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etti2 .

Allen meinen herzlichen Dank. Ich freue mich sehr, dass ich mit meiner Geschichte in Euch etwas aus der Kindheit zurück holen konnte. Ja, es ist erstaunlich, wie sich alles entwickelt. Wir können von uns behaupten, dass keine Generation so viel Geschichte, Fortschritt, Entwicklung auf allen Gebieten gute und weniger gute erlebt hat. Wir mußten so viel verarbeiten und speichern, wie keine Generation vor uns und auch nach uns. Das ist meine Meinung. Eigentlich können wir stolz auf uns sein. Erinnerungen sind wichtig und müssen festgehalten werden. Zum Glück macht mir das Schreiben Spaß und so habe ich manches schriftlich festgehalten. Liebe Grüße, Etti2[size=14][/size]
[size=14][/size][color=red][/color] Hallo Ihr lieben monja,yonigster und Funker, Ganz lieben Dank für Eure Kommentare. Ich weiß, dass selten jemand über die schreckliche Vergangenheit redet. Ich habe geglaubt, mir alles von der Seele schreiben zu können - das geht gar nicht.Vor einiger Zeit bin ich zu einem Psychologen-Treffen geladen worde mit der Bitte,aus den Aufzeichnungen meiner Kriegserlebnisse etwas vor zu lesen.Ich konnte es nicht. Mir blieb die Stimme weg. Ein anderer hatte meinen Text gelesen. Beim Zuhören kamen mir die Tränen. Vielleicht könnt Ihr verstehen, weshalb in den Familien nicht darüber geredet wird. In Facebook wird gerade viel über die schweren Angriffe auf Duisburg 1944/45 geschrieben. Zu diesem Anlass setzte ich diese Erlebnis-Geschichte in Face.Ich höre immer wieder, dass die Genaration nach uns nichts aus dieser Zeit weiß. Man bittet mich, mehr darüber zu schreiben.Vor ewa 3 oder 4 Jahren wurde die Zeitzeugenbörse gegründet, von der ich Mitbegründerin bin.Es war eigentlich viel zu spät. Viele haben ihre Erlebnisse mit ins Grab genommen. Vielleicht könnt Ihr Eure Familie jetzt verstehen. Liebe Grüße Etti2
hat das Thema Und immer die Erinnerung... im Forum Nostalgie eröffnet
Es ist wieder ein Montag. Wie immer ist der Bus überfüllt, und wie immer gelange ich auf diesem Weg zur meiner Arbeit. Wenn ich nicht gerade lese, füllen sich meine Gedanken mit Erinnerungen - mit solchen von der Kriegszeit und der Zeit danach. Sie säumen diesen täglichen Weg. Da ist die Salvatorkirche - die schöne alte Salvatorkirche. Sie hat immer noch keinen neuen Turm. In einer Bombennacht sah ich ihn brennen. Gegen den schwarzen Himmel sah er aus wie ein Riese, der mit dem Feuer kämpfte - der kämpfte, aufgab und in sich zusammen stürzte Ein paar hundert Meter weiter erinnere ich mich an viele schwarze Kreuze mit weißer Aufschrift: „Hier ruht ein unbekannter Russe“ Man hatte sie gleich nach dem Krieg aufgestellt. In Reih- und Glied standen sie auf der Wiese vor dem Theater, anklagend, mahnend. Gleich hinter der Haltestelle Bahnhof-Ost wird meine Erinnerung noch lebendiger. Hier, ganz in der Nähe, sollte ich das Erwachsenwerden lernen. Ich sollte erwachsen werden und hatte doch kaum Gelegenheit gehabt, ein richtiges Kind zu sein. Pflichtjahr hieß die erste Etappe zum Ernst des Lebens. Was für ein Glück, dass es mich in einen katholischen von Nonnen geleiteten Kindergarten, verschlagen hatte. Dort fühlte ich mich sehr wohl - einfach dazugehörig. Die mir plötzlich erteilte Aufgabe mit Verantwortung für die Kleinen machte mich stolz, spornte mich an. Die Schwestern schätzten meinen Arbeitseifer. Sie hätten mir den Weg des Erwachsenwerdens leicht gemacht, wären da nicht die Bombenangriffe gewesen... Mich fröstelt wenn ich an den Oktober/44 denke. Drei Angriffe in vierundzwanzig Stunden, machten vieles zunichte. Da der Bahnhof ein bevorzugtes Ziel war, fielen in dessen Umkreis die meisten