Stoma:
Für einen unbeschwerten Alltag im hohen Alter

Für viele Betroffene ist ihr Stoma ein Tabu-Thema. Die künstlich hergestellte Körperöffnung übernimmt die Atmung, Nahrungsaufnahme oder Ausscheidung. Wegen dieser Funktionen sind Stomata unerlässlich, um das Leben vieler Menschen bei einer Erkrankung oder nach einem Unfall zu sichern.

Was ist ein Stoma?

Ein Stoma ist eine künstliche Verbindung zwischen einem Hohlorgan sowie der Körperoberfläche, die der Stuhlausscheidung, Harnausscheidung, künstlichen Ernährung oder Atmung dient. Die Stomaanlage befindet sich im Körper und ist beispielsweise an Dünn-, Dickdarm oder der Harnableitung in die Bauchdecke eingenäht. Sie leitet die Ausscheidungen aus dem Körper heraus und fängt diese in einem Beutel auf. Bei einer Verbindung zur Magenwand besteht die Möglichkeit, über die Öffnung Nahrung in den Körper zu transportieren. Es ist auch möglich, ein Stoma in der Luftröhre anzulegen.

Hinweis der Redaktion

Ob eine Stomaanlage zeitweise oder dauerhaft von Nöten ist, ist abhängig von der jeweiligen Grunderkrankung. Manche Stomata werden nur vorübergehend eingerichtet, bis sich das betroffene Organ nach einer Operation regeneriert hat oder damit verbundene Operationsnähte verheilt sind.

Wann ist ein Stoma erforderlich?

Eine der häufigsten Ursachen für ein Stoma ist eine Krebserkrankung wie Darmkrebs. Weitere häufig auftretende Ursachen sind chronisch-entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis Ulcerosa oder Morbus Crohn mit schwerem Verlauf. Bei diesen Erkrankungen ist nicht ausgeschlossen, dass ein Darmabschnitt operativ entfernt werden muss. 

Einige Betroffene sind nicht mehr dazu in der Lage, Nahrung über den Mund aufzunehmen. Dies ist unter anderem der Fall, wenn sie an akuten Schluckstörungen leiden. Unter diesen Umständen ermöglicht ein Stoma die Nahrungsaufnahme

Darüber hinaus liegen Stoma-Indikationen vermehrt bei Traumata, bei Spina Bifida bzw. offenem Rücken, bei Darmfunktionsstörungen oder Erbkrankheiten wie familiärer Polyposis vor.

Stoma-Arten im Überblick

Unterschiedliche Stoma-Arten unterstützen jeweils eine spezielle Körperfunktion. Doch in allen Varianten verfolgt die Stomaversorgung das Ziel, die Betroffenen beim Ausscheiden oder Aufnehmen zu unterstützen.

Enterostoma

Ein Enterostoma ist ein künstlicher Darmausgang. Dieses Stoma erhalten Menschen, falls sie ihren Darm nicht mehr auf natürlichem Wege entleeren können. Besonders häufig wird das Stoma bei chirurgischen Eingriffen am Enddarm eingesetzt, beispielsweise im Zuge einer Krebserkrankung oder einer CED. Weitere häufige Krankheitsbilder sind angeborene Fehlentwicklungen des Darms. Das Enterostoma verfolgt den Zweck, spezielle Darmabschnitte oder Verbindungen zu umgehen oder auszuschalten und die entsprechende Versorgung beinhaltet das Wechseln der Anlage sowie des Beutels.

Gastrostroma

Patientinnen und Patienten bekommen ein Gastrostoma, wenn sie auf künstliche Ernährung angewiesen sind. Häufige Krankheitsbilder für einen künstlichen Magenausgang sind beispielsweise Verletzungen in der Hals- und Gesichtspartie, Beschädigungen der Speiseröhre oder Nervenschädigungen. Nach einer operativen Entfernung des Magens als Folge von Magenkrebs oder bei Fisteln bzw. Kieferfixierungen ist ein Gastrostoma möglicherweise auch erforderlich. Zudem kommt der künstliche Magenausgang bei unzureichender oder fehlender Nahrungsaufnahme oder bei Bewusstlosigkeit zum Einsatz. Zur Versorgung des Gastrostomas zählt die Verabreichung einer Sonderkost sowie das Spülen der Magensonde.

