhöhen und für eine stabile Hydrierung sorgen.

7 - Vorbeugen ist besser als heilen!

Wenn sich Dekubitalgeschwüre bilden, sollten Sie unbedingt Ihren Arzt aufsuchen, um das weitere Vorgehen festzulegen. Wenn sich eine Wunde im Anfangsstadium befindet, kann man sie zu Hause behandeln, aber fortgeschrittene Geschwüre erfordern professionelle Pflege und die Heilung ist langwierig.
 
Ohne Behandlung können Druckgeschwüre zu Komplikationen und potenziell lebensbedrohlichen bakteriellen Infektionen führen, die sich von der Hautoberfläche bis in die tiefste Schicht der Haut erstrecken.
 
Denken Sie daran: Je früher geeignete Maßnahmen ergriffen werden, desto schneller und effektiver wird die Behandlung sein. Vorbeugen ist besser als heilen!
 

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