Hitzeschutz für Senioren:
Diese Maßnahmen helfen an heißen Tagen
Heiße Sommertage sind für viele Menschen unangenehm – für ältere Menschen können sie gefährlich werden. Mit zunehmendem Alter verändert sich der Körper: Das Durstgefühl lässt nach, der Kreislauf reagiert träger, die Haut schwitzt weniger. Dadurch steigt das Risiko für Dehydrierung, Kreislaufprobleme und sogar lebensbedrohliche Hitzeschläge.

Warum ist es gerade im Alter so wichtig, sich vor Hitze zu schützen?
Mit dem Alter verändert sich der Körper auf eine Weise, die ihn anfälliger für hohe Temperaturen macht. Viele dieser Veränderungen verlaufen unbemerkt bis es kritisch wird. Deshalb ist es entscheidend, Hitze ernst zu nehmen und rechtzeitig gegenzusteuern.
Weniger Durst – mehr Risiko
Ältere Menschen verspüren oft weniger Durst, obwohl ihr Körper Flüssigkeit dringend benötigt. Das kann zu unbemerktem Flüssigkeitsmangel führen – mit Folgen für Kreislauf, Konzentration und Nierenfunktion.
Gestörte Temperaturregulierung
Der Körper reguliert Wärme vor allem über Schwitzen. Im Alter funktioniert dieses System oft langsamer oder weniger effektiv. Die Folge: Der Körper überhitzt leichter – auch, wenn man sich selbst gar nicht besonders warm fühlt.
Kreislaufprobleme und Stürze
Hohe Temperaturen können den Blutdruck absenken. Das führt zu Schwindel, Unsicherheit beim Gehen oder sogar Ohnmacht. Besonders gefährlich ist das für Menschen mit Vorerkrankungen oder eingeschränkter Mobilität– ein Sturz kann schwerwiegende Folgen haben.
Hitze wird unterschätzt
Viele ältere Menschen empfinden Hitze nicht als Belastung. Das macht sie besonders gefährlich. Symptome wie Schwäche, Kopfschmerzen oder Übelkeit werden häufig anderen Ursachen zugeschrieben oder ignoriert. Der Körper gerät in einen Zustand, aus dem er sich allein nicht mehr erholt.
Alltag anpassen: Wie sieht ein hitzefreundlicher Tagesablauf aus?
Wenn es draußen heiß ist, hilft vor allem eines: den eigenen Alltag bewusst umzustellen. Die folgenden Empfehlungen zeigen, wie Sie sich Schritt für Schritt vor den gesundheitlichen Risiken von Hitze schützen können.
Tipp 1: Körperliche Aktivitäten in die kühlen Tageszeiten verlegen – und die Mittagshitze meiden
Planen Sie alle körperlichen Aktivitäten so, dass Sie sie möglichst früh am Morgen oder am späten Abend erledigen – dann, wenn es draußen noch angenehm kühl ist. Spaziergänge, Einkäufe, Arztbesuche oder Hausarbeiten sollten nicht in der Mittagshitze stattfinden.
Zwischen 11 und 17 Uhr gilt: Ruhen Sie sich aus, bleiben Sie im Schatten oder in kühlen Innenräumen. Das entlastet Herz und Kreislauf und reduziert das Risiko für Überhitzung deutlich. Auch Aktivitäten, die Ihnen sonst leichtfallen – wie das Staubsaugen oder das Gießen im Garten – können bei Hitze schnell zu einer Belastung werden.
Praktisch:
- Erstellen Sie sich einen Hitzetagesplan.
- Schreiben Sie wichtige Aufgaben auf – aber terminieren Sie sie hitzefreundlich.
- Gönnen Sie sich ganz bewusst eine Mittagspause.
Tipp 2: Wohnung kühl halten – so funktioniert’s
Eine überhitzte Wohnung kann schnell zur Belastung werden. Doch mit einfachen Maßnahmen lässt sich die Raumtemperatur oft deutlich senken – ganz ohne Klimaanlage.