Urostoma

Der künstliche Blasenausgang unterstützt Betroffene beim Ausscheiden von Urin. Ärtzinnen und Ärzte entscheiden sich für das Urostoma, falls sie nach einer Grunderkrankung die Harnblase entfernen mussten oder falls eine Funktionsstörung der ableitenden Harnwege diagnostiziert wurde. Ein weiteres gängiges Krankheitsbild ist eine Verengung der Harnleiter. Das Urostoma versorgen Sie durch das Wechseln der Stomaanlage und des Beutels.

Tracheostoma

Ein Tracheostoma ist eine künstliche Öffnung an der Luftröhre, die unter verschiedenen Umständen zum Einsatz kommt. Beispielsweise ist es üblich, ein Tracheostoma für eine Langzeitbeatmung nach Operationen oder Unfällen einzusetzen. Weitere gängige Grunderkrankungen sind neurologische Probleme mit gestörtem Schluckreflex, Kehlkopflähmungen oder Strahlenbehandlungen. Künstliche Öffnungen der Luftröhre sind zudem bei bestimmten Brüchen im Schädelbereich, bei langfristig fehlenden Schutzreflexen nach schwerem Schädel-Hirn-Trauma oder bei einer erschwerten Atmung über die Luftröhre erforderlich. Diese Stomaart erfordert die Reinigung und den Wechsel der Kanüle sowie das Absaugen des überschüssigen Sekrets, um die Atmung zu erleichtern.

Hinweis der Redaktion

Betroffene müssen bei allen Stomaarten die Stomata selbst und die umliegende Haut reinigen und pflegen. Zusätzlich ist eventuell das Versorgen der Wunde, die durch das Stoma entstand, notwendig, sodass sie sich nicht entzündet. Dementsprechend ist eine vorherige gründliche Desinfektion der Hände unabdingbar.

Mögliche Komplikationen bei Stoma-Trägern im Seniorenalter

Eine fehlerhafte Anwendung eines Stomas kann zu folgenschweren Komplikationen für Stoma-Patienten führen. Deshalb ist es wichtig, dass sie selbst oder pflegende Angehörige den Umgang mit der künstlichen Öffnung genau erlernen.

Komplikationen mit dem Stoma

Falls sich das Stoma unter der Haut festsetzt, können Komplikationen auftreten. Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass der Darm aus dem Stoma heraustritt. Diese Komplikation bezeichnen Mediziner als Darmvorfall oder Prolaps. Stoma-Patientinnen und -Patienten sollten keine Lasten über fünf bis sieben Kilogramm heben, ansonsten droht im schlimmsten Fall ein Bauchwandbruch in der Körperpartie rund ums Stoma. In dem Fall ist von einer sogenannten parastomalen Hernie die Rede.

Verletzungen der Haut

Hautentzündungen sind relativ häufig auftretende Komplikationen, die unter anderem durch einen zu häufigen Beutelwechsel oder direkten Kontakt mit Stuhl auf der Haut auftreten. Außerdem verursacht mangelhafte Stoma-Hygiene vermehrt Hautpilzinfektionen. Viele Betroffene klagen zudem über Reaktionen wie Juckreiz, Bläschen, Hautrötung oder brennende Haut.

Tipp der Redaktion

Eine sorgfältige Pflege des Stomas und der umliegenden Haut ist entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden. Regelmäßiges Reinigen mit lauwarmem Wasser und pH-neutraler Seife hilft, Hautreizungen zu vermeiden. Achten Sie auch auf eine ausreichende Handhygiene, wenn Sie die Stomaanlage reinigen.

Alltag mit Stoma: Tipps für Senioren

Ein Stoma beeinflusst viele Lebensbereiche. Wer sich jedoch einmal an den Alltag mit dem medizinischen Hilfsmittel gewöhnt hat, wird das Stoma gut versorgen und auch kaschieren können. Mit der richtigen Initiative tragen Senioren aktiv dazu bei, ihre Lebensqualität trotz des medizinischen Hilfsmittels deutlich zu verbessern. Die nachfolgenden Hilfsmittel unterstützen Betroffene dabei, ihren Alltag mit einem Stoma so gut und einfach wie möglich zu meistern.

