Archivübersicht | Impressum

THEMA:   Aus aktuellem Anlass... Die Folgen des Klimawandels

 19 Antwort(en).

Wolfgang begann die Diskussion am 18.08.02 (17:10) mit folgendem Beitrag:

In Mitteleuropa gibt es eine statistisch signifikante Zunahme der Westwindlagen. Für die Zukunft muss gerechnet werden mit mehr Stürmen und mit mehr Regen - überhaupt mit mehr Wetterextremen. Schuld daran hat wahrscheinlich die Erwärmung des Atlantik. Südwestdeutschland und die westlichen Nachbarn erlebten allein in den 90ern vier Extrem-Hochwasser... Die folgenden Jahre waren dran Ostdeutschland und die östlichen Nachbarstaaten... Jedes dieser Naturereignisse - alle verursacht durch Atlantiktiefs - nannte man die "Jahrhundertflut".

MOJIB LATIF - Klimaforscher vom Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg - in GLOBUS (Sendung am 16.05.2001, "Klimazeichen vor der Haustür - Baut Dämme auf!"):

"Der Globale Klimawandel ist im vollen Gange, und wir sehen ihn auch schon in Deutschland. Daran kann kein Zweifel mehr bestehen. Und er wird Deutschland immense Schäden bringen. Es wird langfristig billiger sein, Vorsorge zu treffen, als diese Schäden dann zu regulieren."

Der Wiederaufbau wird von fast allen gefordert und Geld soll dafür reichlich fliessen. Aber, wie sieht es aus mit der Vorsorge?

Internet-Tipp: https://www.orb.de/fernsehen/ard/globus/20010711/klimazeichen.html


8 antwortete am 18.08.02 (17:27):

gehört das thema nicht unter "naturwissenschaft"?


Barbara antwortete am 18.08.02 (17:40):

Genau, Wolfgang,

das ging auch mir durch den Kopf. Vorsichtige Schätzungen der Versicherungen sprechen von einem Schaden in Höhe von 15 Mrd. Euro durch diese letzte Hochwasserkatastrophe allein in unserem Land. Aber wie lange wird es dauern, bis uns oder unsere Nachbarn die nächste Katastrophe treffen wird?

Ein Sprichwort heißt: wer nicht hören will, muss fühlen.

Leider wird es nicht ausreichen, wenn sich allein unser Land umweltbewusster verhalten wird. Und wen interessiert es in Bangladesch oder Kambodscha, was die Menschen in unserem Land erlitten haben? Die dortigen Überschwemmungen und Stürme sind weitaus katastrophaler und häufiger. Und Herrn Bush werden die Unwetterfolgen in unserem Lande wohl kaum zum Umdenken bewegen: bei ihm haben wirtschaftliche Interessen Vorrang vor Umweltschutz, das hat er immer wieder betont.

Es ist gut, dass EU-Vertreter sich heute vorort von den Schäden überzeugt haben. Vielleicht kann wenigstens Euroland seinen Beitrag zu einem umweltbewussteren Verhalten leisten. Schließlich könnte das auch zusätzliche Arbeitsplätze und eine weltweite Vorreiterrolle bedeuten.


Wolfgang antwortete am 19.08.02 (11:15):

Sicher, wer nicht hören will, muss fühlen... Gerade lese ich in den Zeitungen, dass in den Hochwassergebieten vom "Feind" (gemeint ist das Wasser) gesprochen wird und von der Natur, die angeblich den Menschen den Krieg erklärt habe.

Als wäre es nicht umgekehrt... Als würden die Menschen nicht schon seit geraumer Zeit und mit grossem Erfolg Krieg gegen ihre natürlichen Lebensgrundlagen führen...

