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THEMA:   Ist BELEIDIGUNG ein Bedürfnis ?

 47 Antwort(en).

KlausKlaus begann die Diskussion am 01.09.02 (16:30) mit folgendem Beitrag:

Hallo Miteinander,

Ich habe im Lexikon unter BEDÜRFNISSE nachgeschlagen und wollte wissen, ob Streit und
Beleidigung des Gegenübers zu den Bedürfnissen der Menschen gehören. Ich fand:

Bedürfnisse des Menschen nach A. Maslow ( modifiziert ):

1. Existentielle Bedürnisse ( Grundbedürfnisse )
Nahrung, Kleidung, Atmung, Schutz, Sicherheit, Sex ...

2. Soziologische Bedürfnisse ( Gemeinschaftsbedürfnisse )
Daseinsbestätigung durch Beachtung ( Anerkennung ), Kontakt, Geborgenheit
in der Gemeinschaft ( Zugehörigkeit ), Territorium ( Besitz ), Liebe, Freundschaft ...

3. Evolutionäre Bedürnisse ( Entwicklungsbedürfnisse )
Freizügigkeit, Freiraum, emotionalem Ausdruck, Fähigkeiten und Talente aus-
leben und entwickeln zu dürfen ( Selbstverwirklichung ), Erfahrungen machen
( lernen ) dürfen ...

4. Transzendentale Bedürfnisse
Sinnfrage ( woher, wohin ? ), Religion, Philosopie, Megaphysik, Mystik, Glaube
und Aberglaube ...

Was meint Ihr, was ist eigentlich der tiefere Grund für beleidigende Antworten ?

Gruß Klaus


hl antwortete am 01.09.02 (17:10):

Der Grund dürfte wohl in den soziologischen Bedürfnissen zu finden sein bzw. in deren Nichterfüllung


Dirgni antwortete am 01.09.02 (17:50):

Eine interessante Überlegung: demnach wird ein Teil der soziologischen Bedürfnisse durch den ST abgedeckt, allendings offenbar nur mangelhaft (zu wenig Beachtung und Anerkennung für den einzelnen)- Folge: Streit und Beleidigung.

Wenn man sich die Mühe machte, z.B. die Beiträge im Forum daraufhin zu untersuchen, käme man wahrscheinlich zu dem Schluß, daß jene Teilnehmer, die geachtet und beachtet werden, deren Ansichten akzeptiert werden, kaum jemals andere beleidigen oder Streit suchen.


Felix antwortete am 01.09.02 (18:59):

Das Geltungsbedürfnis hängt auch mit dem eigenen Selbstwertgefühl zusammen. Selbstunsichere Menschen neigen deshalb recht schnell zu aggressiven Reaktionen. In der Umgangssprache wird dieser Reaktionstypus auch "Angstbeisser" genannt.
Schwierig daran ist, dass der "Angstbeisser" sich selbst nicht so sieht ... und deshalb diejenigen angreift, die auf seine Unzulänglichkeit hinweisen.
In seriös geführten Selbsterfahrungsgruppen besteht die Chance, dass man bei sorgfältiger Analyse der Interaktionen ... sich soweit selber kennen lernt ... dass Verhaltensänderungen möglich gemacht werden.
Im Rahmen meines Psychologiestudiums machte ich damit gute und leider auch negative Erfahrungen. Wie so Vieles kommt es auf den Leiter und die Gruppenzusammensetzung an.
Auch Institutionen ... wie dieses Forum ... bieten Möglichkeiten der Selbsterfahrung ... und erst noch mit einem relativ hohen Persönlichkeitsschutz. Bald sind wir die Ausnahmen, die sich mit vollem wirklichem Namen und durchschaubarer Adresse melden.


Johannes Michalowsky antwortete am 01.09.02 (21:26):

@Felix

"Bald sind wir die Ausnahmen, die sich mit vollem wirklichem Namen und durchschaubarer Adresse melden."

Bin froh, daß das auch mal jemand anders sagt. Ich bin mit meinen einschlägigen Argumenten stets gegen die Wand gelaufen, bin sogar verdächtigt worden, Email-Adressen sammeln zu wollen oder sonst Hintergedanken zu haben.

Ich finde, daß zur Offenheit im Umgang miteinander auch die Nennnung von Namen und Adresse gehört. Solange das nicht durchgesetzt wird, werden wir hier Zustände haben, wie wir sie haben - wobei doch nicht zu übersehen ist, daß es gelegentlich auch mal zu einer angenehmen Diskussion kommen kann, am wenigstens aber auf dem Feld der Politik.