Bomben. Und schon sind auch wieder die Geräusche von damals in meinem Kopf - in der Luft das Brummen der Flugzeuge, das Pfeifen der Bomben, die Einschläge ringsherum, das Beten der Nonnen im Keller, lauter und flehender nach jedem Bombeneinschlag. Ich hörte und spürte die schreienden Kinder, die an mir hingen - an mir, einer kaum fünfzehnjährigen, der selbst vor Angst zum Schreien zumute war, die aber entschlossen versuchte, den Kindern Trost zu geben, weil die Nonnen auf den Knien Gott um Schutz zu baten. Jede Detonation ließ das Haus erzittern. Putz fiel von Decken und Wänden. Staub machte die Luft zum Ersticken dick, und die schwarzen Hauben und Gewänder der Nonnen weiß. Irgendwann heulten die Sirenen Entwarnung. Ich rannte nach Hause. Auf dem großen Platz vor dem Kindergarten, den ich überqueren musste, waren Bombentrichter, rauf und runter ging es, weiter über Straßen voller Schutt, vorbei an zerstörten und brennenden Häusern. Auch mein Zuhause brannte, konnte aber von den Bewohnern gelöscht werde. Am anderen Tag war der Platz vor dem Kindergarten weiträumig abgesperrt - Blindgänger mussten entschärft werden. Hatte ein Schutzengel mich über diesen Platz geführt? An der nächsten Haltestelle muss ich aussteigen. Heute ist mein letzter Arbeitstag. ich werde Abschied nehmen von meinem Berufsleben, von liebgewonnenen Menschen von einem liebgewonnenen Platz. Ich werde Abschied nehmen um einen neuen - meinen letzten Lebensabschnitt zu beginnen...
hat das Thema Und immer die Erinnerung... im Forum Nostalgie eröffnet
[size= Es ist wieder ein Montag. Wie immer ist der Bus überfüllt, und wie immer gelange ich auf diesem Weg zur meiner Arbeit. Wenn ich nicht gerade lese, füllen sich meine Gedanken mit Erinnerungen - mit solchen von der Kriegszeit und der Zeit danach. Sie säumen diesen täglichen Weg. Da ist die Salvatorkirche - die schöne alte Salvatorkirche. Sie hat immer noch keinen neuen Turm. In einer Bombennacht sah ich ihn brennen. Gegen den schwarzen Himmel sah er aus wie ein Riese, der mit dem Feuer kämpfte - der kämpfte, aufgab und in sich zusammen stürzte Ein paar hundert Meter weiter erinnere ich mich an viele schwarze Kreuze mit weißer Aufschrift: „Hier ruht ein unbekannter Russe“ Man hatte sie gleich nach dem Krieg aufgestellt. In Reih- und Glied standen sie auf der Wiese vor dem Theater, anklagend, mahnend. Gleich hinter der Haltestelle Bahnhof-Ost wird meine Erinnerung noch lebendiger. Hier, ganz in der Nähe, sollte ich das Erwachsenwerden lernen. Ich sollte erwachsen werden und hatte doch kaum Gelegenheit gehabt, ein richtiges Kind zu sein. Pflichtjahr hieß die erste Etappe zum Ernst des Lebens. Was für ein Glück, dass es mich in einen katholischen von Nonnen geleiteten Kindergarten, verschlagen hatte. Dort fühlte ich mich sehr wohl - einfach dazugehörig. Die mir plötzlich erteilte Aufgabe mit Verantwortung für die Kleinen machte mich stolz, spornte mich an. Die Schwestern schätzten meinen Arbeitseifer. Sie hätten mir den Weg des Erwachsenwerdens leicht gemacht, wären da nicht die Bombenangriffe gewesen... Mich fröstelt wenn ich an den Oktober/44 denke. Drei Angriffe in vierundzwanzig Stunden, machten vieles zunichte. Da der Bahnhof ein bevorzugtes Ziel war, fielen in dessen Umkreis die meisten Bomben. Und schon sind auch wieder die Geräusche von damals in meinem Kopf - in der Luft das Brummen der Flugzeuge, das Pfeifen der Bomben, die Einschläge ringsherum, das Beten der Nonnen im Keller, lauter und flehender nach jedem Bombeneinschlag. Ich hörte und spürte die schreienden Kinder, die an mir hingen - an mir, einer kaum fünfzehnjährigen, der selbst vor Angst zum Schreien zumute war, die aber