Stomagürtel & Stomabandage

Betroffene verspüren eventuell das Gefühl, es würde das Stoma bzw. der dazugehörige Versorgungsbeutel verrutschen oder gar abreißen. Stomagürtel und Stomabandagen fixieren das medizinische Hilfsmittel und erzielen so ein besseres Tragegefühl. Ist der Beutel fixiert, fühlen sich viele Betroffene wesentlich sicherer. Schwimm- und Badegürtel ermöglichen Stoma-Tragenden mit dazugehörigem Beutel eine unbeschwerte Zeit im kühlen Nass.

Stoma mit Bekleidung kaschieren

Die meisten Stoma-Beutel sind so dünn, dass diese unauffällig unter Bekleidung versteckt werden können. Darüber hinaus zielt speziell angefertigte Stoma-Kleidung – darunter Unterwäsche oder Jeans – darauf ab, dem Stoma einen möglichst sicheren Halt zu bieten. Stoma-Badehosen sind besonders hoch tailliert und verbergen den Beutel effektiv.

Freizeitgestaltung mit Stoma

Mit der richtigen Vorbereitung spricht nichts dagegen, sich mit einem Stoma auch auf Reisen zu begeben. Für diesen Zweck erstellt die Deutsche ILCO, die Selbsthilfevereinigung für Stomaträger und Menschen mit Darmkrebs sowie deren Angehörige, Reise-Zeritifkate aus, die ein Arzt oder eine Ärztin unterzeichnen muss. Der Verband informiert ausländische Behörden sowie das Flughafenpersonal über das Stoma. Dadurch wird vermieden, dass eine Stoma-Versorgung ohne die Anwesenheit von Medizinern abgenommen wird.

 

Hier geht’s zu den Reise-Zertifikaten

Hinweis der Redaktion

Das Leben mit einem Stoma kann zu Beginn emotional herausfordern. Wenden Sie sich bei Fragen, für Tipps und psychologische Unterstützung bei Vereinigungen wie der ILCO. Sie organisieren regionale und digitale Treffen für Betroffene, bieten Infomaterial und stellen Ansprechpartner und Anlaufstellen vor.

Autofahren mit Stoma

Solange sich Menschen mit Stoma aus gesundheitlicher Sicht dazu in der Lage fühlen, dürfen sie jederzeit mit dem Auto fahren. Der Fahrzeuggurt kann gelegentlich als unangenehm empfunden werden, insbesondere je nach Art und Lage des Stomas. Sanitätshäuser oder Apotheken stellen Gurtbrücken zur Verfügung. Darin wird der Anschnallgut bequem mit Klettverschluss befestigt. Die Ausbuchtung der Gurtbrücke verhindert ein Drücken auf den Stoma-Beutel und Betroffene fühlen sich wohl und sicher.

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Beeinflusst ein Stoma die Lebenserwartung?

Die meisten Betroffenen können heutzutage mit dem Stoma ein aktives und selbstbestimmtes Leben führen. Dank einfacher Handhabung und gut verträglicher Materialien ist es möglich, auch langfristig gut mit einem Stoma zu leben. Die Lebenserwartung selbst wird durch das Stoma nicht wesentlich beeinflusst – hier ist die jeweilige Grunderkrankung ausschlaggebend. Mit medizinischer Betreuung, bewusster Ernährung und einem gesunden Lebensstil können Stoma-Tragende die Lebenserwartung indirekt verbessern.

Ist man mit Stoma schwerbehindert?

Personen mit einem Stoma erhalten in Deutschland einen GdB (Grad der Behinderung) von mindestens 50. Falls erforderlich, stehen ihnen ebenfalls Nachteilsausgleiche zu. Ein Schwerbehinderungsgrad von 50 Prozent birgt einige Vorteile für das Arbeitsleben, beispielsweise Zusatzurlaub von fünf Tagen gemäß Sozialgesetzbuch und einen besonderen Kündigungsschutz.1

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