Meine Email-Adresse nenne ich nicht mehr aus dem technischen Grund, weil ich mit jedem Beitrag gleich eine sehr lästige automatische Benachrichtigung auslöse.


kleinella antwortete am 01.09.02 (23:01):

Eigentlich bin ich ebenfalls für Offenheit bei meinem Beiträgen, aber ich habe festgestellt, daß ich mit dieser Einstellung ziemlich allein dastehe und hatte schon ab und zu das Gefühl, zu naiv zu sein.
Als ich auf ST stieß, durch Zufall, habe ich mich sehr gefreut und auf interessante Themen gehofft. Die Themen sind zwar oft interessant, aber die Beiträge erschreckend.Inzwischen halte ich mich mit meinen
Beiträgen sehr zurück. Auch die Adresse gebe ich ungern
an, weil ich wirklich erst seitdem häufig unangenehme Mails bekomme, leider.


KlausKlaus antwortete am 01.09.02 (23:22):

Hallo Felix,

Aggression resultiert aus Angst, sagst Du, nach meiner Meinung, ganz richtig. Aber, woher
kommt dann die Angst, d.h. was befürchten denn Leute die aggressiv sind und was erhoffen
sie zu gewinnen ( innerlich, für sich selbst ), wenn sie andere angreifen und beleidigen?

Zur Frage ANONYMITÄT: Ich könnte doch z.B. ein Filmstar sein, ein Politiker, ein bekannter
Schriftsteller, ein Wirtschaftsführer, ein bekannter Journalist ... ich könnte doch auch ein Pfarrer
sein, der in seiner Gemeinde nicht wegen der Teilnahme an diese Forum angesprochen werden
möchte ... ich könnte auch ein Verbrecher sein, der im Zuchthaus einsitzt ... oder ein Verbrecher
der seine Strafe verbüßt hat und hier mitreden will, um wieder Anschluß zu finden ... oder auch ein
ausländischer Botschafter in Deutschland .... oder jemand der das Internet sehr gut kennt ...

Du siehst, es kann sehr viele Gründe geben, anonym bleiben zu wollen, ohne daß man gleich
Schlechtes von ihm denken muß.

Im Übrigen werden beleidigenden Zuschriften durchaus auch von nicht anonymen Teilnehmern
gepostet und die anonymen Teilnehmer verhalten sich überwiegend höflich und angemessen,
wie ich beobachtet zu haben glaube.

Gruß Klaus


Felix antwortete am 02.09.02 (00:05):

.. Ich kann durchaus auch Gründe konstruieren anonym zu bleiben ..... aber für wen treffen diese tatsächlich zu?
Die meisten sind ganz schlicht Feiglinge ohne Zivilcourage!


Barbara antwortete am 02.09.02 (00:10):

Menschen mit Selbstwertproblemen müssen ihre Mitmenschen durch Beleidigungen herabsetzen, um sich selbst als höher stehend empfinden zu können.

Wer dieses nicht nötig hat, konzentriert sich in Diskussionen auf die Sache und nicht auf die Person.


Felix antwortete am 02.09.02 (00:27):

Ich pflichte dir bei ... Barbara!


Geli antwortete am 02.09.02 (09:11):

Wußte schon Seneca (um 4 v.Chr. - 65 n. Chr.): "Jede Rohheit hat ihre Ursache in einer Schwäche"


Hedwig antwortete am 02.09.02 (12:55):

Lieber Johannes Michalowski, hier möchte ich Dich besonders ansprechen und Dich schon mal vorweg freundlich grüßen.

Ich möchte hier von meiner Unsicherheit vor einem Jahr sprechen, die ich als Neusurfer hatte. Ich hatte mir PC und Internet und alles selber eingerichtet und danach beigebracht, was aber auch heißt, mit allerlei Mängeln, bis ich mehr Durchsicht hatte.
Als ich als Neuling auf "feierabend.com" stieß, dort erst ins Forum gekonnt hätte, oder in den chat, wenn ich genauen Geburtstag und genaue Post-Adresse angegeben hätte - mailadr. gab ich an - , verließ ich es empört, und danach erhielt ich derart aufdringlich und regelmäßig Werbepost von Feierab., jedesmal ein anderer Name, wogegen man bei gmx ja gut dran ist mit antispam, daß ich nur mit Schaudern an Feierab.com. denke.
Dadurch aber wurde ich so mißtrauisch in meiner Unsicherheit, daß ich alles löschte, was mir unbekannt war, und ich glaube, dazu gehörtest auch Du, versehentlich!!!!. Bitte verzeih mir nach so langer Zeit! Mißtrauisch bin ich geblieben, aber niemals gegen Dich, weil ich ein wenig dazu lernte. hedwig


Thueringer antwortete am 02.09.02 (14:30):