Die martialische Sprache ist ein Zeichen dafür, wie ignorant viele Menschen, vielleicht die meisten, mittlerweile geworden sind. Unfähig sind sie geworden, sich und ihr eigenes Verhalten als das eigentliche Problem zu erkennen.


mechtild antwortete am 19.08.02 (22:32):

Das Jammern nutzt jetzt wenig. Es muss den Menschen sofort Hilfe geleistet werden, die ihr Hab und Gut verloren haben. Gleichzeitig muss aber vorgesorgt werden. Die Umweltschäden, die über Jahrzehnt entstanden sind müssen behoben werden. Das muss weltweit geschehen. Weltweite Abkommen werden wohl leider sehr langsam gehen und wir Älteren werden da wohl kaum noch was positives erleben.
Ob allerdings die erforderlichen Maßnahmen hier bei uns schneller gehen werden bezweifle ich auch. Es müssen z.B. Flussauen als Überschwemmungsgebiete zur Verfügung gestellt werden. Eine alte Forderung. Die Reduzierung der Treibhausgaze, auch schon eine alte Forderung. Das 3-Liter-Auto usw. Für alle Umweltprojekte ist auch sehr viel Geld notwendig.


e k o antwortete am 20.08.02 (13:08):

...."statistisch signifikante Zunahme der Westwindlagen..."

Westwindlagen hatten wir meines Wissens zumindest im vom Atlantik beinflussten Klima Westeuropas schon immer.

Die böse "Ilse", die diese Katastrofe auslöste, kam indessen nicht von Westen, sondern sie saugte als harmloses Tiefdruckgebiet über dem warmen Mittelmeer soviel Wasser auf, dass sie zur Bestie wurde. (Warmluft kann bekanntlich wesentlich mehr Feuchtigkeit speichern als Kaltluft.)

Über die Alpen nach Norden getrieben, traf Ilse über dem Erzgebirge auf eine Kaltluftzone....und ließ ihre Fracht gnadenlos fallen.

Das Erzgebirge liegt aber schon am Übergang vom atlantischen - und somit recht wechselhaften - Klima zum so genannten Kontinentalklima, das "normalerweise" von länger anhaltenden, gleichmäßigen Wetterperioden geprägt ist.

Jetzt müssen hier halt der Frage nachgehen, wer es der Ilse denn erlaubt hat, so abnormal von Süd nach Nord zu wandern und über dem Erzgebirge dann auch so lange zu verharren, ist doch eine Frechheit, nicht wahr ? ;-)))


e k o antwortete am 20.08.02 (13:14):

Ich möchte noch einen Hinweis nachliefern. Der Länge wegen kann er nicht als Link angebracht werden, aber lest mal, was da steht:

www.abendblatt.de/daten/2002/08/20/59686.html


Wolfgang antwortete am 20.08.02 (19:57):

Natürlich hat es immer schon zyklonale Westlagen gegeben (vgl. https://www.pik-potsdam.de/~uwerner/gwl/welcome.2e.htm), aber sie waren eben nicht so häufig, wie in den letzten Jahren... Das ist gemeint, wenn KlimaforscherInnen von einer statistisch signifikanten Zunahme sprechen. Es geht auch nicht nur um ein spezielles Hochwasser, wie das gerade aktuelle im Sommer, sondern generell um zunehmende Wetterextreme.

"[...] Normalerweise verhindert im Winter ein stabiles Kältehoch über Osteuropa, dass großflächige Tiefs vom Atlantik nach Mitteleuropa eindringen. Die Kältehochs erzeugen die so genannten 'meridionalen' Wettertypen und werden durch die Albedo der Gletscher und Schneeflächen begünstigt. Je weniger Schnee liegt, um so geringer ist die Albedo. Seit 1980 kommt es aber immer öfter zu 'zyklonalen' Großwetterlagen: die Tiefs schütten ihre Regenmengen ungehindert aus, weil sich die Kältehochs abschwächen." (BURKHARD SCHRÖDER: Die Regenmacher)

Das aber liegt letztlich an der globalen Erwärmung der Erde, die zum grossen Teil menschengemacht ist. Was wir jetzt erleben sind die Vorboten weit schlimmerer und häufigerer Wetterextreme.

