Mehr vom Autor | Zu Autoren im ST bis 2007 | Neuere Autoren

Reisebericht „Dresden“

 

 

Sieghard Winter

 

 

11. Juni 2001, Montag

 

 

Die Stadtrundfahrt zeigt uns weite Plätze, breite Straßen, Alleen, Vorgärten, Grünstreifen; Holunder, Akazien, Wildrosen blühen in ganz Dresden. Überall ist viel Platz. Bauten aller Epochen: schön, schlecht, alt, neu. Barock, Rokoko, Gründerzeit, Jugendstil, Plattenbauten und erstaunlich viele Neubauten seit der Wende. Und es gibt viele leere, auf neue Bebauung wartende Grundstücke. Wir blicken über die Elbwiesen und gewahren die vornehmen Gebäude am Elbhochufer, Loschwitz heißt diese Gegend. Das „Blaue Wunder“, eine neugotische Stahlbrücke, im Krieg unzerstört, führt hier über den Fluss. Städtebaulicher Höhepunkt ist die Umgebung des Theaterplatzes mit historischen Bauwerken aus der großen Zeit Dresdens, des 18. und 19. Jahrhunderts, wozu auch die steinerne Augustusbrücke gehört. Wenn die Frauenkirche in altem Glanze 2005 fertig dasteht, ist das elbflorentinische Ensemble wieder einigermaßen komplett. Am Schloss bekommen wir den Fürstenzug, ganz besonders August den Starken, erklärt. Gleich nebenan feiert die katholische Hofkirche 250jähriges Jubiläum. Innen erstrahlt sie groß, hoch, und weiß; barock, aber dennoch schlicht. Der Prozessionsumgang ist ihre Besonderheit. Seit wenigen Jahren ist sie Diözesan- und Bischofskirche.

Wir genießen bei Sonne den weitläufigen Innenhof des Zwingers, der von zierlichen Rokoko-Bauten gesäumt wird. Dazu gehört der Semperbau, der ca. 100 Jahre später entstand. Er beherbergt seit 1855 Dresdens weltberühmte Gemälde alter Meister.  Wir sehen hauptsächlich die Deutschen, Niederländer und Italiener, von Drucken und Parallel-Werken allenthalben bekannt. [Das erste Kölner WRM feierte 1861 Einweihung.]  Abends sind wir in der Semper-Oper und erleben in der 5. Reihe im Parkett ein Oratorien-Konzert. C.M. von Webers Messe in G-Dur, ihre Uraufführung war 1819 in der Hofkirche gerade gegenüber. Das zweite Musikstück dieses Abends war uns unbekannt: Das Vaterunser, aufgefüllt mit Versen von Johann Gottlieb Klopstock. Der Komponist, Johann Gottlieb Naumann, ist ein Epigone der Mozartzeit.

Daraus einige Verse von Klopstock:

Um Erden wandeln Monde, Erden um Sonnen.
Aller Sonnen Heere wandeln um eine große Sonne. Er, der Hocherhabene,
der allein ganz sich denken,
seiner ganz sich freuen kann,
machte den tiefen Entwurf zur Seligkeit
aller seiner Weltbewohner.

Die Autobahnen um Dresden sind nagelneu und dreibahnig. Vor der Wende waren hier die Schlaglöcher, jetzt sind sie auf der A5!
Spreewald-Kahnfahrt: Leise, glatt und dunkelgrün; Erlen, Eschen, gelbe Lilien.
Sächsische Schweiz: Festung Königstein und an anderer Elbschlaufe die Bastei, entfernt Ähnliches im Bryce-Canyon in Utah gesehen.
Pillnitzer Schlösser und Park zeugen von altsächsischer Kultur.



nach oben