Schmerzfrei gehen

Die moderne Fuß- und Sprunggelenkschirurgie ermöglicht einen deutlichen Rückgewinn an Beweglichkeit und Lebensqualität.

Schmerzfrei gehen
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Jeder Schritt schmerzt. Der Weg zur Arbeit oder der Gang durch den Supermarkt: kaum noch zu bewältigen. Dennoch werden Schmerzen im Fuß- oder Sprunggelenk häufig lange toleriert, ehe die Betroffenen einen Arzt aufsuchen, weiß Dr. med. Gerardo J. Maquieira, Spezialist für Fuß- und Sprunggelenkschirurgie am FussZentrum in der Klinik Hirslanden, Zürich: „Beispielsweise können wir etwa 80 Prozent der akuten Kapsel-Bandverletzungen am Sprunggelenk konservativ, also ohne chirurgischen Eingriff, behandeln. Ein Problem ist allerdings, dass viele Patienten eine Bandverletzung, z.B. durch das typische Umknicken, nicht ernst nehmen oder nicht korrekt ruhigstellen. Entsprechend können dann Instabilitätsprobleme auftreten. Wer dagegen gleich zum Hausarzt oder Spezialisten geht, kann durch das Tragen eines stabilen Verbands oder einer Schiene sicherstellen, dass das Band in der richtigen Stellung vernarbt und nach mehreren Wochen kann man oft wieder schmerzfrei und sicher gehen". Bei einem Knochenbruch im Vorfußbereich reicht häufig schon ein Schuh mit harter Sohle, um den betroffenen Knochen ruhig zu stellen und zu heilen. Auch wenn der Bruch nahe am Gelenk erfolgt, ist meist eine harte Sohle oder eine Schiene genügend. Reicht der Bruch aber bis in das Gelenk hinein, muss vom Spezialisten beurteilt werden, ob die Operation mit Reposition und Fixation der Frakturfragmente nicht eine bessere Ausheilung bringt - eine Stufenbildung könnte Schäden im Gelenk verursachen.

Schmerzen reduzieren, Mechanik und Stabilität verbessern

Neben Patienten mit akuten Verletzungen sieht Facharzt Maquieira in seiner Sprechstunde auch häufig Patienten mit Verschleißerscheinungen (Arthrose) im Sprunggelenk oder den Fußgelenken. „Hier ist vor allem eine individuelle Beratung und Behandlung gefragt", erklärt Dr. Maquieira. „Der sichtbare Schaden auf dem Röntgenbild deckt sich nicht immer mit den Schmerzen des Patienten. Daher muss letztendlich auch der Betroffene selbst entscheiden, ob er die Schmerzen noch ertragen kann oder welche Erwartungen er an eine Operation hätte. Wir können zwar dank moderner Methoden sehr viel mehr reparieren oder mechanisch verbessern als noch vor zwanzig Jahren, aber nicht immer eine Schmerzfreiheit erreichen. Unser erklärtes Ziel ist daher oft eine Schmerzverbesserung um mindestens 50 Prozent. Dabei versuchen wir, die Funktion der Gelenke sowie die Stabilität bestmöglich wiederherzustellen, um ein weitgehend schmerzfreies oder schmerzarmes Gehen zu ermöglichen".

Operative Behandlung von Knorpelschäden

Bei einer Knorpelzelltransplantation kann der gesunde Gelenkknorpel oft im Rahmen einer Arthroskopie (Gelenkspiegelung) entnommen, im Labor durch Züchtung vervielfältigt und anschließend auf die geschädigten Knorpelflächen aufgebracht werden. „Diese Methode ist jedoch sehr aufwändig und oft anderen Methoden nicht überlegen", sagt Dr. Maquieira. „Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, den Knorpelschaden in einem ersten Schritt sauber abzuräumen und den Knochen darunter anzubohren (Mikrofrakturierung). Damit können Zellen aus dem Knochenmark in die schadhaften Bereiche einwandern und neues Gewebe bilden. Bei Bedarf kann man den Defekt mit Knochen aus beipielsweise dem Schienbein auffüllen und die unregelmäßige Oberfläche mit einer Membran versiegeln. Diese Methode bedarf nur einer Operation und ist eher für kleinere Knorpelschäden geeignet". Eine weitere, erfolgversprechende Behandlung bei schmerzhaften, kleineren Knorpelschäden sei die sogenannte „Mosaikplastik". Dabei werden z.B. aus dem Kniegelenk gesunde Knochen-Knorpelzylinder entnommen und zum Auffüllen des Knorpeldefekts am Sprunggelenk verwendet. Dieser Eingriff könne zu guten Resultaten führen und erhalte die normale Beweglichkeit der Gelenke, eignet sich allerdings nicht primär für Leistungssportler auf hohem Niveau, so Dr. Maquieira.

Versteifung des Gelenks oder eine Prothese?

Der Trend geht zunehmend zu den Prothesen, stellt Dr.Maquieira fest. „Die Resultate werden langsam besser. Aber die Haltbarkeit der künstlichen Gelenke beträgt etwa zehn Jahre, daher sind Prothesen nicht für alle Patienten geeignet. Das Sprunggelenk ist eines der mechanisch am stärksten belasteten Gelenke des Körpers und häufig sind beim Einsetzen eines künstlichen Gelenkes Zusatzeingriffe an den Bändern oder Sehnen notwendig. Daher sollten Prothesen nur vom Fußspezialisten implantiert werden". Sechs bis acht Wochen dauert es im Idealfall, bis die Prothese am Knochen angewachsen ist. Bei einer Versteifung des Gelenks, einer sogenannten „Arthrodese", verhindern eingesetzte Platten, Schrauben oder Nägel jegliche Bewegung. „Dadurch wird eine bestmögliche Stabilisierung und Schmerzverbesserung garantiert, so dass selbst Fußballspielen, Joggen und Skifahren erneut möglich sein kann", erklärt Fußspezialist Maquieira. Der große Nachteil ist, dass die Belastung des versteiften Gelenks auf die Nachbargelenke übergeht, die dadurch ebenfalls häufig zu Verschleißerscheinungen neigen. Egal für welche Methode sich der Patient entscheidet: wichtig sei, die Schmerzen zu reduzieren und für die Betroffenen einen Zuwachs an Lebensqualität zu erreichen. 

Sprung- und Fußgelenksproblemen vorbeugen

Selbst bei einer genetischen Vorbelastung könne man durch Achtsamkeit Verschleißerscheinungen oder auch Verletzungen vorbeugen, so Dr. Maquieira: „Man sollte unbedingt auf seinen Körper hören, vor allem dann, wenn Gelenke anfangen zu schmerzen. Schädlich sind natürlich vor allem Risikosportarten, bei denen große Sprünge oder ein rascher „Stop-and-go"-Wechsel gefordert sind. Und auch wenn sie hübsch aussehen: Frauen sollten Schuhe mit sehr hohen Absätzen möglichst selten tragen, um ihre Gelenke und Bänder zu schonen". Auch eine ausreichende Aufnahme von Vitaminen, Mineralien und Spurenelementen könne dazu beitragen, die Knorpelsubstanz in unseren Gelenken länger zu erhalten.

 


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Quelle: Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO

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