entschlossen versuchte, den Kindern Trost zu geben, weil die Nonnen auf den Knien Gott um Schutz zu baten. Jede Detonation ließ das Haus erzittern. Putz fiel von Decken und Wänden. Staub machte die Luft zum Ersticken dick, und die schwarzen Hauben und Gewänder der Nonnen weiß. Irgendwann heulten die Sirenen Entwarnung. Ich rannte nach Hause. Auf dem großen Platz vor dem Kindergarten, den ich überqueren musste, waren Bombentrichter, rauf und runter ging es, weiter über Straßen voller Schutt, vorbei an zerstörten und brennenden Häusern. Auch mein Zuhause brannte, konnte aber von den Bewohnern gelöscht werde. Am anderen Tag war der Platz vor dem Kindergarten weiträumig abgesperrt - Blindgänger mussten entschärft werden. Hatte ein Schutzengel mich über diesen Platz geführt? An der nächsten Haltestelle muss ich aussteigen. Heute ist mein letzter Arbeitstag. ich werde Abschied nehmen von meinem Berufsleben, von liebgewonnenen Menschen von einem liebgewonnenen Platz. Ich werde Abschied nehmen um einen neuen - meinen letzten Lebensabschnitt zu beginnen... 12][/size]
hat auf das Thema Re: Meine klingende Straße im Forum Nostalgie geantwortet
Hallo Gilian, meine Antwot kommt sehr spät. Meine Zeit erlaubt mir nur einen seltenen Besuch hier. Aber im Zusammenhang zu "Meine Straße" schriebst Du von einem Nachbarsjungen der eines Tages abgeholt wurde. Eine Schwester meiner Mutter hatte die Basedowsche- Krankheit, so schlimm, dass sie ohne Hilfe gar nicht leben konnte. Sie konnte zwar sprechen und laufen doch nichts anderes, weder sich anziehen noch lesen oder schreiben. Sie spielte nur mit einem Taschentuch. Auch sie sollte abgeholt werden. Meine Oma hat erfolgreich um sie gekämpft.Bei ihr blieb sie bis Oma starb. Dann kam sie in ein Heim, wo sie noch lange gelebt hat. Wir haben sie oft besucht. Ja, die Zeit damals war eine schlimme Zeit. Gut dass wir das nicht mehr erleben müssen. Liebe Grüße, Etti2
[size=12][/size]Cyberspace Ich bin gez drin - in Internet mein ich. Viele sagen ja, datt et schlimm is. Abba meckern müssen ja immer welche. Watt is denn schon schlimm dadran. Watt ich bis gez von die Technik vastanden hab find ich supa. Zugegeben, de grauen Zellen machen da schon manchma Probleme. Und mein Paul geht mich auch ganz schön auffen Wecker. Imma wenn ich ma watt nich finden tu, sacht dä: „Ohne Kurs schaffse datt nie“. Ja, mitte Theorie habbet ichet eben nich so. Praktisch klappt datt abba schon. Und dann bin ich ja auch nich so wie Paule, von wegen: „Fragen, nee, lieber valofen“. Ich frach mich durch bei Nachba Harm. Richtich heißt dä ja anders, abba watt so die richtigen Computer-Heinis sind, die geben sich so komische Namen. Brauch ja nich jeder wissen, mit wemer vakehren tut und so, ne? Also, Nachba Harm tut mich datt allet ganz toll erklären, und so anschaulich. Und en bisken davon behalt ich soga. En „Explorer“, sacht Harm, is sozusagen datt Surfbrett mit datt man durch datt weltweite Datenmeer surfen kann. Datt vasteh’ ich schoma. Und en „Provider“, sachter, is en Vasorger dä datt Internet mit Daten vasorcht. Ha!, wie mein Paule, der vasorcht mich ja auch - nich mit Daten, nää, mit Kohle. Dann is dä also mein „Provider“, denk ich ma, oder? Schade, datt dä sich nich für Computer interessiert. Dä nimmt sich lieber sein Explorer und surft anne Nordsee. Anne Nordsee, ää! Dä müßte doch eigentlich, wenner nur anne Nordsee rumsitzen tut, neidisch auf mich sein, datt ich so ganz bequem auf mein Stuhl sitzen und in weltmeite Datenmeer rumsurfen tu. Datt hatter nu davon. Warum isser auch nich drin - in Netz, mein ich. Datt iss doch so praktisch. Man brauch nirgens mehr hinzugehen und hat trotzdem Spaß. Jede Menge