Klima und Energie
(Hamburger Bildungsserver - Informationen für Lehrende und Lernende)
https://lbs.hh.schule.de/welcome.phtml?unten=/klima/infothek.htm

Internet-Tipp: https://lbs.hh.schule.de/welcome.phtml?unten=/klima/infothek.htm


Hans-Jürgen antwortete am 20.08.02 (23:13):

Daß die Klimaänderungen, die jetzt bei uns zu so starken Überschwemmungen führten, vom Menschen verursacht werden, mag stimmen, doch möchte ich für meine Person den mit dieser Feststellung verbundenen, vorwurfsvollen Ton und die ständigen Appelle nicht mehr länger hören. Ich verwende Energiesparlampen, fahre nur selten Auto und erledige das meiste zu Fuß oder mit dem Fahrrad, trenne Müll und schleppe Altpapier und Glas zum Container, halte mich beim Duschen zurück, sammle Regenwasser für den Garten, drehe im Winter beim Lüften die Heizung 'runter - was soll ich denn *noch* tun?!

So wie mir geht es vielen. Was allein die Kohlekraftwerke an Kohlendioxid in die Luft pusten, dagegen können wir gar nicht ansparen. Warum wird der Ausstieg aus der Kernenergie gefordert, bei deren Verwertung keine schädlichen Abgase entstehen? Die vielzitierte Tschernobyl-Katastrophe war für Kernkraftwerke nicht typisch, sondern ein absoluter Ausnahmefall, bei dem gegen besseres Wissen und bestehende Sicherheitsvorschriften aus politischen Gründen (Planerfüllung bei der Elektrizitätsversorgung) absichtlich verstoßen wurde. So etwas kann nur in einer Diktatur, nicht in unserer Demokratie, befohlen und durchgeführt werden.

Und warum gibt es die blödsinnige "Vorweihnachts"-Reklamebeleuchtung in den Geschäftsstraßen schon ab Ende Oktober? Sollte man sie nicht extra besteuern, um dieser Verschwendung einen Riegel vorzuschieben?


Wolfgang antwortete am 21.08.02 (00:05):

Trotzdem reicht das alles nicht, was Du aufgezählt hast, Hans-Jürgen... Auf keinen Fall ist es damit getan, geringfügige Veränderungen im Lebensstil auf privater Basis zu praktizieren oder zu fordern... Das ist gut gemeint, aber wirkungslos.

Auf den Prüfstand gehört die gesamte Energiebasis, auf der zur Zeit unsere Gesellschaft ruht. Diese ist nicht nachhaltig und naturzerstörend.

Ebenfalls auf den Prüfstand gehört unsere Art des Produzierens und Konsumierens.

Es gilt, wirtschaftliche Machtstrukturen zu zerschlagen, weil sie den Anforderungen nicht mehr genügen. Wir müssen wirtschaftliche Strukturen schaffen, die auch den nächsten Generationen weltweit ein lebenswertes Leben garantieren.

Klimawandel
Der Treibhauseffekt - Ursachen und Folgen
Die Atmosphäre heizt sich auf, das Klima verändert sich. Fachleute warnen vor Überschwemmungen, Wüstenbildung und anderen Katastrophen.
https://www.sueddeutsche.de/index.php?url=wissenschaft/klima/14330

Internet-Tipp: https://www.sueddeutsche.de/index.php?url=wissenschaft/klima/14330


Barbara antwortete am 21.08.02 (00:08):

Lieber Hans-Jürgen,

wenn Du derart umweltbewusst lebst, ist doch schon viel erreicht. Wenn Du evtl. noch Freunde, Bekannte und Kollegen dazu bringen könntest, sich ebenso zu verhalten, wäre noch mehr erreicht. Wenn Du jedoch schreibst

>>Warum wird der Ausstieg aus der Kernenergie gefordert, bei deren Verwertung keine schädlichen Abgase entstehen?<<

muss ich Dich fragen, warum Du den radioaktiven Müll verschweigst, der bei der Nutzung von Kernenergie anfällt. Wärst Du bereit, ein Atommüll-Endlager in der Nähe Deines Wohnortes zu befürworten? Und wie stehst Du zu den horrenden Kosten, die jeder Transport von Brennstäben in ein Zwischenlager verursacht, da er gegen den massiven Widerstand großer Teile der Bevölkerung erfolgen muss?

