Prostata-OP mit dem DaVinci-Roboter: Entscheidend ist die Erfahrung des operierenden Arztes

PD Dr. med. Räto Thomas Strebel, Chefarzt der Urologie im Kantonsspital Graubünden, verteidigt den Einsatz des Da Vinci-Operationsroboters. Von Susanne Amrhein, PRIMO MEDICO

PD Dr. Strebel führt eine Prostata-OP mit dem DaVinci-Roboter durch.
© Susi Haas

Für die heftig diskutierte Studie der Universität Queensland im australischen Brisbane, die in der medizinischen Fachzeitschrift „The Lancet" veröffentlicht wurde, haben zwei erfahrene Chirurgen insgesamt 308 Prostatakrebspatienten operiert. Dabei entschied jeweils das Los, ob der Da Vinci-Roboter zum Einsatz kam oder ob traditionell offen operiert wurde. Nach drei Monaten waren bei den behandelten Patienten fast identische Genesungserfolge bzw. Folgebeschwerden nachweisbar. Die Studie kam daher zu dem Schluss, dass der Einsatz des Da Vinci-Operationsroboters kaum Vorteile für die Patienten bringt. Dem widerspricht PD Dr. med. Räto Strebel, Facharzt für Urologie mit Schwerpunkt operativer Urologie, Spezialist für Prostatakrebs und Fellow of the European Board of Urology (FEBU): „Selbst die viel zitierte australische Studie bestätigt, dass die Erholungsgeschwindigkeit nach dem Eingriff höher ist. Die Patienten bleiben in der Regel ein bis eineinhalb Tage weniger lange im Spital. Während des Eingriffs ist der Blutverlust deutlich geringer als bei der offenen Methode. Die Komplikationsrate ist während und nach der Operation in der Da Vinci Gruppe geringer und die Patienten leiden nach einer Da Vinci-OP weniger unter Schmerzen".

Schonung von Nerven und Schließmuskel

Die Prostata befindet sich unterhalb der Harnblase und umschließt die Harnröhre. Das Operationsfeld ist sehr beengt. Zudem befinden sich hier zahlreiche Nerven, die für eine Erektion und auch die Schließfunktion der Harnröhre wichtig sind. Werden diese verletzt, kann dies zu Inkontinenz und Erektionsstörungen führen. PD Dr. med. Strebel hat die Erfahrung gemacht, dass der Einsatz des Da Vinci-Roboters durchaus helfen kann, diese Probleme zu vermeiden: „Wenn man als Beispiel die Naht nimmt, mit der nach der Entfernung der Prostata die Blase wieder mit der Harnröhre verbunden wird. Dann habe ich mit Hilfe der Roboter-Kameras eine exzellente Sicht und Tiefenschärfe, kann Abstände bestens erkennen und diese Naht daher sehr präzise und gewebeschonend ausführen. Außerdem können wir, wenn indiziert, auch die Nervenbahnen bestmöglich schonen".

Was zählt ist die Erfahrung des Arztes

PD Dr. med. Strebel betont, dass es bei der roboter-assistierten Prostatektomie der Urologe ist, der die Operation ausführt, nicht etwa ein autonom agierender Roboter. Der operierende Arzt sitzt während des rund dreistündigen Eingriffs an einer ergonomischen Konsole. Die Bewegungen seiner Handgelenke und Finger werden auf die miniaturisierten Instrumente des Roboters übertragen. Eine Kamera erzeugt dabei vergrößerte, dreidimensionale Bilder in HD-Qualität. „Unser Credo lautet ‚So wenig wie möglich außerhalb des Gesichtsfeldes'", so PD Dr. med. Strebel, „aus diesem Grund erfolgt die Platzierung der Hülsen für die Instrumentenzugänge und das Einführen der Instrumente stets unter direkter Visualisierung ". Prostata-Spezialist Strebel operiert mittlerweile seit 11 Jahren mit dem Da Vinci-Roboter. Die Routine sei unverzichtbar, sagt er: „Auch die australische Studie kommt zu dem Fazit, dass die Erfahrung des operierenden Arztes entscheidend ist. Zunächst werden die Handgriffe mit Hilfe einer Simulationssoftware geübt. Schon als junger Oberarzt habe ich damit begonnen, bei Prostata-Operationen einzelne Schritte zu übernehmen. So habe ich mich herangetastet, bis ich schließlich in der Lage war, die gesamte Operation durchzuführen. Meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass ab fünfzig erfolgten Eingriffen die notwendige Sicherheit garantiert ist. Ab hundert oder zweihundert Eingriffen hatte ich dann bereits soviel Routine, dass ich damit beginnen konnte, einzelne Schritte zu optimieren. Das ist ja ein weiterer, großer Vorteil von Da Vinci: Die Maschine zeichnet die gesamte Operation auf und erlaubt eine Videoanalyse des Eingriffs". PD Dr. med. Strebel rät allen Da Vinci-Anwendern, diese Aufzeichnungen nicht nur für Schulungszwecke zu verwenden, sondern um die eigenen Resultate fortlaufend zu überprüfen. Am besten sollten Erfolge und Komplikationen in einer Datenbank festgehalten werden um seine eigenen Behandlungsresultate immer wieder kritisch zu hinterfragen. Die Zeit sollte man sich nehmen, so PD Dr. med. Strebel.
Großes Gewicht legt PD Dr. med. Strebel auch auf eine ausgewogene Beratung des Patienten und die jeweilige Besprechung der verschiedenen Therapieoptionen im Rahmen des uro-onkologischen Tumorboards, lange bevor der Da Vinci Roboter zum Einsatz kommt.

 


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