Sicher unterwegs
mit einem Elektrorollstuhl
Wer im Alter Schwierigkeiten beim Gehen erlebt, weiß die Vorzüge und den Komfort eines Elektrorollstuhls zu schätzen. Gerade im Vergleich zu herkömmlichen Rollstühlen gibt es mittlerweile einige, markante Unterschiede. Damit Senioren sich im Umgang mit ihrem Elektrorollstuhl im Alltag sicher fühlen, stellen wir Ihnen im Folgenden einige Tipps zur Wartung, Notfallvorbereitung und Fahrpraxis vor.

Wie unterscheidet sich ein Elektrorollstuhl von einem manuellen Rollstuhl?
Der wesentliche Unterschied zwischen einem Elektrorollstuhl und einem mechanischen Rollstuhl ist der elektrische Antrieb. Elektrorollstühle haben keine Greifreifen an den Rädern, sodass sie sich entweder durch den Akku oder eine dritte Person fortbewegen. Dadurch sind Menschen mit eingeschränkter Mobilität autonom, deutlich flexibler als zuvor und fühlen sich zudem unabhängiger.
E-Rollstühle sind außerdem meist leichter, kompakter und wendiger. Die Steuerung des Elektrorollstuhls erfolgt über einen Joystick. Je nach Bedarf befindet sich dieser auf der linken oder rechten Armlehne. Viele moderne Elektrorollstühle verfügen mittlerweile auch über abnehmbare Akkus, ältere Modelle haben noch fest integrierte. Das hat zunächst den Vorteil, dass Akkus auch separat laden, zum Beispiel während eines Tagesausflugs. Am Ende des Tages wartet dann der frisch geladene Akku auf seinen Einsatz. Darüber hinaus erhöht sich durch abnehmbare Akkus auch die potenzielle Reichweite. Ist der Erste verbraucht, tauschen ihn Senioren oder Assistenten einfach mühelos gegen den Zweiten aus. Sogar im Notfall gibt es keinen Grund zur Panik: Falls der angeschlossene Akku versagt, übernimmt ein Ersatz-Akku.
Bei den Bremsen unterscheiden sich die Modelle noch heute: es gibt elektrische Bremsen, die auf einen Schalter am Joystick reagieren, automatische Bremsen, die greifen, sobald die Fahrer den Joystick loslassen und manuelle Bremsen, die wie bei mechanischen Rollstühlen über einen Hebel funktionieren.
Wie warte ich den Elektrorollstuhl korrekt?
Es ist in jedem Fall empfehlenswert, den Elektrorollstuhl in regelmäßigen Abständen zu Spezialisten zu bringen, um sicherzustellen, dass das Gerät keine versteckten Sicherheitsrisiken birgt. Entsprechend qualifizierte Sanitätshäuser in Ihrer Nähe finden sie leicht im Internet. Falls Sie nicht fündig werden, erhalten Sie Auskunft bei Ihrer Krankenkasse.
Wie oft die Wartung geschehen sollte, hängt von mehreren Faktoren, wie z.B. der Häufigkeit und Intensität des Gebrauchs, aber auch vom Modell selbst, ab. Für einen einwandfreien Betrieb und maximale Sicherheit ist es unerlässlich, den Elektrorollstuhl mindestens zweimal pro Jahr zur professionellen Wartung zu bringen. Die Wartung ist Teil der sogenannten Versorgungspflicht Ihres Kostenträgers und wird somit von diesem übernommen. Informationen zum generellen Wartungsintervall Ihres Modells finden Sie stets in der Gebrauchsanweisung.
So erkennen Nutzer die Schäden am Gerät frühzeitig, bevor sie ernste Gefahren darstellen. Falls Sie oder Ihre Angehörigen den Elektrorollstuhl zwischen den Wartungsterminen beim Spezialisten selbst kontrollieren möchten, können Sie wie folgt vorgehen:
Bei jeder Wartung sollte der Akku an erster Stelle stehen. Ohne funktionstüchtigen Akku bleibt der Elektrorollstuhl irgendwann unerwartet liegen. Bei jeder Wartung sollten Senioren oder Assistierende daher sicherstellen, dass der Akku ordnungsgemäß geladen ist, ansonsten verkleinert sich schlagartig die Reichweite, die der Elektrorollstuhl höchstens zurücklegen kann.
Dabei bietet es sich an, auch die restliche Elektronik zu überprüfen – funktionieren die Bremsen und Lichter? Sind die Kabel sauber und in einem guten Zustand?
Die Räder benötigen den richtigen Luftdruck, damit sie nicht platzen und das Fahrgefühl angenehm bleibt. Jeden Monat sollten Sie den Druck überprüfen, um Verschleiß durch falschen Luftdruck entgegenzuwirken. Der maximale Reifendruck ist meist auf dem Reifen selbst abgedruckt und darf auf keinen Fall überschritten werden.