Und Deine Aussage, dass die Tschernobyl-Katastrophe ein absoluter Ausnahmefall war:

was war vor einem halben Jahr im AKW Brunsbüttel? Was wäre dort geschehen, wenn die zerfetzte Rohrleitung des Kühlungssystems bis zur routinemäßigen Jahresrevision unbemerkt geblieben wäre?

Ein bisschen weiter sollten wir schon denken.......


Barbara antwortete am 21.08.02 (11:50):

Ein interessanter Artikel in der Zeit:

>>Atomkraft - tschüs und danke!

Die Atomenergie hat aber auch deshalb keine Zukunft, weil es derzeit kein für den Neubau genehmigungsfähiges AKW-Konzept gibt. Dafür ist übrigens nicht die derzeitige Bundesregierung verantwortlich. Vielmehr hat die ehemalige Bundesumweltministerin Angela Merkel mit ihrer Atomgesetznovelle die Sicherheitskriterien so festgelegt, dass bei keinem denkbaren Unfall in einem AKW Evakuierungsmaßnahmen in der Umgebung notwendig werden dürfen, um die Grenzwerte für die Strahlenbelastung der Bevölkerung einhalten zu können.

Dies bedeutet faktisch den inhärent sicheren Reaktor - den es aber auf der ganzen Welt nicht gibt. Ob diese Sicherheitskriterien von dem derzeit in Entwicklung befindlichen Europäischen Druckwasserreaktor eingehalten werden, ist eher zweifelhaft. Klar ist indes: je mehr Sicherheit, desto schlechter die Wirtschaftlichkeit der Anlagen.

Auch angesichts der Terroranschläge vom 11. September muss die Sicherheit von Kernkraftanlagen neu bewertet werden. Atomkraftwerke, aber auch Wiederaufbereitungsanlagen oder Zwischenlager, stellen ein hohes Gefährdungspotenzial dar. Es geht hier nicht um die Entwicklung von Katastrophenszenarios, sondern um die nüchterne Betrachtung der Fakten. So ist beispielsweise das vormals in Risikostudien unterstellte Täterprofil von Terroristen mittlerweile obsolet: Es ging davon aus, das der Täter in die Anlage eindringt, den Anschlag verübt - und überlebt. Selbstmordattentäter waren nicht vorgesehen.......

........Bei nüchterner Betrachtung spricht allzu viel gegen den weiteren Einsatz von Atomkraftwerken. Dies insbesondere deshalb, weil es Alternativen gibt, die in allen Regionen der Welt mit vertretbarem Risiko eingesetzt werden können. Dass diese Alternativen auf absehbare Zeit nicht nur auf regenerativen Energiequellen beruhen werden, ist übrigens auch ein Fakt. Die Nutzung von fossilen Energieträgern in hoch effizienten Anlagen und Kraftwerken wird noch auf lange Zeit erforderlich sein und die Basis unserer Energiesysteme bilden, weshalb die kleinkarierte nationale Diskussion über die Subventionen zwischen den Vertretern der Kohle und denen der regenerativen Energieträger völlig kontraproduktiv und schädlich ist.

In den nächsten 20 Jahren muss in Deutschland rund ein Drittel der Kraftwerksleistung erneuert werden. Dieser immense Investitionsblock bietet die Chance, das Energieversorgungssystem wirklich intelligent umzubauen. Darüber lohnt es viel mehr nachzudenken als über die Wiederbelebung der Atomenergie....<<

Internet-Tipp: https://www.zeit.de/2002/31/Wirtschaft/200231_forum_kohler.html


schorsch antwortete am 21.08.02 (13:24):

Nur ein nicht gebautes A-Werk ist ein sicheres A-werk!


Barbara antwortete am 22.08.02 (11:06):

In GEO-online zu lesen:

>>Interview: "Den Enkeln eine lebenswerte Welt hinterlassen!"
GEO-Autorin Hanne Tügel befragt den Meteorologen Dr. Gerhard Berz. Er ist Fachmann für Naturkatastrophen und Klimafragen bei der Münchener Rückversicherung.