Zum Thema Streit, Beleidigungen und wer nun alles besser wußte, ist mir ein Gleichnis wieder ins Gedächtnis gekommen.Es dürfte nicht so unbekannt sein. Weil es zu lang ist, erlaube ich mir, es auf 2 Fenster zu verteilen.
Die Ringparabel
Vor grauen Jahren lebt' ein Mann in Osten,
Der einen Ring von unschätzbarem Wert
Aus lieber Hand besaß. Der Stein war ein
Opal, der hundert schöne Farben spielte,
Und hatte die geheime Kraft, vor Gott
Und Menschen angenehm zu machen, wer
In dieser Zuversicht ihn trug. Was Wunder,
Daß ihn der Mann in Osten darum nie
Vom Finger ließ; und die Verfügung traf,
Auf ewig ihn bei seinem Hause zu
Erhalten? Nämlich so. Er ließ den Ring
Von seinen Söhnen dem geliebtesten;
Und setzte fest, daß dieser wiederum
Den Ring von seinen Söhnen dem vermache,
Der ihm der liebste sei; und stets der liebste,
Ohn' Ansehn der Geburt, in Kraft allein
Des Rings, das Haupt, der Fürst des Hauses werde. -
Versteh mich, Sultan.
SALADIN. Ich versteh dich. Weiter!
NATHAN. So kam nun dieser Ring, von Sohn zu Sohn,
Auf einen Vater endlich von drei Söhnen;
Die alle drei ihm gleich gehorsam waren,
Die alle drei er folglich gleich zu lieben
Sich nicht entbrechen konnte. Nur von Zeit
Zu Zeit schien ihm bald der, bald dieser, bald
Der dritte, - sowie jeder sich mit ihm
Allein befand, und sein ergießend Herz
Die andern zwei nicht teilten, - würdiger
Des Ringes; den er denn auch einem jeden
Die fromme Schwachheit hatte, zu versprechen.
Das ging nun so, solang es ging. - Allein
Es kam zum Sterben, und der gute Vater
Kömmt in Verlegenheit. Es schmerzt ihn, zwei
Von seinen Söhnen, die sich auf sein Wort
Verlassen, so zu kränken. - Was zu tun? -
Er sendet in geheim zu einem Künstler,
Bei dem er, nach dem Muster seines Ringes,
Zwei andere bestellt, und weder Kosten
Noch Mühe sparen heißt, sie jenem gleich,
Vollkommen gleich zu machen. Das gelingt
Dem Künstler. Da er ihm die Ringe bringt,
Kann selbst der Vater seinen Musterring
Nicht unterscheiden. Froh und freudig ruft
Er seine Söhne, jeden insbesondre;
Gibt jedem insbesondre seinen Segen, -
Und seinen Ring, - und stirbt. - Du hörst doch, Sultan?
SALADIN (der sich betroffen von ihm gewandt).
Ich hör, ich höre! - Komm mit deinem Märchen
Nur bald zu Ende. - Wird's?
NATHAN. Ich bin zu Ende.
Denn was noch folgt, versteht sich ja von selbst. -
Kaum war der Vater tot, so kömmt ein jeder
Mit seinem Ring, und jeder will der Fürst
Des Hauses sein. Man untersucht, man zankt,
Man klagt. Umsonst; der rechte Ring war nicht
Erweislich; - (nach einer Pause, in welcher er des Sultans Antwort erwartet)
Fast so unerweislich, als
Uns itzt - der rechte Glaube.
SALADIN. Wie? das soll
Die Antwort sein auf meine Frage? . . .
NATHAN. Soll
Mich bloß entschuldigen, wenn ich die Ringe
Mir nicht getrau zu unterscheiden, die
Der Vater in der Absicht machen ließ,
Damit sie nicht zu unterscheiden wären.
SALADIN. Die Ringe! - Spiele nicht mit mir! - Ich dächte,
Daß die Religionen, die ich dir
Genannt, doch wohl zu unterscheiden wären.
Bis auf die Kleidung, bis auf Speis' und Trank!
NATHAN. Und nur von seiten ihrer Gründe nicht. -
Denn gründen alle sich nicht auf Geschichte?
Geschrieben oder überliefert! - Und
Geschichte muß doch wohl allein auf Treu
Und Glauben angenommen werden? - Nicht? -


Helga B. antwortete am 02.09.02 (15:02):

Auch ich war neu hier (auch nicht allzu firm in Sachen PC) und wagte es, eine - auch noch politische - Ansicht (nämlich meine) zu schreiben. Ich wurde dermaßen brüskiert und zurechtgewiesen, daß ich wochenlang keine Beiträge mehr gesendet habe. Ich hatte auch anonym geschrieben, und zwar weniger aus Feigheit, sondern weil ich erstens nicht wußte, daß das ein Verbrechen ist und zweitens nicht wollte, daß "alle Welt" mich kennt. Und im übrigen: ist es weniger anonym, wenn ich meine e-Mail-Adresse angebe? Es gibt Menschen, die verletzbar sind, auch wenn diese Angriffe "nur" hier im Forum geschehen. Irgendwann habe ich dann meine Adresse mitgeteilt und bekam dann haufenweise Mitteilungen aus dem Forum ohne Sinn und Verstand, nämlich die gleichen "Inhalte", die hier stehen. Es waren beileibe keine Antworten zu irgendeinem Thema.