So bleibt es drinnen angenehm:
- Fenster tagsüber geschlossen halten – besonders auf der Sonnenseite.
- Rollläden oder Vorhänge schließen, bevor die Sonne ins Zimmer scheint.
- Nur nachts oder früh morgens lüften, wenn die Außentemperatur gesunken ist.
- Feuchte Tücher oder Laken vor das offene Fenster oder auf den Wäscheständer hängen – sie erzeugen angenehme Verdunstungskälte.
- Elektrogeräte ausschalten, wenn sie nicht gebraucht werden – sie produzieren Wärme.
Gut zu wissen:
Ventilatoren kühlen die Luft nicht, aber die Luftbewegung kann auf der Haut für Erfrischung sorgen. Achten Sie darauf, nicht in direkter Zugluft zu sitzen – das kann bei empfindlicher Haut oder Gelenken zu Beschwerden führen.
Zu starke oder zu kalte Luftströmungen können außerdem dazu führen, dass sich die Hautporen schließen – der Schweiß kann dann nicht mehr richtig verdunsten, und das erschwert die natürliche Temperaturregulation des Körpers.
Praktisch:
Räume mit Nordlage, Kellerräume oder gut isolierte Bereiche der Wohnung bieten Rückzugsorte. Halten Sie sich dort möglichst während der heißen Stunden auf.
Tipp 3: Körper regelmäßig kühlen – mit einfachen Mitteln
Auch ohne Klimaanlage lässt sich der Körper zuverlässig abkühlen. Die folgenden Methoden sind wirksam, unkompliziert und überall umsetzbar.
So kühlen Sie Ihren Körper richtig:
- Lauwarmes Abduschen: Vermeiden Sie eiskaltes Wasser – das regt die Wärmeproduktion an. Lassen Sie Wasser auf der Haut antrocknen: Die Verdunstung wirkt kühlend.
- Fuß- oder Armbäder: Eine Schüssel mit lauwarmem Wasser reicht aus. Ideal in Kombination mit einer Pause im Sitzen.
- Feuchte Tücher oder Waschlappen: Auf Stirn, Nacken, Unterarme oder Waden legen. Alternativ: Ein Wasserspray für Gesicht und Arme.
- Kühle Kleidung: Leichte, helle Stoffe aus Baumwolle oder Leinen lassen Luft an die Haut und unterstützen die Verdunstung.
Tipp der Redaktion
Legen Sie sich ein „Hitzeset“ bereit: kleine Schüssel, Handtuch, Sprayflasche und ein dünnes Tuch. So können Sie sich jederzeit schnell und gezielt erfrischen.
Tipp 4: Ausreichend trinken
Im Alter ist das Durstempfinden oft vermindert, dabei braucht der Körper bei Hitze deutlich mehr Flüssigkeit. Wer zu wenig trinkt, riskiert Kreislaufprobleme, Verwirrtheit, Harnwegsinfekte oder sogar Nierenschäden. Deshalb gilt: Trinken Sie regelmäßig – nicht erst, wenn Sie durstig sind.
So gelingt es im Alltag:
- Trinkmenge gezielt einplanen: Rund 1,5 bis 2 Liter pro Tag gelten als Richtwert – je nach Körpergewicht und medizinischer Empfehlung.
- Trinken zur Gewohnheit machen: Stellen Sie Gläser oder Flaschen gut sichtbar auf – z. B. am Fernsehsessel, Esstisch oder Bett.
- Mit jeder Mahlzeit trinken – und das Glas direkt danach wieder auffüllen.
- Erinnerungshilfen nutzen: Zettel am Kühlschrank, Smartphone-Erinnerung oder ein Trinkplan.
- Nicht zu spät trinken: Ab dem späten Nachmittag weniger trinken, um nächtliche Toilettengänge zu vermeiden.