Kontaktaufnahmen durch „Syberspace“. Ich glaub, so heißt datt. Schweret Wort, ne? Man ää, datt sind Worte, die kamma kaum schreiben und dann soll man se auch noch behalten. Da bin ich echt oft mit meine grauen Zellen an kämpfen. Abba datt iss mich dä Spass wert. Ich hab nämich gern viel Kontakte. Bein Computer geht datt allerdings nur elektronisch, dafür isset abba auch günstich, wennste willz. „Call by Call“ nennt sich datt glaub ich, da kanze jede Menge Billichanbieter wählen, sacht Nachba Harm. Toll, watt? Datt merkt sich doch jeder, oder? Wann und wo hattet für Kontakte auch schoma Billiganbieter gegeben? Jetzt weiß ich auch, warum Harm gesacht hat, datt man Ordner anlegen muß. Klar, damit man dä Überblick nich verlieren tut. Könnt doch peinlich werden, und datt will doch keiner, oder? Da gibbet noch sowatt, aumann!, datt heiß „Cybersex“. Datt hab ich allerdings nich von Nachba Harm, datt weiß ich vonnene Freundin. Sowatt läßt sich besser von Frau zu Frau übermittlen. Abba, wenn ich ehrlich bin - nää, da will ich nix von wissen, datt is mich einfach zu abstrakt. Hat sich damit schoma einer beschäfticht? Nä? Lassenset, lassenset. Ich hab mich datt ma ganz kurz nur vorgestellt: Da hasse, sagen wer ma in England, en Kontakt. Dann ziehse dich son komischen Anzuch an mit Sensoren dran. Dann fängse an, dich zu bekrappschen. Kann ma einer sagen, watt dadraus werden soll? Datt nennen die Fortschritt. Eingeschänkte Lebensqualität is datt, und sich ausse Verantwortung stehlen, is datt. Und datte Bevölkerungszahlen an absacken fangen, datt kümmert keinen. So sieht datt aus!- wenn ich datt richtich vastanden hab. Nee, sowatt will ich einfach nich kapieren. Datt watt ich kann reicht für mein Alter. Son bisken elektronisch Kontakt aufnehmen is zwa gewöhnungsbedürftich, abba schön. Übrigens, in mein Internetbuch hab ich gelesen, datt die, die per E-Mail vakehren viel schneller auffen Punkt kommen, weil datt ganze Drum und Dran watt man sonz macht wegfällt. Datt die abba auch allet rationalisieren müssen. Kamann getz nur hoffen, datt sich nich irgendwann ma Ausfallerscheinungen bemerkba machen, wenn die sich alle nur noch elektronisch vagnügen tun. Ganich auszudenken, wär datt! In datt Internetbuch hab ich noch watt gelesen, watt mich fast umgehauen hat. Stellen se sich ma vor, man kann soga bei datt ganze elektronischen Getue seine Gefühle emotional untermalen. „Smileys“ nennt man die Dinger. Auch en schönet Wort, ne?. z.B. Lächeln: „Doppelpunkt, Bindestrich, Klammer. Hab ich vasucht. Als ich dann auffe Klammer drückte, kam son kleinet lächelndet Gesichtken. Ich mein, datt vasteht man, und datt macht auch fröhlich. Obwohl en Lächeln von Angesicht zu Angesicht, datt läßt sich numa nich durch Doppelpunkt, Bindestrich und Klammer ersetzen, mein ich, oder? Dann lautet Lachen: „:-D“. Ich frach Sie, watt hat datt mit lautet Lachen zu tun. Also datt Symbol find ich ja total doof - ddoof, ja woll! Et gibt ja so viele, die bei jedet Bissken laut lachen. Inteligent is datt ja nu ma nich. Wennet abba datt ausdrücken soll, dann könnt ich mich mit „:-D“ einvastanden erklären. Ganz schön raffiniert, muß ich sagen. Watt glaubense wohl, wie datt Symbol für Kuss aussieht? Ganz mager, sachich nur, ganz mager! Watt so Schönet wien Kuss nur mit en schusseliget „:-x“ zu bezeichnen, und dann noch erwarten, datt man et ausse Ferne genießen tut. Watt Einfallsloseret gibbet nich. Ich mein, in mein Alter kamann sich ja notfalls noch übba en „:-x“ freuen und zufrieden geben. Abba ...Neee, alo ehrlich, da fällt mich doch nix mehr ein. Da kann ich doch nur noch „:-D“, abba ganz ganz laut. Wie gesacht, wenn ich datt allet richtich vastanden hab...