schorsch antwortete am 02.09.02 (17:02):

Das beste Mittel gegen "Angstbeisserei" ist, bei sich selber zuhause zu sein.
Was das heissen soll?
Ein Mensch ist "bei sich zuhause", wenn er eine gefestigte Persönlichkeit ist, die sich nötigenfalls mit einem Lächeln über Pöbeleien hinweg setzen kann. Dies führt zu einem sicheren Auftreten, das beim Gegenüber automatisch Respekt auslöst - auch wenn er dies nicht zugeben will.

Ein Beispiel vom letzten Freitag:

Ich fuhr mit meiner Frau einige Dörfer weiter zu einem befreundeten Ehepaar. Wir mussten an einem Bahnübergang mit S-Kurve warten - wir zuvorderst, hinter uns noch zwei Wagen. Als die Barriere hoch ging, überholte der hinterste Wagen mit aufheulendem Motor den zweithintersten schon auf dem Bahngeleise und schickte sich an, auch uns in der Kurve zu überholen. Vor uns fuhren aber zwei Schüler auf Fahrrädern nebeneinander, so dass ich selber bereits den Blinker gestellt hatte und ausscherte. Der Fahrer hinter mir hupte und verfolgte uns dann bis zum Zielort, wo er ausstieg, zu mir lief und wütend schrie: "Willst du ein paar auf die Schnauze?" Er wartete keine Antwort ab, sondern wiederholte seine Fragê noch zwei Mal. Ich antwortete: "Gern - aber du musst den ersten Schlag führen - sonst verliere ich meine Lizenz als Trainer!"
Natürlich habe ich keine solche Lizenz. Meine Antwort verwirrte den Burschen (ich schätzte ihn auf etwa 18 Jahre) derart, dass er mit offenem Nund vor mir stand. Dann fragte ich ihn noch: "Eigentlich dachte ich, du seist pressiert - sonst hättest du doch nicht ein solches Rowdy-Theater abgezogen!"
Der Bursch stieg in seinen Wagen zu seiner etwa 15-jährigen Begleiterin und rief noch: "Du alter Sack!". Dann fuhr er mit quitschenden Reifen davon.

Merke: Auch Bluffen kann Selbstsicherheit geben!


Thueringer antwortete am 02.09.02 (17:24):