Die Lenkung sollte direkt greifen, lockere Schrauben müssen festgezogen werden und alle anderen wichtigen Teile, wie beispielsweise Reflektoren, sind verschleißfrei und sauber zu halten. Ein faltbarer Elektrorollstuhl darf keine klemmenden Teile aufweisen, damit er unterwegs nicht plötzlich zur Last wird.
Es ist völlig normal, dass sich mit der Zeit die Polster abnutzen. Bei intensiver Nutzung geschieht das dementsprechend schneller als bei seltener. Da Angehörige im Zweifel viel Zeit in dem Elektrorollstuhl verbringen, ist es umso wichtiger die Polster regelmäßig zu tauschen.
Gleiches gilt für das erneute Anpassen der Rücken- und Fußstützen.
Außerdem muss der Elektrorollstuhl regelmäßig gereinigt werden, um natürlicher Abnutzung durch Umwelteinflüsse vorzubeugen. Während der Reinigung sollten Sie auf Rost achten und diesen im Zweifel behandeln. Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob die Roststellen potenziell gefährlich sind, wenden Sie sich direkt an die Spezialisten Ihres Vertrauens.
Tipp der Redaktion
Wenn Sie die beweglichen Teile des Elektrorollstuhls alle zwei Monate ölen, erhöhen Sie die Nutzungsdauer enorm.
Wie bereite ich mich auf den Notfall vor?
Die allgemeine Sicherheit im Straßenverkehr erhöht sich auch dadurch, dass alle Beteiligten wissen, was im Notfall zu tun ist.
Zur direkten, eigenen Sicherheit tragen alle bei, indem sie ihre Notfallkontakte mit sich führen. Wenn dann tatsächlich etwas passiert, ist es wesentlich leichter die Angehörigen zu kontaktieren und es kommt zu weniger Verzögerungen. Außerdem sind Notfallkontakte in der Regel über Allergien und andere Gesundheitszustände informiert und können behandelnde Personen so unterstützen.
Danach gilt es, Erste-Hilfe-Maßnahmen zu erlernen und regelmäßig aufzufrischen, um die Sicherheit aller anderen Teilnehmer zu stärken. Auch, wenn Sie selbst nicht mehr dazu in der Lage sind, helfen Sie im Zweifel Anderen mit Ihrem Wissen.
Es ist ratsam, die Bedienungsanleitung und sonstige technische Informationen griffbereit zu haben und sich mit der grundlegenden Funktionsweise auseinanderzusetzen. Falls der Elektrorollstuhl einmal unerwartet ausfallen sollte, können Senioren manche Pannen selbst beheben und den Tag ohne größere Verzögerungen fortsetzen. Viele verlassen sich darauf, dass die Technik einwandfrei funktioniert, und sind bei Fehlern hilflos, obwohl sich viele, kleinere Störungen auch ohne großes Fachwissen beheben lassen. Dieses Wissen sorgt dadurch nicht nur für mehr Sicherheit, sondern zusätzlich auch für ein höheres Wohlbefinden.
Hinweis der Redaktion
Notrufsysteme gibt es heute in den verschiedensten Ausführungen: als App auf dem Handy oder Tablet, als Armbanduhr oder als Kombination. Der Vorteil bei Systemen in Kombination mit dem Handy ist, dass die Notrufsysteme automatisch Ihren aktuellen Standort durchgeben. Der Nachteil der Systeme ist, dass der Empfang theoretisch ausfallen könnte und Sie sich auf Batterien oder Akkus verlassen müssen.
Wie lerne ich, mit dem Elektrorollstuhl zu fahren?
Grundsätzlich benötigen Senioren für das Führen eines Elektrorollstuhls keinen Führerschein. Die Mehrheit der seriösen Anbieter für Elektrorollstühle bietet heute eine kostenlose Probefahrt an, damit Senioren testen können, ob der Elektrorollstuhl in Handhabung und Komfort den Vorstellungen entspricht.
Unabhängig von den Testfahrten der Hersteller selbst gibt es auch einige Institutionen, die ein entsprechendes Rollstuhl-Training anbieten. Zuständig sind meist Reha-Einrichtungen, Therapiepraxen, Sportvereine oder andere Verbände, so zum Beispiel auch die Partnerschaft zwischen dem Deutschen Rollstuhl-Sportverband und der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege. Anbieter finden Sie schnell im Internet oder über die Krankenkasse, die die Kosten für Ihren Elektrorollstuhl bezuschusst oder übernimmt.
Bei diesen Trainings üben die Teilnehmer gemeinsam, mit dem Rollstuhl zurecht zu kommen. Bestandteil des Trainings sind vor allem umfassende Informationen für Rollstuhlfahrer und Assistierende sowie Übungen auf einem Rollstuhlparcours.