[size=12][/size]Datt sollt ich allet in mein Kopp kriegen? Jedenfalls bin ich getz auch drin[color=red][/color] - in Internet mein ich. Hätt nie gedacht, datt ich datt auf mein alten Tag noch in dä Kopp kriegen würd. Viele sagen ja, Computer wär wat Schlimmes. Aber, watt is denn daran schon schlimm. Watt ich bis getz vonne Technik vastanden hab, find ich super. Zugegeben, de grauen Zellen machen da schon manchma Probleme. Und mein Mattes geht mich auch ganz schön aufen Wecker. Imma wenn ich ma wat nicht finden tu, sachter: „Ohne Kurs schaff so. Praktisch klappt das aber schon. Und dann bin ich ja auch nicht so wie Matthes, von wegen: „Fragen, nee, lieber valofen“. Ich frage mich durch bei Nachbar Harm. Richtig heißt der ja anders, aber was so die richtigen Computer-Heinis sind, die geben sich so komische Namen. Brauch ja niemand wissen, mit wen man verkehrt und so, ne? Also, Nachbar Harm erklärt mir das alles ganz toll, und so anschaulich. Und ein wenig davon behalt ich sogar. En „Explorer“, sacht Harm, ist sozusagen das Surfbrett mit dem man durch das weltweite Datenmeer surfen kann. Das versteh’ ich schon Mal. Und ein „Provider“, sacht er, ist en Versorger der das Internet mit Daten versorgt. Ha!, wie mein Mattes, der versorgt mich ja auch, statt mit Daten, eben mit Euros. Dann ist der also mein „Provider“, denk ich mal, oder? Schade, dass der sich nicht für Computer interessieren. Der nimmt sich lieber sein Explorer und surft an der Nordsee. Pö! An der Nordsee! Der müsste doch eigentlich, wenn er nur an der Nordsee herumsitzt neidisch auf mich sein, dass ich so ganz bequem auf meinem Stuhl sitze und in weltweiten Datenmeer rumsurfen kann. Das hat er nun davon. Warum ist er auch nicht drin - im Netz, mein ich. Das ist doch so praktisch. Man braucht nirgendwo mehr hinzugehen und hat trotzdem Spaß. Jede Menge Kontaktaufnahmen durch „Cyberspace“. Ich glaub, so heißt das. schwere Wort, oder? Man, das sind Worte, die kann man ja kaum schreiben und dann soll man se auch noch behalten. Da bin ich echt mit meinen grauen Zellen am kämpfen. Aber das ist mir der Spaß wert Ich habe nämlich gern Kontakte Aber mit dem Computer geht das allerdings nur elektronisch. Dafür ist aber ch günstich, wennste willz. „Call by Call“ nennt sich datt, glaub ich, da kanze jede Menge Billichanbieter wählen, sacht Nachba Harm. Toll, watt? Datt merkt sich doch jeder, oder? Wann und wo hattet für Bekanntschaften jeder Art auch schoma Billiganbieter gegeben? Getz weiß ich auch, warum Harm gesacht hat, datt man Ordner anlegen muß. Klar, damit man dä Überblick nich verlieren tut. Könnt doch peinlich werden, und datt will doch keiner, oder? Da gibbet noch sowatt, aumann!, datt heiß „Cybersex“. Datt hab ich allerdings nich von Nachba Harm, datt weiß ich vonne Freundin. Sowatt läßt sich besser von Frau zu Frau übermittlen. Abba, wenn ich ehrlich bin - nää, da will ich nix von wissen, datt is mich einfach zu abstrakt. Hat sich damit schoma einer beschäfticht? Nä? Lasstet, lasstet sein. Ich hab mich datt ma ganz kurz nur vorgestellt: Da hasse, sagen wer ma in England, en Kontakt. Dann ziehse dich son komischen Anzuch an mit Sensoren dran. Dann fängse an, dich zu bekrappschen. Kann ma einer sagen, watt dadraus werden soll? Datt nennen die Fortschritt. Eingeschänkte Lebensqualität is datt, und sich ausse Verantwortung stehlen, is datt. Und datte Bevölkerungszahlen an absacken fangen, datt kümmert keinen. So sieht datt aus!