(Fortsetzung)
Nun, wessen Treu und Glauben zieht man denn
Am wenigsten in Zweifel? Doch der Seinen?
Doch deren Blut wir sind? doch deren, die
Von Kindheit an uns Proben ihrer Liebe
Gegeben? die uns nie getäuscht, als wo
Getäuscht zu werden uns heilsamer war? -
Wie kann ich meinen Vätern weniger
Als du den deinen glauben? Oder umgekehrt. -
Kann ich von dir verlangen, daß du deine
Vorfahren Lügen strafst, um meinen nicht
Zu widersprechen? Oder umgekehrt.
Das nämliche gilt von den Christen. Nicht? -
SALADIN. (Bei dem Lebendigen! Der Mann hat recht.
Ich muß verstummen.)
NATHAN. Laß auf unsre Ring'
Uns wieder kommen. Wie gesagt: die Söhne
Verklagten sich; und jeder schwur dem Richter,
Unmittelbar aus seines Vaters Hand
Den Ring zu haben. - Wie auch wahr! - Nachdem
Er von ihm lange das Versprechen schon
Gehabt, des Ringes Vorrecht einmal zu
Genießen. - Wie nicht minder wahr! - Der Vater,
Beteurte jeder, könne gegen ihn
Nicht falsch gewesen sein; und eh' er dieses
Von ihm, von einem solchen lieben Vater,
Argwohnen lass': eh' müss' er seine Brüder,
So gern er sonst von ihnen nur das Beste
Bereit zu glauben sei, des falschen Spiels
Bezeihen; und er wolle die Verräter
Schon auszufinden wissen; sich schon rächen.
SALADIN. Und nun, der Richter? - Mich verlangt zu hören,
Was du den Richter sagen lässest. Sprich!
NATHAN. Der Richter sprach: Wenn ihr mir nun den Vater
Nicht bald zur Stelle schafft, so weis ich euch
Von meinem Stuhle. Denkt ihr, daß ich Rätsel
Zu lösen da bin? Oder harret ihr,
Bis daß der rechte Ring den Mund eröffne? -
Doch halt! Ich höre ja, der rechte Ring
Besitzt die Wunderkraft beliebt zu machen;
Vor Gott und Menschen angenehm. Das muß
Entscheiden! Denn die falschen Ringe werden
Doch das nicht können! - Nun; wen lieben zwei
Von Euch am meisten? - Macht, sagt an! Ihr schweigt?
Die Ringe wirken nur zurück? und nicht
Nach außen? Jeder liebt sich selber nur
Am meisten? - Oh, so seid ihr alle drei
Betrogene Betrüger! Eure Ringe
Sind alle drei nicht echt. Der echte Ring
Vermutlich ging verloren. Den Verlust
Zu bergen, zu ersetzen, ließ der Vater
Die drei für einen machen.
SALADIN. Herrlich! herrlich!
NATHAN. Und also, fuhr der Richter fort, wenn ihr
Nicht meinen Rat, statt meines Spruches, wollt:
Geht nur! - Mein Rat ist aber der: ihr nehmt
Die Sache völlig wie sie liegt. Hat von
Euch jeder seinen Ring von seinem Vater:
So glaube jeder sicher seinen Ring
Den echten. - Möglich; daß der Vater nun
Die Tyrannei des einen Rings nicht länger
In seinem Hause dulden wollen! - Und gewiß;
Daß er euch alle drei geliebt, und gleich
Geliebt: indem er zwei nicht drücken mögen,
Um einen zu begünstigen. - Wohlan!
Es eifre jeder seiner unbestochnen
Von Vorurteilen freien Liebe nach!
Es strebe von euch jeder um die Wette,
Die Kraft des Steins in seinem Ring' an Tag
Zu legen! komme dieser Kraft mit Sanftmut,
Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun,
Mit innigster Ergebenheit in Gott
Zu Hilf'! Und wenn sich dann der Steine Kräfte
Bei euern Kindes-Kindeskindern äußern:
So lad ich über tausend tausend Jahre
Sie wiederum vor diesen Stuhl. Da wird
Ein weisrer Mann auf diesem Stuhle sitzen
Als ich; und sprechen. Geht! - So sagte der
Bescheidne Richter.
Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781)


Johannes Michalowsky antwortete am 02.09.02 (18:39):

"Auch die Adresse gebe ich ungern an, weil ich wirklich erst seitdem häufig unangenehme Mails bekomme, leider. "

Das schreibt oben Kleinella am 1.9.

Ich kann mich über solche Aussagen nur wundern - ich bekomme keine unangenehmen Mails, obwohl ich doch wahrhaftig völlig offen bin mit Namen (kann man sogar im Telefonbuch nachlesen mit voller Postanschrift und Tel.Nr.) und doch auch relativ viel im Internet - nicht nur hier - präsent. Mache ich etwas falsch?


Angelika antwortete am 02.09.02 (18:43):

ja - du bist keine frau :-)


Johannes Michalowsky antwortete am 02.09.02 (19:09):

Na, umso mehr, Männer sind als Zielgruppe für Sex und Porno und evt. sogar Gewalt doch viel interessanter...


angelika antwortete am 02.09.02 (19:50):

och die kriegst du auch als frau - aber wohl weniger beleidigungen und bedrohungen und ähnliche einschüchterungsversuche


Ursula J. antwortete am 02.09.02 (21:05):

Abgesehen von den Porno-Mails erhalte ich z.B. Mails von
Beschwerde/Betreff: Beschwerde - Personalabteilung/Betreff:
Wichtige Mitteilung - Sparkasse/Betreff: Sehr dringend.

Dies nur die letzten drei Mails von den letzten Tagen. Ich hatte schon Mahnungen, Klageandrohungen u.ä.
Diese Mails öffne ich grundsätzlich nicht. Finde sie aber trotzdem nicht nicht so toll. Ohne Angabe meiner Email-Adresse würde ich davon verschont bleiben.


pilli antwortete am 02.09.02 (21:59):

Zitat Johannes Michalowsky:
----------------------------------------------------------

"Ich kann mich über solche Aussagen nur wundern - ich bekomme keine unangenehmen Mails, obwohl ich doch wahrhaftig völlig offen bin mit Namen (kann man sogar im Telefonbuch nachlesen mit voller Postanschrift und Tel.Nr.) und doch auch relativ viel im Internet - nicht nur hier - präsent. Mache ich etwas falsch?"
-----------------------------------------------------------

von Johannes Michalowsky las ich unlängst im ST einen beitrag, der von einer mail ähnlich die von Ursula J. handelte. absender war von ihm mit "Personalabteilung" angegeben. es wurde nachgefragt, ob es auch weitere empfänger ähnlicher mails gebe.

vielleicht erinnert er sich, wenn nicht, schaue ich mir das archiv gerne an.:-)


Johannes Michalowsky antwortete am 02.09.02 (23:28):

Na, das ist doch nicht unangenehm, ungeöffnet löschen, na und? Außerdem hat das nichts mit dem ST zu tun.


