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THEMA:   Bewegende Ereignisse - Erinnerungen

 9 Antwort(en).

E-l-e-n-a begann die Diskussion am 05.10.02 (17:56) mit folgendem Beitrag:

Der Tag der Einheit hat mich zurück blicken lassen auf Ereignisse, die für mich immer in Erinnerung bleiben werden.

Meine Frage an euch, erinnert ihr euch noch daran und wo bzw. wie habt ihr sie erlebt?

1952 Der Untergang der "Flying Enterprise"
Der Kapitän weigerte sich sein Schiff zu verlassen und kämpfte tagelang, bevor er letztlich doch aufgeben musste. Die ganze Welt zitterte und bangte mit.


1956 Der Untergang der "Andrea Doria"
Bei einem Wettlauf gegen die Zeit wurden 1.660 Menschen gerettet. Damals hatten wir noch keinen Fernseher und die Nachrichten wurden stündlich gehört.

1957 Der Untergang des Segelschulschiffes "Pamir"
Viele junge Kadetten und Seeleute starben. Da wir mit den Eltern eines Jungen befreundet waren, war das hautnahes, schreckliches Erleben für mich.

1963 Das "Wunder von Lengede".
Nach 14 Tagen wurden 11 totgeglaubte Bergleute mit weltweiter Hilfe gerettet. Der Fernseher lief ständig und in jeder freien Minute schaute ich, ob es etwas Neues gibt. Als dann die Rettungsbombe den ersten Verschütteten ans Tageslicht brachte, habe ich geheult, wie ein Schloßhund.

1963 Die Ermordung Kennedys.
Die Abendnachrichten verspäteten sich wegen einer akutellen Meldung aus Dallas, so hieß es damals. Der Schock ging in sekundenschnelle um die Welt und hielt lange an. War der junge Präsident doch Hoffnungsträger für Vieles. (Heute sehen wir ihn in einem anderen Licht, aber sein Aufbruch in eine neue Zeit war unverkennbar).

1967 Der 6-Tage-Krieg im Nahen Osten.
Ich habe vor Angst geflennt, denn meine Kinder war noch sehr klein und Krieg ist für mich die schrecklichste aller Vorstellungen.

Auch später gab es bewegende und aufregende Ereignisse, aber vielleicht wurde die Zeit so hecktisch und die Nachrichten so vielfältig, daß davon nur wenig hängen blieb...

... ausser natürlich der Mauerfall ...

Noch heute bekomme ich Gänsehaut, wenn ich an diese Zeit denke. Niemals hätte ich mir vorstellen können, dass es zu einer Wiedervereinigung kommen könnte, denn alles war so festgefahren und zementiert.

Ich würde von euch gern einmal wissen, welche Ereignisse für euch die Bewegendsten waren.

Damit meine ich natürlich und nicht den ersten Kuß, die Hochzeit oder Geburt der Kinder ..... *gg*


Fred Reinhardt antwortete am 05.10.02 (19:48):

1952 ein Jahr meiner zweiten Geburt.
Am 19.01.1952 fuhr ich mit der Mittagsschicht auf der Zeche Friedrich Ernestine auf ca 900 Tiefe in Essen ein.
Einige Stunden später lag ich unter Bruch und wurde erst am 21.01.gegen Mittag im St. Vinzens - Krankenhaus in Essen Stoppenberg eingeliefert.
Diese Krankenhaus habe ich erst nach 1 Jahr wieder verlassen. 11 Monate, erst Streckverbände dann Gips an beiden Beinen bis zu den Rippen, waren meine schimmste Leidenszeit im Leben.
Von meinen 20. zum 21. Lebensjahr total ans Bett gefesselt.

Weil es bei uns keine Arbeit in Bayern - Franken gab und ich nach meiner Lehre als Zimmermann keine Stelle bekam ging ich -- nicht so gerne -- ins Bergwerk. Auch nach dem Unfall fuhr ich wieder ein, habe aber später auf meinen Beruf in Essen, Velbert, Heiligenhaus, Duisburg und Düsseldorf gearbeitet.

Mein Dank gilt heute noch den Ärzten die mich so hingebracht haben. Zurück blieb nur ein etwas kürzeres Bein.

1957 ging ich nach Bayern - Franken zurück, es gab Arbeit und ich machte mich selbstständig.


Regina antwortete am 06.10.02 (09:23):

1943 Hitler fährt an unserem Haus vorbei in die Jahrhunderthalle. Das Massengeschrei konnte man bis zu uns herüber hören.

