Eckart Hammer: Männer altern anders

Das Alter wird von vielen Männern als Inbegriff der Unmännlichkeit aufgefasst. Aber ist das Alter wirklich die Endstation für die Männlichkeit? Eckart Hammer hilft Männern der Generation 50 Plus bei dem Übergang in die neue Lebensphase jenseits der Arbeitswelt.

Rezension – von Jasmin Köhler

Buchcover – Eckart Hammer: Männer altern anders
© Herder
Was wissen wir eigentlich über Männer ab 50? Nicht viel, lautet die Antwort des Sozialpädagogen Eckart Hammer. Alternde Männer seien kaum erforscht, es ginge hauptsächlich um alternde Frauen. Deswegen widmet sich der Autor der Frage, was der Ruhestand für Männer bedeutet, mit welchen Veränderungen, Chancen und Risiken sie sich auseinandersetzen müssen, und wie sie mit ihrer „Zwangsbeglückung" der Verrentung umgehen können. Dabei orientiert er sich an den fünf Säulen der Identität: Arbeit, soziales Netz, Körper, materielle Sicherheit und Werte.

Von jetzt auf nachher „arbeitslos": Fluch oder Segen?

Insbesondere der Austritt aus dem Berufsleben stelle einen alles verändernden Einschnitt im Leben eines Mannes dar, denn Arbeit sei für viele Männer der entscheidende Baustein ihrer Identität. Diese große Umstellung erfordere Anpassung und biete sowohl Chancen als auch Risiken. Daher liefert der Autor den Männern der erfahrenen Generation mögliche Umgangsweisen mit der plötzlichen „Arbeitslosigkeit". Eine zentrale Rolle bei der Erhaltung der Identitätssäule der Arbeit spiele die richtige Balance zwischen Aktivität und Entspannung. Denn ansonsten drohen entweder die Gefahr eines übertriebenen Aktionismus oder eine gähnende Langeweile.

Balance zwischen sozialer Einbindung und Zeit für sich selbst

Durch den Austritt aus dem Berufsleben lassen viele Männer auch ihr soziales Netz zurück, da sie oft Kollegen mit Freunden verwechselt haben. Von zentraler Bedeutung für das soziale Netz seien Familie, Freunde, Nachbarn oder auch ein Hund. Aus Angst vor Isolation übertreiben es jedoch viele mit der Geselligkeit und pflegen eine Kontaktsucht. Der Tipp des Autors: Man(n) muss die richtige Balance zwischen sozialer Einbindung und Zeit für sich selbst finden.

Der richtige Umgang mit altersbedingten Einschränkungen

Von Inkontinenz über Hörgerät bis hin zu Impotenz – altersbedingte körperliche Einschränkungen stellen für viele Männer eine große Angst dar. Daher beschäftigt sich der Autor mit allen möglichen altersbedingten Einschränkungen des männlichen Körpers und liefert ebenfalls mögliche Umgangsweisen mit ihnen. Auch sensible Themen wie Demenz, Depression und Suizid kommen zur Sprache, da sie laut dem Autor bei älteren Männern häufiger vorkommen als bei Frauen. Grund hierfür sei eine erfolglose Krisenbewältigung im Alter.

Der Autor vertritt die Ansicht, dass man den körperlichen Veränderungen durchaus auch etwas Positives abgewinnen kann. Denn gerade die altersbedingte Einschränkung des Körpers könne eine neue Freiheit bringen. So könne man sich einfach in den Lehnstuhl setzen, aus dem männlichen Konkurrenzspiel austreten und es sich gemütlich machen, denn die „Fesseln der männlichen Geschlechtsrolle" werden gelockert. Männer haben im Alter also die Chance, andere Seiten auszuleben.

Eckart Hammer kommt zu dem Schluss, dass alle angesprochenen Themen „keine exklusiven Altersthemen" seien, sondern es im ganzen Leben darauf ankomme, sich mit diesen auseinanderzusetzen. Im Alter würden die Fragen des „Mannseins" einfach nur deutlicher hervortreten. Vor diesem Hintergrund folgert er, dass keine Anti-Aging-Bewegung nötig sei, sondern ein Pro-Aging, das sich mit einer kurzen Formel zusammenfassen lasse: „Heute richtig leben!"

Das Buch „Männer altern anders" von Eckart Hammer liefert sowohl Männern als auch deren Frauen eine flüssig zu lesende Lektüre, die das Leben alternder Männer in all seinen Facetten beleuchtet. Veranschaulicht wird dies mit den Schicksalen verschiedener Männer der Generation 50 Plus, die zu Beginn jedes Kapitels vorgestellt werden. So wird die Erfahrung des Älterwerdens auf verschiedene Weisen geschildert und liefert den Lesern Erlebnisse, die nah am Leben sind und mit denen sie sich gut identifizieren können. Am Ende des Buches erzählt auch der Autor selbst in knapper Form die Geschichte seines (Männer-)Lebens und schildert seine Vorstellung davon, wie sein Leben mit 84 aussehen könnte. Dadurch wird eine gewisse Nähre zwischen Leser und Autor aufgebaut, was dem Buch eine große Portion Realität und Menschlichkeit einhaucht.

 

Titel: Männer altern anders – Eine Gebrauchsanweisung
Autor: Eckart Hammer
Herausgeber: Verlag Herder GmbH
Preis: 9,99 €
ISBN: 978-3-451-06262-9


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