KlausKlaus antwortete am 02.09.02 (23:48):

Hallo Thueringer,

ich verstehe nicht ganz, was die herrliche Ringparabel aus "Natan dem Weisen" mit meiner Frage,
"Ist Beleidigung ein Bedürfnis?" zu tun hat. Ich wäre für einen Hinweis dankbar.

Gruß Klaus


KlausKlaus antwortete am 02.09.02 (23:57):

Hallo Felix,
Deine Äußerungen sind mir nicht ganz verständlich. Zuerst schreibst Du im Zusammenhang mit
der Anonymität in Foren: "Die meisten sind ganz schlicht Feiglinge ohne Zivilcourage!" und meinst
wohl diejenigen, die es vorziehen anonym zu posten.

Dann antwortet Barbara, richtigerweise:
"Menschen mit Selbstwertproblemen müssen ihre Mitmenschen durch Beleidigungen herabsetzen,
um sich selbst als höher stehend empfinden zu können.

Wer dieses nicht nötig hat, konzentriert sich in Diskussionen auf die Sache und nicht auf die Person."

Worauf Du antwortest:
"Ich pflichte dir bei ... Barbara!"

Ja, was denn nun? Oben nennst du die "Anonymen noch Feiglinge", was man schon als beleidigend
ansehen kann und dann stimmst Du Barbara zu, die solchen Leute Selbstwertprobleme attestiert.

Vielleicht könntest Du Deine Haltung erläutern oder vielleicht habe ich Dich nicht richtig verstanden.

Gruß Klaus


Dirgni antwortete am 03.09.02 (00:53):

Hallo Klausklaus,

<ich verstehe nicht ganz, was die herrliche Ringparabel aus "Natan dem Weisen" mit meiner Frage,
"Ist Beleidigung ein Bedürfnis?" zu tun hat.>

Und ich verstehe nicht, was die ganze zum xten mal geführte Diskussion über Anonymität und E-Mails mit der Frage "Ist Beleidigung ein Bedürfnis? zu tun hat

Ich wäre für einen Hinweis dankbar.


Felix antwortete am 03.09.02 (00:56):

@KlausKlaus

.. Ich gebe zu ... es war bei meinen Aussagen nicht immer klar ersichtlich, was ich als als psychologische Feststellung und was ich als persönliche Kritik aussagen wollte.
Die Aussage: "Wer sich hinter einem Pseudonym verstecken muss, betrachte ich als feige oder ohne Civilcourage" ist eine allgemeine Feststellung. Wenn ich diese negativen Eigenschaften einem Forums-Teilnehmer zuordne z.B. "XY ist zu feige .. zu seinen Aussagen zu stehen ... weil etc." könnte man dies als gezielte Herabminderung von XY ansehen ... und dies würde zur psychologischen Feststellung passen, dass durch das Schlecht-Machen seines Gegenübers versucht wird, seine eigen Position zu verbessern.
Ist dies zu kompliziert? ... Diese Zusammenhänge sind auch äusserst komplex.


Thueringer antwortete am 03.09.02 (01:20):

Hallo KlausKlaus, ich sehe einen sehr engen Zusammenhang zwischen Beileidigungen und mangelnder Toleranz. Zu deiner Frage möchte ich einen Erklärungsversuch unternehmen. Hoffentlich gelingt es mit weniger als 500 Wörter! :-)
Die Parabel ist eine Gleichniserzählung und wird häufig zur didaktischen Literatur beziehungsweise zur sogenannten Lehrdichtung gezählt. Im Unterschied zu der verwandten Kleinform der Fabel, in der die Bedeutung des Erzählten formelhaft und explizit zugespitzt wird, werden in der
Parabel Begebenheiten der menschlichen Welt erzählt, deren Bedeutung der Leser durch Analogieschluß ermitteln muß. Ebenso wie in der Fabel umfaßt diese Bedeutung oft ein bestimmtes Sozialverhalten (wie Nächstenliebe oder Toleranz). Jede(r) hat Anspruch auf Wahrung von Namen und Ehre, also auch jene drei, die als Betrüger bezeichnet werden.
Was wäre denn Toleranz in rechtem Verständnis? Ein Lexikon wie der große Herder nennt Toleranz erstens allgemein als sachliche das Geschehenlassen eines Übels, weil der Verzicht auf ein Einschreiten klüger zu sein scheint;
als persönliche das Hinnehmen dessen, was einem von anderen als Übelwiderfährt; zweitens die Duldung anderer religiöser und weltanschaulicher Überzeugungen und Betätigungen (eigens genannt die Toleranz des Staates); drittens die Gewährung von Glaubens-, Bekenntnis- und Kulturfreiheit an die Angehörigen verschiedener religiöser Gemeinschaften.
Nach meiner Meinung vermittelt die Ringparabel die Botschaft:
Toleriere fremde Ansichten, sofern sie weder Leben noch Unversehrtheit von Dir oder Anderen gefährden oder erschweren. Keiner hat das Recht zu diskriminieren. beleidigen und sich anmaßt, über die Art zu leben und zu
lieben zu richten, ohne Unterschied von Nationalität, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, politischer Überzeugung oder sexueller Orientierung. Wer das nicht kann, nicht will greift eben auch zu Beleidigungen, wenn ihm eine Meinung nicht paßt. So sehe ich das !