Was ist besonders geeignet?
- Mineralwasser
- Ungesüßte Kräuter- und Früchtetees
- Verdünnte Fruchtsäfte
- Warme Gemüsebrühe – gleicht zusätzlich den Salzverlust aus
Was Sie vermeiden sollten:
- Alkohol
- Stark gesüßte Getränke
- Eiskalte Flüssigkeiten (regen die Wärmeproduktion im Körper an)
Praktisch:
Trinken Sie nicht nur Wasser: Auch wasserreiches Obst wie Melone oder Gurke trägt zur Flüssigkeitszufuhr bei.
Tipp 5: Direkte Sonne vermeiden
Auch wenn die Sonne lockt: Für ältere Menschen kann direkte Sonneneinstrahlung schnell zur gesundheitlichen Belastung werden. Deshalb ist es wichtig, sich nur gut geschützt im Freien aufzuhalten – und am besten nur zu den kühleren Tageszeiten.
So schützen Sie sich draußen richtig:
- Meiden Sie direkte Sonne, besonders zwischen 11 und 17 Uhr.
- Bevorzugen Sie schattige Wege – Parks, Alleen oder Wege entlang von Wasserläufen sind ideal.
- Tragen Sie eine Kopfbedeckung – z. B. Hut oder Kappe mit breiter Krempe.
- Sonnenbrille nicht vergessen – schützt die Augen vor UV-Strahlen.
- Leichte, lange Kleidung bedeckt die Haut und schützt zusätzlich vor Sonnenbrand.
- Sonnencreme verwenden – mit Lichtschutzfaktor 30 oder höher, auch im Schatten.
Praktisch:
Nehmen Sie unterwegs immer eine kleine Wasserflasche mit. Wenn Sie sich auf eine Bank setzen, wählen Sie einen schattigen Platz.
Tipp 6: Medikamente und Hitze
Viele ältere Menschen nehmen regelmäßig Medikamente. Was viele nicht wissen: Einige davon können bei großer Hitze Probleme erzeugen. Manche senken den Blutdruck zusätzlich, fördern die Wasserausscheidung oder verlieren bei hohen Temperaturen ihre Wirksamkeit. Deshalb ist es besonders wichtig, auf den richtigen Umgang mit Arzneimitteln zu achten.
Das sollten Sie mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt klären:
- Passen Ihre Medikamente zu heißen Tagen?
- Müssen Dosierungen angepasst werden?
- Welche Wechselwirkungen mit Hitze sind bekannt?
- Wie und wo sollten Sie Ihre Medikamente lagern?
Achtung bei:
- Blutdrucksenkern
- Entwässernden Mitteln (Diuretika)
- Herzmedikamenten
- Pflastern oder Gels, die über die Haut wirken (höhere Wärme = stärkere Wirkung)
Allgemeine Empfehlungen:
- Arzneimittel kühl lagern – am besten bei 15–25 °C, wie in der Packungsbeilage angegeben.
- Keine Eigeninitiative: Ändern Sie niemals selbstständig Dosierung oder Einnahmezeiten – Rücksprache mit dem Hausarzt ist Pflicht.
- Nutzen Sie den Frühjahrs-Check-Up, um den Medikamentenplan für den Sommer zu prüfen und anzupassen.
Praktisch:
Lagern Sie hitzeempfindliche Medikamente z. B. in einer kleinen Dose im Gemüsefach des Kühlschranks.
Tipp 7: Unterstützung aktivieren – niemand muss allein durch Hitzetage
Hitze entwickelt sich schnell zur Gefahr, wenn niemand mitbekommt, wie es einem geht. Besonders für alleinlebende oder gesundheitlich eingeschränkte Menschen ist es wichtig, nicht nur auf sich selbst gestellt zu sein. Deshalb gilt: Sprechen Sie rechtzeitig mit Angehörigen, Nachbarn oder dem Pflegedienst – und aktivieren Sie Ihr persönliches Unterstützungsnetz.