1945 Flucht. U.a. konnten wir vom Zug aus mit ansehen, wie Dresden brannte.

Nach 1945 Armut. Fringsen und Betteln.

Februar 2002 Tochter heiratet in Mali.
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Solche Aufstellungen kann man hier natürlich nur in Kürzest-Fassung einbringen. Es gibt noch viel mehr "bewegende Ereignisse".


Johannes Michalowsky antwortete am 06.10.02 (10:39):

Da gibt es doch eine ganze Menge von Ereignissen, an die man sich, so gefragt, zurückerinnert. Einige sind schon genannt, mir sind noch viele andere eingefallen:

Stalingrad und "Wollt Ihr den totalen Krieg...???"

Die letzten Kriegstage und der Einmarsch der Amerikaner

Freiwllige Flucht vor den Sowjets am 1.7.45

Die Währungsreform, Aufhebung der Bewirtschaftung, das erste Rumpsteak, das erste Ei, der erste Liter Milch offiziell ohne Marken

Koreakrieg

17. Juni 1953

Friedland, Rückkehr der letzten deutschen Kriegsgefangenen aus der Sowjetunion

Doppelkrise Suez/Ungarn 1956

Mauerbau

Kubakrise

Prager Frühling und sein Ende 1968

Apollo XIII (mehr als die Mondlandung)

Mauerfall ist das Ereignis, das am frischesten in Erinnerung ist und auch bei mir große Emotionen ausgelöst hat. Umso größer allerdings die später heraufkeimende Enttäuschung, die die damaligen Ereignisse relativiert.

Sicher fällt mir nachträglich noch mehr ein, es passiert viel in 70 Jahren!


Chris antwortete am 06.10.02 (17:21):

@Elena,

einige deiner Daten, sind auch für mich unvergesslich:

dazu kommt:

Sept. 1949 : mein 1. Schultag

4. Okt. 1957 : Start eines Sputnik der UDSSR

21. Juli 1959 - N. Armstrong betritt als 1. Astronaut den Mond

Nov. 1989 - Fall der Berliner Mauer

Sicher gibt es auch private Ereignisse, aber die sind hier nicht angebracht!


Chris


Fred Reinhardt antwortete am 06.10.02 (17:46):

Hallo Karl,
ich bitte dich meinen Beitrag vom 05.10.02 19:48 zu löschen.
Es war mein Missverständnis, nicht persönliche Erlebnisse waren gefragt sondern geschichtliche Ereignisse.
Im Mai 1945 war der Krieg aus !!! Was wichtigeres gab es nicht.
Gruss Fred Reinhardt


E-l-e-n-a antwortete am 06.10.02 (19:35):

Natürlich sind hier auch private Dinge gern gelesen, aber die sind so vielfältig, dass ich die nicht beschreiben wollte.

Das wäre vermutlich - jedenfalls für mich - eine endlose Geschichte geworden *gg*


Hans-Jürgen antwortete am 06.10.02 (20:48):

Denken muß ich auch an den 17. Juni 1953, an Ungarn 1956, das Wirken der Solidarnosc in Polen und die Verhängung des Kriegsrechts gegen sie ...

Hans-Jürgen


Karl antwortete am 06.10.02 (23:50):

Lieber Fred,

Dein Zäsurerlebnis, lass es doch stehen. Die Grenze zwischen politischen und privaten Erlebnissen ist nicht so scharf.

Ich habe als einschneidenstes Erlebnis bisher auch ein privates durchleben müssen, mein fast 1 jähriger bestialischer Kopfschmerz nach einer Ohroperation 1989. Ich habe damals oft mit finalen Gedanken gespielt, mich mit der Zeit durch die arztunabhängige Auswahl der richtigen Medikamente und akribische Buchführung aber davon befreit.

Mit freundlichen Grüßen

Karl


e k o antwortete am 07.10.02 (12:27):

Genscher zu den Flüchtlingen in der deutschen Botschaft in Budapest: "Ich bin gekommen, Ihnen mitzuteilen, dass Ihre Ausreise"...................
Dieser Befreiungsschrei jagt mir heute noch Schauer über den Rücken, wenn ich ihn wieder höre.

Aber auch die ganzen Szenen ( "Wahnsinn" war damals das wohl am meisten gebrauchte Wort) nach dem Mauerfall und die Ereignisse in den osteuropäischen Ländern haben mich gefesselt und tief berührt.