pilli antwortete am 03.09.02 (09:22):

Zitat Johannes Michalowsky
diesmal zum besseren verständnis gekürzt.
----------------------------------------------------------
"Ich kann mich über solche Aussagen nur wundern - ich bekomme keine unangenehmen Mails,
---------------------------------------------------------

ich hatte lediglich den oben kopierten satz von dir kommentieren wollen *ggg* da sagst du aus, "ich bekomme keine unangenehmen Mails".

Im Archiv fand ich noch einige andere beiträge von dir, deinen damaligen aussagen nach erhälst du sie wohl doch; will heißen, dein obiger beitrag stimmt nicht mit von dir gemachten früheren beiträgen überein.

kein grund, sich sorgen zu machen, der altersbedingten vergesslichkeit sehen wir doch lächelnd entgegen. :-))

falls du dich mit deinen beiträgen noch einmal bekannt machen möchtest:

zum beispiel:

vom 08.09.01 (15.46)und besonders nett,

/seniorentreff/de/diskussion/archiv2/a488.html

es war mir ein vergnügen :-)))


Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv2/a488.html


Henning antwortete am 03.09.02 (09:58):

Wenn einer keine unangenehmen Mails bekommt, kann es auch daran liegen, daß nicht einmal d i e s e Absender sich für denjenigen interessieren.


8 antwortete am 03.09.02 (10:01):

Wenn es zu Wortfindungsstörungen kommt - in einem Fall hier im ST zu beobachten -, ist ASS angesagt.


KlausKlaus antwortete am 03.09.02 (10:13):

Hallo Felix,
danke für Deine Erläuterung, es ist nicht zu kompliziert.

Hallo Thueringer,
danke für Deine Antwort und Deinen Komentar. Ich bin mit Dir einer Meinung: "Es braucht
mehr Toleranz".

Hallo Dirgni,
auch Dir Dank für Deinen Beitrag. Du hast Recht, das Thema war und ist: "Ist BELEIDIGUNG
ein Bedürfnis" und hat nichts mit Anonymität zu tun. Da aber FELIX in seinem Beitrag einen
Zusammenhang gesehen hat oder zumindest artikuliert hat, habe ich ( tolerant ) auch dazu
Stellung genommen.

Gruß an alle Teilnehmer

Klaus


Mechtild antwortete am 03.09.02 (10:30):

Negativer Kontakt ist auch Kontakt und scheinbar für viele Menschen einfacher als positiver Kontakte. Vielen fällt es leichter �Na u Arschloch� zu sagen als �Schön Dich zu sehen�. Das Bedürfnis miteinander zu reden und menschliche Kontakte zu haben, ist bei jedem Menschen vorhanden. Positive Kontakte zu pflegen haben aber die wenigsten Menschen gelernt, also pflegen sie ihre negativen Kontakte, damit sie überhaupt Kontakte haben. Das ist für mich eine Erklärung für den vielen Beleidigungen Zankereien hier und im realen Leben.


Liebhaberin von Worten antwortete am 03.09.02 (15:02):

Manche Beleidigungen können auch Freude machen z.B. wenn es sich um ein so feinsinniges Wortspiel handelt, wie das von "8"(heute 10:01) :-)))


Dirgni antwortete am 04.09.02 (15:14):

Hallo Klausklaus,

vielleicht findest Du jemanden, der das Thema "Zwangsjacke Sex" psychologisch analysiert? Ich denke die Antwort auf Deine Frage "Ist Beleidigung ein Bedürfnis?" könnte dann ein ganz klares "JA" sein.


pilli antwortete am 05.09.02 (09:57):

gelle,

daß ein unterschied zwischen "beleidigung" und "widerspruch" anzudenken ist,

muß nicht gesondert genannt werden

oder?

gerade das von Dirgni angesprochene thema zeigt dies nach neuesten entwicklungen recht deutlich...manchmal stehen dann auch "klare ja`s" im luftleeren raum. :-)


KlausKlaus antwortete am 05.09.02 (16:26):

Hallo pilli,

vom Widerspruch und vom Streit lebt doch die Diskussion. Aber selbst Streit muß
nicht Beleidigung heißen.