So kann Unterstützung im Alltag aussehen:
- Tägliche kurze Telefonate – einfach fragen: „Wie geht’s dir? Hast du genug getrunken?“
- Gemeinsam lüften, einkaufen oder einen Spaziergang im Schatten machen
- Erinnern an Medikamente, Trinkmenge und Ruhezeiten
- Pflegedienste einbeziehen – besonders an heißen Tagen mit regelmäßigem Besuch
Wer helfen kann:
- Kinder, Enkel oder Nachbarn
- Ehrenamtliche Besuchsdienste
- Hausarztpraxis, Sozialstationen, Kirchengemeinden
- Hausnotrufsysteme – sinnvoll, wenn sie im Notfall auch wirklich genutzt werden können
Praktisch:
Erstellen Sie gemeinsam einen einfachen Hitzeschutzplan: Wer ruft wann an? Wer schaut vorbei? Wer könnte im Notfall helfen?
Entscheidungshilfe bei Hitze: Was sollte ich jetzt tun?
Situation | Was Sie tun sollten |
Es ist 13 Uhr und draußen über 30 °C. | Ziehen Sie sich in einen kühlen Raum zurück, schließen Sie Rollläden, ruhen Sie sich aus. Trinken Sie ein Glas Wasser. |
Ich habe heute noch kaum etwas getrunken und verspüre keinen Durst. | Trinken Sie jetzt sofort ein Glas Mineralwasser oder ungesüßten Tee. Nehmen Sie kleine Schlücke über den Tag verteilt. Verwenden Sie hübsche Gläser, etwas Zitrone oder Gurke im Wasser. Stellen Sie das nächste Glas direkt bereit. Leichte Brühe ist eine gute Alternative. |
Mir ist plötzlich schwindlig oder übel. | Hinsetzen oder hinlegen, Füße hoch, Wasser trinken, Stirn oder Nacken kühlen. Wird es nicht besser: Arzt oder Notruf verständigen. |
Ich will spazieren gehen. | Nur in den frühen Morgen- oder Abendstunden rausgehen. Schattenwege wählen, Wasser mitnehmen, Kopfbedeckung tragen. |
Ich möchte etwas Warmes essen. | Wählen Sie leichte, wasserreiche Gerichte: z. B. Salat, gekochtes Gemüse, Joghurt, kalte Suppe. Kein schweres, fettiges Essen. |
Ich friere, obwohl es draußen heiß ist. | Das kann ein Warnsignal für Überhitzung sein. Trinken, kühlen, ruhen. Temperatur messen. Bei 38 °C oder mehr: sofort ärztliche Hilfe holen. |
Ich muss lüften, es ist aber heiß draußen. | Lüften Sie nur frühmorgens oder spätabends. Tagsüber: Fenster geschlossen halten, abdunkeln. |
Ich weiß nicht, wo meine Medikamente gelagert werden sollen. | In die Packungsbeilage schauen. Bei „kühl lagern“: Im Gemüsefach des Kühlschranks. Nie in der Sonne, auf der Fensterbank oder im Bad. |
Der Ventilator läuft, aber es wird nicht kühler. | Ventilatoren kühlen die Luft nicht. Verwenden Sie zusätzlich feuchte Tücher oder Arm-/Fußbäder. Lassen Sie den Ventilator nicht dauerhaft direkt auf Ihre Haut blasen. |
Gut vorbereitet durch die Hitzetage
Hitze ist für ältere Menschen kein harmloses Wetterphänomen, sondern ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko. Doch mit dem richtigen Wissen und einfachen Maßnahmen lässt sich viel erreichen. Wer frühzeitig reagiert, seinen Alltag anpasst und auf Warnzeichen achtet, schützt sich wirkungsvoll vor Kreislaufproblemen, Überhitzung und anderen gesundheitlichen Folgen.