Wichtig ist für Senioren auch zu erkennen, welche Hindernisse sie problemlos überwinden können und welche zu groß sind. Dazu zählen Bordsteine oder Türschwellen, aber auch unebenes Gelände im Freien. Während des Rollstuhl-Trainings üben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer deshalb auch, wie sie sicher über Rampen fahren.
Die Bedienungsanleitung beinhaltet außerdem Sicherheitsrichtlinien zum zugehörigen Elektrorollstuhl. Wenn Sie sich stets an diese halten, minimieren Sie das Sturzrisiko. Falls Sie sich trotzdem noch unsicher fühlen, fragen Sie je nach Anliegen Ihren Therapeuten oder Arzt. Diese überprüfen zusammen mit Ihnen, ob Ihr Elektrorollstuhl richtig eingestellt ist, ob sie körperlich dazu in der Lage und ausreichend geschult sind, allein mit Ihrem Elektrorollstuhl unterwegs zu sein.
Tipp der Redaktion
Anbieter von Elektrorollstühlen berichten, dass auf den Rollstuhl angewiesene Menschen immer wieder versuchten, sich zum Aufstehen auf das Fußbrett stellen, wodurch der Rollstuhl nach vorne kippt. Wenn Sie aufstehen möchten, setzen Sie die Füße daher immer unbedingt fest auf dem Boden ab!
Tipps für den Straßenverkehr und die Öffentlichkeit
Die meisten Elektrorollstühle fahren maximal sechs km/h. Es gibt aber auch E-Rollstühle, die auf über 15 km/h beschleunigen können. Diese dürfen dann selbst im Schritttempo nicht mehr auf dem Gehweg fahren. Fürderhin benötigen sie eine Heckmarkierungstafel, eine Kfz-Haftpflichtversicherung und eine Betriebserlaubnis.
Unabhängig vom Modell sollten sich Fahrer darüber im Klaren sein, wann sie die Geschwindigkeit reduzieren müssen. Dies ist insbesondere inmitten großer Menschenmengen und bei schlechten Sichtverhältnissen der Fall. Dementsprechend ist es auch empfehlenswert, vor der Fahrt das Wetter zu prüfen. Starker Regen und extreme Nässe auf der Fahrbahn sind hier Risikofaktoren.
Im Alltag kommt es immer wieder zu unerwarteten Situationen. Hier ist stets wichtig, klar zu kommunizieren, ob Sie gegebenenfalls abbiegen oder eine Straße überqueren möchten – wenn sich alle Teilnehmer im Straßenverkehr gegenseitig sehen und verstehen, erhöht das die Sicherheit für alle gleichermaßen. Zur guten Kommunikation bei schlechten Sichtverhältnissen zählt übrigens auch, helle Kleidung mit zusätzlichen Reflektoren zu tragen, damit sie von den anderen Teilnehmern des Straßenverkehrs wahrgenommen werden.
Viele Bus- und Bahnunternehmen setzen Niederflurfahrzeuge ein. Das sind Fahrzeuge mit besonders niedrigen Böden, die auf den Rollstuhl angewiesenen Personen einen leichten Einlass ermöglichen. Im Fahrzeug selbst gibt es häufig Stellplätze für Rollstühle, an denen Gurte für den sicheren Stand des Rollstuhls befestigt sind. Sollten keine Niederflurbusse vorhanden sein, reicht es, dem Busfahrer zu signalisieren, dass Sie Hilfe benötigen. Dieser klappt dann eine Rampe aus, über die Sie sicher in den Bus fahren können. Am besten machen Sie sich schon deutlich bemerkbar bevor der Bus hält, damit die fahrende Person Sie gar nicht erst übersehen kann.
Zuletzt schützen Sicherheitsgurte am Elektrorollstuhl selbst vor Schäden bei eventuellen Stürzen. Das Risiko, mit einem Elektrorollstuhl umzukippen, ist sehr gering, da die Elektrorollstühle in der Regel vor der Zulassung für den Verkauf ausgiebig geprüft werden. Achten Sie vor dem Kauf darauf, ob der Elektrorollstuhl Ihrer Wahl über eine Hilfsmittelnummer verfügt. Solche erhalten Elektrorollstühle nämlich nur dann, wenn sie alle Tests ohne Mängel bestehen. Trotzdem steigt das Risiko beim Befahren einer Steigung – deshalb ist es grundsätzlich empfehlenswert, sich in einem solchen Fall möglichst weit nach vorn zu beugen, sodass der Elektrorollstuhl nicht nach hinten kippen kann.
Tipp der Redaktion
Ein Kippschutz bewahrt Sie bei einer Bergauffahrt vor dem Überkippen nach hinten. Während einige Elektrorollstühle bereits beim Kauf über einen solchen Kippschutz verfügen, lassen sich die Sicherheitsräder bei anderen Modellen problemlos nachträglich montieren.