GEO: Zwischen 1960 und 1969 registrierte Ihre Branche weltweit 27 große Naturkatastrophen mit 71 Milliarden US-Dollar an volkswirtschaftliche Schäden, von denen die Versicherungen 6,8 getragen haben. Seitdem haben sich die Zahlen vervielfacht: Zwischen 1990 und 1999 waren es 86 Katastrophen, 607 Milliarden Dollar volkswirtschaftliche Schäden, davon 109 Milliarden Dollar Versicherungsschäden. Welche Rolle spielt da der Klimawandel?

Berz: Natürlich gibt es viele Ursachen: zum Beispiel das Bevölkerungswachstum, das Bauen in Risiko-Zonen. Aber eben auch, und immer gravierender, die Klimaveränderung und das Zunehmen der Wetterextreme. Die treten zwangsläufig verstärkt auf, wenn die Durchschnittstem-peraturen steigen. Nehmen wir Winterstürme wie "Lothar": Das osteuropäische Kältehoch ist in milden Wintern weniger ausgeprägt. Da fällt eine Barriere weg; die Sturmtiefs vom Atlantik dringen ungehindert aufs Festland vor.

GEO: Was würden Sie Politikern sagen, die Klimaschutzverhandlungen blockieren?

Berz: Wir führen mit unserem Klima ein Experiment durch, das völlig aus dem Ruder läuft. Wir müssen alles tun, um das zu bremsen - damit wir unseren Enkeln eine lebenswerte Welt hinterlassen. Wir tragen in den Industrieländern die volle Verantwortung für die bisherige Erwärmung. Und noch immer sind wir es, die 80 Prozent der Energie verbrauchen. Und wir haben - anders als die armen Länder - das Know-how und das Geld, uns vor den Folgen zu schützen. Da kann man nicht hingehen und sagen: "Wir reduzieren unseren Energieverbrauch erst, wenn die mitmachen." DAS IST UNMORALISCH.

GEO: Wenn man die Entwicklung der letzten Dekaden hochrechnet, bekommt man Angst. Was kommt da auf die Enkelgeneration zu?

Berz: DAS MÖCHTE MAN FAST NICHT MEHR AUSMALEN. Wir haben schon heute einzelne Katastrophen mit Versicherungsschäden von mehr als zehn Milliarden Dollar, wir werden irgendwann 100 Milliarden bekommen. Dazu kommen Millionen unversicherte Opfer von Überschwemmungen, Stürmen, Dürren. Hinter den nackten Zahlen unserer Statistiken steht unendliches individuelles Leid.

Internet-Tipp: https://www.geo.de/GEO/wissenschaft_natur/oekologie/2001_07_GEO_klima_interview_01/index.html


Hans-Jürgen antwortete am 22.08.02 (14:05):

Liebe Barbara,

auf Deine Fragen und Bemerkungen möchte ich wie folgt antworten:

"Wärst Du bereit, ein Atommüll-Endlager in der Nähe Deines Wohnortes zu befürworten?"

Ja, wäre ich.

"... muss ich Dich fragen, warum Du den radioaktiven Müll verschweigst, der bei der Nutzung von Kernenergie anfällt."

Ich schrieb über *Abgase*, die bei Nutzung der Kernenergie nicht auftreten und über Kohlekraftwerke, bei denen dies der Fall ist.

"... was war vor einem halben Jahr im AKW Brunsbüttel? Was wäre dort geschehen, wenn die zerfetzte Rohrleitung des Kühlungssystems bis zur routinemäßigen Jahresrevision unbemerkt geblieben wäre?"

Sie *wurde* vorher entdeckt. Die dort arbeitenden Fachleute sind ja nicht blind. Auch gibt es sicherlich genügend Kontroll- und Warnmechanismen, die auf solche Pannen aufmerksam machen. Die routinemäßige Jahresrevision erfolgt zusätzlich; sie allein abzuwarten, wäre töricht und geschieht auch nicht.

"Und wie stehst Du zu den horrenden Kosten, die jeder Transport von Brennstäben in ein Zwischenlager verursacht, da er gegen den massiven Widerstand großer Teile der Bevölkerung erfolgen muss?"