- wenn ich datt richtich vastanden hab. Nee, sowatt will ich einfach nich kapieren. Brauch ich auch nich. Datt watt ich kann reicht für mein Alter - bisken elektronisch Kontakt aufnehmen und so... Is zwa gewöhnungsbedürftich, abba datt schaff ich so grad noch. Übrigens, in mein Internetbuch hab ich gelesen, datt die, die per E-Mail vakehren viel schneller auffen Punkt kommen, weil datt ganze Drum und Dran watt man sonz so macht, wegfällt. Datt die abba auch allet rationalisieren müssen. Kamann getz nur hoffen, datt sich nich irgendwann ma Ausfallerscheinungen bemerkba machen, wenn die sich alle nur noch elektronisch vagnügen tun. Ganich auszudenken, wär datt! In datt Internetbuch hab ich noch watt gelesen, watt mich fast umgehauen hat. Datt muß man sich ma vorstellen, man kann soga bei datt ganze elektronischen Getue seine Gefühle emotional untermalen. „Smileys“ nennt man die Dinger. Auch en schönet Wort, ne?. z.B. Lächeln: „Doppelpunkt, Bindestrich, Klammer. Hab ich vasucht. Als ich dann auffe Klammer drückte, kam son kleinet lächelndet Gesichtken. Ich mein, datt vasteht man, und datt macht auch fröhlich. Obwohl, en Lächeln von Angesicht zu Angesicht, datt läßt sich numa nich durch Doppelpunkt, Bindestrich und Klammer ersetzen, mein ich, oder? Dann, lautet Lachen: „:-D“. Ich frach Sie, watt hat datt mit lautet Lachen zu tun. Also datt Symbol find ich ja total doof - doof? Ja woll! Datt isset! Et gibt ja so viele, die bei jedet Bissken laut lachen. Inteligent is datt ja nu ma nich. Wennet abba datt ausdrücken soll, dann könnt ich mich mit „:-D“ einvastanden erklären. Ganz schön raffiniert, muß ich sagen. Watt glaubter wohl, wie datt Symbol für Kuss aussieht? Ganz mager, sachich nur, ganz mager! Watt so Schönet wie en Kuss nur mit en schusseliget „:-x“ zu bezeichnen, und dann noch erwarten, datt man et ausse Ferne genießen tut. Watt einfallsloseret gibbet nich. Ich mein, in mein Alter kamann sich ja notfalls noch übba en „:-x“ freuen und zufrieden geben. Abba... Neee, alo ehrlich, da fällt mich doch nix mehr ein. Da kann ich doch nur noch „:-D“, abba ganz ganz laut. Wie gesacht, wenn ich datt allet richtich vastanden hab... Copyright: Etti Ruhfer
hat das Thema Der alte Baum II. im Forum Eigene Gedichte eröffnet
He,alter Baum, nah' schon dem Verfall - du gibst nicht auf. Ein Fünkchen Lebenssaft gibt Kraft für Schönheit. Stolz trägst du deine grüne Blätterkrone.[/
hat das Thema Allez-hop Papa im Forum Eigene Geschichten eröffnet
[/size] [color=red]Allez - hopp, Papa [size=16]Auf dem Gehweg - Sperrmüll! Ein hässliches Wort für ein Stück Leben, das da weg soll. - Abgefahren, eingestampft. Nichts wird bleiben. Nicht einmal die Abdrücke von Händen, nicht der braune Nikotinschleier - gar nichts ... „Darf ich?“, fragt eine Frau, „Ich könnte ...“ „Natürlich, nehmen Sie es nur“. - Mutters kleines Nähschränkchen, es wird überleben. Sie werden die Garne herausnehmen, es so lange säubern, bis auch an ihm nichts mehr von Mutter haften wird... Vater hatte in dieser Wohnung nichts verändert, als Mutter vor neun Jahren starb. Viel Zeit hatte er sich gelassen, um zu ihr zu gehen. Waren harte neun Jahre, denn erst als es Mutter nicht mehr gab, meldete sich sein Gewissen, ließ alle schönen Momente in seinem Leben verblassen. Kaum noch, dass sich ein entspanntes Lächeln auf seinem Gesicht zeigte. Dabei schien er das Leben immer leicht genommen zu haben. Die Ehe der beiden war nicht glücklich gewesen. Zu oft hatte er sich etwas anderswo geholt. Zu lange musste auch noch vom kargen Einkommen ein anderer kleiner Magen gefüllt werden - irgendwo... Der Schaukelstuhl am Fenster wippt leise, als ich ihn berühre. Der Geruch von starkem Tabak hängt noch in der Luft. Jemand hat schon die Gardine abgenommen, die sonst immer beiseite geschoben war. Vater konnte dann den Himmel sehen - nur ein ganz kleines Stück über den gegenüberliegenden Häusern, deren schmutzige Dächer die Sonne heute golden färbt. Ein schöner Tag. Doch in den Räumen zeigt sich das Sonnenlicht unbarmherzig. Längst hätten die Wände einen Anstrich gebraucht. Ein paar Mal hatte Vater davon gesprochen. War es denn nicht möglich gewesen, die eigenen Dinge einmal zurückzustellen, und an sein Alter zu denken? Man kann nun mal dem Tod nicht befehlen. „Ich habe noch keine Zeit zum Renovieren, also warte gefälligst!