Gruß Klaus


pilli antwortete am 05.09.02 (16:41):

hi Klausklaus,

ich gebe dir selbstverständlich recht, doch ist nicht das maßband der art der "beleidigungen" dehnbar?

darf ich behaupten, daß ironische randbemerkungen nicht den "beleidigungen" zuzurechnen sind? ich mag widersprüchliche diskussionen und empfinde das wort "streitbar" als positiv. unlängst hörte ich im nachruf zu einem verstorbenen kath. kirchenmann die worte: "er war ein streitbarer mann".

zum thema streitkultur hatten wir ja schon einiges diskutiert; wäre interessant, daß jetzt mal nachzulesen.:-)



KlausKlaus antwortete am 06.09.02 (16:22):

Hallo pilli,

ich stimme Dir zu.

Klaus


seewolf antwortete am 06.09.02 (21:18):

... ist vielleicht "Beleidigt-Sein" ein noch größeres Bedürfnis???


KlausKlaus antwortete am 06.09.02 (22:17):

Hallo seewolf,

das habe ich noch gar nicht bedacht.

Aber auch in diesem Falle geht doch wohl eine Be-
leidigung voraus, oder ?

Gruß Klaus


DorisR antwortete am 07.09.02 (02:04):

Bei meiner ehrenamtlichen Tätigkeit in der Bücherei der Jugendstrafanstalt habe ich bei den Häftlingen - sowohl weiblich als auch männlich - beobachtet, dass Beleidigungen dazu dienen a)den anderen Anwesenden zu imponieren; b) mit der Herausforderung zu signalisieren, "ich habe keine Angst vor dir/euch", was sich derjenige u.U. damit selbst einreden will; c)sich damit eine Position in der Hierarchie zu schaffen.


Tessy antwortete am 07.09.02 (21:16):

Lieber Einsamkeit und ein Buch und eine Zeitung, als schlechte Gesellschaft, von der man nichts hat als Ärger und mitunter direkte Beleidigung.
Theodor Fontane


Johannes Michalowsky antwortete am 08.09.02 (07:26):

Die Menschen nehmen es hin, wenn man ihnen auf die Hühneraugen tritt. Aber sie nehmen es nicht hin, wenn man ihnen sagt, sie hätten Hühneraugen.

Norman Mailer


KlausKlaus antwortete am 08.09.02 (15:24):

Hallo Miteinander,

ich finde, wer anderer beleidigt besitzt eien schwache Persönlichkeit.

Dabei sage ich nichts gegen heftigen Streit, um eine Sache oder eine Sicht der Dinge zu verfechten.

Wer um gute Argumente nicht verlegen ist, wird so klug sein, sich die Wirkung seiner Argumentation
nicht durch eine beleidigende Äußerung mindern zu lassen.

Man kann also sagen, daß sich die Dummköpfe selbst zu erkennen geben.

Wünschenswert wäre eine Beleidigungsworte-Markierautomatik - ja, ich weiß, daß dies Utopie ist.
Aber so könnte man "sie" noch schneller erkennen.

Vielen Dank für die vielen Antworten und fürs Mitmachen.

Klaus


KlausKlaus antwortete am 08.09.02 (15:27):

Hallo,

mir fällt noch etwas ein. Lasst uns doch heute Abend beim Kandidatenduell
einfach die jeweiligen, gegenseitigen Beleidigungen zählen, um so zu erkennen,
wer der größere Dummkopf ist.

Ich werde mein Zählergebnis hier posten.

Gruß Klaus


Karl antwortete am 09.09.02 (11:53):

Lieber Klaus,

nun, was war das Ergebnis?

Mit den besten Grüßen

Karl


KlausKlaus antwortete am 09.09.02 (18:10):

Hallo Karl,
hallo Miteinander,

sie haben sich gegenseitig nicht beleidigt ( Schröder und Stoiber ).

Was Politiker können, sollten wir hier im Forum doch schon lange fertigbringen.

Aus meiner Sicht hat Schröder eine "gute Figur" gemacht, aber leider nur das -
Stoiber war nach meiner Meinung sprachlich, inhaltlich der Bessere.

Ich erwarte jedoch nicht, daß sich in Deutschland nach der Wahl etwas ändert,
da sind die Lobyisten vor.

Entschuldigt die themenfremden Ausführungen, sie gehören eigentlich ins Forum
Politik.

Gruß Klaus