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Edgar Schulz

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Weißes Kaninchen. Im Stall?

 

Es ist schon eine Weile her, daß wir etwas erlebten, was uns einerseits betroffen machte, andererseits aber auch belustigte. Es begann damit, daß wir eines nachts, es war gegen 23 Uhr, mit unserem Hund Gassi gingen. Als wir in einer Seitengasse ankamen, in der kein Autoverkehr herrschte, lösten wir den Hund von der Leine. Der Hund freute sich seiner Freiheit und verschwand im Garten eines uns bekannten Gartenfreundes.

 

Es dauerte lange, bis er endlich wieder bei uns erschien und dann kam er nicht alleine, sondern hielt einen schmutzigen, wuscheligen Gegenstand im Maul, der sich beim näheren hinschauen, als das weiße Kaninchen unseres Nachbarn herausstellte.

 

Uns wurde unangenehm zu Mute, denn es war ja klar, daß der Hund das Kaninchen aus dem Stall genommen und dann totgebissen hatte. Daß er so etwas noch nie tat, beruhigte uns überhaupt nicht. Was nun machen mit dem Kaninchen?

 

Wir nahmen es mit nach Hause und wuschen es. Dann wurde es geföhnt und sah anschließend, abgesehen, daß es tot war, doch wieder sauber und glaubhaft heil aus.

 

Gemeinsam brachten meine Frau und ich das Tier in  Nachbars Garten und legten es in seinen Stall zurück. Es sollte so aussehen, als wäre es in seinem Stall gestorben.

 

Am nächsten Morgen kam mir der Nachbar aufgeregt entgegen. Mit schlechtem Gewissen begegnete ich ihm und mußte mir eine schaurige Geschichte anhören.

 

"Stellen sie sich vor," begann er das Gespräch und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare, "gestern nachmittag ist mein weißes Kaninchen gestorben und ich habe es im Garten begraben. Heute Morgen schaue ich in seinen Stall und da liegt das Kaninchen wieder da, gewaschen und geföhnt!!!"

 

Ich teilte mit ihm die Meinung, daß man sich so etwas überhaupt nicht vorstellen kann und dann schlich ich mich mit schuldbewußten Gewissen davon.


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