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          Georg von Signau: Noch weit bis Eden


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Er setzte sich im Postauto hinter die junge Dame. Und bald sah er, dass er mit seiner Beobachtung

richtig lag, denn sie liess des öfteren ihre Hand in die Tasche gleiten und murmelte ein paar

beruhigende Worte dazu.


Aber auch Friedels Hund Dino hatte den kleinen Passagier längst bemerkt und zeigte seine

Neugierde unverhohlen. Hin und wieder streckte das kleine Bisschen von Hund sein Köpfchen aus

der Tasche und schnupperte in die Richtung von Dino. Friedel aber, nicht wissend, wie die Frau

auf fremde Hunde reagieren würde, hielt seinen Hund an kurzer Leine und verhinderte so eine

allzu intime Annäherung der beiden Vierbeiner.


Im Bergdorf angekommen überholte Friedel die Frau, die nun ihren Zwerg von Hund aus der

Tasche nahm und an der Leine hielt. Damit sich Dino nicht zu sehr mit ihm einlassen konnte, nahm

er auch ihn kurz. Aber an der Seilbahnstation musste er anstehen und die Frau stiess zu der Gruppe

der Wartenden.


Nun richtete Friedel es so ein, dass er gleichzeitig mit der Frau eine Kabine betreten konnte. Die

beiden Hunde zeigten ihre Freude mit leisen, winselnden Lauten und mit Schwanzwedeln. Die

Augen der beiden Passagiere trafen sich. In beider Augen war die Botschaft zu lesen: "Du bist mir

sympathisch." Aber die Worte blieben ungesprochen und die Augen senkten sich und getrauten

sich nicht mehr, einander zu treffen.

          Georg von Signau: Noch weit bis Eden