“ - Nun ist es zu spät... Draußen vor dem Fenster haben Kinder Hinkelkästchen auf das Pflaster gemalt und streiten nun, wer beginnen darf. - Sie sind noch so unbefangen und wissen noch nichts von der Vergänglichkeit... Ich fange an, die Vitrine auszuräumen. Wenigstens sie bleibt in der Familie, gut so. Der Schlüssel hängt etwas locker im Schloss. Ich versuche ein paar Mal vergeblich, ihn zu drehen, dabei denke ich an Mutter, wie sie geweint hatte, weil die Schranktür aufgebrochen und die spärliche Lebensmittelzuteilung, die eine ganze Woche reichen sollte, noch spärlicher geworden war. Hungrige Kinder sind wie kleine Raubtiere. Dieser verdammte Krieg war schuld... Endlich gelingt es mir. Der Schrank ist offen. O je, er ist vollgestopft. Mutter konnte nichts wegwerfen. Es wird schwer sein mit dem Ausräumen. Ein prallgefüllter Schuhkarton, geheimnisvoll mit einer Kordel umwickelt, macht mich neugierig. Ich setzte mich in den Schaukelstuhl, löse die Schnur. - Als gehe ein tiefes Atmen durch den Karton, platzt er unter meinen Händen auf. Ein Teil des Inhaltes fällt auf den Boden. Männer mit gezwirbelten Bärten, auf den Nasen Kneiferbrillen, plötzlich aus ihrem Gefängnis befreit, schauen mich irritiert an. Ihre Hälse sind eingezwängt in hohe steife Kragen, die man Vatermörder nennt. Eine treffende Bezeichnung. Mindestens hundert Menschenschicksale, über- und nebeneinander gestapelt, liegen erstaunlich leicht auf meinen Knien. Die meisten Gesichter sind mir fremd. Einige werfen Erinnerungen auf, die längst vergessen waren. Ein großes Foto aus hartem Karton lässt sich nur schwer aus der Schachtel holen. - Vater im Clownkostüm neben seinem Meister am Hochtrapez. Dieses Bild gehörte damals zu meinen kostbarsten Schätzen. Stolz war ich auf meinen Vater, verehrte ihn und eiferte ihm in vielen Dingen nach. Immer wieder musste er mir erzählen, wie er vom Trapez hinunter ins Orchester und mit dem Kopf in die Pauke gefallen war. Und immer wieder wollte ich die Narbe auf seiner Stirn sehen. Ich schaue zu dem Foto, das auf der Vitrine steht. - Eine Ähnlichkeit zwischen dem jovial dreinschauenden Mann, der seinen Hut schräg ins Gesicht gezogen trägt, und dem kleinen, etwas traurigen Clown ist nicht zu entdecken. Die Kinder vor dem Fenster spielen jetzt Auszählen. - Die Spiele sind die gleichen geblieben. Eine Weile höre ich ihnen zu: „Eene meene Muh, wie alt bist du? Sieben! Alt bist du noch lange nicht, spring dreimal in die Luft und lache nicht“. Ich weiß es noch genau - die Mitspielenden müssen lauter Faxen machen, und wenn der Springer lacht, scheidet er aus. Ich konnte dabei nie ernst bleiben. Das Lachen der Kinder lässt den kleinen Kerl auf dem Foto plötzlich leben. “Allez - hopp!“ klingt es in meinem Ohr, ich sehe ihn Purzelbäume schlagen, auf Händen rund um die Manege laufen, immer wieder angespornt vom Applaus des Publikums, seinem „Allez - hopp!“ und dem fröhlichen Lachen da draußen vor dem Fenster... Armer Papa, früher ein Pfau mit gespreizten Federn, beklatscht, bewundert. - Dann war die Familie sein Zirkus, sein Arbeitsplatz als Kellner die Manege. Die Gäste waren ihm ein dankbares Publikum, dem er einmal Charlie Chaplin, ein anderes Mal Fred Astaire sein konnte. Er jonglierte mit gefüllten Gläsern oder mit einem Stuhl auf der Nasenspitze; machte einen Handstand hier, einen Stepptanz dort. Selten brachte er den Gästen normalen Schrittes ihre Bestellungen an die Tische. Sie liebten ihn dafür. Doch manchmal stand er gedankenverloren am Tresen, kaute nervös an seinem rechten Daumen, der die Spuren seines unbefriedigten Inneren trug. In seinem Blick lag die Sehnsucht nach dem anderen - seinem früheren Leben. Für seine Maria musste er seine Träume begraben, weil sie niemals einen Zirkusmenschen hätte heiraten dürfen. Dabei liebte sie gerade seine Späße so sehr... Aber jedes Mal, so erzählte Mutter, wenn sie ein Kind zur Welt gebrachte hatte, hätte er vor ihrem Bett vor Freude einen Flic Flac geschlagen. - Trotz seiner Schwächen war er ein guter Vater. Mit der Dämmerung ist es auch vor dem Haus wieder ruhig geworden. Nur noch schwach sind Kreise und Hinkelkästchen zu erkennen, die mit weißer Kreide neben dem Berg von Sperrmüll auf das Pflaster gemalt sind. Bald wird alles verschwunden - nur noch Erinnerung sein. Auf dem Schild an der Haustür wird ein anderer Name stehen. Die Leute, die Papa gekannt haben, werden manchmal noch fragen: „Weißt du noch?