Ich halte sie für einen Skandal. Im übrigen stimmt es nicht, daß 'große Teile der Bevölkerung' massiven Widerstand gegen den Transport von Brennstäben leisten. Es handelt sich, prozentual gesehen, um eine verschwindend kleine Minderheit, die ohne Auftrag der Gesamtbevölkerung oder wesentlicher Teile davon aktiv wird und sich außerdem gesetzwidrig verhält. Die Kosten für die illegalen Störaktionen, bei denen auch Menschen gefährdet werden, sollte man den Veranstaltern aufbrummen; dann wäre dieser unsinnige, völlig nutzlose Spuk bald zuende.

"Ein bisschen weiter sollten wir schon denken......."

Das tue ich, wenn ich den Betrieb von Kohlekraftwerken kritisiere. Sie tragen nicht nur erheblich zur Klimaverschlechterung bei, die das eigentliche Thema dieses threads ist, sondern vernichten auch unwiederbringlich einen wertvollen Naturrohstoff, von dem es in wenigen Jahrzehnten nur noch geringe Reste geben wird. Unsere Nachfahren werden uns deshalb mit Recht Rücksichtslosigkeit und Egoismus vorwerfen, da wir über andere Möglichkeiten verfügen.

Mit ihnen meine ich nicht die Alternativen Sonnen- und Windenergie. Die erstere ist nur bei Tage erhältlich und erfordert bei einer Einstrahlungsleistung von weniger als einem Kilowatt pro Quadratmeter große Dach- bzw. Geländeflächen.*) Windgeneratoren stehen bei Windstille nutzlos herum und verschandeln, ob sie laufen oder nicht, die Landschaft. Um ohne Kern- und Kohlekraftwerke die Energieversorgung Tag und Nacht und bei jeder Witterung zu garantieren, müßte man die Anzahl der bestehenden Alternativanlagen stark vervielfachen und zusätzlich ein Netz von Speichermöglichkeiten schaffen, auf die während der Ausfallzeiten zugegriffen werden kann. Nicht zu vergessen ist auch, daß bereits die Herstellung von Solar- und Windkraftanlagen viel Energie benötigt, die nur langsam zurückverdient werden kann.

Wer weiterdenkt, hat evtl. auch anstelle der Kernspaltung die prinzipiell ungefährliche und umweltfreundliche Kern*verschmelzung* im Auge, an der in verschiedenen Ländern mit Hochdruck gearbeitet wird. Bei ihr wird nachgeahmt, was sich in der Sonne natürlicherweise von selbst abspielt. In Laborversuchen soll dies schon gelungen sein. Ob und wie das Verfahren praktisch und in großem Umfang verwirklicht werden kann, steht im Moment noch nicht fest.

Mit freundlichen Grüßen,
Hans-Jürgen

*) Eine kleine Kochplatte mit 18 cm Durchmesser leistet, auf den Quadratmeter umgerechnet, 40 Kilowatt!


Barbara antwortete am 22.08.02 (17:35):

Die Firma Solvis hat heute ihre neue Fabrik in Braunschweig eingeweiht. Das Unternehmen arbeitet mit Null-CO2-Ausstoss. 30% der benötigten Energie wird durch Solarkraft gewonnen, den Rest wird ein mit Rapsöl betriebenes BHKW liefern. Man nutzt außerdem gezielt das Tageslicht, um Energie zu sparen:

>>Die Nullemissionsfabrik, ein Entwurf des Bochumer Architekturbüros Banz und Riecks, ist beispielhaft durch ihre Umweltverträglichkeit. Der Umweltgedanke war das Leitmotiv bei der Wahl der Baumaterialien, beim Energie-Konzept und bei der Planung der internen Prozesse.
Insbesondere das Energiekonzept zeichnet den Neubau aus: Das Gebäude mit Lager und Verwaltung wird 80 Prozent weniger Energie verbrauchen als konventionelle Industrieanlagen. Solarthermie, Photovoltaik und ein mit Rapsöl betriebenes Blockheizkraftwerk decken später den geringen Restbedarf komplett regenerativ (und damit CO2-frei). Der solare Anteil der Energieversorgung beträgt mehr als 30 Prozent, die Umwelt bleibt von Abgasen verschont.<<

Na, Hans-Jürgen? Irgendwie scheint es auch ohne Atomkraft zu gehen........