“ Aber Jahr für Jahr werden es weniger sein... Bevor ich die Tür des Zimmers schließe, schaue ich noch einmal zu dem Foto, das auf der Vitrine steht - Allez - hopp , Papa, du warst immer ein Clown geblieben ...![/color]
hat auf das Thema Re: Steine im Forum Eigene Geschichten geantwortet
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Steine[size=14] Die langgestreckte Straße unter meinen Füßen wird immer wieder an der gleichen Ecke auf eine ganz besondere Weise lebendig. Wie vor zehn Jahren, als ich nach fast einem halben Jahrhundert wieder an den Ort meiner Kindheit zurückkehrte. Das „Damals“ drängte sich in mein Gedächtnis, als mein Schritt sich verlangsamte an dem Backsteinhaus mit dem niedrigen Fenster. Früher stand dieses Fenster meistens offen. Nur auf Zehenspitzen konnte ich hineinsehen. Nun hätte ich es leichter gehabt, aber es war geschlossen - der Blick ins Innere versperrt durch eine Gardine, hinter der sich nichts zu bewegen schien. Nicht wie einst, als der freundliche Mann mit der Kneiferbrille auf der Nasenspitze im Schneidersitz auf dem Tisch saß und ich übermütig vor dem Fenster stand und „Schneider, meck-meck-meck, juchheirassa!“ trällerte. Jedes Mal reichte er mir ein Bonbon nach draußen, aber nicht, ohne sich beim Aufstehen den Kopf an der tief hängenden Lampe gestoßen zu haben. Durch das pendelnde Licht schienen die Regale und die dicken Stoffballen hin und her zu tanzen, bis der Mann wieder auf dem Tisch saß und die Lampe anhielt. „Juchheirassa, juchheirassa, lass die Nadel sausen“ sang ich, wenn er wieder mit seiner Arbeit begann. Die Melodie schwirrte durch meine Gedanken, als ich um die Ecke des Hauses ging. - Zugemauert! Sie haben alles zugemauert. Wo einst das Schaufenster und der Eingang zu dem kleinen Laden waren - nichts als Steine. Doch beharrlich behaupten sich die Umrisse im Flickwerk; und mir war, als müsse nur die Jalousie hochgezogen werden, und zwischen bunten Knöpfen und Garnrollen, Scheren und Stoffen stünde sie da, die Puppe aus Draht , die mir kleinem Mädchen damals so großen Kopfzerbrechen bereitet hatte - eine Puppe aus Draht, ohne Kopf, ohne Arme und Beine; bis Mutter mir erklärte, dass es eine Schneiderpuppe sei und wozu man sie benutze. Gleich drängte sich mir das Bild auf, wie sie eines Tages auf der Straße lag, zerbeult von Fußtritten, umgeben von all den bunten Garnen und Knöpfen, bedeckt von entrollten Stoffballen, wie Fahnentücher nach einer gewonnenen Schlacht vom Mast gerissen - zerstochen und zerschnitten. Das Geräusch der Messer auf dem Asphalt, in blinder Wut in sie hineingerammt, das Zerreißen von Stoff, Rufe, von denen sich nur der schreckliche Satz „Weg mit der Judenscheiße!“ in mein Gedächtnis gebohrt hat, vermischten sich mit der Melodie des Kinderliedes in meinem Kopf. Ich durchlebte wieder, wie ich, an die Hauswand gepresst, vor Angst zitternd, das Geschehen verfolgte, ohne es zu begreifen, bis alles wieder ganz still war - unheimlich still. Nur die Stofffetzen bewegten sich unruhig im Wind. Ich schaute hinüber zu dem Fenster - kein Licht, nur Dunkel. Der freundliche Mann war nicht da. Ich habe ihn nie wiedergesehen. Seit dem Tag meiner ersten Erinnerung vor zehn Jahren verlangsamt sich noch immer mein Schritt vor dem Backsteinhaus, jedes Mal auf dem Weg in den Supermarkt. Und noch immer heben sich die Steine ab vom alten Mauerwerk, als wollten sie nichts vergessen machen. Ein stummes Mahnmal für mich, die ich um ihre Geschichte weiß.

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