Internet-Tipp: https://www.zentralheizung.de/news/167.htm


Hans-Jürgen antwortete am 23.08.02 (13:52):

Danke, Barbara, für den interessanten Hinweis. Gern lerne ich etwas dazu.

Ob es im großen Maßstab, d. h. für die Energieversorgung eines hochindustrialisierten Landes mit -zig Millionen Einwohnern wie dem unsrigen, *auch* ohne Kernkraft geht, wird sich zeigen.

Zunächst scheint es mir im Hinblick auf die verheerende Klimawirkung notwendig, die auch als "Dreckschleudern" bezeichneten *Kohlekraftwerke* stillzulegen.

Wer setzt sich *dafür* ein?!

Hans-Jürgen
[email protected]


eko antwortete am 23.08.02 (20:53):

* Kernkraftwerke sind verpönt wegen der noch ungeklärten Entsorgung

* Kohlekraftwerke sind verpönt wegen ihres Schadstoffausstoßes

* Windkraftwerke sind nicht ausreichend effizient und verschlingen Energie zur Herstellung, ihren Strom in windarme Gebiete zu transportieren, ist fast nicht möglich.Ausserdem sind viele Windmühlen auf zu engem Raum unansehnlich und entstellen die Landschaft

* Fotovoltaik ist (noch) zu teuer

* Wasserkraftwerke können nur einen Teil des Energiebedarfs decken.

Wir stecken in einem Teufelskreis, daran ändern auch regionale Erfolge mit erneuerbaren und sonstigen Energiequellen nicht viel.

Fazit: Wir werden noch eine lange Zeit mit verschiedenen Energiequellen leben müssen. Vielleicht gelingt es ja, Kreise, die wegen ihres Profits nicht an neuen Formen der Energiegewinnung interessiert sind, von ihrer Blockadehaltung abzubringen. Doch dafür schrillen die Alarmglocken noch nicht laut genug, ist es noch nicht 5 vor zwölf.

So schätze ich die Sache ein.


Mario antwortete am 27.08.02 (08:16):

Ich bin der Ansicht, dass der Amerikaner mit seiner umweltfeindlichen profitorientierten Politik mit der größte Übeltäter auf diesem Planeten ist. Immer wenn ihm irgendetwas nicht in den Kram passt, fängt er einen Krieg an. Umweltfreundliche Technologien (zum Beispiel für Automobile) sind längst entwickelt, liegen aber in irgendwelchen Schubladen, weil sie, wenn sie auf den Markt kommen würden, die Gewinne großer Konzerne schmälern, oder diese Konzerne gar überflüssig machen würden. Obwohl ich der Ansicht bin, dass die betroffenen Menschen es nicht verdient haben, so muss ich auf jeden Fall zugeben, dass ich der Weltmacht Amerika den Anschlag auf das World-Trade-Center durchaus gönne.


Wolfgang antwortete am 27.08.02 (10:24):

Die Erde für Menschen bewohnbar erhalten... Das ist der Sinn des UN-Gipfels, der gestern in Johannesburg begonnen hat. - Der Energiehunger der Menschen ist grenzenlos... Von 1992 bis 1999 stieg der globale Energieverbrauch um 10 Prozent; bis 2020 wird er nach Prognosen der UNO jedes Jahr um weitere 2 Prozent zunehmen.

Der Energiehunger der Menschen ist grenzenlos, die endlichen Energieträger Öl, Gas, Kohle, Uran dagegen sind nicht grenzenlos verfügbar. Die Verbrennungsprodukte von Öl, Gas und Kohle killen unser Klima... Atomare Abfälle verstrahlen die Erde über Jahrtausende...

Es wird Zeit für eine nachhaltige, sichere und saubere Energieversorgung auf der Basis regenerativer Energieträger.

United Nations: Johannesburg Summit 2002
https://www.johannesburgsummit.org/

Internet-Tipp: https://www.johannesburgsummit.org/